Algerisch-deutsche Beziehungen

1724

Das Schiff des gebürtigen Amrumers Hark Oluf wird auf dem Weg von Nantes nach Hamburg von algerischen Kaperern aufgebracht. Seine Erlebnisse beschreibt er in einer 1747 auf Dänisch erschienenen Autobiographie, die ihrerseits zur Grundlage wird für Udo Weinbörners 2010 bei Horlemann in Bad Honnef erschienenen Roman Der General des Bey. Das abenteuerliche Leben des Amrumer Schiffsjungen Hark Olufs. Von Martin Rheinheimer stammt das bei Wachholtz in Neumünster erschienene Sachbuch Der fremde Sohn. Hark Olufs’ Wiederkehr aus der Sklaverei.

1684

Der spätere Kupferstecher Johann Georg Wolfgang wird bei einer Rückfahrt aus England von algerischen Korsaren entführt und nach Algier verschleppt.

1817

3.7.: Die „Industrie“ des Lübecker Kapitäns Johann Joachim Schüman wird auf der Fahrt von Riga nach Corril (Spanien) von algerischen Piraten geentert.

1827

Der rheinhessische Leibsklave eines algerischen Würdenträgers, Simon Friedrich Pfeiffer, beschreibt in Meine Reisen und meine fünfjährige Gefangenschaft in Algier den „Schlag mit dem Fliegenwedel“, der zur Besetzung Algeriens durch die Franzosen führt.

1853

132 Auswanderer aus Pfaffenweiler lassen sich in Algerien nieder.

1855

Der gebürtige Vegesacker Gerhard Rohlfs tritt in die französische Fremdenlegion in Algerien ein.

1882

Karl Marx versucht in Algier seine chronische Bauchfellentzündung auszukurieren. Der Aufenthalt wird thematisiert in Uwe Wittstocks 2018 erschienene Biographie Karl Marx beim Barbier: Leben und letzte Reise eines deutschen Revolutionärs.

1863

Bei Dürr in Leipzig erscheint Heinrich von Maltzans vierbändige Reisebeschreibung Drei Jahre im Nordwesten von Afrika: Reisen in Algerien und Marokko.

1870

4.8.: In der Schlacht bei Weißenburg treffen deutsche Soldaten auf algerische Tirailleurs.

1898

Das Deutsche Reich errichtet ein Generalkonsulat in der damaligen französischen Kolonie Algerien, zunächst besetzt mit Paul von Tischendorff, dessen Nachfolger ab 1907 Emil Baerecke ist.

1914

4.8.: Die deutschen Kreuzer SMS Goeben und SMS Breslau beschießen die algerischen Häfen Bône und Philippeville. --- Oskar Loerke behandelt in Reise nach Nordafrika und Italien seine Erlebnisse in Algerien.

1936

In Ernst Jüngers Roman Afrikanische Spiele gelangt der Protagonist, Berger, mit der Fremdenlegion in eine Garnison in Sidi-Bel-Abbès.

1941

Mit dem Vormarsch des Deutschen Afrikakorps unter Generalleutnant Erwin Rommel wird Algerien Kriegsschauplatz.

1943

20.4.: Vor der algerischen Küste wird die Sidi Bel Abbès von einem deutschen U-Boot versenkt. --- 26.11.: Eine deutsche Heinkel He 177 versenkt mit einer Gleitbombe den britischen Truppentransporter Rohna vor der algerischen Küste. --- Mit der deutschen Niederlage in Nordafrika geraten zahlreiche deutsche Soldaten in Kriegsgefangenschaft.

1950

6.1.: Der algerische Musiker Safy Boutella kommt in Pirmasens zur Welt.

1955

Der deutsche Waffenhändler Georg Puchert versorgt die algerische Widerstandsbewegung FLN während des Algerienkriegs mit Waffen, Sprengstoffen und militärischer Ausrüstung.

1956

24.4.: Das deutsche Generalkonsulat in Algier wird eröffnet.

1957

Im Hamburger Verlag Hoffmann und Campe erscheint Jean-Jacques Servan-Schreibers Leutnant in Algerien.

1960

Der Fotograf Dirk Alvermann veröffentlicht den Bildband Algerien-L’Algerie. --- 4.5.: Der Fremdenlegionär und spätere Kinderbuchautor Klaus Bourquain erschießt einen Mitsoldaten, der ihn am Überlaufen zur algerischen Freiheitsfront hindern will. --- Der vierteilige DEFA-Fernsehfilm Die Flucht aus der Hölle des Deutschen Fernsehfunks (DFF) behandelt das Schicksal eines westdeutschen Fremdenlegionärs im Algerienkrieg.

1961

3.5.: Ahmed Ben Bella wird erster algerischer Botschafter in der BRD.

1962

25.1.: Der von Karl Gass gedrehte Dokumentarfilm Allons enfants … pour l’Algérie, eine Produktion des DEFA-Studios, wird im Beisein hochrangiger Mitglieder der Algerischen Nationalen Befreiungsarmee in Ostberliner Kino Babylon uraufgeführt.

1963

Das Goethe-Institut Algier wird gegründet.

1964

1.1.: Die Fußballauswahl des FLN schlägt Deutschland 2:0.

1965

14.5.: Algerien bricht die diplomatischen Beziehungen zu Deutschland ab, nachdem die BRD Beziehungen zu Israel aufnimmt.

1970

20.5.: Im Sinne der Hallstein-Doktrin nimmt die DDR offizielle diplomatische Beziehungen zu Algerien auf.

1971

8.7.: Abdelhafid Mansouri wird erster Botschafter Algeriens in der DDR. --- 21.12.: Mit der Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen wird die deutsche Botschaft in Algier wiedereröffnet.

1973

Bernd Schirmer gibt den bei Volk und Welt in Berlin erschienenen Sammelband Yasmine in Erkundungen – 22 algerische Erzähler heraus.

1975

10.8.: Dir Erfurter Pogrome, die ersten ausländerfeindlichen Ausschreitungen nach 1945 richten sich gegen algerische Vertragsarbeiter. --- Heinz und Sigrun Lange veröffentlichen bei Brockhaus in Leipzig den Erlebnisbericht Arzt am Rande der Sahara.

1979

Werner Wrage veröffentlicht bei Neumann-Neudamm in Melsungen den Reisebericht Ins Herz der Sahara: Reisen und Beobachtungen in den Wüstenzonen Algeriens. --- Ali Oubouzar übersetzt Algeriens charta ’76, herausgegeben von der Nationalen Befreiungsfront mit einem Geleitwort von Hartmut Elsenhans.

1980

Der spätere deutsch-algerische Landschaftsarchitekt Kamel Louafi nimmt ein Studium der Landschaftsarchitektur an der Technischen Universität Berlin auf.

1982

16.6.: Algerien schlägt Deutschland in Gijón bei einem Vorrundenspiel der Fußball-Weltmeisterschaft.

1983

Die GIZ eröffnet ein Büro in Algier.

1984

Die Übersetzerin Doris Kilias promoviert an der Humboldt-Universität in Berlin über Die arabophone Literatur als Bestandteil der Nationalliteratur Algeriens unter besonderer Berücksichtigung der spezifischen Bedingungen der Herausbildung von Nation und Nationalbewusstsein.

1986

Konrad Potthoffs Roman Rückkehr aus der Wüste oder Der Siebentagering, in Halle beim Mitteldeutschen Verlag erschienen, spielt in Algerien.

1987

26. 8.: Die Deutsch-Algerische Gesellschaft e.V. wird gegründet.

1988

Tahar Djaouts Roman Les chercheurs d’os (1984, dt. Die Suche nach den Gebeinen) erscheint im Berliner Aufbau-Verlag. Ferner erscheinen 1995 bei Manholt in Bremen von Djaout L’Exproprié (dt. Der Enteignete, 1981/91) und 1998 Les vigiles (dt. Die Wächter, 1991) im Wiener Folio-Verlag.

1989

Rachid Rachid BoudjedraLe Vainqueur de coupe (Paris 1981) erscheint unter dem deutschen Titel Der Pokalsieger im Schweizer Unionsverlag. Ab 1991 verlegt vor allem Donata Kinzelbach zahlreiche Übersetzungen von Werken Rachid Boudjedras ins Deutsche.

1990

Bernhard Stephans von der DEFA und der ENPA Algerien produzierter deutsch-algerischer Spielfilm Rückkehr aus der Wüste kommt in die Kinos. --- Ernstpeter Ruhe gibt im Wiesbadener Verlag Harrasowitz die Algerien-Bibliographie heraus, die Publikationen aus der Bundesrepublik Deutschland, Österreich und der Schweiz aus den Jahren 1962 bis 1989 erfasst. Im selben Jahr erscheint bei Harrassowitz auch Helga Walters Widerschein Afrikas: Zu einer algerischen Literaturgeschichte; Themen und Motive.

1991

Salima Mellah veröffentlicht im Berliner Verlag Schwarze Risse Algerien: Momentaufnahmen aus einem Land in Aufruhr.

1992

6.12.92: Im WDR ist erstmals die Dokumentation Si Mustapha-Müller – Kurze Zeit des Ruhms von Erika Fehse zu sehen. Sie stellt Winfried (Si Mustapha) Miller fest, der in den fünfziger Jahren mit Enthüllungen aus dem Algerienkrieg in der deutschen Presse für Aufsehen gesorgt hatte. --- Rabah Belamris Roman L’Asile de pierre (Paris 1989) wird von Eva Moldenhauer unter dem Titel Asyl aus Stein ins Deutsche übersetzt und erscheint bei Beck und Glückler in Freiburg (Breisgau).

1994

Das Goethe-Institut Algier wird stillgelegt und erst 2001 wieder aktiviert.

1996

Im Züricher Unionsverlag erscheint Assia Djebars Weißes Algerien.

1997

Bettina Rühl veröffentlicht bei Horlemann in Bad Honnef Wir haben nur die Wahl zwischen Wahnsinn oder Widerstand: Frauen in Algerien.

1998

Donata Kinzelbach gibt Rašīd Bū-Ǧadras Tatort: Algerien heraus. Der Kriminalroman erscheint im Mainzer Verlag der Herausgeberin.

1999

13.2.: Der algerische Asylbewerber Farid Guendoul kommt auf der Flucht vor einer Gruppe rechtsextremer Jugendlicher im brandenburgischen Guben ums Leben. --- Der Theodor-Haecker-Preis der Stadt Esslingen am Neckar geht an die algerische Journalistin Salima Ghezali. --- Bei Fischer in Frankfurt am Main erscheint die deutsche Erstausgabe von Fatiahs Erlebnisbericht Eine Frau in Algerien: Chronik des täglichen Terrors.

2001

Der algerische Präsident Bouteflika besucht als erster algerischer Präsident in amtlicher Mission Deutschland.

2002

Deutschland und Algerien unterzeichnen ein bilaterales Investitionsschutzabkommen.

2003

22.2.: Bei der sogenannten Sahara-Geiselnahme gelangen mehrere deutsche Touristen in die Hände der salafistischen GSPC. Befreit werden sie von der algerischen Armee, nachdem bereits Einheiten der GSG9 und der österreichischen Cobra vor Ort in Algerien sind.

2004

Der algerische Diplomat Lakhdar Brahimi erhält die Dag-Hammarskjöld-Ehrenmedaille der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen. --- Erwin Kaldarasch wird Trainer der algerischen Männer-Handballnationalmannschaft.

2005

26.2.: Tankred Dorsts in Algerien spielendes Stück Die Wüste wird unter der Regie von Hermann Schmidt-Rahmer im Theater Dortmund uraufgeführt. --- 3.10.: Die Deutsche Auslandshandelskammer Algerien wird gegründet. --- In Schläfer, einem Filmdrama von Benjamin Heisenberg, gerät der deutsche Wissenschaftler Johannes in Konflikt mit seinem algerischen Kollegen Farid, denunziert ihn als Islamist und liefert ihn schließlich dem Verfassungsschutz aus. --- Der algerische Autor Hamid Skif, seit 1994 im deutschen Exil, erhält für seinen Briefroman Sehr geehrter Herr Präsident den Hilde-Domin-Preis für Literatur im Exil der Stadt Heidelberg. Weitere Veröffentlichungen Skifs sind Hure mit Krawatte. Erzählungen aus Algerien (Köln 2004) und die Gedichtsammlung Exile der Frühe (Heidelberg 2005).

2006

Der in Oran geborene Islamwissenschaftler Abdel-Hakim Ourghi wird an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg mit der islamwissenschaftlichen Dissertation Die Reformbewegung in der neuzeitlichen Ibāḍīya promoviert. --- Peter Schnittger wird Technischer Direktor des algerischen Fußball-Bundes. --- Im Münsteraner Unrast-Verlag erscheint Bernhard Schmids Das koloniale Algerien.

2007

Horst Köhler trifft zum ersten Staatsbesuch eines deutschen Bundespräsidenten in Algerien ein. --- Ronald Pohl veröffentlicht den Roman Die algerische Verblendung, der im algerischen Unabhängigkeitskrieg spielt.

2008

Bundeskanzlerin Angela Merkel besucht Algerien. Ein Doppelbesteuerungsabkommen wird vereinbart. --- Die Universität in Oran richtet ein DAAD-Lektorat ein.

2009

Im Verlag Merlin in Gifkendorf erscheint Boualem Sansals Roman Das Dorf des Deutschen oder Das Tagebuch der Brüder Schiller.

2010

Der gebürtige Dresdner Karim Benyamina wird für das Länderspiel gegen Luxemburg in den Kader der algerischen Nationalmannschaft berufen. --- Christine Belakhdar übersetzt Maïssa Beys Sous le jasmin la nuit unter dem Titel Nachts unterm Jasmin. --- Andreas Pfeuffer übersetzt Pierre Bourdieus Algerische Skizzen, die bei Suhrkamp in Berlin erscheinen.

2011

Bundeskanzlerin Angela Merkel und Präsident Bouteflika vereinbaren die Einrichtung einer deutsch-algerischen „Gemischten Wirtschaftskommission“.

2012

Das algerische Nationalmuseums Cherchell geht eine Zusammenarbeit mit dem Deutschen Archäologischen Institut ein. Das gemeinsame Ziel ist die Restaurierung archäologischer Funde und die Ausbildung von Personal. --- Die deutsch-algerische Modedesignerin entwickelt im Sinne der „Modest Fashion“ erstmals Kollektionen mit verhüllender Kleidung. --- Im Münsteraner Lit-Verlag erscheint Ricarda Bienbecks Studie Zwischen traditioneller Repräsentation und ästhetischer Distanzierung. Das Werk der Algerierin Maissa Bey.

2014

Drei algerische Schulen werden ins Netzwerk der Initiative „Schulen: Partner der Zukunft“ (PASCH) aufgenommen. --- 30.6.: Im brasilianischen Porto Alegre (Estádio Beira-Rio) besiegt die deutsche Nationalmannschaft im Achtelfinale mit 2:1. --- In Oliver Bottinis Kriminalroman Ein paar Tage Licht, erschienen bei DuMont in Köln, wird ein deutscher Rüstungsmanager in Algerien entführt. --- Claus Christians Bibliografie Algerien: 1850 - 2014 erscheint im Bremer Verlag Paegelow.

2015

Deutschland und Algerien vereinbaren eine Energiepartnerschaft.

2016

12.01.: Der algerische Premierministers Abdelmalek Sellal trifft zu einem Staatsbesuch in Berlin ein. --- März: Der DAAD und das algerische Hochschulministerium unterzeichnen ein Memorandum of Understanding für die wissenschaftliche Zusammenarbeit. --- Kamel Daouds Roman Meursault, contre-enquête (dt.: Der Fall Meursault) wird in einer szenischen Fassung von Amir Reza Koohestani für die Münchner Kammerspiele uraufgeführt.

2017

Die Dokumentarfilmerin Beatrix Schwehm befasst sich in ihrer am 21.8. auf Arte ausgestrahlten Dokumentation Luise und Mohamed – Aufbruch nach Algier mit einer deutsch-algerischen Liebesbeziehung. --- Die Deutsch-Arabische Freundschaftsgesellschaft e.V. wird gegründet, als erster Präsident steht der Gesellschaft Otto Wiesheu vor. --- Der algerische Regisseur Karim Moussaoui dreht den am 23.8. anlaufenden Film Warten auf Schwalben, eine Koproduktion von vier Ländern, darunter Deutschland.

2018

12.8.: Erstmals feiern Algerier aus dem Bundesgebiet in größerem Rahmen gemeinsam das Yennayer-Fest. --- Alice Schwarzer veröffentlicht bei Kiepenheuer & Witsch den Band Meine algerische Familie.