Musiker und Mundartlyriker: Immanuel Beck

Glaubt es, wen die Götter hassen
Machen Sie zum Volksschulmeister,
Die sich hiezu bilden lassen,
 Sind bedauernswerte Geister.
 
Aus: Seminarballade (für pessimistische Seminaristen), Stadtarchiv Maulbronn, Nachlass Beck: A Durchanander, 1893 (S. 32-35), Handschrift, zit. nach Strass, S. 121
 

Bild: Immanuel Beck, Photographie, ca. 1930, Stadtarchiv Winnenden

Immanuel Beck

Immanuel Beck ist Winnendens bekanntester Mundartdichter. Zugleich war Beck als Anstalts- und Volksschullehrer eine Persönlichkeit von ortgeschichtlicher Bedeutung. Die Wiederentdeckerin Immanuel Becks ist Ute Strass, deren Beitrag zu Band 11 der Reihe Winnenden: Gestern und heute ein umfassendes Bild des Lyrikers und Komponisten zeichnet. Auf diesen Aufsatz, der die Grundlage dieser Zusammenfassung bildet, sei verwiesen, wer sich näher mit Beck befassen möchte.

Immanuel Beck kam am 16.1.1872 in Neckartenzlingen zur Welt. Auch Becks Vater Johann Caspar war Lehrer. 1875 zogen die Becks nach Waiblingen, wo Immanuel Beck die Volks- und Lateinschule besucht. Früh beginnt er, sich für die Naturwissenschaften zu begeistern. 1887 besteht Beck die Schulaspirantenprüfung und wird Präparand in Nürtingen, wo er sich auf die Ausbildung im Lehrerseminar vorbereitet. 1889 wird Beck am Lehrerseminar Esslingen zum Studium aufgenommen, das er 1892 abschließt. Zunächst ist er Lehrergehilfe bei Dürrmenz in Mühlacker, ehe er nach einem Zwischenspiel als Unterlehrer in Schmie an der Privatrealschule Dr. Plähn in Waldkirch unterrichtet. Nach weiteren drei Jahren in Bad Cannstatt wird er Volksschullehrer und kann heiraten. Durch einen Stellentausch gelangt Beck nach Zwiefalten. Dort unterrichtet er an einer Konfessionsschule, übernimmt Dienste als Kirchenmusiker und ist vor allem an der „Königlichen Heilanstalt Zwiefalten“ eingesetzt, wo er als Anstaltslehrer Patienten unterrichtet.

Bezug zu Winnenden

Am 31.12.1904 tritt Immanuel Beck eine Stelle als Anstaltslehrer der „Königlichen Heilanstalt Winnental“ an. Zusätzlich zum Unterricht und verschiedenen musikalischen Aufgaben erfüllt Beck therapeutische Aufgaben und redigiert die Anstaltszeitung. Mit dem Anstaltssingchor und seinen Abendunterhaltungen gewinnt Beck auch ein breiteres Publikum in Winnenden für sich. Die Becks wohnen zunächst in der Blumenstraße 18 (heute: Robert-Boehringer-Straße), später in der Schlossstraße 23. 1905 gründet Immanuel Beck die Sängerabteilung des Kriegervereins, der zum Geburtstag Wilhelms II. sein erstes Konzert gibt. 1909 wird Beck Dirigent der Liedertafel und nimmt ein Orgelstudium am Königlichen Konservatorium in Stuttgart auf. Als der Erste Weltkrieg ausbricht, veröffentlicht der deutschnational gesinnte Beck patriotische Gedichte, in denen er die Kriegsgegner angreift. Am 23.6.1915 wird Beck zum Etappendienst in Korntal und Frankreich berufen. Seine in Reimform gebrachten Erlebnisse veröffentlicht er unter dem Titel Skizzen aus dem Landsturmleben in der Winnentaler Anstaltszeitung.

 Am 22.6.1917 wird Beck aus dem Wehrdienst entlassen komponiert für die requirierten Glocken der Stadtkirche das Lied Glockenabschied. Die grausame Wirklichkeit des Krieges geht an Beck vorbei. Noch in der ersten Auflage des 1919 veröffentlichten Gedichtbands Frösch ond Schwärmer enthält Kriegsgedichte, die Beck in der zweiten Auflage 1922 streicht. Beck konzentriert sich nun auf die idyllisierende Darstellung des Kleinstadtlebens auf Schwäbisch. 1924 wird Becks Stelle als Anstaltslehrer gestrichen, er wird Oberlehrer an der Winnender Volksschule. Als Musiker widmet sich Beck nun ganz der Tätigkeit als Hauptorganist der evangelischen Kirchengemeinde. Mit dem Aufstieg der Nationalsozialisten hat sich Beck arrangiert (Strass S. 158), allerdings ohne erkennbare Begeisterung für deren Ideologie – dazu könnte die in Winnenden bekannte Homosexualität seines Sohnes Theodor beigetragen haben. Zu bedeutenden Ereignissen der Vorkriegszeit schreibt Beck Dialektgedichte, ab 1942 verfasst er Heimatgedichte für die Feldpost. Nach Kriegsende entstehen nur noch private Texte. Am 18.4.1952 stirbt Immanuel Beck.

Quellen

Zu Immanuel Beck

  • Strass, Ute: Immanuel Beck. In: Winnenden: Gestern und heute, Band 11: Migration – Integration – Heimat, hrsg. Sabine Reustle. Heidelberg e. a. l.: Verlag Regionalkultur, 2007. S. 115 ff.

Von Immanuel Beck

  • Beck, Immanuel: Skizzen aus dem Schwarzwald, o. O., 1907
  • Beck, Immanuel: Gedichte aus der Kriegszeit 1914-18. O. O., 1915; 4., erw. Aufl., Winnenden: Huß, 1915
  • Beck, Immanuel: Unsere Bahnschutzwache Nr. 3: Humoristisches Gedicht aus dem Anfang der Kriegszeit, o. O., 1915
  • Beck, Immanuel: Gereimte Skizzen aus dem Landsturmleben Korntal. o. O., 1915
  • Beck, Immanuel: Haller Landsturmleben, o. O., 1916
  • Beck, Immanuel: Schwäbische Kriegs-Gedichte: 1915-17, o. O., 1918
  • Beck, Immanuel: Frösch’ and Schwärmer: Schwäbische Gedichte. Waiblingen: Erhard, 1920; 2., verm. und verb. Aufl.: Winnenden: Selbstverl., 1922
  • Beck, Immanuel: Auf zur Scesaplana! Reiseerinnerungen, O., o. J.
  • Beck, Immanuel: Gedichte ernsten und heiteren Inhalts aus der Kriegszeit, o. O., o. J.