Mit Schülern Kunstausstellungen besuchen

Planung im Vorfeld

  • Gehen Sie nie ins Museum, weil Sie mal auf Kultur machen wollen und schon letztes Jahr beim Paddeln waren! Gehen Sie mit einem guten Grund und klarer Zielsetzung!
  • Gehen Sie nie unvorbereitet mit Ihren Schülern – helfen Sie den Schülern, Vorfreude zu entwickeln! Machen Sie sich bewusst, warum es Ihren Schülern nicht reichen sollte, Kunst online zu sehen!
  • Kündigen Sie den Schülern bloß nicht pauschal an: „Wir gehen ins Museum!“ Damit wecken Sie Assoziationen an zwanghaftes Stillstehen und Stillschweigen vor altem Krempel hinter Glas.
  • Versuchen Sie, ein ganz bestimmtes Ziel, ein ganz bestimmtes Bild oder eine Werkgruppe anzugeben!
  • Nutzen Sie die Dienste der mittlerweile (meist) hervorragend ausgebildeten Museumspädagogen! Melden Sie sich rechtzeitig an und geben Sie konkrete Themengebiete an!
  • Gewinnen Sie vor dem Besuch Ort ein Bild der Gesamtanlage (evtl. durch einen privaten Besuch, durch Kataloge etc.)!
  • Sie stehen am Montag gerne einmal vor verschlossenen Türen? Falls nicht: Denken Sie an die unvermeidlichen Schließungstage!
  • Erarbeiten Sie mit den Schülern im Vorfeld Arbeitsfelder und Leitfragen!
  • Suchen Sie einzelne Werke aus, die Sie für wichtig halten! Nicht ist frustrierender für Ihre Schüler, als wenn sie in anderthalb Stunden 500 frühneuzeitliche Stiche durchsehen sollen. Auch hier gilt, wie bei der Unterrichtsvorbereitung: reduzieren, reduzieren, reduzieren!
  • Fertigen Sie (wenn möglich) einen Streckenplan vor! Wenn möglich, fragen Sie im Vorfeld nach einer Übersicht zur Ausstellung!
  • Achten Sie auf die Hängung – welches Konzept verfolgt die Ausstellungsleitung? Welche Bilder korrespondieren miteinander?
  • Gibt es Lauf- und Orientierungshilfen in den Ausstellungsräumen, an denen sich die Schüler orientieren können?
  • Schüler fragen manchmal auch nach der Architektur, die Kunstobjekte ins rechte Licht rückt. Finden Sie heraus, wie das Zusammenspiel von Architektur und Objekt organisiert ist!
  • Überlegen Sie sich schon im Vorfeld, was die Schüler mit ihren Handys tun sollten! Wenn Sie keine Vorgaben machen, sitzt nach einer Viertelstunde die Hälfte Ihrer Klasse im Foyer und genießt die Vorzüge freien Internetzgangs!

Beim Besuch

  • Besprechen Sie mit den Schülern die wichtigsten Verhaltensregeln – gerade das Fotografieren ist oft untersagt, ebenso das Essen, Trinken und Kaugummi-Kauen!
  • Zeigen Sie den Schülern, wo sie Toiletten und Sitzgelegenheiten finden!
  • Geben Sie dem Museumsbesuch eine feste Struktur! Die Einführung und die Abschlussrunde sollten alle Schüler erreichen!
  • Das Museum „musealisiert“ seine Objekte, es tötet sie ab, mumifiziert sie – versuchen Sie, den Schülern eine Brücke in ihren Alltag zu bauen, indem sie die Aura des Kunstwerks kurzfristig außer Kraft setzen. Wo könnte man das Bild heute aufhängen? Wozu? Wie könnte man es „verbessern“? Was hätten die Schüler anders gemacht?
  • Rennen Sie nicht gleich zu den kleinen Silberplaketten neben den Bildern! Lassen Sie zunächst die Bilder in ihrer Offenheit wirken!
  • Fordern Sie die Schüler nicht dazu auf, mit gedämpfter Stimme zu sprechen! Das ungezwungene Sprechen über das Bild und mit dem Bild hilft, genauer hinzusehen – es gibt also keinen ernsthaften Grund dafür, im Museum zu flüstern!
  • Bilder schreiben oft einen Betrachterstandpunkt vor, Skulpturen zumindest in einigen Fällen. Richtig kennen werden die Schüler die Werke aber vor allem dann, wenn sie lernen, unterschiedliche Standpunkte einzunehmen. Machen Sie es den Schülern vor! Umschreiten Sie Plastiken, ändern Sie den Blickwinkel vor Gemälden – gehen Sie in die Knie, wundern Sie sich über die Wirkungen des Streiflichts (und hoffen Sie, dass der Kurator etwas vom Ausleuchten versteht)!
  • Fordern sie die Schüler auf, auch den Abstand zu den Bildern zu verändern!
  • Gar nicht übel ist es auch, durch das Zusammenkneifen der Lider das Unwesentliche verschwinden und das Wesentliche hervortreten zu lassen! 
  • Wenn Sie die Gruppe vorübergehend auflösen, dann geben Sie den Schülern konkrete und verbindliche Arbeitsaufträge! Lassen Sie Ihnen nach Möglichkeit keine Freizeit – das frustriert Sie und die Schüler!

Aktivitäten im Museum

  • Betrachtete Betrachter. Lassen Sie die Schüler diskret beobachten (und notieren), was andere Besucher im Museum tun!
  • Gesteuertes Betrachten. Die Schüler erhalten ein Arbeitsblatt mit Recherche-Aufgaben, die sie am Objekt lösen!
  • Motiv-Vergleich. Die Schüler suchen in der Ausstellung nach vergleichbaren Motiven und notieren auf einem Arbeitsblatt die fünf bedeutsamsten Unterschiede!
  • Morelli-Methode. Die Schüler versuchen durch Vergleiche mit anderen Werken (oder einzelnen Werken einer Gruppe – hier: des Altars) den stilistischen Fingerabdruck des Urhebers zu ermitteln!
  • Blinde Blindenführer. Ein Schüler verbindet sich die Augen, die anderen Schüler beschreiben eine der Tafeln – was gibt die mündliche Beschreibung vor, werden die dadurch geweckten Erwartungen erfüllt?
  • Klassische Ekphrasis. Die Schüler fertigen eine möglichst genaue Beschreibung eines Objekts an!
  • Bildgespräch. Die Schüler entwickeln einen Dialog zwischen den Bildfiguren!
  • Lebende Bilder. Schüler stellen die Haltung der Bildfiguren nach und beschreiben ihre augenblickliche Lage (Stellungssinn) und ihre Beziehung zu anderen „Bildfiguren“!
  • Aus dem Rahmen fallen. Die S erzählen die Vor- und Nachgeschichte des Bildes!
  • Werk-Odyssee. Die Schüler erzählen die fiktive Geschichte eines bestimmten Bildes! Woher stammt es? Für wen war es bestimmt? Was ist weiter geschehen?
  • Galeristen. Die Schüler versuchen als Galeristen eine der Tafeln zu „verkaufen“ und versuchen, es dem Markt (den anderen Schülern) schmackhaft zu machen!
  • Bildgedicht. Die Schüler schreiben ein Bildgedicht zu einem der Objekte!
  • Porträt. Die Schüler schreiben ein Figurenporträt!
  • Bild-Text-Vergleich. Die Schüler vergleichen das Bild mit Beschreibungen des Bildes oder mit dessen Quellen!
  • Künstler-Monolog. Der Künstler steht vor dem fertigen Werk und denkt darüber (laut) nach – improvisiertes Sprechen oder Monolog auf Papier!