Extremdiktate

Unbarmherzige Unsinnssätze

Schwerpunktdiktate soll man nicht schreiben lassen, heißt es. Aber schwere Diktate dürften erlaubt sein. Die folgenden Kurzdiktate kann man sich einzeln vornehmen. Sie enthalten vieles, was Schwierigkeiten bereitet.

  1. Derselbe Eigenbrötler, der des Öfteren den Favoriten spielte, konnte sich nun zwischen Billard und Ballett gar nicht entscheiden.
  2. Ekstatisch fummelte der Hinterwäldler mit dem Inbusschlüssel an der Karosserie herum, ohne jedoch irgendeinen todsicheren Beweis zu finden.
  3. Der Dilettant wurde, obgleich Liliputaner, ins Komitee für den neuen Kreißsaal gewählt, eine Praxis, wie sie in Massachusetts längst gang und gäbe war.
  4. Die Masseurin fand es äußerst skurril, dass sie für ihre Sisyphusarbeit auf den Philippinen nur im Rhythmus der Mondphasen bezahlt werden sollte.
  5. Der westgotische Hüne stellte aus dem Stegreif die rhetorische Frage, ob Metaphern in der libyschen Literatur zum Standard gehörten.
  6. Es war nun wirklich kein Pappenstiel, was die Galionsfigur für die orthopädische Reparatur ihres Rückgrats berappen sollte.
  7. Wie aus dem Effeff autorisierte der Eurythmielehrer die äußerst brillante Cellistin per E-Mail, durch das Ausstoßen von Diphthongen für mehr Atmosphäre im Kurs zu sorgen.
  8. Vanessa wirkte recht erbost, als sie vollauf authentisch wegen der Lappalie mit dem Gullydeckel in die Staatsgalerie galoppierte.
  9. Insbesondere an Silvester frönte Linda dem ansonsten verpönten Genuss von Chrysanthemen mit Kardamom und Chili, dem sie sonst wohlweislich widerstand.
  10. Robert projizierte seine Aggressionen auf ein Riesenstück Biskuit, das er zum Cappuccino mit einem großen Stück Camembert zu verspeisen gedachte.
  11. Es passte nichtsdestotrotz ins Bild der Apartheidsgegner, dass Lauras Lieblingsstilfigur das Hendiadyoin war.
  12. Der Albatros fand es geradezu hanebüchen, dass er wegen fremdenfeindlicher Hieroglyphen auf einer Litfaßsäule ausbüxen und das schöne Nordrhein-Westfalen verlassen sollte.
  13. Der allerorts verfemte Florist tupfte mit einem feuchten Vlies alle naselang den Staub von der Dahlie, wohingegen er das Abnibbeln des Wacholders nicht bemerkte.
  14. Der Hersteller des Elixiers weilte trotz mangelnder Ressourcen schon fast im Nirvana, so sehr, dass er sich kaum mehr auf den Algorithmus zur Bestimmung des Absorptionskoeffizienten fokussieren konnte.
  15. Ohne viel Gedöns kurvten die rückgratlosen Außerirdischen mit ihrem Flaggschiff am Firmament herum, bevor sie die Auslöschung sämtlichen Damwilds an Beelzebub delegierten.

Orthographiesonett

Das folgende Rechtschreib-Sonett habe ich bereits mehreren Klassen diktiert. Dreizehn Fehler war bisher der Rekord, darunter hat es noch keiner geschafft. Dafür erlaubt sich der Text auch zu viele exotische Schreibweisen und jambische Sieben- und Achtheber. Wer es gerne versuchen will, suche sich einen Diktator...!

 

Das große Orthographiesonett

 

Wenn wer krakeelend die Zucchini in skurrilen Kraxen

auf die Terrasse trägt, anstelle die Forsythien zu nehmen,

wenn parallel noch wer mit Gingko-Joghurt raue Faxen

auf Karussellen macht: Der sollte sich was schämen!

 

Wenn asymmetrisch nämlich Schweizer Chrysanthemen

inadäquat im Labyrinth bei weisen Buddhas wachsen,

die rhythmisch ein Ballett im kolossalen Kreißsaal staksen,

anstelle sich noch morgen Nacht nach Libyen zu bequemen:

 

Dann sollte man aus Gandhis Garderobe rasch Jackette

holen, mit Guerilla-Koryphäen grölend Komitees zu bilden

und todtraurig, melancholisch fast, Sonette rezitieren.

 

Schnellstmöglich muss man am Schlafittchen auch den wilden

und aggressiven Griesgram in ein Burgverlies bugsieren

und korrigierend piksen in die allzu fette Silhouette.