Dialektologie

Abstammungsgrammatik, die

 

Grammatik, die Wörter des Dialekts Laut für Laut in Bezug auf seine alt- und mittelhochdeutschen Vorgänger darstellt.

Antezedent, der

 

Historisch "echte" Mundart als zeitliche Vorstufe des Dialekts und der Hochsprache.

Ausgleichssprache, die

 

 

Barriere, die

 

Hindernis, an dem die Ausbreitung eines Dialekts gehemmt oder verhindert wird (Meere, Flüsse, Gebirge, Sprachgrenzen, konfessionelle Grenzen, Staatsgrenzen).

Bezugsgrammatik, die

 

Grammatik, die auf der Grundlage der mittel- und althochdeutschen Basis Regeln für die Entwicklungen in den Dialekten angibt.

Deszedent, der

 

Mundart als zeitlich nachgeordnete Ableitung von einer "echten" Mundart, als gesunkene Kultursprache.

Dialekt, der

 

[gr. dialegesthai = sich unterhalten]. Räumliche Varietät innerhalb eines Sprachraums mit den folgenden Merkmalen: 1. sprachliche Unterschiede zur Hochsprache (fehlende oder andere Kategorien, anderer Wortschatz, weniger syntaktische Pläne), 2. Verwendung im Umgang mit Vertrauten und Ortsansässigen (besonders im Mündlichen), 3. Sprache der kleinen Leute (Handwerker, Bauern, Arbeiter), 4. Ableitung von der Mundart oder gesunkene Kultursprache, 5. orts- und raumgebundene Verwendung, 6. im Vergleich zur Hochsprache begrenzter Kommunikationsradius.

Dialektgeographie, die

 

Disziplin der Dialektologie, die sich mit der Erforschung und Darstellung der räumlichen Verteilung der Dialekte befasst.

Dialektgrenze, die

 

Gedachte Grenze zweier Dialekträume; entlang dieser Grenze treten wichtige sprachliche Unterschiede (Isoglossen) möglichst frequent (häufig) auf.

Dialektkarte, die

 

Kartographisches Werk, das als Originalkarte, Symbol-, Punkt-, Linien- oder Flächenkarte die räumliche Verteilung von Dialektmerkmalen verzeichnet.

Dialektometrie, die

 

(EDV-gestützte) Erhebung, Verrechnung und Darstellung von Sprachdaten eines Dialekts.

Dialektraum, der

 

Geographisch fassbares Gebiet, in dem ein Dialekt von der Mehrzahl aller Sprecher gesprochen wird.

Dialektwörterbuch, das

 

Wörterbuch, das den Wortbestand eines Dialekts verzeichnet.

Halbmundart, die

 

Sprechweise, die in einzelnen Merkmalen von der Mundart abweicht und einen erweiterten Kommunikationsradius ermöglicht.

Hochsprache, die

 

Sprechweise, die sich historisch auf einzelne oder mehrere Mundarten zurückführen lässt, die in gehobenen Schichten genbraucht wird, die überregionale Geltung besitzt, die in der Öffentlichkeit (Politik, Medien) gebraucht wird und die größte kommunikative Reichweite innerhalb eines Sprachraums besitzt.

Isoglosse, die

 

[gr. iso- = gleich, glossis = Sprache] Grenzlinie auf der Sprachkarte, die den Sprachraum teilt: auf der einen Seite ist Variante A üblich, auf der anderen Seite gilt Variante B. Isoglossen umschließen den Raum, in dem Variante A gilt.

Isoglossenbündel, das

 

Bündel von Isoglossen.

Isoglossenkarte, die

 

Kartographische Abbildung der Isoglossen eines Sprachraums.

Isolexe, die

 

[gr. iso- = gleich, lexis = Wortbestand], Isoglosse, bezogen auf den Wortschatz

Isomorphe, die

 

[gr. iso- = gleich, morphe = Gestalt], Isoglosse, bezogen auf die Wortbildung

Isophone, die

 

[gr. iso- = gleich, phone = Ton] Isoglosse, bezogen auf die Aussprache

Isoseme, die

 

[gr. iso- = gleich, seme = Bedeutung], Isoglosse, bezogen auf die Bedeutung

Keil, der

 

Vorsprung im Isoglossenbündel. [Je nach Standpunkt]

Kernlandschaft, die

 

Mittelpunkt eines Sprachraums, um den sich die Isoglossen einer Mundart in konzentrischen Wellen lagern.

Kleinraum-Grammatik, die

 

Grammatik, die die Mundart eines geographisch eng umgrenzten Raums (eines Tals, einer Landschaft) darstellt.

Kombinationskarte, die

 

Kartographisches Werk, das sprachliche Merkmale addiert und nach Frequenz (Häufigkeit) abstuft.

Mundart, die

 

Historisch überlieferte Sprechweise, die nur von Bauern, nur familiär und räumlich stark begrenzt gesprochen wird.

Mundartmerkmale, primäre

 

Kennzeichnende sprachliche Erscheinungen eines Dialekts, die beim Wechsel in eine überregional gültige Varietät zuerst aufgegeben werden. [Begriff mangels Objektivität umstritten]

Mundartmerkmale, sekundäre

 

Wenig stark kennzeichnende Erscheinungen eines Dialekts, die beim Wechsel in eine Verkehrsmundart länger beibehalten werden. [Begriff mangels Objektivität umstritten]

Ortsgrammatik, die

 

Grammatik, die die Mundart eines Ortes systemhaft verzeichnet.

Polyzentrische Figuren

 

Merkmale einer Mundart kommen überwiegend in den Zentren eines Sprachraums vor (Dörfer, Städte), das Umland bleibt zunächst ausgespart.

Rheinischer Fächer

 

Auffaltung der Dialektgrenze zwischen dem Niederdeutschen und dem Hochdeutschen (Lautverschiebung) in eine fächerförmige Struktur.

Rollensprachen, die

 

Innerhalb eines Ortsdialekts bestehende Sprechweisen, die sich nach der Bezugsperson richten: 1.) Vollmundart der Einheimischen im Verkehr mit einander, 2.) Sprechweise im Verkehr mit den Bewohnern benachbarter Siedlungen, 3.) Sprechweise im Verkehr mit Respektspersonen (häufig: Beamte, Lehrer, Geistliche), 4.) Sprechweise mit Fremden.

Schlauch, der

 

Verbindungsstück, das als sprachlicher Korridor zwei Teile eines größeren Sprachraums verbindet, eingezwängt zwischen zwei fremden Sprachräumen.

Sprachinsel, die

 

Teil eines Sprachraums, der in der Fläche eines anderen Sprachraums eingeschlossen und dadurch vom eigenen Sprachraum getrennt ist.

Sprachraum, der

 

Geographisch fassbares Gebiet, in dem eine Sprache von der Mehrzahl aller Sprecher gesprochen wird.

Stammesgebiet, das

 

Siedlungsgebiet der (germanischen) Stämme nach der Völkerwanderung, das mit der Verbreitung der Dialekte in Zusammenhang gebracht wird.

Trichter, der

 

Einbuchtung imIsoglossenbündel. [Je nach Standpunkt]

Umgangssprache, die

 

Sprechweise, die in einzelnen Merkmalen von der Hochsprache abweicht, sonst aber mit der Hochsprache übereinstimmt.

Varietät, die

 

Sprechweise, in der sich eine Einzelsprache jeweils verwirklicht. Man unterscheidet: Standardvarietäten (Hochsprache), Dialekte (rämlich), Fachsprachen (zweckgebunden), Soziolekte (schichtgebunden), generationsabhängige Varietäten (Jugendsprachen, Schülersprachen, Gerontolekte) u. v. m.

Wenker-Sätze, die

 

Vierzig von Georg Wenker erstellte Erhebungsbeispiele, die im Jahr 1867 an die Schulen von 1.500 Orten verschickt wurden: sie begründen die Arbeit am deutschen Dialektatlas.