Ein Winnender in Wittenberg: Ägidius Hunnius

Ägidius Hunnius (geb. Hunn) und Winnenden

Bild: Ägidius Hunnius der Ältere, Ö/H, 17. Jh., Stadtkirche Wittenberg

Ägidius Hunnius wird am 21.12.1550 in Winnenden geboren, als ältester Sohn des Färbermeisters Egidius Hunnius und seiner Frau Apollonia. Kaspar Leyser, der Vater Polykarp Leysers des Älteren, tauft ihn. Die ersten Lebensjahre verbringt er in seiner Heimatstadt Winnenden, wo er die Lateinschule besucht. Ab 1563 besucht er die Klosterschule in Adelberg, ehe er 1564 nach Maulbronn wechselt. Am 1.11.1564 immatrikuliert er sich in Tübingen. 1576 schließt er seine Studien mit dem Doktorgrad in Theologie ab. 1577 ist er zunächst Professor der Theologie in Marburg ehe er 1592 Theologieprofessor und Konsistorialrat in Wittenberg wird. Am 4.4.1603 stirbt Hunnius in seinem Wittenberger Haus. Noch auf dem Sterbebett soll Hunnius ergreifende Predigten geschrieben haben. Salomon Gesner hält die Leichenpredigt, die kurz darauf auch im Druck erscheint.

Werk

Bild: Ägidius Hunnius, Kupferstich, 17. Jh., Österr. Nationalbibliothek

Hunnius’ Gesamtwerk ist reich und vielgestaltig, umfasst Polemiken und Kommentare ebenso wie theologische Abhandlungen und biblische Dramen. Hunnius tritt in seinen oft scharf formulierten Traktaten als Lutheraner vor allem dem Calvinismus entgegen. Mit Daniel Hoffmann streitet er über die Ubiquitätslehre, mit Samuel Huber über dessen Meinung, die göttliche Gnadenwahl sei allgemein. Auch gegen den Katholizismus kämpft er an, wendet sich gegen den Papst und die Praxis des Ablasshandels. Im Regensburger Religionsgespräch spiegelt sich diese kritische Haltung ebenso wie bei der Auseinandersetzung mit Vertretern der Gegenreform, etwa den Jesuiten Jakob Gretser und Mathias Tanner. In seiner Relatio historica de habito nuper Ratisbonae colloquio (1602) hallt dieser Konflikt nach. Hunnius’ Schwiegersohn gibt die dogmatischen Schriften heraus, die in fünf Bänden erscheinen. Darin setzt er sich vor allem mit der Exegese der Briefe des Paulus auseinander. Auch biblische Dramen zum Leben Josephs und Ruths verfasst Hunnius. Durch seine kämpferischen Postillen wirkt er nach bis weit ins 17. Jahrhundert. Sie erscheinen in drei Auflagen und finden neben den Schriften Luthers weite Verbreitung.

Bibliographie

Zu Hunnius

  • Matthias, Markus: Theologie und Konfession: Der Beitrag von Ägidius Hunnius (1550 - 1603) zur Entstehung einer lutherischen Religionskultur. Leipzig: Evang. Verl.-Anst., 2004 (Leucorea-Studien zur Geschichte der Reformation und der Lutherischen Orthodoxie; 4)
  • Adam, Gottfried: Der Streit um die Prädestination im ausgehenden 16. Jahrhundert : eine Untersuchung zu den Entwürfen von Samuel Huber und Aegidius Hunnius. Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verl., 1970 (Beiträge zur Geschichte und Lehre der reformierten Kirche; 30)

Werke von Hunnius (Auswahl)

  • Hunnius, Aegidius: Widerlegung der ungegründten Aufflagen. Frankfurt am Main: Spieß, Johann, 1597
  • Hunnius, Aegidius: Historischer bericht / Von dem zu Regenspurgk unlangst gehaltenen Colloquio, zwischen den Theologen Augspurgischer Confession und den Papisten. Wittenberg: Helwig, 1602
  • Hunnius, Aegidius: Bericht vom christlichen Abschied Doktor Martin Luthers […]. Wittenberg: Gorman, 1613
  • Hunnius, Aegidius: Von der Erbsünde, gründliche und richtige Erklärung, darinn der Unterscheidt zwischen der verderbten menschlichen Natur, und der Erbsünd selbst […]. Frankfurt am Main: Spieß, 1594
  • Hunnius, Aegidius: Commentarius in epistolam divi Pauli Apostoli ad Ephesios. Frankfurt am Main: Spieß, 1593
  • Hunnius, Aegidius: Epistolae Divi Apostoli Pauli Ad Philippenses Expositio Plana Et Perspicua. Lübeck: Albertus, 1601