Spiel im Ensemble

In der Entwicklung des Schauspiels in Europa entwickelt sich das Schauspiel des Einzelnen über ein Zweierspiel mit Chor (Protagonist und Antagonist) zum Ensemblespiel. Im Ensemble entsteht durch die gemeinsame Arbeit sehr oft ein intensives Gruppengefühl, das sich aus gemeinsam erlebter Intimität speist.

Gruppenregeln in einem Ensemble

Ohne Regeln funktioniert ein Ensemble nicht. Folgende Regeln sind besonders wichtig:

  • Rituale helfen, den Alltag zu verlassen und im Probenraum anzukommen.
  • Fehler sind natürliche Schritte im Entwicklungsgang jedes Ensemblemitglieds. Niemand wird bloßgestellt. Früher hieß das Proben noch Probieren – das sollte man nicht vergessen.
  • Was in der Probe geschieht, bleibt in der Probe: Der Probenraum ist ein geschützter Raum
  • Ehrliche und gut begründete Rückmeldungen sind ebenfalls wichtig. Was nicht gelingt, darf nicht übergangen werden.
  • Selbstdisziplin ist wichtig, um nicht das Gruppenergebnis zu gefährden: Das Ensemble sollte bei jeder Probe vollständig sein.
  • Wenn andere im Ensemble proben, ist aufmerksames und genaues Beobachten wichtig.
  • Gegen innere Widerstände sollte niemand im Ensemble zum Schauspiel gezwungen sein.
  • Nur die Spielleitung unterbricht eine Szene. Die Spielenden müssen durchhalten.
  • Auch handwerkliche Kritik bringt nur die Spielleitung vor.

Die Bedeutung des Ensembles für die Theaterarbeit

Das Ensemble als Gruppe ist für die Arbeit am Theater aus verschiedenen Gründen von Bedeutung:

  1. Das Ensemble gewährt Schutz, weil für alle gleichermaßen die Konventionen des szenischen Spiels gelten.
  2. Erlebte Gemeinschaft ermutigt auch diejenigen, die sich wenig zutrauen.
  3. Ohne ein funktionierendes Ensemble kann sich auch der Begabteste auf der Bühne nicht auszeichnen.
  4. Dazu ist ein hohes Maß an Identifikation nötig – mit dem Ensemble, der Spielleitung, dem Stück.
  5. Konflikte in der Gruppe sind normal – sie können die Arbeit im Ensemble stören oder bereichern, je nachdem, ob sie vom Ensemble erkannt und bearbeitet werden.
  6. Unterschiedliche Erfahrungshorizonte sind nicht ungewöhnlich, aber auch erprobte Darsteller müssen sich ins Ensemble einordnen,

Übungen

  • Pyramide: Bewegt euch zu Musik. Wenn die Musik endet, baut ein akrobatisches Standbild oder ein möglichst attraktives Gruppenfoto.
  • Lebende Bilder: Die Spielleitung ruft euch einen Bildtitel zu. Ihr habt zehn Sekunden, um den Titel als Gruppe zu interpretieren.
  • Maschine: Stellt euch vor, ihr baut eine Maschine, die mit technischer Präzision Waren herstellt. Jeder von euch stellt geräuschvoll einen Fertigungsschritt dar und gibt das Objekt weiter. Der nächste stellt sich als weiteres Maschinenteil dazu.
  • Freeze. Bewegt euch im Raum. Achtet zunächst vor allem auf euch. Behaltet dann die anderen im Blick. Bleibt stehen, wenn die Spielleitung klatscht. Beim erneuten Klatschen bewegt ihr euch weiter. In der nächsten Stufe findet ihr ohne Signal der Spielleitung zu einem Impuls, um stehenzubleiben.
  • Blind gefunden. Bewegt euch in der Gruppe zur Musik. Achtet auf die anderen! Wenn die Musik endet, schließt ihr die Augen. Zeigt möglichst rasch dahin, wo ihr die Person vermutet, deren Namen die Spielleitung nennt!
  • Blinde Schlange: Bildet eine Schlange. Nur die vorderste Person behält die Augen offen. Nun bewegt sich die Schlange durch den Raum.
  • Reifen: Geht ins Freie. Stellt euch im Kreis auf, ihr seid der Reifen, die Mitte ist die Radnabe. Steht seitlich zur Kreismitte, im gleichen Abstand zu einander. Setzt euch in Bewegung, haltet den Abstand gleich. Versucht nun, ohne Absprache das Rad zu verlangsamen. Ein Signal der Spielleitung hält euch an.

Bibliographie

  • Kurzenberger, Hajo: Der kollektive Prozess des Theaters: Chorkörper - Probengemeinschaften - theatrale Kreativität. Bielefeld: Transcript, 2009 (Theater; 13)