Sich melden - und drankommen

Viele Schüler haben das Gefühl, sie würden im Unterricht zu selten aufgerufen. Dazu ist es wichtig, den Standpunkt des Lehrers zu kennen. Prinzipiell hat die Lehrkraft großes Interesse an Schülerbeiträgen.

  • Sie zeigen, ob ihr dem Unterrichtsgeschehen folgt und ihr Interesse habt,
  • Die Lehrkraft erfährt, ob ihr den Stoff verstanden habt oder etwas unklar ist,
  • Ihr zeigt eurer Lehrkraft, ob ihr sie schätzt,
  • Ihr Unterricht wird durch eure Beteiligung lebendiger und für die Lehrkraft befriedigender,
  • Sie kann euren Leistungsstand einschätzen, auf euch eingehen und euch Rückmeldungen geben.

Um sicherzustellen, dass alle regelmäßig drankommen, haben Lehrer einige Tricks gelernt und Routinen entwickelt – etwa den, abwechselnd Mädchen und Jungs aufzurufen, Meldungen immer aus unterschiedlichen Sitzreihen aufzurufen oder die Schüler reihum. Allerdings verlieren sich solche Muster im Alltag oft. Auch eure Klassenstufe hat einen Einfluss. Während sich die Lehrkraft in den meisten Unterstufenklassen kaum retten kann vor Meldungen, kann es in der Oberstufe streckenweise sehr zäh werden. Als Unterstufenschülerin solltest du bedenken, dass du von deinem Platz im Gegensatz zum Lehrer meist nicht alle Meldungen siehst. Bei etwa dreißig Schülern in der Regelklasse kann dich die Lehrkraft nicht fortwährend aufrufen! Schon die Tatsache, dass du dich meldest, wird oft anerkannt.

Wer gerne öfter aufgerufen würde, sollte einige Dinge berücksichtigen:

  • Sitzposition: Wichtig ist die Sitzposition im Klassenzimmer. Ist das Klassenzimmer in Reihen aufgeteilt, liegen die besten Sitzplätze liegen in der Mitte der zweiten Reihe, seltener gesehen wird man am Rand des Klassenraums. Manche Lehrkräfte halten sich im Unterricht öfter auf einer Seite des Klassenraums auf – dorthin sollte man sich vorzugsweise setzen. Selten gesehen wird, wer sehr klein ist und von größeren Mitschülern verdeckt wird. Auch Wandvorsprünge und Schränke können nachteilig sein.
  • Ausleuchtung: Nicht immer sind Klassenzimmer gleichmäßig ausgeleuchtet. Schwach ausgeleuchtete Ecken sollte man meiden.
  • Meldetechnik: Je nach Geräuschempfindlichkeit der Lehrkraft kann man sich beim Melden kurz räuspern, wenn man sonst nicht gesehen wird. Wichtig ist, den Oberkörper der Lehrkraft zuzuwenden, sich schnell, entschieden und mit voll ausgestrecktem Arm zu melden und – falls man am Rande des Blickfelds sitzt – mit dem Arm ins Blickfeld der Lehrkraft einzudringen und gegebenenfalls die Finger vom Handteller abspreizen.
  • Klomeldungen: Wer sich häufig meldet, um einen Klogang zu beantragen, wird künftig seltener aufgerufen. Das gilt besonders, wenn man sein besonderes Bedürfnis direkt im Anschluss an eine Diskussionsfrage des Lehrers zum Ausdruck bringt.
  • Häufigkeit des Meldens: Prinzipiell kommst du oft dran, wenn du dich oft meldest – das ist eine Binsenweisheit. Es ist aber auch nicht empfehlenswert, sich ständig zu melden. Manche Fragen haben ein niedrigeres Niveau, da hilft es dir weniger, wenn du sie beantwortest.
  • Meldezeitpunkt: Meldungen sind nicht immer erwünscht. Das gilt besonders, wenn du dich in einer Phase meldest, in der die Lehrkraft gerade zu einem Vortrag ansetzt oder unter Zeitdruck ist. Heikel sind außerdem oft die ersten und letzten Minuten.
  • Blickkontakt: Damit der Lehrer einschätzen kann, ob dein Beitrag hilfreich sein könnte, solltest du unbedingt Blickkontakt suchen. Wichtig ist ein offener, freier Blick. Öffne die Augen ein wenig weiter als sonst.
  • Haltung zum Unterricht: Wer sich oft aus dem Unterricht zurückzieht, lustlos mitarbeitet oder mit den Nebensitzern quatscht, wird weniger oft aufgerufen, selbst, wenn er ausnahmsweise etwas Produktives beizutragen hätte.
  • Qualität: Wer häufig mit unsinnigen Beiträgen auffällt oder nur wiederholt, was bereits gesagt wurde, wird in Zukunft seltener berücksichtigt.
  • Gespräch mit dem Lehrer: Wenn man trotz häufigen Meldens im Unterricht selten aufgerufen wird, lohnt es sich, mit der Lehrkraft zu sprechen. Dabei vermeidet man Vorwürfe („Sie nehmen mich nie dran!“). Besser sagt man, dass man gerne etwas beitragen möchte und bittet darum, öfter aufgerufen zu werden. Hilfreich kann es auch sein, konstruktiv die Zonen zu benennen, die von der Lehrkraft öfter übergangen werden.