Nordkoreanisch-deutsche Beziehungen

1949

6.11.: Die DDR nimmt diplomatische Beziehungen zur nordkoreanischen Regierung auf. --- Die Augsburger Missionare Eusebius Lohmeier und Markus Metzger werden in Nordkorea umgebracht. Zahlreiche weitere deutsche Missionare kommen in den folgenden Jahren um.

1950

20.3.: Der aus Hwanghae-Namdo stammende Schriftsteller und Übersetzer Li Mirik stirbt in Gräfelfing bei München. --- 15.8.: Das Politbüro der SED beschließt eine von der Nationalen Front geleitete Spendenaktion für Nordkorea, um das Land während des Koreakriegs zu unterstützen. --- 9.9.: In der DDR wird der „Korea-Hilfsausschuss“ gegründet.

1952

25.6.: Die DVRK und die DDR schließen ein Waren- und Zahlungsverkehrsabkommen. Am 14.11. folgt ein Hilfsabkommen über Warenlieferungen. --- Die DVRK entsendet nordkoreanische Waisenkinder zur Ausbildung in die DDR. Sie werden vom sogenannten Heimkombinat „Korea“ im Maxim-Gorki-Heim in Dresden, im Käthe-Kollwitz-Heim in Moritzburg sowie im Radebeuler Mohrenhaus und Schloss Wackerbarth untergebracht.

1953

6.10.: In einem Hilfsabkommen werden weitere Unterstützungsleistungen der DDR für die DVRK vereinbart.

1954

Die DDR und Nordkorea tauschen Botschafter aus. --- 11.11.: Auf Beschluss des Nationalrates der Nationalen Front wird der „Korea-Hilfsausschuss“ in den „Solidaritätsausschuss für Korea und Vietnam“ umgewandelt.

1951

13.7.: Der ostdeutsche Botschafter in Peking, Johannes König, wird zur offiziellen Kontaktperson für die Aufnahme ostdeutsch-nordkoreanischer Beziehungen ernannt.

1955

27.1.: Die DDR und die DVRK beschließen ein Abkommen für die wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit. Zahlreiche Abkommen dieser Art folgen. --- 17.2.: Die DDR und die DVRK treffen ein Abkommen zum Wiederaufbau der nordkoreanischen Hafenstadt Hamhŭng, die durch Fliegerangriffe im Koeakrieg zerstört worden war. Unter anderem wird eine Mittelschule gebaut, die später eine Schulpartnerschaft mit einer Schule in Dresden eingeht. --- 3.1.: Die DDR und Nordkorea beschließen das erste Handelsabkommen. --- Dez.: Otto Grotewohl, der Ministerpräsident der DDR, besucht erstmals Nordkorea.

1956

Der nordkoreanische Machthaber Kim Il-sung besucht die DDR und ersucht um Wirtschaftshilfe.

1957

Mit der Unterstützung der DDR wird in Pjöngjang ein automatisches Telefonamt mit 6000 Anschlüssen eingerichtet. --- 22.2.: Das erste Protokoll der beiden Staaten über den Waren- und Zahlungsverkehr wird abgefasst. --- Aug.: Die nordkoreanische Botschaft in Berlin verhängte eine Ost-Berlin-Sperre für alle in Ostdeutschland lebenden Nordkoreaner, um Fluchtversuche in den Westen zu verhindern. --- 1.10.: Der „Hilfsausschuss“ wird aufgelöst. --- Der aus Nordkorea stammende Komponist Isang Yun kommt zum Studium nach West-Berlin. 1963 reist er nach Südkorea, 1967 wird er vom südkoreanischen Geheimdienst entführt. 1988 wird Yun mit dem Großen Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

1959

Ein Studentenabkommen mit der DDR verpflichtet Nordkorea, für Reise und Unterkunft der Studenten aufzukommen. --- Wolfgang Johos Reisebericht Korea trocknet die Tränen erscheint im Berliner Aufbau-Verlag.

1960

Juni: Die DDR muss Hilfeleistungen an die DVRK aufgrund eigener wirtschaftlicher Schwierigkeiten einschränken. Das Handelsvolumen zwischen der DDR und der DVRK halbiert sich.

1962

18.9.: Ein Protokoll zur Beendigung der wirtschaftlichen Aufbauhilfen für die DVRK wird angelegt. --- Nach dem Zerwürfnis zwischen der UdSSR und China werden alle nordkoreanischen Studierenden in der DDR heimbeordert.

1966

In der Christlichen Verlagsanstalt in Konstanz erscheint Dschuljo Hos Entscheidung im Morgenrot: Im Kampf um Freiheit und Glauben im roten Korea.

1968

Dez.: Die DDR und die DVRK schließen ein längerfristiges Zahlungsabkommen und das Handelsabkommen für 1969 ab.

1971

Im Verlag für Fremdsprachige Literatur in Pjöngjang erscheint eine mehrbändige deutsche Übersetzung ausgewählter Werke Kim Il-sŏngs.

1973

Die DDR und die DVRK gründen einen „Beratenden Ausschuss“ für wirtschaftliche und wissenschaftlich-technische Fragen zur Kontrolle und Verbesserung der bilateralen Handelsbeziehungen.

1977

8.-11.12.: Erich Honeckers besucht Nordkorea; hinsichtlich der Wiedervereinigung Nordkoreas gibt es Differenzen.

1981

Unter Leitung von Kim Yŏng-nam findet erstmals ein Besuch einer nordkoreanischen Delegation in der Bundesrepublik Deutschland statt. --- Luise Rinsers Nordkoreanisches Reisetagebuch erscheint bei S. Fischer in Frankfurt am Main.

1983

Xing-Hu Kuo veröffentlicht im Degerlocher Seewald-Verlag Nordkorea: Ein fernöstlicher Gulag.

1984

Kim Il-sung und Erich Honecker unterzeichnen einen Freundschaftsvertrag zur „Stärkung der Geschlossenheit zwischen den sozialistischen Staaten“. --- Mai: Kim Il-sung besuchte die DDR zum zweiten und letzten Mal.

1986

19.9.: Die DDR und die DVRK treffen die „Vereinbarung der Verteidigungsministerien der DDR und Nordkoreas über die militärische Zusammenarbeit“. --- 18.-21.10.: Honecker stattete der DVRK einen dritten Staatsbesuch ab.

1987

29.9.: Die DDR und die DVRK beschließen ein „Abkommen zwischen den Regierungen der DDR und Nordkoreas über die Ausbildung von Militärpersonal in

der DDR“. --- Uwe Gerig und Xing-Hu Kuo veröffentlichen bei Tykve in Böblingen Roter Gott im „Paradies“: Reisenotizen u. Bilder aus Nordkorea.

1988

12.5.: Die DDR und die DVRK treffen die „Vereinbarung zwischen den Verteidigungsministerien der DDR und Nordkoreas über die Weiterbildung von

Karateausbildern der DDR durch koreanische Lehrer“. Am 12.9. folgt ein „Abkommen zwischen den Regierungen der DDR und Nordkoreas über die Aus- und Weiterbildung von Militärpersonal in der DDR“.

1989

Anlässlich der in Pjöngjang stattfindenden 13. Weltfestspiele der Jugend und Studenten gibt die DDR eine Briefmarke heraus, auf der die Ch’ŏllima-Statue und die Große Studienhalle des Volkes abgebildet sind. --- Nov.: Vorgeblich für eine Fortbildung werden nordkoreanische Studierende in ihr Heimatland geholt. --- 11.9.: Nach dem Fall der Berliner Mauer ruft die DVRK ihre Staatsangehörigen aus der DDR zurück. Kim Il-sung bietet Honecker Asyl an. --- Mit der Teilnahme von Nordkoreanern am Kirchentag in Berlin entsteht ein regelmäßiger Austausch zwischen deutschen und nordkoreanischen Christen.

1991

Die DDR-Botschaft in Pjöngjang wird zunächst in eine Ständige Vertretung der Bundesrepublik umgewandelt. --- Bei Tykve in Böblingen erscheint Hans Maretzkis Kim-ismus in Nordkorea: Analyse des letzten DDR-Botschafters in Pjöngjang.

1994

Peter Schallers Nordkorea: Ein Land im Banne der Kims erscheint im Böblinger Tykve-Verlag.

1996

Die Berliner Verkehrsbetriebe verkaufen Nordkorea ehemalige Züge der Berliner U-Bahn für die Metro Pjöngjang.

1997

Die Deutsche Welthungerhilfe wird in Nordkorea aktiv. Ab 2003 wirkt Karl Fall als Projektleiter. --- Holger H. Mey informiert für das Bonner Institut für Strategische Analysen über Neuere Entwicklungen in Nordkorea.

2000

Okt.: Außenminister Joschka Fischer gibt die Entscheidung für die Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit Nordkorea bekannt. --- Oliver Mohr veröffentlicht bei Lamuv in Göttingen Hinter dem 38. Breitengrad: mit Cap Anamur in Nordkorea. --- 30.12.: Der deutsche Arzt und Menschenrechtsaktivist wid aus Nordkorea ausgewiesen.

2001

1.3.: Die BRD nimmt diplomatische Beziehungen zu Nordkorea auf. Die Ständige Vertretung wird in eine Botschaft umgewandelt. --- Der DAAD ermöglicht einen deutschen Lehrstuhl in Pjöngjang.

2003

Der Dirigent Alexander Liebreich erhält über den Deutschen Akademischen Austauschdienst eine Gastprofessur an der University of Music and Dance in Pjöngjang. --- Die Hanns-Seidel-Stiftung nimmt ihre Tätigkeit in Pjöngjang auf. --- Das in Berlin ansässige Unternehmen Korea Computer Center Europe (KCCE) erhält als Ableger des nordkoreanischen Korea Computer Center einen Exklusivvertrag für die Errichtung, Einrichtung und kommerziellen Nutzung des Internets in Nordkorea.

2004

Als erste westliche Kultureinrichtung in Nordkorea eröffnet das Goethe-Institut einen Lesesaal im Chollima-Kulturhaus in Pjöngjang. --- Martin Fritz veröffentlicht bei Herder in Freiburg Schauplatz Nordkorea: Pulverfass im Fernen Osten. --- In Frankfurt am Main erscheint Hendrik Markgrafs Schöne Aussichten: Nordkorea - langsame Öffnung - ein Besuch in Pjöngjang.

2005

Die Stadt Frankfurt am Main lässt die Bronzefiguren des Frankfurter Märchenbrunnens vom nordkoreanischen Unternehmen Mansudae Overseas Projects sanieren.

2006

Die humanitäre Hilfe seitens Deutschlands wird von Nordkorea aufgekündigt. --- In Berlin erscheint der Band Die totale Erinnerung. Kim Jong Ils Nordkorea von

Eva Munz, Christian Kracht und Lukas Nikol. --- Bernd Girrbach dreht für den WDR in Köln die Dokumentation Nordkorea: Einblicke in ein verschlossenes Land. --- Für den SWR entsteht Elke Werrys Dokumentation Koguryo Gräber: Kampfbereit bis in alle Ewigkeit: Nordkorea.

2007

Die deutsche Firmengruppe Prettl beginnt als erstes deutsches Unternehmen in der Sonderwirtschaftszone Kaesŏng mit dem Bau einer Produktionsstätte. --- Im Berliner Verlag Nicolai erscheint Werner Kranwetvogels Bildband A night in Pyongyang.

2008

19.12.: Der Deutsche Bundestag verabschiedet einstimmig eine Entschließung mit dem Titel „Die deutsch-koreanischen Beziehungen dynamisch fortentwickeln“. --- Das deutsch-nordkoreanische Joint Venture Nosotek wird gegründet.

2009

Die deutsche Regierung verweigert nordkoreanischen Wissenschaftlern und Ingenieuren eine Verlängerung ihrer Aufenthaltsgenehmigungen. --- Für die Bundeszentrale für Politische Bildung in Bonn gibt Christoph Moeskes den Band Nordkorea: Einblicke in ein rätselhaftes Land heraus.

2010

Barbara Demick veröffentlicht bei Droemer in München Die Kinogänger von Chongjin : eine nordkoreanische Liebesgeschichte.

2011

Das Modeunternehmen Gerry Weber in Halle löst seine Produktion in Nordkorea auf. --- In Berlin erscheint Philipp Meuser Architekturführer Pjöngjang. --- Johannes Mahr veröffentlicht im EOS-Verlag in St. Ottilien Die Märtyrer von Tokwon : Glaubenszeugen in Korea 1950 – 1952.

2012

Das Goethe-Institut initiiert ein musikalisches Gemeinschaftsprojekt mit dem Münchener Kammerorchester und Studenten der Kim-Won-Gyun-Hochschule für Musik in Pjöngjang.

2013

10.4.: Die DVRK empfiehlt der BRD die Räumung der Botschaft, weil durch den Konflikt mit Südkorea deren Sicherheit bedroht sei. --- 4.-8.11.: Im Taedongmun-Kino findet erstmals eine Deutsche Filmwoche in Nordkorea statt.

2014

Eine Delegationsreise der Deutsch-Koreanischen Parlamentariergruppe unter dem Vorsitz von Hartmut Koschyk (CSU) führt auch nach Pjöngjang. --- Christian Eisert publiziert bei Ullstein in Berlin Kim & Struppi: Ferien in Nordkorea. Frank Rüdigers Nordkorea: Innenansichten eines totalen Staates erscheint bei der Deutschen Verlagsanstalt in München. ---: Anne Breer und Marta Werner drehen für das ZDF in Mainz Mein Besuch in Nordkorea: Videotagebuch junger Reisender.

2015

5.2.: Der Kinostart des US-amerikanischen Spielfilms The Interview in Deutschland führt zu diplomatischen Verwicklungen. --- Choi Yeong-Ok veröffentlicht mit Fabian Kretschmer bei Rowohlt So etwas wie Glück: acht Jahre auf der Flucht - mein langer Weg aus Nordkorea in die Freiheit. --- Bei SCM in Holzgerlingen erscheint Gegen den Strom: Meine Flucht aus dem Elend Nordkoreas von Timothy Kang. --- Bei Goldmann in München erscheint Yeonmi Parks Mut zur Freiheit: Meine Flucht aus Nordkorea.

2016

Im Verlag Helmut Hetzer in Regensburg (Korean Book Services) erscheint Yeong sug Muns Roman Flucht über den Tumen: Die Geschichte eines nordkoreanischen Jungen. --- 29.3.: Beim Lichter Filmfest wird der Dokumentarfilm Meine Brüder und Schwestern im Norden der deutsch-südkoreanische Regisseurin Sung-Hyung Cho uraufgeführt.

2017

Bei Piper in München erscheint Bandis Prosaband Denunziation: Erzählungen aus Nordkorea. --- Matthias Naß veröffentlicht bei C.H. Beck in München Countdown in Korea: Der gefährlichste Konflikt der Welt und seine Hintergründe. --- Anna Kim veröffentlicht bei Suhrkamp in Berlin Die große Heimkehr: Roman.

2018

Rüdiger Frank publiziert bei der Deutschen Verlags-Anstalt in München Unterwegs in Nordkorea: Eine Gratwanderung. --- Rainer Werning und Helga Picht veröffentlichen in der Berliner Edition Berolina Brennpunkt Nordkorea: Wie gefährlich ist die Region? Berichte, Daten und Fakten. --- Thomas Reichart veröffentlicht im Berliner Verlag Econ Der Wahnsinn und die Bombe: Wie Nordkorea und die Großmächte unsere Sicherheit verspielen. --- Beim Verlag Traugott Bautz in Nordhausen erscheint Markus Fiedlers Die Juche-Philosophie in Nordkorea.

2019

Martin Benninghoffs Der Spieler: Wie Kim Jong-un die Welt in Atem hält erscheint bei Klett-Cotta in Stuttgart.

2021

Im Züricher Rotpunktverlag erscheint Rudolf Bussmanns Herbst in Nordkorea: Annäherung an ein verschlossenes Land.

Bibliographie

Chon, Tuk C.: Die Beziehungen zwischen der DDR und der Koreanischen Demokratischen Volksrepublik: 1949 – 1978: Unter besonderer Berücksichtigung der Teilungsproblematik in Deutschland und Korea sowie der Beziehungsstruktur zwischen einem sozialistischen Mitgliedsstaat des Rates für Gegenseitige Wirtschaftshilfe sowie des Warschauer Paktes und einem sozialistischen Staat im Einflussbereich der Volksrepublik China. München: Minerva-Publikation, 1982

Frank, Rüdiger: Die DDR und Nordkorea: Der Wiederaufbau der Stadt Hamhùng in Nordkorea von 1954 – 1962. Aachen: Shaker, 1996

Koschyk, Hartmut (Hg.): Deutschland, Korea - geteilt, vereint. München: Olzog, 2005

Koschyk, Hartmut (Hg.): Garten der Freundschaft: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der deutsch-koreanischen Beziehungen. Reinbek: Lau-Verlag, 2014

Ammon, Ulrich; Chong, Si-Ho; Chon, Song-U (Hgg.): Die deutsche Sprache in Korea: Geschichte und Gegenwart. München: Iudicium Verl., 2003

Ch’oe, Hyŏn-dŏk; Drescher, Lutz; Werning, Rainer (Hgg.): Korea - Entfremdung und Annäherung: Koreanisch-deutsche Dialoge. Köln: PapyRossa-Verl., 2007 (PapyRossa-Hochschulschriften; 67)

Kim, Hŭng-hyŏn: Deutsche und Koreaner: Gemeinsamkeiten und Gegensätze: Von Seoul nach Berlin. Seoul: Dongwoo-Verl., 1998