Adolf Schiel: Ein Winnender Realschüler im Burenkrieg

Biographie

Abb.: Adolf Schiel, vermutl. 1903

Adolf Schiel kommt am 19. Dezember 1858 in Frankfurt am Main zur Welt. In Winnenden geht er zur Schule. Nach dem Wegzug aus Winnenden findet man Schiel als Offizier bei der Kavallerie: Er dient bei den Braunschweiger Husaren. Mit zwanzig verlässt er das Militär und geht im Oktober 1878 in die britische Kolonie Natal, wo er sich als Landwirt niederlässt und eine Missionarstochter heiratet. Weil die Farm nicht genug abwirft, zieht er mit einem Burentreck in das unabhängige Transvaal weiter. Dort wird er Grenzleutnant und Sekretär des Eingeborenenkommissars Joachim Ferreira, treibt unter anderem Hüttensteuer bei den Eingeborenen ein. 1882 interveniert er im Bürgerkrieg der Zulu und wird Ratgeber und Minister von Dinuzulu, dem Sohn des Zulukönigs Cetshwayo, dessen Krönung er 1884 politisch vorbereiten hilft. 1887 überträgt ihm Burengeneral Joubert die Aufsicht über das Magazin des Artilleriekorps. Nachdem er 1888 in der Region Spelonken als Eingeborenenkommissar tätig ist, dient er ihm im Folgejahr als Leiter des Gefängniswesens und hat die Bauaufsicht über das Fort Johannesburg inne. Der Plan, gemeinsam mit dem Großkaufmann Adolf Lüderitz und dem Heidelberger Reisenden August Einwald Land für ein deutsches Schutzgebiet zu erwerben, schlägt fehl. Auch ein persönliches Treffen mit Bismarck in Berlin ändert an der Lage nichts. Schließlich erwirbt Schiel 1892 am Südhang der Spelonkenberge eine Farm (Roßbach), die er mit seiner Frau und mittlerweile fünf Kindern bezieht. Als der Konflikt zwischen Großbritannien und der Burenrepublik Transvaal sich zuspitzt, stellt Schiel mit dem in Berlin geborenen Richard Albrecht das Freikorps „Deutsches Kommando Johannesburg“ zusammen, das Jan Klock unterstellt wird. Nach Sabotageaktionen gegen die britischen Eisenbahnlinien wird Schiel am 21. Oktober 1899 in der Schlacht von Elandslaagte verwundet, seine Einheit wird aufgerieben. Nach Aufenthalten im Militärhospital und einem Gefangenenlager in der Nähe von Simon’s Town wird Schiel auf die Insel St. Helena gebracht. Dort ist er bis Kriegsende 1902 interniert und schreibt seine Autobiografie mit dem Titel „23 Jahre Sturm und Sonnenschein in Südafrika“. Nach seiner Entlassung kehrt Adolf Schiel nach Deutschland zurück, stirbt jedoch schon am 8. August 1903 in Bad Reichenhall an den Folgen seiner Verwundung.

Bezug zu Winnenden

Zwei wichtige Quellen für die Winnender Stadtgeschichte erwähnen Adolf Schiel. Mina Volz-Greiner nennt den „späteren Burenoberst Schiel“ in ihren Winnender Erinnerungen lediglich das „Frankfurterle“. Bei den Turnern der Realschule habe er sich besonders hervorgetan (Volz-Greiner, 1927, S. 6). Ausführlicher ist der Bericht bei Börner:

Für den Freiheitskampf der Buren gegen die Engländer im Jahr 1899 war hier die Begeisterung besonders groß, als bekannt wurde, daß ein früherer Winnender Realschüler, dem einst wegen seines wilden Wesens von seinen Lehrern keine große Zukunft vorausgesagt wurde, der Obers Adolf Schiel, Führer des deutschen Korps sei. Noch höher stieg das Interesse, als der berühmte Obers nach dreißigjähriger Abwesenheit im Jahr 1903 unerwartet hier eintraf, um den Schauplatz seiner frohen Jugendjahre wieder zu sehen und seine Jugendgenossen zu besuchen. Auf die Bitten seiner hiesigen Freunde hielt er dann am 17. März 1903 im dicht besetzten „Gasthof zur Krone“ einen Vortrag über seine Erlebnisse in Südafrika. […] Nach 23 Jahren Sturm und Sonnenschein in Afrika zog es ihn an den Ort, der ihm einst lieb und heimisch war, und er fand die schwäbische Heimat schöner denn je. „Das Schwabenländle soll leben!“ rief er am Schluss seines Vortrags begeistert aus. Der Kriegerverein ernannte ihn zu seinem Ehrenmitglied, und die Liedertafel ehrte ihn beim Abschied durch eine Sängerhuldigung. (Börner 1923, S. 482-483).

Der Vortrag wurde auch im „Volks- und Anzeigenblatt“, auf das sich Börner wohl stützt, ausführlich besprochen (VuAB, Jg. 1903, 19.3, Nr. 34). Schiel war mit Applaus empfangen worden, das Geleitwort zum Vortrag spricht Schultheiß Hiemer. Der zweistündige Vortrag war durch eine Pause unterbrochen, „angenehm ausgefüllt“ durch ein Herrenquartett und die Deklamation des Gedichts „Der Bur und das Kind“ durch Hutmacher Krauß (Ebd.).

Abb.: Einladung zu Schiels Vortrag im "Volks- und Anzeigenblatt"

Abb.: Schiels Autobiographie

Bibliographie

Werk

  • Schiel, Adolf: 23 Jahre Sturm und Sonnenschein in Südafrika. Leipzig: Brockhaus, 1902

Sekundärliteratur

  • Gomm, Neville: The German Commando in the South African War of 1899 – 1902. In: Military History Journal, Vol 2, Nr. 2 (2. Dezember 1971)
  • Guy, Jeff: The View Across the River: Harriet Colenso and the Zulu Struggle Against. Oxford: James Currey, 2002
  • Van Niekerk, M.: Adolf Schiel en die Duitse Kommando. Pretoria: Department of History, University of Pretoria, 1949
  • Williams, Robert: Adolf Schiel, Commandant of Johannesburg Fort, and the Fortress Artillery Corps. In: Military History Journal. Hrsg. The South African Military History Society, Vol. 8 Nr. 3
  • Pottinger, Brian: The Foreign Volunteers: They Fought for the Boers (1899–1902) Scripta Africana, Johannesburg 1986