Applaus!

„Habe ich meine Rolle gut gespielt? Nun so klatscht Beifall, und schickt uns alle freudig fort!“ Nach Sueton waren dies die letzten Worte des römischen Kaisers Augustus. Was auf der großen Bühne der Welt gilt, trifft auch auf das Theater zu: Ohrenbetäubender Beifall befriedigt das Ensemble, vor allem, wenn das Publikum dazu aufsteht. Schwacher Beifall kann daher umso schmerzhafter sein. Üblicherweise wird geklatscht – Szenenapplaus ist allerdings selten. Dazu gibt es eine Applausordnung. Dazu wird der Vorhang gesenkt. Wenn er sich wieder hebt, nimmt zunächst das ganze Ensemble den Applaus entgegen, wozu sich die Schauspieler an den Händen fassen und verbeugen. In der Regel folgen dann die Nebenrollen, ehe die Hauptdarsteller beklatscht werden. Häufig führen die Hauptdarsteller den Regisseur auf die Bühne, der zum Schlussapplaus auch das Theaterorchester und andere wesentliche Beiträger zum Stück einbezieht. Durch lautes Klatschen und Da-capo-Rufe können beliebte Darsteller wieder vor den Vorhang gerufen werden.

Natürlich lässt sich Applaus auch herbeirufen. Im alten Rom forderte ein inoffizieller Ausrufer das Publikum zum Beifall auf: „Valete et plaudite!“ – es gab allerdings auch bezahlte Plausores, die den Applaus herbeiführen sollten. Auch im Barocktheater gab es solche Einklatscher, die Mosqueteros. Seit 1820 sorgten in Paris bezahlte Claqueure für die bestmögliche Aufnahme des Stücks. Auch heute noch achten manche Theater darauf, dass in den ersten Reihen platzierte Choregen ein allzu zähes Publikum zum Beifall motivieren.

Auch innerhalb des Stücks kann Beifall eingesetzt werden – schließlich kommt es auch in der Politik und im Sport vor. Das Klatschen dient darüber hinaus zur Rhythmisierung einer Bewegung, beispielsweise beim Tanz. In verschiedenen Kulturen ist Klatschen ein festes Element des Tanzes, etwa im Flamenco, im tamilischen Kummi oder beim alpenländischen Paschen. Im Improvisationstheater und im Schultheater gibt es das Einklatschen, das eine Spielsequenz einleitet. Das Abklatschen wird im Improvisationstheater eingesetzt, um Akteure abzulösen.

Formen des Beifalls

  • Klatschen: a) Flachhandklatschen, b) Hohlhandklatschen, c) Rückhandklatschen, d)
  • Rhythmisches Klatschen (z. B. in Ungarn: vastaps)
  • Aufstampfen mit den Füßen
  • Klopfen mit den Knöcheln (z. B. beim Ende einer akademischen Vorlesung)
  • Pfiffe
  • Vokaler Beifall: Da capo! Bravo / Bravi / Brava! Bis! Zugabe! Encore!
  • Stehapplaus (Standing Ovations)
  • Schlagen des Bogens auf den Notenständer (Streichkonzert)
  • Visuelles Klatschen (bei Gehörlosen): Schütteln der Hände aus den Handgelenken heraus.
  • Einsatz von Klappern und Klatschpappen: Klatschpappen sind Fächer aus steifem Karton, die ein besonders lautes Klatschen erzeugen. Sie sind eher um Spot üblich.

Guido Messer: Die Claque, Backnang, 1988 (Foto: BKZ, Ausschn.)

Übungen

  • Claqueurs („Klatscher“): Kreissituation: Jeder führt ein (banales) Kunststück vor, alle klatschen.
  • Klatschkreis: Klatschrhythmen werden im Kreis weitergegeben – oder (nach Blickkontakt) quer durch den Kreis. Variante: Beim Versenden nennt man Zahlen oder sagt „zipp“, „zapp“ und „zoom“.
  • Kreisklatschen: Es wird gleichzeitig geklatscht. Ein Doppelklatschen sendet das Signal zurück.
  • Applausordnung: Die Gruppe übt synchrones Verneigen und synchrones Klatschen.
  • Klatsch-Kathak: Einer klatscht; der andere verändert jedes Mal seine Haltung.
  • Raumklatschen: Zwei Gruppen stehen sich gegenüber und gehen blind aufeinander zu; das Klatschen dient als Orientierungssignal.
  • Dramatisieren: Von langsamem, zögerlichem Klatschen zu frenetischem Klatschen.
  • Dreierklatschen: Drei Personen stehen einander zum Klatschen gegenüber.
  • Silbenklatschen: Ein Dialog wird geführt, jede Silbe muss geklatscht werden.
  • Rhythmen: Zwei Partner setzen sich gegenüber: Der eine gibt mit flacher Hand und den Knöcheln einen Rhythmus vor, den der andere nachahmt.
  • Klatschspiele: Es gibt eine Reihe von Klatschspielen für Kinder, die in Kombination mit Silben und Gesten in rasender Geschwindigkeit durchgeführt werden können. (Beispiele: Em Pom Pie, Bei Müllers hat’s gebrannt, Schoko-Schoko-la-de…).
  • Clapstick: Einer klatscht mit ausgestreckten Armen, der Partner bückt sich weg, ehe er selbst klatscht und den anderen veranlasst sich zu bücken. Die Übung kann auch im Kreis durchgeführt werden.
  • Kampfgeräusche: Zwei Akteure ohrfeigen einander, ein weiterer Darsteller erzeugt das Klatschen.