Schüler mit chronischen Erkrankungen

Hinweis: Chronische Erkrankungen haben – je nach Art der Erkrankung und nach deren Schweregrad – höchst unterschiedliche Folgen für den Betroffenen. Die folgende Auflistung dient dem allgemeinen Zweck, Verständnis für die Situation chronisch kranker Kinder und Jugendlicher zu schaffen. Sie wird nicht jedem Krankheitsbild und keinesfalls jedem einzelnen Betroffenen gerecht. Es bedarf also zusätzlicher Recherchen und des Rats von Experten.

Zur Situation chronisch kranker Kinder

Ein Schüler mit einer chronischen Erkrankung…

  • erlebt, dass seine Eltern ihm Aufgaben abnehmen (müssen) und hat einen längeren Weg zur Selbstständigkeit
  • muss durch die Krankheit hohe Anforderungen bewältigen
  • muss seine Krankheit akzeptieren lernen, was mit Ängsten (bei der Nichteinhaltung von Therapien) oder mit einer Schonhaltung einhergehen kann
  • erlebt auch Phasen geringeren Leidens, die oft jedoch überschattet sind von der Angst vor dem nächsten Anfall
  • muss sich – je nach Erkrankung – eher mit dem Tod auseinandersetzen als Kinder und Jugendliche ohne Erkrankung
  • kann durch die Krankheit oder die Medikation in seiner Leistungsfähigkeit eingeschränkt sein (Konzentration, Übermüdung)
  • kann symptombedingt im Unterricht fehlen
  • wird von Klassenkameraden oft gemieden, auch aus Angst, etwas falsch zu machen
  • ist in der Wahl und Intensität seiner Freizeitbeschäftigungen oft stärker eingeschränkt
  • kann in der Wahl seines künftigen Berufs eingeschränkt sein
  • macht sich unter Umständen mehr Sorgen um seine Attraktivität als Altersgenossen
  • wird immer wieder auf seine körperlichen Schranken hingewiesen

Handlungsmöglichkeiten


Lehrer sollten …

  • die Selbstständigkeit und Eigeninitiative des Kindes stärken
  • dem Kind oder Jugendlichen keine Sonderrolle zuweisen
  • sich über die Krankheit gründlich informieren
  • die Maßnahmen des behandelnden Arztes in Erfahrung bringen und in die schulische Gesundheitsförderung einbeziehen
  • den Betroffenen bei der Verhaltensprävention unterstützen und folgende Verhaltensweisen fördern:
  1. Warnsignale frühzeitig erkennen;
  2. Therapiepläne einhalten und Medikamente selbstständig einnehmen;
  3. Um Hilfe bitten, wenn die Situation entgleitet;
  4. Problematische Verhaltensweisen meiden.
  • keine übertriebene Fürsorge zeigen
  • gegebenenfalls einen Nachteilsaugleich einräumen
  • sich um eine konstruktive und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Eltern bemühen und offene Fragen klären:
  1. Erreichbarkeit der Erziehungsberechtigten
  2. Behandelnder Arzt
  3. Offenlegung der Diagnose in der Schulöffentlichkeit (schriftliche Einverständnis der Eltern erforderlich)
  4. Verabreichung von Medikamenten im Notfall (schriftliche Einverständnis der Eltern erforderlich)
  5. Mitführen eines Notfallpasses
  6. Erwartungen
  • in Absprache mit den Eltern die Klasse altersgerecht aufklären
  • keine Prognosen zum Krankheitsverlauf äußern
  • keine Angaben zu Therapiemöglichkeiten machen
  • keine Aussagen zur Erblichkeit der Krankheit machen

Literatur

  • Menzel, Dirk / Wiater, Werner (Hgg.): Verhaltensauffällige Schüler. Symptome, Ursachen und Handlungsmöglichkeiten. Bad Heilbrunn: Julius Klinkhardt, 2009 (Winter und Overmann, S. 63 ff.)
  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (Hg): Chronische Krankheiten als Problem und Thema in Schule und Unterricht. Handreichung für Lehrer und Lehrerinnen der Klassen 1 bis 10. Köln: o. J.

Internet