Ein Winnender auf dem Tübinger Rektorensessel

Biographie und Bezug zu Winnenden

Bild: Lucas Kilian: Johann Georg Sigwart, Kupferstich, 1614

Johann Georg Sigwart war der Sohn des Winnender Bürgermeisters Michael Sigwart (1507-1563) und dessen Frau Magaretha Grienenberger. Geboren wird er am 16.10.1554. Gemeinsam mit Ägidius Hunnius dem Älteren besucht Sigwart zunächst die örtliche Lateinschule. Nach dem Examen 1570 in Stuttgart wechselt er 1571 an die Klosterschule in Lorch und 1574 an die Klosterschule in Adelberg. 1575 besteht er trotz einer schweren Erkrankung die Aufnahmeprüfung für die Universität Tübingen. Dort erwirbt er 1576 den Grad eines Baccalaurus und wird 1578 Magister der Philosophie. Danach studiert Sigwart Theologie bei Jakob Andreae, Jacob Heerbrand und Theodor Dietrich Schnepf. 1584 wird Sigwart Diakon und nach dem Tod von Schnepf Pfarrer in Tübingen; die sicheren Verhältnisse ermöglichen ihm 1585 die Ehe. 1587 beruft die Universität Tübingen Sigwart auf eine Professur für Theologie, die er bis 1615 innehat. Kurz vor seinem Tod wird er zudem Kirchendekan. Sigwart war mehrfach Dekan der theologischen Fakultät und führte auch mehrmals das Rektorat seiner Alma Mater. Sigwart wird am 8. Oktober 1618 in der Stiftskirche St. Georg in Tübingen beigesetzt, die Leichenrede hält Matthias Hafenreffer. Sigwarts Bildnis hängt nach wie vor in der Rektorengalerie im Senatszimmer des Tübinger Schlosses. Auch in St. Georg erinnert eine Plakette an Sigwart.

Werk

Johann Georg Sigwart war ein produktiver Theologe, Prediger und Leichenredner. In der Geschichte der Theologie wird Johann Georg Sigwart durch einen Streit mit dem Heidelberger reformierten Theologen David Pareus bekannt. Dieser hatte 1614 in seinem „Irenicum“ eine Vereinigung der Lutheraner und der Reformierten vorgeschlagen. Dagegen verwahrte sich Sigwart in seiner Admonitio christiana (Tübingen, 1614). Er lehnt jede Vereinigung ab und vertritt wegen der Unterschiede in der Abendmahlslehre und in der Prädestinationslehre den Standpunkt der lutherischen Konkordienformel, die 1577 auf Veranlassung des Kurfürsten August von Sachsen entstanden war.

Bibliographie

Quellen zu Sigwart

  • Tschackert, Paul: Sigwart, Johann Georg. In: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 34 (1892), S. 305–306, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sigwart,_Johann_Georg&oldid=- (Version vom 27. Juli 2020
  • Weiß, Julia D.: Admonitio Christiana (1616) : Johann Georg Sigwart (1554-1618) und seine Absage an die Heidelberger Irenik. Stuttgart: Verlag W. Kohlhammer, 2018 (Veröffentlichungen zur badischen Kirchen- und Religionsgeschichte;Band 11)

Werke Sigwarts

  • Sigwart, Johann Georg: Admonitio Christiana de Irenico sive Libro Votivo. Tübingen: 1616
  • Sigwart, Johann Georg: Handbüchlein/ In welchem Die Fürnehmeste Hauptpuncten Christlicher Lehre/ durch Frag und Antwort/ auß Gottes Wort/ gründtlich erkläret/ und was denselbigen zuwider/ kürtzlich erzehlet und widerlegt würdt. Tübingen: Vellius, 1608
  • Sigwart, Johann Georg: Muri Babylonis Eversio, Hoc est, Invicta Demonstatio, Romanam Illam Babylonem, Et Sedem pseudo-Petrinam, non esse veram Catholicam Ecclesiam, o. O., 1617
  • Sigwart, Johann Georg: Oratio Theologica: De Quaestione: Utrum Filius Dei Pro Omnibus In Universum Hominibus incarnatus & ex Maria Virgine natus sit […]. Tübingen: Werlin, 1615
  • Sigwart, Johann Georg: Disputatio Theologica De Aeterna Deitate Iesu Christi : Photiniarorum Erroribus De Hocarticulo opposite. Tübingen, 1614
  • Sigwart, Johann Georg: Ein Christliche Predigt. Auß dem Sontäglichen Evangelio/ Matthei am 7. Capitel/ von den falschen Propheten/ wo bey selbige zuerkennen. Straßburg: Carolus, 1614
  • Sigwart, Johann Georg: Disputatio de antichristo in templo Dei sedente. Tübingen: Gruppenbach, 1608
  • Sigwart, Johann Georg: Disputatio XV. Exhibens Articulum XIII. Agustanae Confessionis. De Usu Sacramentorum. Tübingen: Cellius, 1614
  • Sigwart, Johann Georg: Ein Predigt Vom Hagel und Ungewitter: Im Jahr Christi / 1613. den 30. May [...] zu Tübingen in der Stiffts Kirchen zu S. Georgen gehalten […]. Tübingen: Cellius, 1613
  • Sigwart, Johann Georg: Satter, ernst- grundt- und tröstlicher Bericht von den Erdbidemen : Auß Anleitung deß Anno 1601. am 8. Septemb. zu, vnd vmb Heidelberg, Tübing, Pfortzheim, vnd deß Orts in Hochteutschlande ergangenen Erdtbebens. Steinfurt: Keyser, 1613
  • Sigwart, Johann Georg: Zwo Christliche Predigten / Uber der Leuch unnd Begräbnus / Weilund des Durchleuchtigen / Hochgebornen Fürsten unnd Herrn / Herrn Johann Georgen / Erben zu Norwegen / Hertzogen zu Schleßwig / Holstein / Stormarn unnd der Ditmarschen / Graven zu Oldenburg unnd Delmenhorst: Hochlöblicher und Christlicher Gedächtnus / welcher den 25. Januarii dieses 1613. Jars zu Tübingen im Fürstlichen Collegio seeliglich verschieden / und hernach den 11. Februarii / daselbsten in der Stiffts Kirchen gebürlich zur Erden bestattet worden. Sampt der Verzeichnus / wie es mit Ihrer Fürstl. Gn. Leuchproceß und Begräbnus gehalten worden. Tübingen: Cellius, 1613
  • Sigwart, Johann Georg: Disputatio Theologica: In Qua, Ex Epistola D. Apostoli Pauli, ad Ephesios scripta, tres summi, & Cardinales religionis Christianae Articuli perstractantur videlicet: I. De Christo, II. De Praedestinatione, III. De Iustificatione. Tübingen: Werlin, 1612
  • Sigwart, Johann Georg: Drey Predigten / Von Dreyen Underschiedlichen Hauptplagen und Landstraffen: Die Erste: Von Thewrung und Hungersnoth. Die Ander: Von Krieg und Blutvergiessen. Die Dritte: Von Pestilentz und Sterbensläufften; Auß Anleitung der Historien des König Davids / auß dem 24. Capitel des Andern Buchs Samuelis [...] Zu Tübingen gehalten. Tübingen: Werlin, 1611
  • Sigwart, Johann Georg: Theoria Theologica De Christi Hominis Tum Gratiosa, Tum Universali Praesentia [...]. Tübingen: Werlinus, 1610
  • Sigwart, Johann Georg: Disputatio Theologica, De Christo. Tübingen: Gruppenbachius, 1608
  • Sigwart, Johann Georg: Disputatio Theologica, De Causis Peccati. Tübingen: Cellius, 1605