E-Mails am Lehrer: Typische Probleme

 

MfG, LG u. a. Aküs

Viele Lehrer mögen keine Abkürzungen in der Schlussformel. Warum? Sie zeigt, dass ihr euch keine Zeit nehmen wollt, dass ihr den Anlass für geringfügig haltet.

Liebe Grüße

Wenn ihr nicht ein ausgezeichnetes Verhältnis zur Lehrkraft habt, vermeidet ihr diese Floskel besser. Sie wirkt sehr vertraulich. Es ist außerdem das Vorrecht der Lehrkraft, Nähe herzustellen.

Guten Tag

So beginnen die lästigen Schreiben von Internethändlern und Lotteriebetreibern – Schüler sollten nicht so grüßen. Ungeeignet sind auch: „Hey“, „Na“, „Guten Morgen“, „Hi“ und „Moin“. „Hallo“ liegt im Graubereich, sicher ist die Variante „Sehr geehrter Herr Müller“ oder, falls du mit der Lehrkraft besser vertraut bist, „Liebe Frau Schulze“.

Mit freundlichsten Grüßen

Das wirkt geradezu süffisant, ironisch, jovial, jedenfalls nicht ernsthaft. So etwas löst nur Befremden aus!

Da sie einer meiner Lieblingslehrer sind …

Dies muss keineswegs auf Gegenseitigkeit beruhen und wirkt dann kontraproduktiv. Besser ist es, sachlich auf die Erfahrung und Expertise der Lehrkraft einzugehen. Was allerdings nicht akzeptabel ist, ist folgendes Beispiel: „Hiermit bitte ich sie nun, da sie die nötige Qualifikation besitzen, mir ein solches Gutachten auszustellen.“ Wer beurteilt denn das dafür nötige Maß an Qualifikation? Und woher weißt du, dass der Lehrer diese Qualifikation besitzt?

in nicht zu ferner Zukunft / Ich bitte sie um eine zeitnahe /oder: schnelle) Antwort / so schnell wie möglich

Das ist zwar höflich gedrängelt, aber dennoch gedrängelt. Nenne lieber ein Datum! Dann kann die Lehrkraft sich darauf einstellen, wieviel Zeit ihr bleibt und den Vorgang entsprechend einordnen.

Sehr geehrter Herr Mustermann, da ich in diesem Jahr

Auch in der E-Mail ist die Anrede vom Textkorpus durch eine Leerzeile abzusetzen. Das gilt auch für die Schlussformel.

ein Gutachten … leisten

Ein Gutachten fertigt man an. Sei präzise bei der Wahl der Verben. Typische Wortverbindungen lassen sich recht leicht im Online-Duden oder im Wiktionary nachschlagen.

schicken sie es mir bitte per Post an :

Eine Unverschämtheit! Ich soll Porto für einen Gefallen aufwanden, den der Schüler mir abverlangt? Das würden nur extrem dumme oder gutmütige Lehrer tun. Besser wäre es, dem Lehrer einen vorfrankierten Umschlag beizulegen – und am allerbesten, den Umschlag dann auch selbst abzuholen.

schicken sie / ihr Unterricht

Die Pronomen der höflichen Anrede schreibt man groß.

Empfelungsschreiben

Wer in einem so wichtigen Begriff einen so auffälligen Rechtschreibfehler platziert, mindert seine Chancen auf ein Entgegenkommen der Lehrkraft ganz erheblich.

Darin sollte enthalten sein …

Gut! Wer etwas will, sollte es möglichst genau beschreiben. Hilfreich ist es, die erforderlichen Links und Materialien bereitzustellen und alle wichtigen Informationen anzuhängen.

ich schreibe ihnen heute aus dem Grund …

Abgesehen von der Umständlichkeit dieser Formulierung – ein Schreiben beginnt man nie mit „ich“! Auch bei einer E-Mail nennt sich nur der Esel zuerst!

Wer könnte dies besser, als ein Lehrer wie Sie?

Solche allzu offensichtlichen Schmeicheleien bringen dich nicht weiter. Der Lehrer wird sich eher veräppelt fühlen, auch, wenn du die Bemerkung durchaus ernst meinst.

wie Sie vielleicht schon mitbekommen haben

Das ist etwas großkotzig. Warum sollte alle Welt über deine Pläne Bescheid wissen? Entweder hast du die Lehrkraft selbst darüber informiert, oder dein Vorhaben wurde offiziell bekanntgemacht. 

ob Sie dies für mich erledigen

Auch nicht sehr fein! Der Lehrer „erledigt“ nicht etwas – er ist nicht dein Handlanger. Er fertigt ein Schreiben aus, freundlicherweise. Das ist keine Dienstleistung, sondern ein Entgegenkommen!

M. Schneider

Du wirst doch wohl deinen Namen ausschreiben, mit dem die Lehrkraft dich anspricht?

Sendebestätigung

Von solchen Überwachungsmaßnahmen sei abgeraten! Der ranghöhere Empfänger gewährt euch einen Gefallen, wenn er das Schreiben überhaupt liest, er muss euch nicht auch noch bestätigen.

Vielen Dank im Vorraus!

„Voraus“ schreibt man mit nur einem „r“! Es ist außerdem unüblich, sich für einen Gefallen zu bedanken, der noch aussteht!

in ihrer wertvollen Zeit

Also, ganz so unterwürfig sollte es auch nicht klingen! Ihr seid ja keine Leibeigenen oder Dienstboten, die sich dem gefürchteten Herrn nur „untertänigst“ nähern dürfen. 

Kürze

Lehrende mögen keine Einzeiler! Wer etwas möchte, sollte sich auch in der gebotenen Ausführlichkeit dazu erklären!

E-Mail-Adressen

Es versteht sich mittlerweile von selbst, dass E-Mail-Adressen nicht lächerlich, putzig oder abschreckend sein sollten. Ungeeignet sind z. B.: einhoernchen@web.de; drittesauge@darkweb.com; vfb-fan@berglen.de.

Uhrzeit

Der Lehrer sieht in der Regel an der Sendezeit, wann ihr die E-Mail verfasst habt. Ungut ist, wenn die E-Mail am Tag vor der Klassenarbeit um halb eins eintrudelt…!

J<3<3!!!!!!!!!!!!!!

Wenn die Lehrkraft selbst auch Smileys einsetzt, mag das noch angehen. Zu vermeiden sind in jedem Fall farbenfrohe und ausgefallene Emoticons, Herzchen und Häufungen jeglicher Art.

Hervorhebungen

Stell dir vor, du willst nach der Stunde einen Gesprächstermin ausmachen und baust dich beidarmig winkend und laut schreiend mit einer Nasenlänge Abstand vor der Lehrkraft auf, jede Silbe BE-SON-DERS betonend. Fettdruck, rote Textmarkierungen, Unterstreichungen und Großbuchstaben haben in der E-Mail eine vergleichbare Wirkung.

Betreff

Formuliere die Betreffzeile aussagekräftig: Wer schreibt? Worum geht es?

Probleme und Kritik

Wenn ihr etwas sehr Persönliches mitteilen möchtet, ist das persönliche Gespräch allemal die bessere Variante. Für Kritik gilt die Regel: Kritik immer mündlich, Lob besser schriftlich!