Eine Lesung oder Rezitation durchführen

Eine Rezitation erfordert Vorbereitung: emotional, stimmlich, technisch, organisatorisch. Je besser du dich vorbereitest, desto geringer ist das Risiko von Zwischenfällen, desto entspannter kannst du in die Lesung kommen.

Eine Beziehung zum Text aufbauen

  • Finde heraus, aus welchem Zusammenhang der Text stammt (Autor, Entstehungsgeschichte, Wirkungsgeschichte).
  • Studiere Sprechfassungen von anderen Rezitatoren – achte auf feine Unterschiede.
  • Schau dir Illustrationen des Texts an!
  • Visualisiere den Text – entwickle den Text vor deinem inneren Auge.
  • Sprich den Text mit deinen eigenen Worten nach.
  • Achte auf die Bewegungen, die du beim Nachsprechen machst.

Den Text analysieren

  • Fasse die Grundaussage des Texts in eigene Worte.
  • Ermittle die inhaltliche Gliederung des Texts!
  • Achte auf die Wortwahl! Schlage nach, was du nicht verstehst.
  • Achte auf den Satzbau.
  • Achte auf den Rhythmus des Texts.

Den einzelnen Text vorbereiten

  • Drucke den Text mit größerem Zeilenabstand und groß genug aus.
  • Markiere Pausen (I / II)!
  • Hebe Melodiebögen hervor (↑→↓)!
  • Verteile Satzakzente!
  • Trage Besonderheiten des Stimmeinsatzes farbig hervor!

Den Text insgesamt vorbereiten

  • Du solltest dich entscheiden, ob du frei sprichst oder abliest!
  • Der Text sollte sich leicht halten lassen und nicht aus der Hand gleiten.
  • Bestimme einen Ablageplatz!
  • Markiere de zu lesenden Textstellen mit Aufschlaghilfen!
  • Achte darauf, dass der Text sich leicht umblättern lässt und nicht von selbst umblättert!
  • Manuskripte solltest du binden und die Seiten nummerieren!
  • Achte darauf, dass die Text im Idealfall dieselbe Schrifttype aufweisen sollten!
  • Bildschirmmedien solltest du in der Geschwindigkeit des Durchlaufs und im Kontrast auf dich einstellen!
  • Farbige Markierungen können unter der Lichtstimmung leiden – auch die Helligkeit des Raums solltest du berücksichtigen!

Den Ort vorbereiten

  • Du solltest von jedem Zuschauerplatz aus gut zu sehen sein.
  • Wenn du vorhast, dich hinzusetzen, brauchst du ein Podest.
  • Das Podest sollte groß genug sein, damit du nicht abrutschen kannst.
  • Es sollte außerdem nicht knarren oder Stolperkanten aufweisen.
  • Achte beim Einsatz eines Podests darauf, welche Socken du anziehst und putz deine Schuhe! Kurze Röcke und Hosen sind ungünstig.
  • Ein Stehpult sollte dich nicht verdecken!
  • Es sollte außerdem groß genug für dein Manuskript sein.
  • Stehpult und Mikrophon sollte dir Raum genug fürs Gestikulieren lassen!
  • Stühle sind besser als Sessel, in denen du einsinkst und dich verkrümmst!
  • Stühle sollten stabil stehen und nicht wackeln.
  • Im Freien oder in zugigen Räumen sollte man das Manuskript sichern, etwa durch Klammern!
  • Du solltest kein Rückenlicht haben und im Idealfall nicht gegenüber dem Fenster sitzen.
  • Bin ich gut ausgeleuchtet, fällt kein Schatten auf mein Gesicht?
  • Ist die Ausleuchtung des Zuschauerraums angenehm für das Publikum?
  • Achte darauf, dass du dich bei Standortwechseln auf hindernisfreien und gut ausgeleuchteten Räumen bewegst!
  • Wenn du eine Projektion einsetzen möchtest, dann achte darauf, dass die Projektion störungsfrei abläuft, dass die Projektionsfläche schattenfrei ist und niemand geblendet wird.
  • Bei Projektionen sollten wir wissen, was auf der Projektionsfläche gerade passiert!
  • Wenn du eine Lesebrille brauchst (im Idealfall eine Gleitsichtbrille), dann sollte sie fest genug sitzen!
  • Erprobe die Akustik des Raums und überlege dir, ob sie sich verändert, wenn das Publikum anwesend ist!
  • Auf ein Mikrophon kannst du oft verzichten. Wenn du eines brauchst, dann solltest du es ausführlich testen und richtig einstellen, in Bezug auf Höhe und Abstand! Ärgerlich sind auch erschöpfte Akkus und Batterien!

Sich selbst vorbereiten

  • Atme tief ein, halte den Atem, atme lang aus. Verfolge den Atemfluss im Körper.
  • Sprich dir Kraft und Ruhe vor: „Ich bin ruhig“, „Ich stehe fest“, „Ich bin entspannt“.
  • Sorge dafür, dass gut aufstehen kannst und bequem sitzen.
  • Wende dich probehalber jeder Ecke des Raumes zu.
  • Stelle dich stabil hin, wippe dann mit den Zehen.
  • Lass deine Lippen vibrieren („Brrr“-Laut).
  • Summe eine kleine Melodie und verändere dabei den Stimmsitz.
  • Summe auf stimmhafte Konsonanten: w, dsch, s; Vokale.
  • Übe die schwierigen Textstellen bis zur Geläufigkeit.
  • Erinnere dich an die Freude beim Einüben und Sprechen.
  • Konzentriere dich ganz auf die Welt des Texts.

Den Text vortragen

  • Baue Blickkontakt zu allen Anwesenden auf.
  • Freue dich darauf, dem Publikum etwas ganz Besonderes bieten zu können.
  • Beginne mit einer ernst gemeinten Begrüßung.
  • Sprich eine kurze Anmoderation, damit sich alle auf deine Sprechweise einstellen können.
  • Zu Zwischenfällen kann es immer kommen. Bewahre Ruhe. Wenn etwas partout nicht klappt, kannst du es vielleicht überspringen.
  • Halte die Pausen aus und stelle dabei Blickkontakt zum Publikum her.
  • Markiere gestisch und stimmlich das Ende deines Vortrags.
  • Nach dem Vortrag solltest du in Ruhe sitzen oder stehen bleiben und nicht gleich von der Bühne verschwinden.