Zum Verfassen einer Texterörterung

Einleitung

  • Die Texterörterung (auch: textabhängige oder textbezogene Erörterung) ist eine der wichtigsten Aufsatzformen der Oberstufe. Die kritische Auseinandersetzung mit argumentierenden Texten wird in fast jedem Studiengang verlangt in manchen ist sie das Hauptgeschäft (Jura, Soziologie. Politologie).
  • Je nach Wortlaut der Operatoren ist diese Aufsatzform im Kern zweiteilig: Erstens soll herausgestellt werden, wie argumentiert wird (bzw. welche Position der Verfasser einnimmt), zweitens sollen diese Aussagen erörtert werden. Meistens lauten die Operatoren dazu: „Arbeite heraus!“ und „Nimm Stellung!“.
  • Gegenstandeiner Texterörterung sollten (journalistische) Meinungstexte sein, bei denen eine geschlossene Argumentation nachgezeichnet werden kann – Kommentare, Kolumnen, Leitartikel, Leserbriefe, offene Briefe, Streitschriften. Weniger geeignet sind Glossen.
  • Damit unterscheidet sich die Texterörterung von der Sachtextanalyse (die lediglich untersucht, wie ein Sachtext auf den Leser einwirkt) und der materialbezogenen Erörterung (die im Grunde eine dialektische Erörterung ist, die sich auf vorhandenes Material stützt).
  • Welche Kenntnisse sind dazu nötig? Ein gesellschaftspolitisches und kulturelles Hintergrundwissen ist hilfreich, wenn Beispiele gefunden werden sollen. Im Vorteil ist, wer journalistische Textsorten kennt und Argumentationsformen benennen kann. In sprachlicher Hinsicht werden ein klarer, stringenter Sachstil und Distanzierungsvermögen verlangt, also: eine sichere Beherrschung des Konjunktivs. Am wichtigsten aber sind kritisches Denken und die Fähigkeit, seine Gedanken zu ordnen.

Texterschließung zur Erörterung

  • Die gründliche Erschließung des Ausgangstexts ist die Voraussetzung für eine konsequent textbezogene Erörterung.
  • Im Gegensatz zur Textanalyse steht beim Erschließen die Argumentation im Vordergrund, weniger die Gestaltungsweise!
  • Folgende Punkte solltest du auf der Textvorlage bearbeiten:
  1. Welche Abschnitte lassen sich unterscheiden? Welche Funktion haben sie jeweils? (Zeilen nummerieren!)
  2. Wie lautet der Titel? Was verrät er über die Position des Verfassers?
  3. Was lässt sich über den Autor oder die Autorin des Texts aussagen? Ergeben sich aus Herkunft, Berufstätigkeit, öffentlicher Rolle, Alter und Geschlecht Anhaltspunkte für die Argumentation?
  4. In welchem Medium ist der Text erschienen? Im Grunde sind Journalisten in Deutschland nicht an die herrschende Meinung in der Redaktion gebunden, die Tendenz des Mediums kann aber die Meinung des Verfassers beeinflussen: ZEIT = bürgerlich-liberal, FAZ / Die Welt = bürgerlich-konservativ, taz = linksliberal, Süddeutsche = sozialliberal.
  5. Wann ist der Text erschienen – was lässt sich aus dem Erscheinungsdatum schließen? Wieviel Distanz zum Geschehen ist dadurch gegeben?
  6. Um welche (journalistische) Textsorte handelt es sich (Essay, Kommentar, Kolumne, Leitartikel…). Jede Textsorte gehorcht eigenen Regeln. Davon ist abhängig, wie der Verfasser argumentiert!
  7. Welche zentralen Begriffe werden verwendet? Unterscheidet sich die Verwendungsweise vom üblichen Sprachgebrauch?
  8. Was ist, in einem Satz, die Position des Verfassers? Manchmal ergibt sich die Position des Verfassers schon aus dem Titel, meist steht sie nach dem zweiten Lesen fest. Anhaltspunkte sind Formulierungen, die Ablehnung oder Zustimmung zum Ausdruck bringen. Bei ironischen Texten ist Vorsicht geboten!
  9. Welche Strategien wendet er (oder) sie an, um die Leserschaft zu überzeugen? Solche Strategien können argumentativer Natur sein (z. B. die Häufung von Beispielen) oder rhetorischen Charakter haben (steigernde Anordnung von Belegmaterial, massiver Einsatz rhetorischer Fragen).
  10. Welche Argumente kannst du unterscheiden? Nummeriere die Argumente und benenne die Argumentationsschritte (Th = These, Bg = Begründung, Bl = Beleg), !
  11. Werden auch Gegenpositionen dargestellt? Wer vertritt sie?
  12. Wo fordert der Text deine Zustimmung ein? In welchem Punkt kannst du zustimmen? Warum?
  13. Wo reizt der Text zum Widerspruch? Inwiefern musst du widersprechen? Weshalb?
  14. Welche Argumentationstypen kannst du zuordnen? In der klassischen Rhetorik lassen sich dutzende Argumentationsfiguren unterscheiden. In der Schule beschränkt man sich auf wenige Kategorien. Populär ist die Unterscheidung von normativen Argumenten (die sich auf Werte und Regeln beziehen) und Sachargumenten (die sich auf Daten und Sachverhalte beziehen).

Überschrift

  • Die Überschrift macht dem Leser klar, wie sich der Verfasser mit dem Sachtext auseinandersetzt (nämlich: erörternd, nicht analytisch).
  • Ferner macht sie deutlich, wessen Argumentation verhandelt werden soll.
  • Drittens macht sie deutlich, was die Textgrundlage der Erörterung ist.
  • In der Überschrift ist deshalb zu nennen:
  1. Textsorte des Aufsatzes: Texterörterung,
  2. Autor*in,
  3. Titel der Textgrundlage.

Texterörterung zu Sabine Czernys „Muss es in der Schule Noten geben?“

Einleitung

  • In der Einleitung soll zunächst zum Problem hingeführt werden:
  1. Was ist das Problem? In der Regel bezieht der Verfasser Position hinsichtlich einer Entscheidung: Soll man dies oder jenes tun? Was ist richtig – dieses oder jenes? Gelegentlich kann es von Vorteil sein, diese Entscheidungsfrage der Klarheit halber auszuformulieren.
  2. Warum ist die Erörterung dieses Problems wichtig? Die Gründe dafür können vielschichtig sein. Das Problem könnte im Augenblick besonders drängend oder aktuell sein, viele Menschen betreffen oder besonders gravierende Folgen haben. Jedenfalls sollte man überzeugend darlegen, weshalb man sich überhaupt mit dieser Sache befasst!
  • Es folgt der Basissatz:
  1. Wer hat den Text verfasst? Nenne den Verfasser mit dem vollständigen Vor- und Zunamen! Verwende im Aufsatz auch später niemals nur den Vornamen!
  2. Wer ist das? Führe aus, welche öffentliche Rolle der Verfasser hat!
  3. Wie ist der Text überschrieben? Zitiere den Titel!
  4. Was für ein Text ist es? Nenne die Textsorte: Kommentar, Kolumne, Essay, Leitartikel…!
  5. Wann ist der Text erschienen? Nenne das Erscheinungsdatum! Das ist wichtig, um seine Aktualität bewerten zu können.
  6. Wo genau ist der Text erschienen – in welchem Medium, in welcher Rubrik? Führe beides an!
  • Außerdem solltest du die Position des Verfassers knapp umreißen: Wie steht der Verfasser (oder: die Verfasserin) dazu? Beschreibe die Position des Verfassers!
  • Ob ein förmlicher Überleitungssatz gewünscht wird, ist Geschmackssache.

In vielen Familien beherrschen Schulnoten das Gespräch am Mittagstisch, erzeugt Angst und Streit. Oft sind Noten aber auch der sichtbare Beweis für schulischen Erfolg. Ob sie jedoch zwingend erforderlich sind, um diesen Erfolg zu messen, untersucht die Grundschullehrerin und Autorin Sabine Czerny in ihrem Artikel „Muss es in der Schule Noten geben?“. Er ist am 29.12.2010 in der Rubrik „Pro und Contra“ auf Spiegel Online erschienen. Czerny ist der Auffassung, dass Noten in vielen Fällen unnötig oder gar schädlich sind. Im Folgenden sei zunächst geklärt, von welchem Notenbegriff Czerny ausgeht. Dann seien ihre Thesen knapp dargestellt und anschließend erörtert.

Definition der Leitbegriffe

  • Definiere nun die zentralen Begriffe.
  1. Beachte dabei die Definitionsregeln! Definitionen dürfen weder zu eng noch zu weit sein, noch sollten sie Negativbestimmungen enthalten oder den zu definierenden Begriff schlicht wiederholen. Achte auf klare, knappe, präzise Sprache.
  2. Prüfe, in welchem Sinn der Autor (oder: die Autorin) den jeweiligen Begriff verwendet. Möglicherweise weicht die Begrifflichkeit im Text von der Fach- oder Alltagssprache ab. Darauf solltest du hinweisen!
  3. Liefert der Text eine ausdrückliche Definition, dann zitiere sie!

Was also sind „Noten“ im Sinne Sabine Czernys? Offenkundig bezieht sie sich bei ihren Ausführungen auf „Schulnoten“ in Ziffernform, die eine Leistung einem Zahlenwert zuordnen. Solche Ziffernoten erlauben es, individuelle Leistungen zu abstrahieren, zu vergleichen und letztlich „eine Verteilung [der Schüler] vorzunehmen“ (Z. 14).

Strukturierte Textzusammenfassung

  • Ziel der strukturierten Textwiedergabe ist es, den Text so zu erschließen, dass die Gliederung des Texts und der Argumentationsgang deutlich wird. Thesen, Begründungen und Beispiele sollen isoliert werden, damit man dazu erörternd Stellung nehmen kann.
  • Andererseits soll deutlich werden, wie der Verfasser argumentiert (welche Argumentationstypen er verwendet), weswegen er diese Position einnimmt, wofür er eintritt und wogegen er sich verwahrt.
  • Die strukturierte Textwiedergabe sollte möglichst knapp sein, damit die eigenständige Prüfung der Argumente mehr Raum gewinnt. Orientiere dich an der Struktur des Ausgangstexts!
  • Prinzipiell ist es bei einseitigen Texten möglich, die Argumente aus dem Kontext zu lösen und nach abnehmender Überzeugungskraft anzuordnen, damit man sie im Hauptteil idealtypisch widerlegen kann. Ebenso könnte man bei Texten, die zwei Positionen gegenüberstellen, alle Pro- und alle Contra-Argumente zu sammeln und zusammenzustellen, um sie dann jeweils zu bestätigen oder zu widerlegen. Ein solches Vorgehen ist aber nicht ganz ungefährlich, weil sie den logischen und rhetorischen Zusammenhang des Texts missachten.
  • Achte insgesamt auf den Textfluss – gliedere den Text durch entsprechende Formulierungen: „Ferner…“, „Außerdem …“, „Im Gegensatz dazu…“.
  • Vermeide Ausrufe, Fragen und andere Mittel der Dramatisierung von Texten!
  • Wie geht man im Einzelnen vor?
  1. Sinnvollerweise nennt die Zusammenfassung die Zahl der Argumente, die vorgestellt werden.
  2. Es folgen nun strukturierende Floskeln, die das Argument mit seiner Stellung im Argumentationsgang einführen: „Erstens ist sie der Auffassung…“ / „Zweitens behauptet Czerny…“.
  3. Nun wird das Argument selbst vorgestellt. Wichtig ist dabei die sichere Anwendung der indirekten Rede:
  • Verwende den Konjunktiv bei der indirekten Wiedergabe von Aussagen des Autors!
  • Setze distanzierende Floskeln ein („… zufolge“, „nach Auffassung von“ ), verwende dann aber den Indikativ!
  • Verwende bewusst verschiedene Verben des Sagens und Meinens: „behauptet“, „erläutert“, „fordert“, „stellt in Frage“ … etc.
  • Zitiere nur, wo Begriffe nicht umschrieben werden können – ganze Sätze sollten gar nicht zitiert werden!
  • Belege die am Text ermittelten Thesen durch Zitatverweise (Z. 5, Z. 6f., Z. 7ff.)
  1. Mache nun deutlich, wie die Thesen zusammenhängend: „Daraus folgt …“, „Dies verdeutlicht sie mit …“, „Daraus leitet er ab …“.

Was hat Czerny gegen Noten einzuwenden? Aus vier Gründen lehnt die Autorin und Pädagogin diese Form der Leistungsmessung ab. Erstens ist sie der Auffassung, dass Noten „keine Aussage über die tatsächliche Kompetenz und die Leistung eines Schülers“ zulassen (Z. 7-8). Sie begründet dies damit, dass Noten stark von der Lerngruppe und vom erteilten Unterricht abhängig seien. Damit relativiert sie die Aussagekraft von Noten: Einen „objektiven Maßstab“ (Z. 10) gebe es nicht. Sie betont den Vorrang individueller Bewertungskriterien und stellt sich damit als Pädagogin gegen das Prinzip der direkten Vergleichbarkeit von Schülerleistungen, wie sie die Ökonomie der Schule abverlangt. Zweitens behauptet Czerny, dass Noten […].

Hauptteil

  • Im Hauptteil empfiehlt es sich, alle Argumentationsschritte einzeln zu prüfen. Jeder Prüfungsschritt ist gleich aufgebaut:
  1. Verweis auf die Stellung des Arguments in der Argumentation,
  2. Aussagen über Zustimmung oder Ablehnung;
  3. Ausführen des Arguments im Text, evtl. ergänzt um fehlende Beweisschritte;
  4. Gegenposition durch Widerlegung und zusätzliche Argumente.
  • Vier Prüfungsergebnisse sind grundsätzlich möglich:
  1. Ablehnung: „ist abzulehnen“, „ist unzutreffend“;
  2. Zustimmung: „ist zuzustimmen“, „trifft vollkommen zu
  3. eingeschränkte Zustimmung: „trifft zu, allerdings nur teilweise“, „gilt nur mit Einschränkungen
  4. bedingte Ablehnung: „ist im Grunde abzulehnen und trifft nur in einer Hinsicht zu“, „ist weitgehend abzulehnen“.
  • Danach ist das Argument vollständig auszuführen: mit der Behauptung, der Begründung und dem Beleg. Liefert der Text lediglich eine Behauptung, sollten eine mögliche Begründung und ein Beispiel ergänzt werden, damit die Erörterung nicht zu einseitig gerät.
  • Es folgt das Gegenargument, auch dann, wenn man zustimmt! Wenn man sich dieses Gegenargument nicht zu eigen machen will, sollte man durch distanzierende Formulierungen deutlich machen, dass man diese Auffassung nicht teilt: „Gegner des Benotens könnten einwerfen…“ / „Dagegen ließe ich anführen…“ / „Man könnte einwenden, dass…“ .
  • Auch das Gegenargument ist mindestens dreistufig auszuführen – mit Gegenbehauptung, Begründung und Beleg. „Mindestens dreistufig“ heißt, dass für jede Behauptung eine Begründung und ein Beleg erforderlich ist, dass du aber mehrere sinnvolle Begründungen und Belege ergänzen kannst.
  • Ein Gegenargument ist zunächst eine Entkräftung des Arguments – man sagt zunächst, warum die Gegenposition falsch ist, ehe man zusätzlich weitere einschlägige Argumente verwendet. Eine Widerlegung kann sich auf verschiedene Schwächen der Argumentation beziehen:
  1. auf innere Widersprüche, die sich aus der Argumentation selbst ergeben (Logikmängel)
  2. auf verbreitete Denkfehler, Klischees und Vorurteile (Trugschlüsse)
  3. auf falsches Datenmaterial (sachliche Fehler)
  4. auf die problematische Verwendung von Quellen und Beispielen (Belegmängel).
  • Wo es sich anbietet, können sachverwandte Zusatzargumente ergänzt werden. Wer eben festgestellt hat, dass Noten dem Schüler klar zeigen, wo er steht, wird sinnigerweise anführen, dass sie auch dem Lehrer eine klare Leistungsdiagnose erlauben.
  • Ob es möglich und sinnvoll ist, blockweise vorzugehen, also zunächst alle Argumente und dann erst alle Gegenargumente aufzuführen – das hängt von der Textgrundlage ab. Ist der Text sehr einseitig, fehlen Gegenargumente völlig, wäre ein blockweise gegliederter Aufsatz denkbar. Enthält der Text jedoch Pro- und Contra-Argumente, ist vom blockweisen Vorgehen abzuraten.

Hat Sabine Czerny Recht damit? Ihre erste Aussage, dass Noten keine Aussagen über den Lernstand des Schülers zuließen (Z. 7-8), trifft teilweise zu. Einflüsse wie die Tagesform des Schülers werden bei der Notengebung ebenso wenig berücksichtigt wie Kompetenzen, die nicht ins vorgegebene Notenraster passen. Eine Note sagt beispielsweise noch nichts darüber aus, ob ein Schüler wegen der Trennung seiner Eltern ungenügende Leistungen erbringt oder weil er den Stoff nicht verstanden hat. Anderseits bilden Noten tatsächlich die Leistungen ab, die alle Schüler im gegebenen Zeitraum erbringen – und zwar unter denselben Bedingungen, anhand derselben Mittel. Ein gerechter Vergleichsmaßstab ist erforderlich, damit der Schüler seine Leistungen bewerten kann. Eine Sechs im Vokabeltest zeigt zum Beispiel anschaulich, dass dem Schüler die geforderten Vokabelkenntnisse abgehen. Czernys zweite Behauptung, […].

Schluss

  • Der Schlussteil beginnt in der Regel mit einem Signal: Jetzt folgt das Fazit! Übliche Formulierungen sind: „Abschließend …“ / „Insgesamt lässt sich feststellen…“
  • Nun schließt sich eine kritische Prüfung der Position des Verfassers an. Es ist oft nicht sinnvoll, die Position des Verfassers in Bausch und Bogen zu verdammen, sinnvoller ist es, Stärken und Schwächen der Argumentation unbefangen darzustellen. Eine eingeschränkte Zustimmung oder bedingte Ablehnung zeugt von Reflexionsvermögen und der Fähigkeit zum Standpunktwechsel. Je nach Haltung zum Text beginnt man mit den Einwänden gegen die Position des Verfassers, wenn man im Grunde zustimmt. Wenn man die Position des Verfassers insgesamt ablehnt, wird man damit beginnen, welche Aussagen des Verfassers zutreffen.
  • Ein wichtiges Element des Schlussteils ist die kritische Bewertungder Argumentation: Welche Argumentationsmuster fallen auf? Gibt es Fehler oder Lücken im Argumentationsgang? Wo gibt sich der Verfasser Trugschlüssen hin?
  • Der nächste Schritt ist die Vorstellung von Alternativen: Was wäre ein Gegenprogramm zur Position des Verfassers? Wie könnte man umsetzen, was der Verfasser fordert?
  • Ein mögliches Element des Schlussteils ist der Ausblick: Welche künftigen Entwicklungen sind möglich? Was würde geschehen, wenn die Position des Verfassers sich durchsetzt? Was geschieht, wenn sich diese Position eben nicht durchsetzt? Warum wird sich diese Position nicht durchsetzen? Warum doch?
  • Zuletzt folgt ein abschließender Satz, der die eigene Position kurz zusammenfasst.

Abschließend lässt sich sagen, dass Czernys Position eingeschränkt zuzustimmen ist. Nach meiner Auffassung spiegeln Noten oft tatsächlich nicht den wirklichen Leistungsstand eines Schülers wieder, sie sind sozial ungerecht und demotivieren die Schüler. Andererseits übersieht Czerny, dass Noten oft die einfachste und übersichtlichste Form der Rückmeldung an Schüler und Eltern sind. Ihre Argumentation ist zuweilen etwas einseitig; viele Thesen gehen an der Schulwirklichkeit vorbei, weil Czerny trotz ihrer Vertrautheit mit dem Arbeitsfeld Schule Sachzwänge ignoriert und rein normativ argumentiert. Leistungsberichte in Schriftform sind zum Beispiel besonders aufwendig. Dennoch sollte man prüfen, wie man die Bedeutung von Noten für Schüler und Eltern relativieren kann. Viele Noten könnten beispielsweise durch dokumentierte Rückmeldegespräche oder durch klare Kriterienraster ersetzt werden. Eine gerechte und nachvollziehbare Bewertung könnte vielen Eltern und Schülern vermeidbaren Streit und unnötige Angst ersparen – dafür müssen wir auf Noten nicht völlig verzichten.