Lesekultur in Winnenden

Die Anfänge

Im deutschen Südwesten wurde die Bevölkerung im Zuge der Reformation alphabetisiert. Es hat in Winnenden auch vorher schon Leser gegeben, etwa bei den adligen Ordensleuten im Schloss. Auch unter den Beginen mag es Leserinnen gegeben haben. Der erste Schulmeister, Martin Grüninger, ist in einem Schreiben aus dem Herbst 1542 bezeugt (WGuH, 1993, Schurig, S. 9) – die Schule mag da bereits einige Jahre bestanden haben. Der evangelische Gläubige sollte wenigstens die Heilige Schrift lesen können, vor der Schulordnung von 1559 wird man kaum von einer flächendeckenden Alphabetisierung ausgehen dürfen. Ob und welche Fibeln in Winnenden im Anfangsunterricht eingesetzt wurden, ist nicht bekannt. Begabte Knaben wurden so jedoch entdeckt und gelegentlich von ortsansässigen Adligen und Würdenträgern gefördert. Ihnen war damit ein Studium an der Landesuniversität in Tübingen möglich. Dennoch wird die Zahl verfügbarer Bücher bis weit ins 17. Jahrhundert gering geblieben sein, ein hoher Prozentsatz dürfte geistlichen Druckerzeugnissen vorbehalten sein. Außer der Lokalchronik des David Pistorius und dem zwingend erforderlichen Verwaltungsschrifttum finden wir im 17. Jahrhundert außer der Predigtliteratur kaum Gedrucktes. Privatbibliotheken hat es zweifellos gegeben: Albrecht Bengel d. Ä. soll eine ansehnliche Büchersammlung besessen haben, die beim Stadtbrand 1693 vernichtet wurde. Ob auch weltliche Autoren, etwa lateinische Klassiker vertreten waren, lässt sich nicht sagen. Zumindest für die Schulautoren Äsop, Phädrus und Plinius darf man es wohl annehmen.

Lesekultur im 18. Jahrhundert

Die Kosten für Bücher, exorbitant nach wie vor, beschränken das potentielle Publikum für Belletristik auch im 18. Jahrhundert auf die gebildete Wirtschaftselite. Angesichts verbreiteter Vorbehalte pietistischer Kreise gegen die Belles Lettres ist nicht davon auszugehen, dass Kultautoren der Frühaufklärung und der Empfindsamkeit in Winnenden breit rezipiert wurden: Gellert, Klopstock, Haller, der junge Goethe. Die höfische Kultur des Schlosses, wo weniger rigide Moralvorstellungen galten, schloss die benachbarten Städter weitgehend aus. Eher dürften Kalenderschrifttum und Einblattdrucke ihren Weg in Winnender Haushalte gefunden haben. Das ändert sich gegen Ende des Jahrhunderts: Das Informationsbedürfnis der Winnender dürfte nach der Französischen Revolution zugenommen haben. 

Entwicklungen im 19. Jahrhundert

Erst im 19. Jahrhundert sind Zeitungen verfügbar: der nachweislich in Winnenden gelesene „Schwäbische Merkur“ des Stuttgarters Christian Elben (seit 1785), möglicherweise auch Cottas „Morgenblatt für die gebildeten Stände“ (seit 1807). Winnenden öffnet sich und empfängt Anregungen aus der Ferne: Zumindest wohlhabende Familien sind mit der Stuttgarter Ehrbarkeit vernetzt, pietistische Kreise sind in ein europaweites Netzwerk frommer Gemeinden eingebunden. Der zunehmende Fernhandel mit den deutschen Staaten erhöht auch die Verfügbarkeit von Büchern. Nach der Gründung des Königreichs Württemberg (1805) dem Wiener Kongress (1815) entsteht ein politisch interessiertes und zunehmend mündiges Bürgertum, auch in Kleinstädten wie Winnenden. Europaweit nimmt die Zahl von Veröffentlichungen sprunghaft zu, insbesondere in den 1830ern werden zahlreiche Zeitungen gegründet. Das Backnanger „Intelligenz-Blatt“ entsteht 1832, kaum später, 1835 und 1839, folgen das Schorndorfer und das Waiblinger „Intelligenzblatt“. 1848 gründet schließlich Friedrich Fetzer das Winnender „Volks- und Anzeigenblatt“.

Was wird gelesen?

Zeitungen und Zeitschriften

Um die Mitte des Jahrhunderts steigt der Bedarf an Zeitschriften. In Winnenden suchen Inserenten des „Volks- und Anzeigenblatts“ immer wieder Mitleser für den „Schwäbischer Merkur“ oder – später – für den „Beobachter“. Gern gelesen werden auch die „Illustrierte Dorfzeitung“ und der „Lahrer Hinkende Bote“. Dem „Lahrer Hinkenden Boten“ wird in einem eingesendeten Dialog zwischen dem schwäbisch sprechenden Hans-Jörg und dem „Adlerwirt“ nachgesagt, es sei ein Propagandablatt der Preußen, obgleich es doch im Süden gedruckt werde“ (VuAB, 1869, 20.1., Nr. 5). Zu den beliebten Magazinen gehört auch der 1861 gegründete „Omnibus“, der als „Illustriertes Familienblatt“ gehobene Unterhaltung für Jung und Alt verspricht - ein Omnibus ist nach den Begriffen der Zeit die Personenkutsche, mit der man zum nächstgrößeren Ort fährt, in der man munterem Geplauder zuhört und einiges erfährt. Der „Omnibus“, der 1869 eine Auflage von 60.000 Exemplaren hat, vermischt Vergnügliches mit Abenteuerlichem, Historisches mit Reiseberichten. Ende der 1860er kommen auch spezialisierte Blätter auf den Markt, etwa „Die Modewelt“ oder „Die Tonhalle“, nur Politisches sucht man zunächst vergeblich. Selbst Witzblätter wie „Die Reichsfackel“, „Kukuk“ und der „Publicist“ (ab 1876) inserieren im Winnender Blatt. 1873 erweitert sich das Zeitschriftenspektrum um die „Stuttgarter Tribüne“, ein Gerichts- und Unterhaltungsblatt, ebenso kommt die „Illustrierte Jagd-Zeitung“ hinzu.

Praktische Literatur

Nach der Änderung des Steuergesetzes etwa vertreibt das „Volks- und Anzeigenblatt den „Rathgeber für den Bürger und Bauersmann, wie er sich bei dem am 1. Februar 1869 in Kraft getretenen Gesetze über das Verfahren in bürgerlichen Streitsachen zu verhalten hat“ (VuAB, Jg. 1869, 13.10., Nr. 20). Nach der Reichsgründung häufen sich Annoncen zu Aktien und anderen Wertpapieren, aber schon Ende der Sechziger wird der in Berlin erscheinende „Börsenwächter“ beworben.

Unterhaltungsliteratur

Ähnlich beliebt wie praktische Ratgeber ist die Unterhaltungsliteratur, wie Annoncen der „Gartenlaube“ ab 1867 verraten. 1869 gehört auch Berthold Auerbach, der bereits in Buoch zu Gast war, zu den Autoren der „Gartenlaube“. Auch Autorinnen wie Eugenie Marlitt werden sehr gern gelesen (etwa die im „Volks.- und Anzeigenblatt“ abgedruckte „Reichsgräfin Gisela“. Auch Romane des „mit frischen Kräften wieder schaffenden“ Karl Gutzkow werden inseriert (VuAB 1869, 9.1, Nr. 2). Veröffentlichung von Novellen und Erzählungen im „Volks- und Anzeigenblatt“. Dass die Zeitungsnovellen durchaus gelesen wurden, zeigt ein Leserbrief aus dem „Volks- und Anzeigenblatt“ von 1877: „Anfrage: Ist die Fortsetzung der Novelle, aus dem Leben von H. H. ‚Irrfahrten‘ noch nicht aus der Feder geflossen?“ (VuAB, Jg. 1877, 6.11., Nr. 129). Auch gehobene Belletristik findet in Winnenden durchaus ihre Leser. So verkauft Gottlob Közle aus Birkmannsweiler 1873 seine Werkausgabe Walter Scotts, wobei er nicht vergisst, auf die gut erhaltenen Umschläge einzugehen (VuAB, Jg. 1873, 15.2., Nr. 14).

Verbreitet sind auch Anthologien. Um 1840 herum erscheint das auch in Winnenden beliebte „Buch der Welt“. Die Herausgeber bieten eine leicht fassliche und anschauliche Aufbereitung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse. Erklärtes Ziel ist es, „die Belehrung in das anmuthigste Gewand zu kleiden. Der Jahrgang 1870 wird im „Volks- und Anzeigenblatt“ beworben (VuAB, Jg. 1869, 16.10., Nr. 71). Er enthält Prosa heute weitgehend vergessener Autoren, aber auch Werke von Ernst Willkomm von Brachvogel und Gerstäcker.

Woher kommt die Lektüre?

Bibliotheken

1867 wird über die Finanzierung einer Privatbibliothek durch den Grafen Alexander Emil von Wartensleben gesprochen. 1869 gibt es sie bereits, die Winnender Ortsbibliothek. Die Beiträge werden quartalsweise einbezogen, der Mitgliedsbeitrag beläuft sich auf 9 Kreuzer. Wer Mitglied ist, erhält ein Verzeichnis der angeschafften Bücher und darf sich gegen eine Nummer die Bände ausleihen (VuAB, 17.3.1869, Nr. 21). Obwohl praktische Literatur auch die Handbibliothek des Gewerbevereins dominiert, kommen auch hier Klassiker zu ihrem Recht. Am 29.1.1876 veröffentlicht der Gewerbeverein seine Neuanschaffungen. Darunter sind drei Tragödien von Lessing, das Nibelungenlied, die Ilias, drei Schauspiele von Sophokles und neun Stücke von Shakespeare (Historien und Tragödien, keine Komödien und auch „Romeo und Julia“ nicht; außerdem werden Hauffs Märchen angeschafft und Herders „Cid“ (VuAB, Jg. 1876, 29.1., Nr. 13). 

Der Leseverein

Für den Leseverein, der sich auf den Austausch von Zeitschriften konzentriert, ist der Präzeptor an der Lateinschule zuständig. 1869 heißt er Bonzelius. Er beschwert sich 1869 bitterlich darüber, dass die Zeitschriften in „zerfetztem Zustande“ zurückkämen und bittet um „größere Schonung“ (VuAB, 5.1.1869, Nr. 2). Nach Ablauf des Jahres wurden die Zeitschriften versteigert. Eine Mitteilung des Lesevereins, vertreten nun durch Reallehrer Maier, führt auf, welche Zeitschriften in Umlauf waren: „Illustrierte Zeitung“, „Ueber Land und Meer“, „Allgemeine Familien.Zeitung“, „Westermann Monatshefte“, die „Gartenlaube“, „Daheim“, „Das neue Blatt“, „Globus“, „Fliegende Blätter“ und die „Deutsche Romanbibliothek“ (VuAB, 16.9.1874, Nr. 100). Die zunehmende Zentralisierung des Reichs spiegelt sich auch im Zeitungsangebot. So wird ab 1876 das „Neue Berliner Tageblatt“ beworben, das dreimal die Woche erscheint und das im Monat 1,70 RM kostet.

Buchhandel in Winnenden

Für die Verteilung geistlichen, vor allem pietistischen Schrifttums und der Missionsliteratur ist Hausvater Gauger Winnendens treibende Kraft. Er weist immer wieder auf neu beim ihm erhältliche Bücher und Broschüren hin. 1869 gibt es bei ihm Predigten von Heim und Blumhardt. Regelmäßig zu Weihnachten ordern Gauger und der Tuchmacher Gottlob Reusch spirituelle Nahrung. Dazu gehören der „Heidenbote“, die „Basler Sammlungen“, das „Kindermissionsblatt“, das „Calwerblatt“, das „Beuggenerblatt“, der „Christenbote“, die „Jugendblätter“ und das „Missionsmagazin“. Auch das „Volks- und Anzeigenblatt“ liefert gelegentlich geistliche Beilagen, etwa am 18.12.1969 (Nr. 99). Dieser Ausgabe liegt das Gebetbuch „Alles mit Gott“ bei. Im Handel sind ab 1870 auch die Werke Karl Geroks äußerst beliebt und werden regelmäßig annonciert. Ab Februar 1872 wird die „Wochenschrift für die Neue Kirche“ beworben.

Das Verlagswesen in Winnenden

Winnendens erster Verleger ist Friedrich Fetzer, über den man nicht viel weiß. 1849 setzt er sich mit dem Waiblinger Verleger Buck auseinander und sucht zu hintertreiben, dass sich Buck auch des Winnender Buchmarkts bemächtigt. Fetzer ist der Herausgeber und leitende Redakteur des „Volks- und Anzeigenblatts“; nach anfänglicher Unterstützung der Demokaten schwenkt er nach dem endgültigen Scheitern der Märzrevolution allmählich um auf einen neutralen Kurs. Fetzer druckt nicht nur die Zeitung, sondern auch immer wieder kleinere Broschüren und Hefte wechselnden Inhalts. Durch einen Großband wird 1904 das Druckhaus zerstört, das die heutige Wagnerstraße zur Stadtmauer hin abschließt. Dadurch dürften wertvolle Unterlagen zur Geschichte der Druckerei verloren sein. Es ist jedoch nicht nur Fetzer, der Bücher für den Winnender Markt herstellt. Auch andere Winnender Handwerker, insbesondere Buchbinder und Kaufleute, sorgen für die Belebung des Buchmarkts. In der Regel werden Bücher noch in mehreren Lieferungen an Subskribenten abgegeben, die sie häufig binden lassen, sobald die letzte Lieferung eingetroffen ist. 

Entwicklungen im 20. Jahrhundert

Verlagswesen

Die Druckerei Friedrich Fetzers war 1885 durch den Buchdrucker Emil Huss übernommen worden, ehe sie schließlich an Wilhelm Kreh übergeht und zuletzt als Zeitungsverlag und Druckerei Kreh GmbH & Co. firmiert. Abgesehen vom wichtigsten Publikationsorgan der Stadt, dem „Volks- und Anzeigenblatt“ (ab 1945: „Winnender Zeitung“) wird hier immer wieder Lokales veröffentlicht. Der erste Literaturverlag Winnendens war das Druckhaus Lämmle und Müllerschön, der von 1912 bis 1949 bestand. Ab 1919 wurde in enger Verbindung mit Müllerschön die „Zentralstelle für die Verbreitung guter Literatur“ nach Winnenden verlegt. Initiator war Friedrich Wilhelm Brepohl, der 1921 Winnenden wieder verließ. Das Verlagsgebäude befand sich im Gebäude Marbacher Straße 25, unweit vom Bahnhof. Vereinzelte Drucke erschienen zudem im Verlag Manfred Kerler, etwa der von Hermann Schwab veranlasste Band „Winnenden: Eine Stadt mit Vergangenheit“ und Karl Masts Prosaband „Sacha zum Lacha“. Ein klassischer Spartenverlag ist der von Enno Coners gegründete CSW-Verlag, der bis 2017 neben einschlägigen Computerzeitschriften vor allem Publikationen zu Videospielen (Commodore) und zur New Economy herausgibt.

Buchhandel

Im 20. Jahrhundert werden Winnendens Bücher noch nicht in reinen Buchhandlungen verkauft. Die Buchhandlung Wilhelm Schunter ist dem gleichnamigen Bürofachhandel in der Marktstraße angeschlossen, der in den 2000ern vom letzten Inhaber, Martin Klemm, aufgelöst wird. Ebenfalls in der Marktstraße, im Gebäude Nr. 25, befand sich das Kunst- und Papeteriewarengeschäft der Kunstmalerien Helene von Sternenfels, das in der Nachkriegszeit gegründet wird und bis in die 70er bestand. Zwei kurzlebige Buchhandlungen gab es überdies in der Paulinenstraße: den Bürowarenbedarf Bretträger (Paulinenstraße 7), der überwiegend Schulbedarf führte, aber auch Bücher führte, und die Christliche Missionsbuchhandlung (Paulinenstraße 11). Seit 2008 existiert der Buchhandel DietrichKreh Faksimile, der 2012 zum Sortimentsbuchhandel erweitert wird. Die Buchhandlung der Tübinger Kette Osiander ersetzt einen Weltbild-Laden, der in der Markstraß2 37 eröffnet wurde. Der erste Winnender Buchladen, der das Buch in den Mittelpunkt stellte, war zwischen 1983 und 2018 die Buchhandlung Halder, die der ehemalige Buchhändler und Grünen-Landtagsabgeordnete Wilhelm (Willi) Halder in Fellbach gegründet hatte und gemeinsam mit seiner damaligen Frau Manuela führte. Sie befand sich zunächst in der Alfred-Kärcher-Straße 12, nach dem Neubau des Rathauses zog die Buchhandlung in den Torweg 5.

Literaturbetrieb und Theater

Die Zentren des Theaterlebens im frühen 20. Jahrhundert waren der 1923 gebaute Festsaal der Heilanstalt und der Hirschsaal des Gasthauses „Hirsch“. Im Festsaal, wo auch Patienten aufführten, wurden beispielsweise Ernst Hubers Stücke „Helfer Heim“ und „Der grimmige Kommenthur“ inszeniert. Der Hirschsaal beherbergte spätestens seit 1850 reisende Theatertruppen. In den Fünfzigern und Sechzigern des 20. Jahrhunderts wurde dort noch getanzt. Seit dem Bau der Stadthalle unter Hermann Schwab (heute: Hermann-Schwab-Halle) wird auch dort professionell Theater gespielt. Laientheater gibt es vielerorts in Winnenden: In Hertmannsweiler widmet sich eine Abteilung des SV Hertmannsweiler der Komödie (auch in Mundart), eine Theatergruppe der evangelischen Kirchengemeinde hat in der Schlosskirche 2018 das Stück „Regine Begine“ von Pfarrer Essich uraufgeführt (Hauptrolle: Marius Meier, Lisa Keidel). Seit der Renovierung der Alten Kelter durch eine Bürgergruppe um Gudrun Obleser befindet sich dort eine kleine Bühne, die seitdem für Kleinkunst, Lesungen, Rezitationen und Musik zur Verfügung steht. Insbesondere die Autorengruppe „Poetische Planetoiden“ treffen sich dort. 2019 fand an verschiedenen Orten in Winnenden das Preisträgerfestival „Lamathea“ statt, bei dem der einzige Staatspreis für Amateurtheater in Deutschland überreicht wird. Seit 2005 gibt es im Schlosspark die Veranstaltung „Winnenden liest“, bei der Winnenender Bürger vor Publikum aus selbstgewählten Lektüren lesen. Eine wichtige Rolle spielt auch die Volkshochschule, die neben Lesungen und Vorträgen auch Literaturkurse anbietet, etwa das über lange Jahre von Gustav Neumahr geleitete Literaturcafé oder die Schreibwerkstätten des Nürtinger Schriftstellers Martin von Arndt. Wichtig für die öffentliche Verfügbarkeit von Büchern ist die Winnender Stadtbücherei, die dem Publikum zunächst an der Ringstraße, dann an der Stöckachstraße und zuletzt am Adlerplatz zur Benutzung offensteht.

Die Winnender Schulen als Kulturträger

Wichtige Kulturträger sind im 20. Jahrhundert auch die Schulen. Bis zum Krieg sind es überwiegend engagierte Einzelpersönlichkeiten, die über das Lehramt hinaus auch als Lokalhistoriker und Literaten auftreten – bekannte Beispiele sind Gotthold Börner und Immanuel Beck. Die Entnazifizierung der Schulen führte zu einer Umgestaltung des Schullebens – 1947 eröffnet die Schülerzeitung „Trottel“ eine lange Reihe von Schul- und Schülerzeitungen, die erst durch das Aufkommen der neuen Medien abbricht. Im selben Jahr wird an der Winnender Oberschule Hugo von Hofmannsthals „Der Tor und der Tod“ aufgeführt. Schultheater spielt seitdem eine wichtige Rolle im Schulleben. Am GBG wurde 1969 unter Gustav Neumahr ein Schulkabarett gegründet, das bis in die frühen Neunziger Bestand hatte. Auch Theater-Arbeitsgemeinschaften gab es sowohl am Georg-Büchner-Gymnasium als auch am Lessing-Gymnasium, wo zudem eine Musical-AG besteht, die jährlich aufführt. Seit 2017 wird auch das Fach „Literatur und Theater“ angeboten. Auch an den Grundschulen werden Schreibwerkstätten angeboten, insbesondere unter der Ägide Gudrun Oblesers an der Stöckachschule.