Status im Theater

Status ist für das Schauspiel von großer Bedeutung: Wer schauspielert, sollte die Fähigkeit besitzen, Dominanz und Macht auszustrahlen – oder, je nach Bedarf, Ohnmacht und Unterlegenheit. Die folgende Übersicht soll helfen, sich das Thema Status schauspielerisch zu erarbeiten.

Bedeutung des Status im Alltag

Die Beschäftigung mit dem Status auf der Bühne ist auch im Alltag nützlich:

  1. Man durchschaut Machtdemonstrationen und Zeichen empfundener Ohnmacht;
  2. Man kann sich selbst Status aneignen und spürt, wann man Status zuweisen sollte.;
  3. Man erhöht seine Durchsetzungsfähigkeit und die soziale Einfühlung;
  4. Man erkennt hierarchische Raumgestaltung (etwa bei Verhandlungen).

Ausdrucksmittel für Status

Machtverhältnisse prägen auch das Geschehen auf der Bühne. Hierarchie lässt sich durch verschiedene Mittel ausdrücken. Beispielsweise durch …

  • Attribute (Krone, Schwert, Besen…)
  • Kostüme (Königsornat, Blaumann…)
  • Besetzung (Körpergröße, Körperfülle…)
  • die vertikale Position im Raum (erhöhter Punkt, niedriger Punkt…)
  • die Position auf der Bühne (Mitte, Rand…)
  • die Art der Bewegung (Ruhe, Hast…)
  • die Körpersprache (Blick, Gestik…)
  • die innere Einstellung (Selbstbewusstsein, …)
  • die Stellung der Körperachse (aufrecht, gekrümmt…)
  • Raumbeanspruchung (raumgreifend, ausweichend…)
  • Stand (breitbeinig, stabil, eng, trippelnd…)
  • Berührung (sich, andere…)

Hochstatus und Tiefstatus

Prinzipiell lässt sich Figuren ein Status in der Rangfolge der Bühne und im Geflecht der Konstellation zuweisen. Sie nehmen einen hohen Status (Hochstatus) oder einen niedrigen Status (Tiefstatus) ein. Durch das eigene Verhalten weist man den Mitspielenden Status zu.

Hochstatus

Ein erhöhter Status ist normalerweise markiert durch …

  • ausgeprägtes Selbstbewusstsein
  • raumfüllende Gestik
  • ruhiges, bequemes Sitzen, nach hinten gelehnt
  • breitbeiniges, entspanntes Stehen
  • eine geöffnete Körpersilhouette
  • aufrechte Körperhaltung und erhobenes Haupt
  • angstfreie Bewegung und offene Gestik
  • einen geraden, dominanten Blick
  • ein Stillhalten des Kopfes beim Sprechen
  • eine normale, entspannte und tiefe Tiefe
  • nach außen zeigende Fußspitzen
  • klare, großzügige und gezielte Gesten
  • Ruhe und Geschmeidigkeit
  • selbstverständliches Eindringen in Räume
  • Berühren anderer Figuren
  • Aneignen von Gegenständen
  • langsame, kontrollierte Reaktionen

Tiefstatus

Tiefstatus ist dagegen markiert durch …

  • schwaches Selbstbewusstsein
  • geringe Raumbeherrschung
  • Nähe zum Bühnenrand
  • enge Beinstellung
  • Ausweichen und Zurücktreten
  • gebückte, devote Körperhaltung
  • nach vorne gezogene Schultern
  • zum Boden gerichtete Bewegungen (Hinwerfen, Knien)
  • nach außen zeigende Fußspitzen
  • ausweichende, flüchtige Blicke
  • den gesenkten Kopf
  • durch das Anfassen des eigenen Gesichts und Kopfes
  • häufiges und expressives Nicken
  • hohe, gepresste und quietschige Stimmlage
  • hastige, steife, fahrige, unsichere Bewegungen
  • schnelles, stockendes, leises und undeutliches Sprechen
  • Herumzupfen an der Kleidung
  • ängstliche Gesamterscheinung
  • unmittelbare, besonders bemühte Reaktionen

Übungen zu Hoch- und Tiefstatus

  • Wandlung: Aus dem Tiefstatus (mit gebückter Haltung, eingezogener Brust, etc.) geht man langsam in den Hochstatus und wieder zurück.
  • Statuspaar: Eine Figur im Hochstatus wird von einer Figur im Tiefstatus umkreist.
  • Statusschaukel: Eine Figur überträgt den Hochstatus an eine Figur im Tiefstatus.