Bühnenbild

Die Einrichtung des Bühnenraums in Gliederung, Form und Farbe, die Ausstattung der Bühne mit Objekten und die Erschaffung des bespielbaren Raums – das ist die Aufgabe der Bühnenbilds in Theater und Film.

Grundbegriffe zur Bühnenbildnerei

  • Skenographie ist die perspektivische Bühnenmalerei der Antike.
  • Das Bühnenbild bezeichnet entweder die visuelle Gestaltung eines szenischen Raumes und das verwendete Material.
  • Der Bühnenbilder oder die Bühnenbildnerin sind an der künstlerischen Entstehung des Bühnenbilds beteiligt und überwachen dessen Ausführung.
  • Kulissen (frz. coulisse) waren ursprünglich die Gleitbahnen, in denen Elemente der Dekoration bei Theateraufführungen verschoben wurden. Heute bezieht sich der der Ausdruck Kulisse auf die Schiebewand selbst.
  • Eine Soffitte (frz. soffite, it. soffitta = darunter Befestigtes) ist in der Bühnentechnik eine Deckenkulisse, die gerade noch sichtbar im oberen Bereich der Bühne aufgehängt ist.
  • Ein Bühnenprospekt ist auf der Theaterbühne die hintere Begrenzung einer Bühnendekoration. Seine Gestaltung wurde oft von Landschaftsmalern vorgenommen.

Elemente des Bühnenbilds

Zum Bühnenbild gehören die fest installierten Objekte und Möbel, mit denen die Darsteller nicht hantieren – das schließt Kostüm und Requisite aus. Dagegen sind Teil des Bühnenbilds:

  • Der freie Raum, der durch die Architektur oder die Kulissen begrenzt wird;
  • Die Kulissen rechts und links;
  • Der Bühnenprospekt an der Bühnenhinterwand;
  • Deren künstlerische Gestaltung (Kulissenmalerei, Prospektmalerei);
  • Soffitten, mit denen der Bühnenhimmel mit dem Schnürboden abgehängt wird;
  • Die Bühnenmaschinerie;
  • Gegebenenfalls der Bühnenboden mit Läufern und anderem Belag;
  • Mobiliar und andere unverrückbare Elemente wie Bühnenaufbauten und Treppen;
  • Filmprojektionen und die dazu vorgesehen Flächen;
  • Das Beleuchtungskonzept.

Ansprüche an das Bühnenbild

  • Das Bühnenbild sollte dienende Funktion haben, nicht das Stück überlagern.
  • Was sich auf der Bühne befindet, sollte zur Wirkung des Stücks beitragen (als Dekor) oder eine Funktion im Stück haben.
  • Es sollte außerdem der Bühnenform angepasst sein.
  • Es sollte die Schauspieler nicht behindern, sondern Wege ermöglichen und Begegnungsräume schaffen.
  • Es sollte zur Inszenierung der Auftritte und Abgänge beitragen.
  • Bühnenbilder können eine zeitliche und räumliche Einordnung des Stücks vornehmen.

Geschichte des Bühnenbilds

  • In der Antike sind bereits perspektivische Bühnenmalereien bezeugt. Die Griechen verwendeten Periakten (dreiseitige Holzprismen mit Bemalung) und bemalte Seitenaufbauten (Paraskenien), die Römer arbeiteten mit Vorhängen.
  • Besonders üppig sind die gestaffelten Kulissen der Guckkastenbühne des Barock.
  • 1618 entwickelt Giovanni Battista Aleotti im Teatro Farnese (Parma) die Kulissenbühne.
  • Etwa um 1880 wird das Kulissentheater durch räumliche Bühnensysteme ersetzt.

Wie entsteht das Bühnenbild?

  1. Die Verantwortlichen für das Bühnenbild – Bühnenbildner oder Bühnenbildnerin - lesen das Stück und fertigen erste Skizzen.
  2. Recherchen vertiefen das Verständnis für das Stück, erste Entwürfe
  3. Mit der Regie wird das Bühnenkonzept
  4. Oft entstehen nun maßstabsgetreue Modelle.
  5. Im Austausch mit dem technischen Stab wird das Konzept überarbeitet.
  6. Mit improvisierten Materialien wird häufig eine Bauprobe durchgeführt, Beleuchtung, Farbkonzept, technische Funktionen und Proportionen werden überprüft.
  7. Bühnenbildnerei, deren Assistenz und der technische Stab fertigen nun Konstruktionszeichnungen für die Ausführung in den Werkstätten.
  8. Die Werkstätten kommen ins Spiel. In Schreinerei und Schlosserei werden tragende Unterbauten gefertigt. Bühnenmaler schaffen Oberflächen, Bühnenplastiker fertigen Objekte. Oft sind auch Tapezierer und Dekorateure am Werk.
  9. Mit dem Werkstättenleiter besprechen Bühnenbildner und Bühnenmeister die Ausführung.
  10. Mit dem Requisiteur wird besprochen, welche Objekte beschafft oder gefertigt werden.
  11. Vor Beginn der Probenarbeit wird das Ensemble ins Aufführungskonzept eingeführt.
  12. Erst, wenn die Dekorationselemente fertig sind, werden sie im Rahmen der Technischen Einrichtung auf der Bühne zusammengesetzt. Kleinere Veränderungen werden vorgenommen.
  13. Mit den Bühnentechnikern wird der funktionale Ablauf des Umbaus überprüft.
  14. Nun wird die Beleuchtung angepasst, ein Beleuchtungskonzept wird entworfen.
  15. Bei den Proben mit der vollen Bühnendekoration geht es um die Anpassung der Bühne ans Spiel (oder andersherum) und um die Akustik des dekorierten Raums.
  16. Bei den nun folgenden Hauptproben unter Aufsicht des Inspizienten wird das Bühnenbild oft noch angepasst, bei der Generalprobe ist dies unüblich.
  17. Bei der Premiere reagiert das Publikum – im besten Fall euphorisch.

Übungen

  • Modell: Die Teilnehmenden gestalten ein Bühnenmodell in einem Schuhkarton und Gegenständen aus der Umgebung.
  • Zeichnung: Die Teilnehmenden entwerfen ein (räumliches) Bühnenbild.
  • Umbau: Die Teilnehmenden gestalten den Probenraum zum Bühnenbild um.
  • Menschliche Bühne: Die Teilnehmenden stellen selbst die Dekoration der Bühne dar, zwei Teilnehmende spielen.
  • Farbkonzept: Die Teilnehmenden bekommen ein Szenenbild in Schwarz und Weiß und legen ein Farbkonzept fest.
  • Illustration: Die Teilnehmenden erhalten einen Text und gestalten dazu ein Bühnenbild.
  • Spekulation: Die Teilnehmenden erhalten ein Bühnenbild und planen eine Handlung; dann wird die eigentliche Handlung offenbart.

Bibliographie

  • Eckert, Nora: Das Bühnenbild im 20. Jahrhundert. Berlin: Henschel, 1998
  • Brack, Katrin: Bühnenbild. Berlin: Theater der Zeit, 2010
  • Lüdi, Toni: Designing Film: Szenenbilder - Production Designs. Berlin: Bertz und Fischer, 2010
  • Schläder, Jürgen: Vision und Tradition: 200 Jahre Nationaltheater in München: Eine Szenographiegeschichte. Leipzig: Henschel, 2018
  • Dahle, Terje Nils: Filmarchitektur und Bühnenbilder. Stuttgart: IRB-Verl., 1993, 2. Aufl. (IRB-Literaturauslese; 3022)