Naturlyrik

Dimensionen des Naturbegriffs

  • Natur als Gegenbegriff der Zivilisation (lat. civitas = Stadt): der unbebaute Raum
  • Natur als Gegenbegriff der Kultur (lat. colere = bebauen, bewahren) : die freie, ungezähmte Wildnis, die nicht vom Menschen gestaltet und gepflegt wird
  • Natur als belebter Anteil der Welt (im Gegensatz zur unbelebten Materie)
  • Natur als triebhafter Abteil des Menschen im Gegensatz zu Geist und Gewissen
  • Natur als Kosmos: alles, was war, ist, sein wird (Naturalismus)
  • Natur als harmonisches, ästhetisch vollendetes, unübertrefflich schönes Vorbild
  • Natur als Gegensatz zur Kunst: das Organische, Ungeformte, von sich aus Stimmige
  • Natur als zu schützender Rückzugsort für bedrohte Tiere und Pflanzen (Naturschutz)
  • Natur als von Gott geschaffene Schöpfung und dessen Abbild (natura naturata)
  • Natur als erbarmungsloser Kampf (Darwinismus)
  • Natur als Gegenüber des Menschen, der ihm erst zeigt, was er (nicht) ist
  • Natur als unerreichbarer Idealzustand und verlorenes Paradies
  • Natur als ständiger Kreislauf, als Werden und Vergehen
  • Natur als selbst schaffendes und sich erhaltendes Wesen, das auch den Menschen nährt und erhält (Mutter Natur, natura naturans)
  • Natur als Chaos, als ungesteuertes, unentwirrbares Geflecht von Zusammenhängen ohne tieferen Sinn, regiert vom Zufall
  • Natur physikalisches System von Ursache und Wirkung (Naturgesetze)
  • Natur als Gegenüber, das unterworfen und in seinen Grenzen gehalten wird
  • Natur als reine, unverfälschte und für den Menschen nutzbare Welt
  • Natur als Bühne, Staffage und Szene für den Menschen in Kunst und Wirklichkeit(Landschaftsmalerei, Kulissen)
  • Natur als nicht vom Menschen Geschaffenes
  • Natur als Wesen eines Menschen oder einer Sache („das liegt in der Natur der Sache“, „das ist seine Natur“)
  • Natur als Symbolraum, aus dem der Künstler Material zur Anwendung auf den Menschen findet (Buch der Natur)
  • Natur als ländliches Refugium des erholungsbedürftigen Stadt- oder Hofmenschen (Idylle, Pastorale, Bukolik)

Mythologische Bezüge in der Naturlyrik

  • Aiolos (röm. Aeolus, germanisiert: Äolous) ist der griechischen Mythologie der Beherrscher der Winde. Zu den Winden gehören der raue und stürmische Winterwind Boreas (Nordwind), Euros (Südostwind), Zephyros (Westwind) und Notos (Südwind). Erwähnt wird Äolus etwa in Goethes Glückliche Fahrt: „Der Himmel ist helle, / Und Äolus löset / Das ängstliche Band. / Es säuseln die Winde, / Es rührt sich der Schiffer. / Geschwinde! Geschwinde!“.
  • Amor (bei den Griechen: Eros) ist der knabenhafte römische Gott der Liebe, der mit seinen Pfeilen Verliebtheit erzeugt und damit selbst die olympischen Götter bezwingt. Seiner Aufgabe gemäß tritt er vor allem in galanter Naturlyrik häufig auf (Schäferdichtung, Anakreontik). Von Belang ist auch Amors Mutter Venus, die Göttin der Liebe und Schönheit.
  • Apollon (römisch: Apollo) ist der griechische Gott des Lichts und des Frühlings. Die Rolle des Sonnengotts übernimmt er als Phoibos (röm. Phöbus). Als Musagetes ist Apollon der Beschützer der Künste und der Musik und Führer der neun Musen. Dargestellt wird er häufig mit einer Lyra oder einem Bogen. Apollon tritt in der Naturlyrik außerdem als Verführer der Daphne (des Lorbeers) in Erscheinung. Daphne ist vor allem in der Naturlyrik der Empfindsamkeit (Stolberg, Gessner, Hölty) eine nicht selten erwähnte Gestalt.
  • Aurora ist die römische Göttin der Morgenröte (bei den Griechen: Homers „rosenfingrige Eos“). In der Naturlyrik erscheint sie (nach Ovid) als Geliebte des Cephalus, z. B. bei Leopold Friedrich Günther von Goeckingk, Johan Georg Jacobi oder Christoph Martin Wieland. Gelegentlich wird auch Auroras Vater Tithonius (germanisiert: Tithon) erwähnt.
  • Bacchus (griechisch: Bakchos) ist der römische Gott des Weines. In der Kunst wird er oft als Verführer der Ariadne oder in seinem Raubtiergespann gezeigt. Bedingt durch die große Zahl von Gedichten, die dem Trinken huldigen, wird Bacchus häufig in diesem Zusammenhang erwähnt, als Verbündeter oder Gegner Amors.
  • Ceres ist die römische Göttin des Ackerbaus, der Fruchtbarkeit und der Ehe (bei den Griechen: Demeter). Dargestellt wird sie mit Wildschwein oder Schlange (Symbole ihrer Erdverbundenheit), Ährenkranz (Fruchtbarkeit) oder Mohnkapseln (Fruchtbarkeit).
  • Diana ist in der römischen Mythologie die Göttin der Jagd, des Mondes und der Geburt, Beschützerin der Frauen und Mädchen. Ihr entspricht in der griechischen Mythologie die jungfräuliche Jägerin Artemis. Sie lässt den Jäger Aktaion (germanisiert: Aktäon), in einen Hirsch verwandelt, von seinen Hunden zerfleischen. In der Kunst wird sie auch als Geliebte des Endymion dargestellt.
  • Elysium (griechisch: Elysion) ist in der römischen und griechischen Mythologie das Gefilde der Seligen, wo sich insbesondere gefallene Helden aufhalten. Das Elysium bietet paradiesische, blühende Wiesen, auf denen ewiger Frühling herrscht.
  • Faunus (germanisiert: Faun) ist der altitalische Gott der Natur und des Waldes, der Beschützer der Bauern und Hirten, ihres Viehs und ihrer Äcker. Ihm entspricht bei den Griechen der Vegetationsgott Pan. Faun erscheint als triebafter gehörnter Waldgeist mit Ziegenbeinen, der die Flöte spielt. So erscheint er in Texten der Kunstepoche (Maler Müller, Jacobi) recht häufig, insbesondere aber auch in der Lyrik der Jahrhundertwende und danach (Otto Julius Bierbaum, Peter Hille, Max Dauthendey).
  • Flora ist die römische Gottheit der Blüte, im Besonderen der Getreideblüte; im Frühjahr vom Westwind (Zephyr) gejagt und schließlich erobert (analog zum Spiel des Winds mit den Blüten). Flora ist zudem eine Gottheit der Jugend und des Lebensgenusses, so z. B. bei Johann Gottfried Herder: Flora und die Blumen oder bei Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau Flora deine rosen-wangen).
  • Jupiter (griechisch: Zeus) ist der Göttervater im römischen Götterpantheon, zuständig für Blitz, Donner und Luft. In dieser Funktion erscheint er etwa in Goethes Prometheus.
  • Luna ist in der römischen Mythologie die Mondgöttin und Schwester des Sonnengottes Sol (ihr entspricht bei den Griechen Selene). Begleitet wird sie zuweilen von Hesperos (dem Abendstern) und Phosphoros (dem Morgenstern). Dargestellt wird sie mit einem Diadem, den eine Mondsichel ziert, und einer Fackel. Aufgabengemäß wird sie in einigen Nachtgedichten erwähnt, etwa in Goethes An Luna oder in Georg Heyms Luna.
  • Minerva (griechisch: Athene) ist die jungfräuliche Göttin der Weisheit, Schutzherrin der Helden, der Städte, des Ackerbaus, der Künste und Wissenschaften, des Handwerks, der Kriegsführung und des Friedens.
  • Nymphen sind in der griechischen und römischen Mythologie Naturgeister. Für die Naturlyrik von Belang sind insbesondere die Dryaden (Baumnymphen, etwa die in Narziss verliebte und die vor allen in der Naturlyrik des Barock thematisierte Echo), die Najaden (Wasser- und Quellnymphen) und die Oreaden (Bergnymphen).
  • Pan ist der musikalische und triebhafte griechische Gott des Waldes und der Natur, insbesondere der Mittagsstille, dargestellt zumeist mit Bocksbeinen, gekrümmtem Hirtenstab und Syrinx (Flöte). Besonders für die Lyrik der Jahrhundertwende (Bierbaum, Morgenstern, Däubler) ist Pan von Bedeutung.
  • Pomona ist die römische Göttin der Baumfrüchte und die Gattin des Vertumnus. Bei Friedrich von Matthissons Die Petersinsel heißt es: „Wälder, gebeugt von der Fülle des Herbstes verlieh' dir Pomona / Und was dem Wollenvieh frommt spendete Flora der Trift.“
  • Tellus ist in Rom die Muttergottheit des Feldbaus, die personifizierte (fruchtbare) Erde (auch: Terra Mater, bei den Griechen: Gaia).
  • Zephyr ist der milde Westwind, der im griechischen Mythos den Frühling bringt und das Getreide zum Keimen bringt. Besonders oft wird er in der Lyrik des 18. Jahrhunderts berücksichtigt.

 Natur in der Lyrik des Barock

  • Natur als mythologische Landschaft: In Anlehnung an die mythologische Landschaften erscheint die Natur vor allem in der Elegie als Handlungsort für Szenen aus Ovid und anderen antiken Vorbildern (etwa bei Martin Opitz, Elegie). Das trifft auch meist auf Echo-Gedichte zu, die durch den Bezug zu Ovid meist in der freien Natur spielen (Felsen, Teich des Narziss).
  • Die nordische Natur als Gegenlandschaft zum klassischen Süden: In der von Opitz angestoßenen Besinnung auf das Nordische, Deutsche wird mythologische Landschaft des Südens abgewertet oder jedenfalls überboten (beispielsweise in Sigmund von Birkens Sonett Der Norische Parnaß).
  • Natur als kosmische Ordnung im Preisgedicht bei Hof (beispielsweise in Zesens Meien-lied): Die Ordnung der ausdifferenzierten höfische Gesellschaft mit ihren Rängen und Pflichten findet ihr Gegenstück im Kosmos (Sonne, Planeten, Sterne; analog zum Sonnenballett Ludwigs XIV).
  • Die Welt als Irrgarten: In der Analogie zu barocken Irrgärten erscheint die Welt als verwirrender Irrgarten, in deren Schlingen die Verführung wartet: „Diese Welt ein Irrgart ist / Voll des Satans Lug und List.“ (Johann Michael Dilherr).
  • Natur als Ort des Carpe Diem, an dem man der Stubengelehrsamkeit entflieht (Martin Opitz, Ode: Ich empfinde fast ein Grawen / Daß ich / Plato / für vnd für / Bin gesessen über dir; / Es ist Zeit hinauß zu schawen / Vnd sich bey den frischen Quellen / In dem grünen zu ergehn / Wo die schönen Blumen stehn / Vnd die Fischer Netze stellen.“).
  • Natur als allegorischer Raum: Die Natur wird gedeutet, um einen Sachverhalt aus der Menschenwelt zu erläutern und lehrhaft zu vermitteln: „Vergeblich bist du nicht in dieses grüne Thal / Beschlossen von Gebirg’ und Klippen vberall: / Die künstliche Natur hat darumb dich vmbfangen / Mit Felsen und Gepüsch’/ auff daß man wissen soll / Daß alle Frölichkeit sey Müh' und Arbeit voll / Vnd daß auch nichts so schön / es sey schwer zu erlangen.“
  • Die Natur erscheint als Musenort, als Ort der poetischen Eingebung, an dem das Dichten besonders leicht fällt, an den der Dichter sich zurückzieht.
  • Die Natur als nährende Allmutter: Die Natur erscheint als Gabenspenderin, deren Gaben das Leben erleichtern und mit Dankbarkeit anzunehmen sind.
  • Die Natur als unüberbietbares oder zu überbietendes Vorbild: Im Lobpreis schmückt der rhetorische Vergleich mit den Naturschönheiten Herrschers oder Geliebte; besonders zeichnet sich aus, wer die Natur übertrifft; Metaphern liefert unter anderem das Hohelied (etwa in Philip von Zesens Salomons des Hebräischen Königs Geistliche Wollust). Im Paragone der Künste sucht der Dichter seine Meisterschaft an der Natur zu zeigen, im Wettstreit mit der Natur muss er jedoch unterliegen (z. B. in Klajs Lied Hellgläntzendes Silber). In diesem Zusammenhang der Nachahmung des Naturvorbilds, der Mimesis, sind auch die oft lautmalerischen Naturgedichte zu sehen, die Naturgeräusche nachbilden (etwa in Klajs Jahreszeitengedichten).
  • Die Natur als Spiegel der Vanitas, der Vergänglichkeit menschlichen Daseins (etwa bei Josua Stegmann: Kurtze Reimen / Von Eitelkeit des menschlichen Lebens oder Andreas Gryphius Eitelkeit Menschlichen Lebens!) - auch als zerstörende Macht, die sich verfallende Mahnmale der Zivilisation zurückholt (Andreas Gryphius: „Wo itzt die Städte stehn so herrlich / hoch und fein / Da wird in kurtzem gehn ein Hirt mit seinen Herden“, aus: Vanitas, Vanitatum, et omnia vanitas). Angesichts hoher Bevölkerungsverluste im Dreißigjährigen Krieg (je nach Landschaft über ein Drittel der Landbevölkerung) muss bereits kultivierte Natur aufgegeben werden, werden Dörfer und Felder aufgelassen.
  • Natur als pastorale Kulisse des Schäferspiels: Büsche und Felsen bieten Raum für Versteckspiel und Schutzorte, wo Liebende ungestört bleiben.
  • Der Kosmos (und die Natur) als Welttheater, getrieben von einer unsichtbaren Himmelsmechanik („Der schnelle Tag ist hin / die Nacht schwingt ihre Fahn / Und führt die Sternen auff“, aus: Andreas Gryphius, Abend).
  • Die Natur als Mittel der Frömmigkeitsübung: Naturbetrachtung als geistliche Übung, die zu Gott hinführen soll (etwa bei Paul Gerhardts Sommergesang: „Schau an der schön Gärten Zier“ oder in Johannes Schefflers Sie fraget bey den Creaturen nach ihrem Allerliebsten: „Wo ist mein treuer Pelican / Der mich lebendig machen kann?“). Oft stammen die wie hier eingesetzten Tierallegorien noch aus dem Physiologus und den von ihm beeinflussten Emblemsammlungen.

Naturlyrik von der Aufklärung bis zur Empfindsamket

  • Natur als arkadische Utopie: In der Schäferdichtung und in der Idylle wird Natur zum Gegenraum der Stadt, wo Erfüllung möglich und erreichbar ist (etwa bei Johann Peter Uz, Der Schäfer: „Ich will mit sanftem Hirtenstab / Hier meine Schafe weiden. / Hier, Liebe! schenke mir die Freuden, / Die mir die Stadt, die stolze Stadt nicht gab.“ Das mythologisch angereicherte Arkadien ist bevölkert von den Gottheiten der Liebe (Zephyr, der Gott des Westwinds; Venus und Amor), des Kosmos (Aurora, Thetis, Phöbus) des Weins (Bacchus, Silen), des Wachstums (Flora) und der Dichtkunst (Apoll, Musen). Weitere Versatzstücke des locus amoenus (lat.: „lieblicher Ort“) inmitten des ländlichen Idylls sind ein sprudelnder Quell, das Lied der Nachtigall und ein sanfter Windhauch. Gegenbild der freien Natur ist die Stadt, deren Geschäftigkeit und zivilisatorischer Reichtum als krankmachend empfunden wird. Zivilisationskritik findet sich auch bei Friedrich von Hagedorn in Die Landlust: „Geschäfte, Zwang und Grillen, / Entweiht nicht diese Trift: / Ich finde hier im Stillen / Des Unmuths Gegengift.“.
  • Natur als zweites Kythera: Wie in der bildenden Kunst bei Watteau wird der Zug auf die Liebesinsel Kythera und in die freie Natur zum Zug der erotischen Befreiung; in der Welt der Hirten und Nymphen ist vollkommene Liebe erreichbar. Sie wird von idealisierten Frauengestalten gewährt, deren Namen aus den Epigrammen und Liebeselegien der augusteischen Zeit vorkommen oder bei Petrarca: Laura, Phyllis, Climene, Lesbia, Daphne, Ismene, Doris, Chloe, Iris, Galathea). Friedrich von Hagedorn nennt die Liebe gar „Tochter der Natur“.
  • Natur als Ort ganzheitlicher Wahrnehmung: Dem zergliedernden, wägenden und prüfenden Naturwissenschaftler mit „Gewicht / Und Meßstab in der Hand“ begegnet der Dichter mit Skepsis du Spott – etwa in Johann Wilhelm Ludwig Gleims Als Dullamall den Musen entsagen und der Naturlehre sich widmen wollte.
  • Natur als Ort des Traums: Nicht selten schlummern die stilisierten Hirten der Bukolik ein, eingelullt von einer paradiesischen Natur, um im Traum ihre Geliebte zu sehen. Ein Beispiel findet sich in Friedrich von Hagedorns Ein Traum: „Bald gaukelten die Spiele / Des Stifters leichter Träume / Mir um die Augenlider, / Und mich versetzten Morpheus / Und Phantasus, sein Bruder, / Ans Ufer von Cythere.“.
  • Natur als Refugium des Weisen: Der Dichterphilosoph zieht sich vom Lärm und Gedränge der Welt zurück, um sich genügsam am Wert der Natur zu erfreuen (etwa bei Johann Peter Uz: Der Weise auf dem Lande: „Ihr Wälder, ihr belaubte Gänge! / Und du, Gefilde! stille Flur! / Zu euch entflieh ich vom Gedränge, / O Schauplatz prächtiger Natur!“.
  • Die lehrhafte Natur der Fabel: Auch Fabel und Epigramm sind oft im ländlichen Raum angesiedelt, das Personal stammt oft aus der bäuerlichen Welt oder aus der antiken Idylle (Theokrit, Theognis) oder aus dem Alten Testament (Susanna im Bade).
  • Natur als wahrer Musentempel: Im Gegensatz zur Stadt, wo die Muse für anlassbezogene Gelegenheitspoesie missbraucht wird, kann sie sich in der freien Landschaft für wahre Dichtung entfalten und ihrem Verehrer Oden einflößen (Johann Peter Uz, Die Muse bey den Hirten: Laß dich, o Muse! Wieder / Auf unsern Triften nieder. / Du wirst bey frohen Chören / Die Freyheit und Cytheren; / Und in den kühlen Gründen / Die holde Stille“). Die Odendichtung bezieht ihre Gemeinplätze oft aus Horaz, seltener aus der griechischen Tradition.
  • Natur als Jugendquell: Der ewige Frühling der pastoralen Landschaft bietet, analog zur Jugend, Lebensgenuss im Freundschafts- oder Liebesbund (Johann Peter Uz: „Seht den holden Frühling blühn! / Soll er ungenossen fliehn? / Fühlt ihr keine Frühlingstriebe? / Freunde! weg mit Ernst und Leid! / In der frohen Blumenzeit / Herrsche Bacchus und die Liebe.“). Bedroht ist die Blütenidylle vom Westwind (der Veränderung), der Nacht (dem Tod) und dem Winter (dem Alter). Abgeleitet wird daraus eine Mahnung zum Lebensgenuss im Sinne des Carpe Diem-Motivs, so zum Beispiel in Gleims Lied Flüchtig ist die Zeit: „Trink und küsse! / Sieh, es ist heut Gelegenheit! / Weißt du, wo du morgen bist? / Flüchtig ist die Zeit!“. Wo nicht der Frühling das allegorische Kleid für die Jugendfeier abgibt, ist es (wie in Friedrich von Hagedorns Der Morgen) die Frische des Tagesbeginns: „Erkenne dich im Bilde / Von jener Flur! / Sei stets, wie dies Gefilde / Schön durch Natur; / Erwünschter als der Morgen, / Hold wie sein Strahl; / So frei von Stolz und Sorgen / Wie dieses Thal!“.
  • Natur als Ort der Gottesbegegnung und moralischen Umkehr, Empfindungen - An einem Frühlings-Morgen: In der Vollendung der Schöpfung erkennt der dazu Berufene seine wahre Bestimmung und die Laster der Zivilisation (Johann Peter Uz, „Die ganze Schöpfung zeugt von weiser Güte Händen; / Mit Schönheit pranget unsre Welt. / Muß nur der Mensch die Schöpfung schänden, / Der sich so gern für ihre Zierde hält?“). Gott kann sowohl in der Idylle als auch in den zerstörerischen Naturgewalten offenbaren (letzteres beispielsweise in Johann Wilhelm Ludwig Gleims Das Ungewitter). Zuweilen werden pantheistische Vorstellungen angespielt, etwa in Gleims Hymne Allgegenwart Gottes: Allgegenwärtiger, / Du bist, bist dort und hier! / Und hier und überall, / Erhabner, wandelst du! / Du wandelst, Heiliger, / Auf einem Veilchen hier, / Auf einer Sonne dort!“. Wie bei der bukolischen Dichtung die Natur als erotische Lehrmeisterin auftritt, ist sie in der geistlichen Dichtung ein Brevier der Größe Gottes: „Vernimm's, und siehe die Wunder der Werke, / Die die Natur dir aufgestellt! / Verkündigt Weisheit und Ordnung und Stärke / Dir nicht den Herrn, den Herrn der Welt?“ (Christian Fürchtegott Gellert, Die Ehre Gottes aus der Natur ). Bei Haller ist die Natur Dokument von Gottes Größe: „O Schöpfer! was ich seh, sind deiner Allmacht Werke! / Du bist die Seele der Natur; / Der Sterne Lauf und Licht, der Sonne Glanz und Stärke / Sind deiner Hand Geschöpf und Spur.“ (Morgen-Gedanken).

Naturlyrik des Sturm und Drang

  • Naturnähe der Volksdichtung: Die Entdeckung der „Volksdichtung“ durch Herder, einer vom mündlichen Vortrag ausgeformten Lyrik, führt zur Nachahmung der als natürlich-ursprünglich wahrgenommenen Volksformen. Spuren dieser von Herders Volksliedsammlungen, dem Genie-Kult und der zeitgenössischen Ossian-Begeisterung ausgehenden Strömung finden sich in Goethes Sesenheimer Liedern (Maylied) und den Frankfurter Hymnen, die als Ergebnis eines freien, natürlich-spontanen Dichtens erscheinen sollen. Dabei verschwimmen die Grenzen zwischen dem Ich des Sprechers und der Natur: Die Natur scheint vom Gefühl des Sprechers erfasst und verändert, zugleich wirkt das Naturvorbild auf das Gemüt des Sprechers ein. Die Wertschätzung einer naturgemäßen Dichtung fördert auch den Aufstieg der Stegreifdichterin Anna Louisa Karsch.
  • Blumengaben: Insbesondere in der Liebeslyrik häufen sich Verweise auf Blumen, die den Gedichten beigelegt wurden. Dies könnte in Herders Meine Blume der Fall gewesen sein, wo es in der letzten Strophe heißt: „Fragst Du mich, wie heißt die Blume, / Die den hohen Schmuck uns zeigt: / Sonnengluth und Himmelsbläue, / Lieb’ und Treue? / Nimm hier dies Vergißmeinnicht, / Treu’ und Licht.“ Die Verwendung gepresster oder frischer Blumen im Freundschafts- oder Liebesritual wirkt sich auf viele Texte der Zeit aus.
  • Leben nach dem Naturvorbild: In Herders Die Sonne blickt mit hellem Schein wird der Leser dazu aufgefordert, sein Leben an Naturvorbildern (Baum, Quell, Lerche) auszurichten.
  • Im Zwiegespräch mit der Natur: Auffallend oft wendet sich der Sprecher an die personifizierte Natur, die er anspricht, in die er sich einfühlt, die er um etwas bittet. Das geschieht beispielsweise in Herders Gedicht An Die Bäume im Winter, in dem ein mitfühlender Sprecher betont: „Ach, ihr müßt noch harren, ihr armen Söhne der Erde, / Manche stürmische Nacht, manchen erstarrenden Tag! Jakob Michael Reinhold Lenz lässt den Sprecher seines kurzen Gedichts mit dem Behelfstitel Bebe, beb’ ihr auf zu Füßen erst die Erde an, dann die Veilchen – er bittet die Natur, sich bei der Geliebten für ihn zu verwenden. Ähnlich äußert sich der Sprecher in Gottfried August Bürgers An ein Maienlüftchen, in dem ein Windhauch gebeten wird, die Geliebte mit Maiglöckchen- und Holunderduft zu gewinnen.
  • Identifikation mit der Natur: Gelegentlich setzt sich der Sprecher mit einem Naturwesen gleich, sieht in der Natur sein Spiegelbild. Das geschieht beispielsweise in Schubarts Die Linde: „Ich war ein Mann, breitwipflicht / Und lieblich im Sonnenstrahl spielend. / Meines Geistes Fittig deckte die Meinen, - / Wie dein schattender Wipfel den Pilger.“
  • Nähe zur Sonne: In zahlreichen Texten aus der Zeit zwischen 1765 und 1785 spielt die Sonne (oder die Nähe des Sprechers zur Sonne) eine wichtige Rolle. Der dichterische Höhenflug des Genies führt in die Nähe des lichten, wärmenden Gestirns. Gewissermaßen die Gegenposition vertritt Matthias Claudius, der den Mond zum Leitmotiv macht (Abendlied).
  • Die dörfliche Natur: Züge der Idylle finden sich etwa in Gottfried August Bürgers Das Dörfchen, wo die natürliche Schlichtheit des Dörflebens die Seele erquickt: rustikales Essen, freie Liebe, klare Bächer, luftige Wälder, Ähnliche Dorfbilder, an die zeitgenössische Genre-Malerei erinnernd, finden sich in Goethes Werther.
  • Natur als Freundschaftsort: In Klopstocks Freundschaftsode Der Zürchersee weckt und verstärkt der Frühling die Empfindung tiefer Freundschaft: „Süß ist, fröhlicher Lenz, deiner Begeisterung Hauch, / Wenn die Flur dich gebiert, wenn sich dein Odem sanft / In der Jünglinge Herzen, / Und die Herzen der Mädchen gießt.“ (Der Zürchersee). Freundschaftliche Begegnungen ereignen sich in der Lyrik der Empfindsamkeit in Wald und Flur, wo gesungen wird, gedichtet und rezitiert. Klopstocks enthusiastische Naturdichtung wird vom Göttinger Hain um Gottfried August Bürger rezipiert. Namensgebend und programmatisch ist ein Naturgedicht, die Ode Der Hügel und der Hain. Nicht zufällig erfolgt die Gründung des Hainbunds in Freien: auf dem Kerstlingeröder Feld im Göttinger Wald.
  • Natur als nationale Heimat: Insbesondere bei Klopstock (Thuiskon, Der Hügel und der Hain, Skulda), aber auch bei den Brüdern Stolberg, wird die nordische Natur das Symbol einer nationalen Selbstvergewisserung in antiker Form, die Verbindung von Ode und stabender Skaldendichtung: „Eichenlaub schattet auf seine glühende Stirn! / Er ist, ach er ist ein Barde meines Vaterlands!“. Myrte und Rose werden durch Eiche und Weide ersetzt, die murmelnde Quelle in sanfter Hügellandschat durch Fels und Wasserfall.

Naturlyrik der Klassik

  • Naturbezüge der Gelegenheitslyrik: Der Aufstieg des Privatbriefs (und damit des Briefgedichts) in der Empfindsamkeit und im Sturm und Drang setzt sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts fort. Oft sind den Briefen Blüten oder Blätter beigegeben, die symbolisch gedeutet werden und zu einer Meditation über ihr Wesen einladen. Manchmal werden Blumengrüße auch als Spur der Landschaft bedichtet, aus der sie stammen – oder erinnern an frühere Begegnungen.
  • Die verlorene Ideallandschaft: Die griechisch-römische Ideallandschaft, die bereits im Barock angespielt wird und seitdem zum Inventar der Pastoraldichtung gehört, wird neu entdeckt. Mit einem melancholischen Zusatz: Sie ist verloren. In Schillers Die Götter Griechenlands heißt es über die klassische Antike: „Schöne Welt, wo bist du? – Kehre wieder, / Holdes Blütenalter der Natur! / Ach! nur in dem Feenland der Lieder / Lebt noch deine goldne Spur.“ Ähnliche Melancholie bietet Hölderlins Gedicht Sonnenuntergang, das den Abschied des „Sonnenjünglings“ beklagt: „Es tönten rings die Wälder und Hügel nach. / Doch fern ist er zu frommen Völkern, / Die ihn noch ehren, hinweggegangen.“ Verbunden mit dem Verlust des Altertums ist bei Hölderlin der Verlust der Jugend, die zur künstlerischen Aneignung der Natur befähigt: „Ewig muß die liebste Liebe darben, / Was wir lieben, ist ein Schatten nur, / Da der Jugend goldne Träume starben, / Starb für mich die freundliche Natur“. Das bei Hölderlin häufig thematisierte Gefühl der Heimatlosigkeit und Verlorenheit findet sich in zahlreichen Naturgedichten in klassischer Form (An die Eichbäume, An einen Baum). Wo Griechenlands Myrtenhaine dem „Waller“ unerreichbar bleiben, findet er klassische Gefilde in deutschen Landschaften (Der Main, Der Neckar).
  • Bildnerisch vermittelte Natur und Naturbeobachtung: Neben zahlreichen direkt der Natur abgeschauten und abgelauschten Texten gibt es zahlreiche Naturdichtungen, die sich von einem Kunstwerk (etwa einem Landschaftsgemälde) herleiten lassen. Selbst dort, wo die freie Natur zum Gegenstand wird, nimmt der oft die Perspektive des bildenden Künstlers ein Sprecher (insbesondere bei Goethe, der selbst Zeichner war): „Fände sich ein Niederländer hier, / Er nähme wahrlich gleich Quartier, / Und was er sieht und was er malt, / Wird hundert Jahre nachgezahlt.“ (Landschaft).
  • Geformte Natur: Die Vorliebe für Parks und Gärten als gestalteter Landschaft (und Verbindung von Kunst und Natur) zeigt sich insbesondere im lyrischen Spätwerk Goethes. Mit der Behandlung des Gartens in der Dichtung verringert sich das Tempo der Naturbetrachtung: Aus dem Ritt der Stürmer und Dränger wird ein Spaziergang, aus dem momenthaften Erlebnis die länger verweilende Betrachtung. Mit dem Durchschreiten der Natur verändert sich die Intensität des Blicks, aber auch der Blick selbst wird Gegenstand der dichterischen Produktion: das Schauen wird zum Gegenstand der Poesie.
  • Die Natur als Kreislauf: Schiller rückt von einer linearen Geschichtsbetrachtung zugunsten eines ewigen Kreislaufs ab. In dem Hexametergedicht Der Spaziergang schreibt er: „Aber jugendlich immer, in immer veränderter Schöne / Ehrst du, fromme Natur, züchtig das alte Gesetz, / Immer dieselbe, bewahrst du in treuen Händen dem Manne, / Was dir das gaukelnde Kind, was dir der Jüngling vertraut, / Nährest an gleicher Brust die vielfach wechselnden Alter; / Unter demselben Blau, über dem nämlichen Grün / Wandeln die nahen und wandeln vereint die fernen Geschlechter, / Und die Sonne Homers, siehe! sie lächelt auch uns.“ Sein kurzes Epigramm Der Naturkreis spricht die Natur in diesem Sinne direkt an: „Alles, du Ruhige, schließt sich in deinem Reiche, so kehret / Auch zum Kinde der Greis, kindisch und kindlich, zurück.“
  • Der Zug nach Italien: Die pastorale Landschaft der Tradition vermischt sich im Zeitalter der Italienreise zusehends mit der realen Landschaft des Südens, Italiens. Italien, das Land, „wo die Zitronen blühn“ (Goethe, Mignon), wird zur Verheißung, dem nasskalten Norden zu entfliehen. Schiller, der nie in Italien war, schreibt in seinem Gedicht Sehnsucht: „Ach, aus dieses Tales Gründen, / Die der kalte Nebel drückt, / Könnt ich doch den Ausgang finden, / Ach wie fühlt ich mich beglückt!“. Sein Ziel ist der imaginäre Süden: „Dort erblick ich schöne Hügel, / Ewig jung und ewig grün!“. Die Deutschrömer sehen in der Gegenwart Italiens das versunkene Rom, finden wie Wilhelm Waiblinger in seiner Ode An die Veilchen des Albanersees überall Spuren römischer Legende und griechischer Mythen: „Alte Sagen kehren zurück und fromme / Fabeln, ja die heitern Gedanken schweifen / In die goldne Zeit, da Askan euch pflückte, / Sinnende Blümchen.“
  • Erneute Entdeckung der Alpen: Mit dem Reiseverkehr nach Süden nimmt auch die Darstellung der schroffen Gipfel des Alpenraums und ihrer Natur breiteren Raum ein. In Schillers Epigramm Die Antike an den nordischen Wandersmann spricht das klassische Italien den Alpenüberquerer auf seine Hochgebirgserfahrung an: „Über der Alpen Gebirg trug dich der schwindligte Steg“. Auch die von Haller bereits gerühmten Gipfel der Schweizer Alpen greift Schiller auf, etwa im Berglied oder Der Alpenjäger. In diesen Zusammenhang gehört auch Hölderlins Hymne Kanton Schweiz, die auch das Wilde, Abgründige der Naturschönheit in den Mittelpunkt stellt: „Dicht zur Rechten donnert hinab der zürnende Waldstrom: / Nur sein Donner berauscht den Sinn. Die schäumenden Wogen / Birgt uns Felsengesträuch, und modernde Tannen am Abhang, / Vom Orkane gestürzt.“
  • Verehrung der gestaltenden Natur: Die Natur soll verstanden werden, in ihrer Gestaltungskraft erkannt. In Schillers Epigramm Natur und Vernunft heißt es: „Wärt ihr, Schwärmer, imstande, die Ideale zu fassen, / O so verehrtet ihr auch, wie sichs gebührt, die Natur. / Wärt ihr, Philister, imstand, die Natur im Großen zu sehen, / Sicher führte sie selbst euch zu Ideen empor.“ Lehrgedichte suchen einer bunten Vielheit die „ewigen Gesetze“ abzuringen, die auf Kunst und Leben angewandt werden: „Das Unvergängliche, / Es ist das ewige Gesetz, / Wonach die Ros und Lilie blüht“ (Goethe, Chinesisch-deutsche Jahres- und Tageszeiten, 11). Noch deutlicher wird Goethe in Epirrhema: „Müsset im Naturbetrachten / Immer eins wie alles achten; / Nichts ist drinnen, nichts ist draußen: / Denn was innen, das ist außen. / So ergreifet ohne Säumnis / Heilig öffentlich Geheimnis. // Freuet euch des wahren Scheins, / Euch des ernsten Spieles: / Kein Lebendiges ist ein Eins, / Immer ist's ein Vieles.“ In Goethes Metamorphose der Pflanzen wird die Entfaltung der Blütenpflanzen auf die Entfaltung der Liebe übertragen, in Gingko biloba dient das Gingko-Blatt zu einer Meditation über Freundschaft. Dabei greift insbesondere Goethe auf Erkenntnisse zeitgenössischer Naturwissenschaftler zurück, etwa in seinem Wolkengedicht Atmosphäre. Im Wandel der Erscheinungen soll die naturgesetzlich definierte Urform gefunden werden, etwa in Die Metamorphose der Tiere: „Zweck sein selbst ist jegliches Tier, vollkommen entspringt es / Aus dem Schoß der Natur und zeugt vollkommene Kinder. / Alle Glieder bilden sich aus nach ew’gen Gesetzen, / Und die seltenste Form bewahrt im geheimen das Urbild.“
  • Geformte Natur und Naturform: Im Gegensatz zur Poetik des Sturm und Drang, die Grenzüberschreitung zulässt und fordert, ist nun geregelte Natur verlangt. Erst die Einübung von Kunstregeln (die allerdings von der Natur abgeschaut sind), befähigt dazu, den Stoff künstlerisch zu formen: „Es gilt wohl nur ein redliches Bemühen! / Und wenn wir erst in abgemeßnen Stunden / Mit Geist und Fleiß uns an die Kunst gebunden, / Mag frei Natur im Herzen wieder glühen.“

Naturlyrik der Romantik

  • Naturpoesie und Kunstpoesie: „Naturpoesie“ ist nach der Vorstellung der Frühromantiker und in Anlehnung an Herder (etwa im 116. Athenäumsfragment) die rohe, ungeformte Volkspoesie vor der Anwendung poetischer Regeln – „Kunstpoesie“ dagegen die nach ästhetischen Prinzipien geformte Dichtung. Als „progressive Universalpoesie“ strebt das dichterische Programm der Frühromantiker nach der Verschmelzung dieser Prinzipien: „Eine eigentliche Kunstlehre der Poesie würde mit der absoluten Verschiedenheit der ewig unauflöslichen Trennung der Kunst und der rohen Schönheit anfangen. Sie selbst würde den Kampf beider darstellen, und mit der vollkommnen Harmonie der Kunstpoesie und Naturpoesie endigen.“ (Friedrich Schlegel, 252. Athenäumsfragment). In Joseph Görres’ Schrift Die teutschen Volksbücher (1807) und noch bei Friedrich Rückert (1843, in der Sammlung Pantheon) findet sich die Vorstellung einer autorlosen Naturpoesie: „Das Schönste ward gedichtet / Von keines Dichters Mund, […] Es hat sich selbst geboren, / Wie eine Blume sprießt / Und wie aus Felsenthoren / Ein Brunnquell sich ergießt.“ Die Anwendung der Volksliedstrophe, eine großzügige Auslegung der Hebungsfreiheit, die Sangbarkeit vieler Texte und eine betont volkstümlichen Sprechweise unterstreichen das Bemühen, die vermeintliche Naturpoesie des „Volks“ zu erreichen.
  • Die volkstümliche Natulyrik: Mit Achim von Arnims Sammlung Des Knaben Wunderhorn (1806, 3 Bde.) werden volkstümliche Formen (meist in dezenter Überarbeitung) in der Lyrik populär: Das bedeutet für die Naturlyrik, dass neue Genres eingeführt werden. Natur ist im Volkslied oft nutzbare Natur, die im Rahmen von Spiel, Ritual oder Arbeit angesungen wird. Da sehr viele Volkslieder handlungsbetont sind, ist die Natur meist die Bühne menschlicher Aktivität und liefert ihr die Requisiten. Bei Volksliedern mit Naturbezug liegt oft auch eine Bindung an ein bestimmtes Brauchtum vor.
  • Der Mond: Zahlreiche Texte aus allen Phasen der Romantik spielen mit dem Mond und seiner Wirkung: Bei Schlegel tritt er als Begleiter auf, der die nächtliche Einsamkeit des Wanderers mindert (Der Wanderer) – oder als heimliches Nachwesen, das mit seinem Licht Geister und die „die verborgnen Schrecken“ der Nacht hervorruft (Der Mond).
  • Die tönende Natur: Ein Leitmotiv der Romantik ist die kosmische Harmonie, die sich in der Natur zum Lied formt und vom Dichter beschworen werden kann. Bei Friedrich Schlegel heißt es: „Alles scheint dem Dichter redend, / Denn er hat den Sinn gefunden; / Und das All ein einzig Chor, / Manches Lied aus Einem Munde.“ Die Natur singt und bringt den Dichter zum Singen. Sein Symbolvogel ist die Nachtigall. Auf der Ebene des Texts spricht und singt die Natur, auf der Ebene der Gestaltung kommt sie durch rhythmische Effekte, Assonanzen und Lautmalereien selbst zur Sprache: „Und der Mond, die Sterne sagen’s, / Und in Träumen rauscht’s der Hain, / Und die Nachtigallen schlagen’s: / Sie ist Deine, sie ist dein!“.
  • Auf den Flügeln der Phantasie: Häufig erhofft sich das durch die Landschaft streifende Ich die Fähigkeit zum Vogelflug, will die eigene Schwere zurücklassen, das irdische Gewühl von oben betrachten. Typisch ist die hypothetische Gleichsetzung mit einem Vogel: „Wenn ich ein Vöglein wär“ (Des Knaben Wnderhorn)! In Friedrich Schlegels Der Knabe setzt der Sprecher mit den Worten ein: „Wenn ich nur ein Vöglein wäre, / Ach wie wollt ich lustig fliegen, / Alle Vögel weit besiegen.“ Bei Eichendorffs Lied An die Waldvögel heißt es: „Könnt mich auch sonst mit schwingen / Übers grüne Revier, / Hatt ein Herze zum Singen / Und Flügel wie ihr.“
  • Der Blick vom Gipfel: Ein Motiv mit ähnlichem Rundblick auf das menschliche Treiben wie der Vogelflug ist der Gipfelblick, wie er auch in der Landschaftsmalerei der Romantik vorkommt (Caspar David Friedrich, Der Wanderer über dem Nebelmeer). Er kommt verschiedentlich bei Eichendorff vor, etwa in Vom Berge: „Da unten wohnte sonst mein Lieb, / Die ist jetzt schon begraben, / Der Baum noch vor der Türe blieb, / Wo wir gesessen haben.“
  • Sehnsucht nach Stille und Einsamkeit: Wo es sich in größter Zivilisationsferne durch die Natur bewegt, sucht das lyrische Ich oft die Stille. Stille gewährt die Möglichkeit zur Einkehr, zur Meditation, zur inneren Ruhe: „Wenn ich still die Augen lenke / Auf die abendliche Stille / Nun die stillen Augen lenke, / Will nicht ruhen mir der Wille, / Bis ich sie in Ruhe senke“ (Friedrich Schlegel, Der Hirt). Gärten (als Orte der Begegnung) kommen daher bedeutend seltener vor als Heide du Feld, die lichten Lebensräume seltener als der Wald. In enger Verbindung mit dem Sehnsuchtsthema steht das Motiv des entfernt leuchtenden Sterns, der in finsterster Nacht Licht und Orientierung gewährt.
  • Todessehnsucht: In der Einsamkeit der Natur erscheint dem Sprecher der Tod entweder als lockendes Versprechen oder unentrinnbares Schicksal, das er bewusst annimmt. Friedrich Schlegel lässt seine Rose in Die Rose sagen: „Die Röte ist verblichen, / Bald wird mich Kälte nagen. / Mein kurzes junges Leben / Wollt’ ich noch sterbend sagen.“ Wie dieser Tod kommt, ist von Mal zu Mal unterschiedlich. Zuweilen, zum Beispiel bei Ludwig Tiecks Waldlied, lädt das strömende Wasser zur Todesmeditation ein: „Kling’ nur Bergquell! / Ach, betrogen – / Wasserwogen / Rauschen abwärts nicht so schnell! / Liebe, Leben, sie eilen hin, / Keins von beiden trägt Gewinn: – / Ach, daß ich geboren bin!“
  • Unio mystica und Verschmelzungsphantasien: Als Naturwesen strebt der Mensch wieder zurück zur nährenden Mutter, will sich auflösen und eins werden mit der Natur. Friedrich Schlegel schreibt in seinem Sonett Der Dichter: „Drum wollt ihr, sel’gen Götter! Dank gewinnen / Von dem, der hohem Dienste sich ergeben, / In heiliger Natur nur lebt sein Leben, / So laßt ihn schnell in leichten Duft zerrinnen.“ Zeichen dieser Verschmelzung ist beispielsweise der Widerhall, den die Gefühle des Sprechers in der Natur finden. Ein weiteres Zeichen ist die Aufnahme der äußeren Natur mit der Vorstellungskraft oder dem Körper: „Es schauert der Wald vor Lust, / Die Sterne nun versanken, / Und wandeln durch die Brust / Als himmlische Gedanken.“ (Eichendorff, Nachklänge). Das Streben nach Aufnahme und Vereinigung findet sich auch in der christlich gefärbten Naturlyrik wieder, wie sie beispielsweise Brentano nach der Wiederentdeckung des Katholizismus schreibt. Die unerfüllte Sehnsucht richtet sich auf Gott.
  • Blicke in die Vergangenheit: Oft richtet sich der Blick des lyrischen Ichs zuerst in die Ferne und dann in die Vergangenheit. In der Natur zeigen sich verklärte Bilder längst vergangener Zeiten: „Ich sehe sich entfalten / Vor meinem Blick die alten / Kunden der grauen Zeit.“ (Friedrich Schlegel, Auf dem Feldberge). Oft leiten Bilder bewegter Natur zu einer Wiederbelebung alter Zeiten über, die aus Wäldern, Felsen und Ruinen das Mittelalter oder eine sagenhafte germanische Vorzeit entwickelt. Auch die private Vergangenheit lässt sich von Naturbildern ableiten, insbesondere, wenn sie dort ihre Spuren hinterlässt. Das trifft in besonderem Maß auf die Linde zu, die als Versammlungsort und Botschaftsträger eine wichtige Funktion im Dorfleben einnimmt – Lindengedichte dieser Art gibt es viele, am bekanntesten ist möglicherweise das Volkslied gewordene Am Brunnen vor dem Tore von Wilhelm Müller: „Am Brunnen vor dem Thore / Da steht ein Lindenbaum: / Ich träumt’ in seinem Schatten / So manchen süßen Traum.“ Eng verwandt ist Joseph von Eichendorffs Bei einer Linde: „Seh ich dich wieder, du geliebter Baum, / In dessen junge Triebe / Ich einst in jenes Frühlings schönstem Traum / Den Namen schnitt von meiner ersten Liebe?“. Dominant ist oft das Gefühl, das Ersehnte zu spät erreicht zu haben, den günstigen Augenblick verfehlt zu haben: „Jetzt empfind ich erst den Mai, / Seit der Sturm in Blüten wühlet.“ (Ludwig Uhland, Mailied).
  • Irrgang und Verwirrung: Die Überwältigung der Sinne durch die Natur (das Windesrauschen, das dichte Grün oder Vogelgesang) führt zur Lähmung und Verwirrung, bis sich der einsame Wanderer schließlich im Wald verirrt. Die Einsamkeit in der Natur ist ein Leitmotiv der Romantiker: Sie erlaubt die Konzentration auf das Ich, das über sich selbst und die Natur in der Umgebung nachdenken kann.
  • Reise und Wanderung: Im Gegensatz zum sesshaften Philister in seiner Kammer zieht es den Dichter hinaus in die freie Natur. Das Motiv der Wanderung (auch der Wallfahrt) ist eines der zentralen Motive romantischer Naturlyrik – es lässt sich mit zahlreichen anderen Motivkomplexen verbinden. Der Sprecher kann Dichter sein, aber auch die Rolle eines Handwerkers, Studenten oder fahrenden Spielmanns annehmen – insbesondere bei Eichendorff ist die Zahl der Rollen groß. Auch der Zigeuner wird zum Inbegriff freien, selbstbestimmten Wanderns durch die Natur. Sammlungen von Wanderliedern gibt es von Eichendorff, aber auch von Uhland. Verknüpft mit dem Motiv des Wanderns sind die Motive des Windes (der die Welt unaufhaltsam verändert und den Wanderer vorantreibt) und des Fließens (das ein Festhalten unmöglich macht und das willenlos gewordene lyrische Ich mitführt).
  • Nächtliche Schauer: Aus einer Naturbeobachtung ergibt sich ein unerklärlicher Schauer, das Unerklärliche erfasst die Seele des Sprechers und nötigt ihn innezuhalten. Dieser Schauer ergibt sich aus der Auflösung fester Grenzen in der Dunkelheit und aus dem freien Spiel der Vorstellungskraft. So heißt es bei Joseph von Eichendorff (in Zwielicht): „Dämmrung will die Flügel spreiten, / Schaurig rühren sich die Bäume, / Wolken ziehn wie schwere Träume – / Was will dieses Graun bedeuten?“.
  • Magische Natur: Überaus häufig finden sich Anspielungen auf die wunderbare, zauberische Kraft der Natur, die das lyrische Ich in ihren Bann schlägt. Entweder werden Naturdinge oder natürliche Vorgänge personifiziert – oder naturmagische Wesen (Nixen, Feen, Elfen, Geister) lösen sich aus der Natur, um den Sprecher zu dessen Lust und Grauen zu vereinnahmen. Ein umfassendes Kompendium naturmagischer Gestalten liefert Clemens Brentano in seiner Ballade Durch den Wald mit raschen Schritten.
  • Natur und Melancholie: Besonders in der Spätromantik erinnern Herbst und Winter an den Tod. Adelbert von Chamissos heiteres Frühling und Herbst endet beispielsweise mit einer düsteren Vorahnung des Todes: „Für mich ist Herbst; der Nebelwind / Durchwühlet kalt mein falbes Laub; / Die Äste mir zerschlagen sind, / Und meine Krone liegt im Staub.“ Besonders bei Nikolaus Lenau, der selbst an einer schweren Depression litt, häufen sich Naturmotive aus Herbst und Winter. Zuweilen wird die Naturerfahrung aber auch zum Heilmittel für die Dichterkrankheit Melancholie. Das trifft auf Heine zu, dessen Sprecher aus den Nachtgedanken erst das Tageslicht befreit, oder auf das Uhlands Maientau, in dem der morgendliche Tau den Schmerz des lyrischen Ichs lindert.

Naturlyrik der Restauration: Biedermeier, Vormärz, Junges Deutschland

  • Fossilien. Bedingt durch den europaweiten Aufschwung der Paläontologie um 1840 finden sich nun erstmals Gedichte über Naturgeschichte – und über Versteinerungen. Ein berühmtes Beispiel ist Annette von Droste-Hülshoffs Die Mergelgrube aus den Heidebildern (entstanden 1842, Erstdruck 1842), wo die Sprecherin an einem offenen Abhang Spuren der geologischen Vergangenheit erkennt und dabei ihre eigene Vergänglichkeit erkennt. Im Gegensatz zu dem in Bertuchs Naturgeschichte lesenden Schäfer, den sie nach dem Erwachen aus ihrem erdgeschichtlichen Traum anspricht, erkennt sie die Wahrheit geologischer Prozesse. Auch Viktor von Scheffel widmet einige seiner 1846 und 1847 entstandenen und ab 1848 erstmals in den »Fliegenden Blättern« gedruckten Gedichte der Vorzeit. Ins Komische gewendet sind Der Ichtyosaurier und Das Megatherium, in Der Basalt und Der erratische Block werden die personifizierte Gesteine in ihrer Entwicklung dargestellt. In Der Petrefaktensammler von Eduard Mörike (entstanden bis 1845, Erstdruck 1847) wendet sich der Fossiliensammler für einen Augenblick ab, um die Schönheit der schwäbischen Alb zu bewundern. „Auf dem Boden Hand und Knie, / Kriecht man fort, o süße Müh! / Und dazwischen mit Entzücken / Nach der Alb hinaufzublicken, / Deren burggekrönte Wände / Unser sonnig Talgelände, / Rebengrün und Wald und Wiesen / Streng mit dunkeln Schatten schließen!“.
  • Naturtheater: Im Gegensatz zu Texten der Romantik, wo die Natur sich magisch belebt und den Sprecher in sich aufnimmt, dominiert nun der beobachtende, phantasierende Sprecher, der sein Schauen reflektiert. Naturbilder werden verglichen, personifiziert und metaphernreich ins Bild gesetzt, der Sprecher macht dem Leser aber bewusst (etwa durch die Verwendung des Konjunktiv Irrealis), dass er dabei die Ebene der Wirklichkeit verlässt. Ich und Natur sind klar unterschieden, das lyrische Ich lässt sich von der Natur zur Reflexion anleiten oder zum Empfinden anregen. Zuweilen nimmt die Sprecherin, beispielsweise in Annette von Droste-Hülshoffs Der Mond, eine Beobachterposition ein: „An des Balkones Gitter lehnte ich / Und wartete, du mildes Licht, auf dich“. Eine häufige Form spätromantischer oder biedermeierlicher Lyrik ist das Langgedicht in Form eines inneren Monologs, wie er auch in der englischen Lyrik der Zeit vorkommt (etwa bei Browning). Ein Beispiel dieser nachdenklichen Empfindungsdichtung ist Mörikes 1825 entstandenes Gedicht An einem Wintermorgen, vor Sonnenaufgang: „O flaumenleichte Zeit der dunkeln Frühe! / Welch neue Welt bewegest du in mir? / Was ist’s, daß ich auf einmal nun in dir / Von sanfter Wollust meines Daseins glühe?“. In Heines Untergang der Sonne wird der Sonnenuntergang zum Schauspiel und die Naturszene zur Tragikomödie, bis die Sonne dem als Spießbürger gezeichneten Meergott in die Arme sinkt. In Heines Es erklingen alle Bäume aus der Sammlung Neuer Frühling ist Amor der Konzertmeister im Orchester der Landschaft: „Nein, in meinem eignen Herzen / Sitzt des Walds Kapellenmeister, / Und ich fühl, wie er den Takt schlägt, / Und ich glaube, Amor heißt er“.
  • Bilder der Landschaft: Wie zuvor ist die bildkünstlerische Aneignung der Natur auch für die Restaurationszeit und den Frührealismus von Bedeutung. Die Landschaft erscheint als bewegte Malerei, betont werden insbesondere Lichtstimmung und Farbwirkung, oft in milden Synästhesien. Das trifft beispielsweise auf Friedrich Hebbels erst 1852 entstandenes Herbstbild zu: „Dieß ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah! / Die Luft ist still, als athmete man kaum, / Und dennoch fallen raschelnd, fern und nah’ / Die schönsten Früchte ab von jedem Baum“.
  • Mühselige Spaziergänge. Im Gegensatz zum romantischen Wandern, bei dem gesungen wird und der Blick in die Ferne schweift, kommen nun häufig Spaziergänge vor. Der Spaziergänger geht langsam, mitunter mühsam, und heftet seinen Blick auf die botanisch sorgfältig beschriebe Vegetation. Ein Beispiel für dieses meditative Gehen findet sich in Annette von Droste-Hülshoffs Dichters Naturgefühl von 1841: „Durch hundert kleine Wassertruhen, / Die wie verkühlter Spülicht stehn, / Zu stelzen mit den Gummischuhen, / Bei Gott, heißt das Spazierengehn? / Natur, wer auf dem Haberrohr / In Jamben, Stanzen, süßen Phrasen / So manches Loblied dir geblasen, / Dem stell dich auch manierlich vor!“. Der Blick auf die Natur ist ironisch gebrochen, anstelle entfernter Täler sieht die Sprecherin sich selbst.
  • Ironie und Tradition im Naturgedicht. Gerade bei Heine werden konventionelle Naturbilder aus der Romantik aufgegriffen und ironisiert – etwa, wenn der Sprecher in Entartung den üblichen Natursymbolen ihre Glaubwürdigkeit anspricht. Er leugnet der „Lilje Keuschheit“ ebenso wie die „Bescheidenheit der Veilchen“.
  • Die republikanische Landschaft: Geradezu typisch für die Lyrik des Vormärz ist die Politisierung der Natur, wie sie sich schon bei Friedrich Rückert andeutet: in den Geharnischten Sonetten (1814) spricht er der „verkrüppelten“ Eiche die Eignung zum Nationalbaum ab, eine morsche und von Innen ausgehöhlte Weide wird zum Sinnbild der Nation. Auch die Dichtung des Völkerfrühlings vor 1848 bedient sich der Metaphorik der Natur, macht sie allerdings zur Bundesgenossin. Georg Herwegh beispielsweise ruft in seinem Frühlingslied von 1841 die Natur zum Widerstand gegen Tyrannenherrschaft auf: „Frühling sei es keinem Würger, / Der sein Volk zum Staube zieht; / Frühling jedem bis zum Tod, / Frühling nie für den Despot!“. Naturbilder stehen in Herweghs politischer Lyrik im Dienst der Botschaft. Selbst in scheinbar unverfänglichen Naturgedichten wie Im Frühjahr endet die letzte Strophe in einer politischen Pointe: „Duft und Klang und Vogelflug, / Balsam, wo die Blicke weilen, / Und doch alles nicht genug, / Um – ein krankes Volk zu heilen.“. Bei Hoffmann von Fallersleben rufen dagegen die Vögel bei der Jagd zur Revolution auf: „Hört ihr nicht das Vöglein singen / Auf des Maies Blüthenast? / ‚Wer die Freude will gewinnen, / Muß zuvor den Kampf beginnen / Mit des Lebens Leid und Last.‘“ (Mailied, 1841). In diesem Zusammenhang wird auch die über Jahrhunderte gepflegte Landidylle unglaubwürdig und das Pastorale wirkt nur noch in der Parodie. In Herwegs Der Gang um Mitternacht (1840) aus den Liedern eines Lebendigen ist das rustikale Häuschen ein Ort der Armut und des Hungers: „Das Häuschen dort am Bach – ein schmaler Raum! / Unschuld und Hunger teilen drin das Bette“. Das im März 1849 von August Freiherr von Seckendorff verfasste und als Lied bekannt gewordenes Gedicht ’s ist wieder März geworden allegorisiert die Natur, indem es von den Pflanzennamen ausgehend die politischen Verhältnisse darstellt: Der Frühling ist die Märzbewegung, der „kalte Hauch aus Norden“ die preußische Reaktion. Die „roten Rosen“ erfrieren, während die „Mimosen“ und das „Zitterkraut“ bürgerlicher Verzagtheit ebenso gedeihen wie die Kirche („Pfaffenhütchen“), Adel („Rittersporn“) und Kapital („Tausengüldenkraut“). An diese besondere Symbolik ist zu denken, wenn sich in Franz von Dingelstedts Liedern eines kosmopolitischen Nachtwächters der Nachtfrost über die Hoffnung legt: „bei Durch deine Seele kalt und schneidend / Weht der Erfahrung böser Ost, / Die letzte Hoffnung krümmt sich leidend / Und schauernd vor dem Winterfrost.“ Dasselbe gilt, wenn bei Georg Weerth die personifizierte Erde dem Frühling ihr Leid klagt: „Verstummt sind all meine Nachtigalln, / Seit ich dich verloren hatte; / Drum schmücke den Vögeln die grünen Halln / Und den Hirschen die blumige Matte.“ Die politischen Geschäfte können den Revolutionär allerdings so in Beschlag nehmen, dass er wie in August Heinrich Hoffmann von Fallerslebens Frühlingsfeier von 1841 die Natur nicht mehr wahrnimmt: „Die Abendglocken erschallen, / Verkünden Fried’ und Ruh; / Es flöten die Nachtigallen / Und die Blumen nicken dazu. // Die beiden sitzen und zanken / Sich über einen Bericht. / Es fallen ihre Gedanken / Auf etwas anderes nicht.“ Charakteristisch auch Frühlingsgedanken aus Anastasius Grüns Sammlung Spaziergänge eines Wiener Poeten (1831), bei dem ein scharfes „Halt!“ den Sprecher von der Naturbetrachtung zum politischen Räsonieren bringt.
  • Natur und Leiden: Die freie Natur steht nun nicht mehr im Gegensatz zu Hof oder Stadt, sondern zur philiströsen Welt der Kneipen und Debattierstuben: klare Luft statt Tabakdampf, Nachtigallen statt Stammtischeifer. Der Dichter leider unter der Dumpfheit der Zeit, am repressiven Klima der Restauration, an der Unmöglichkeit eines harmonischen Lebens, an der verbotenen oder gescheiterten Liebe, vor allem aber an sich selbst. Stellvertretend sei August von Platen genannt, dessen resignativen Naturgedichte sich auch als Auseinandersetzung mit seiner unterdrückten Homosexualität lesen lassen: Auffällig oft kommen Verwandlungsmotive vor (An der Erde), oft wird ein übermächtiges, nicht zu befriedigendes Begehren beklagt. Oft kann aber auch die Natur die krankende Dichterseele nicht heilen – in Anlehnung an die Spätromantik wird die Natur zum Schmerzensort, in dem sich hinter der grünenden Fassade allenthalben Not und Tod verbergen. Insbesondere bei Nikolaus Lenau (in den Schilfliedern oder in seinen Herbstgedichten) erscheint die Natur nicht mehr teilnehmend und vertraut, sondern dunkel, abweisend und fremd.
  • Fremde Natur: Die großen Emigrationswellen der 1840er Jahre und der Kolonialismus der Nachbarländer hinterlassen auch in der Naturlyrik ihre Spuren. Neue Formen werden populär (Platen und Rückert führen die Ghasele ein, Heine die Romanzenstrophe), neue Motive erweitern den gewohnten Bildraum mit seinen Eichen, Linden, Bächen und Nachtigallen um das Fremde als Sehnsuchtsort (Heines Lotusblumen, Freiligraths Wüstenbilder, Rückerts Bülbül). Auch Italiens Natur wird neu in den Blick genommen, betont wird nicht mehr die monumentale Größe der Antike, sondern Genreszenen des einfachen Lebens im italienischen Dorf, wie sie schon Goethe und andere Deutschrömer entwerfen (etwa in August von Platens zwischen 1827 und 1834 entstandenen Eklogen und Idyllen). Die Erfahrung der Flucht und des Exils führen wiederum bei Heine zu einem gebrochenen Blick auf die Heimat: Insbesondere der Rhein, aber auch Eiche und Linde sind nur noch im (poetischen) Traum verfügbar.

Naturlyrik des Realismus

  • Momentaufnahme: Viele Naturgedichte weisen Parallelen zum Dinggedicht auf: Oft wird ein einzelner, aber hervorgehobener Moment (Sturm) oder Naturobjekt (Rose) in seinen Erscheinungsformen erfasst und bildhaft dargestellt. Der Blick richtet sich dabei nicht selten auf den Gegenstand, gelegentlich tritt das lyrische Ich dabei in den Hintergrund. Der Blick in die Welt, zur Sache, führt zu einer Besinnung auf das Leben selbst. Was in der Romantik Innenschau ist, wird Gegenstandsbetrachtung, der romantische Blick in die Ferne richtet sich in die Nähe, in den Umraum der Natur. Ferdinand von der Saar schreibt in Naturempfindung (1885): „Bei Verstummen will in meiner Brust /Das Ringen und das Streben – / Und heiter werd’ ich mir bewußt: / Ich leb’ nur, um zu leben“.
  • Die Natur als Ort unmöglicher Liebe: Gärten und die Kulturlandschaft sind im Realismus oft Liebesorte, insbesondere Orte für die heimliche oder verbotene oder lange zurückliegende Liebe. Ein Motiv ist dabei der Griff durch die Hecke, die symbolisch auch andere (soziale) Hindernisse vertritt. Theodor Fontane schreibt in seinem Gedicht Im Garten (1845, ED 1875): „Die hohen Himbeerwände / Trennten dich und mich, / Doch im Laubwerk unsre Hände / Fanden von selber sich.“ Heimlichkeit bieten die Hecken auch in Detlev von Liliencrons Einen Sommer lang: „Zwischen Roggenfeld und Hecken / Führt ein schmaler Gang; / Süßes, seliges Verstecken / Einen Sommer lang“.
  • Natur als Erinnerungsort: Häufig besinnt sich der gereifte Sprecher auf Ereignisse aus der Jugend oder dem frühen Erwachsenenalter, wenn er an Orte zurückkehrt, die damit verbunden sind. Ein Beispiel ist die letzte Strophe aus Friedrich Hebbels Nacht: „Nun thut’s mir wohl, den Weg zu geh’n, / Wo ich mich oft entzückte, Das kleine Fenster anzuseh’n, / Wo ich sie sonst erblickte; / Die Bank zu grüßen, wo sie saß, / Den Busch, von dem sie Beeren las, / Die Blumen, die sie noch pflanzte.“ In Hebbels Spaziergang am Herbstabend (1836) heißt es: „Ach, wie viele sanfte Bilder, / Immer inniger und milder, / Schatten längst vergangner Zeiten, / Seh’ ich dann vorüber gleiten.“ In Storms Ein grünes Blatt (1852) nimmt sich der Sprecher selbst ein Erinnerungsstück, ein Laubblatt mit: „Ein grünes Blatt / Ein Blatt aus sommerlichen Tagen, / Ich nahm es so im Wandern mit, / Auf daß es einst mir möge sagen, / Wie laut die Nachtigall geschlagen, / Wie grün der Wald, den ich durchschritt.“
  • Plötzliches Todesgedenken: Häufig lösen Naturvorgänge unvermittelt und plötzlich Todesvorahnungen aus: Das widerfährt etwa dem Jüngling in Hebbels Das Opfer des Frühlings (1845): „Da beschleicht ihn dumpfe Trauer, / Ihm erlischt der Wange Roth, / Und ihn mahnt ein kalter Schauer / An den Tod, den frühen Tod“. Bekannt ist auch Hebbels Sommerbild (1844): „Ich sah des Sommers letzte Rose steh’n, / Sie war, als ob sie bluten könne, roth; / Da sprach ich schauernd im Vorübergeh’n: / So weit im Leben, ist zu nah' am Tod!“. Oft sind es Momente der Blüte, Ernte oder Fülle, die den Sprecher zur Melancholie verleiten.
  • Stille und Stillstand: Als Hauptmotiv oder zumindest als Begleitmotiv vieler Gedichte des Realismus dient die Stille (als Abwesenheit von Geräusch) und mehr noch der Stillstand (als Abwesenheit von Bewegung. Eine paradoxe Bezeichnung für die Stille formuliert Conrad Ferdinand Meyer, der sie den „ungewisse[n] Geisterlaut der ungebrochnen Stille“ nennt. Theodor Storms Sommermittag (1854) beginnt mit einem Bild sommerlicher Ruhe am hohen Mittag: „Nun ist es still um Hof und Scheuer, / Und in der Mühle ruht der Stein; / Der Birnenbaum mit blanken Blättern / Steht regungslos im Sonnenschein.“ Geradezu gedämpft wirkt Storms Husum-Gedicht Die Stadt (1851), das und als einziges Geräusch den Schrei einer Wildgans zulässt: „Es rauscht kein Wald, es schlägt im Mai / Kein Vogel ohn Unterlaß; / Die Wandergans mit hartem Schrei / Nur fliegt in Herbstesnacht vorbei / Am Strande weht das Gras.“ Stille beherrscht auch Theodor Fontanes Mittag (1851): „Am Waldessaume träumt die Föhre, / Am Himmel weiße Wölkchen nur, / Es ist so still, daß ich sie höre, / Die tiefe Stille der Natur.“ Mitunter wird – so bei Ferdinand von der Saar in Nacht (1885) – das Motiv der Stille oder des Verstummens mit dem der Leere verbunden: „Die Pfade wie versunken, / Am Himmel nicht ein Stern; / Verstummt ist schlummertrunken / Das Leben nah und fern.“
  • Atmosphäre: Zeitgleich mit der Entdeckung der Atmosphäre als Gegenstand der Landschaftsmalerei im Frührealismus (Corot, Millet, Courbet) wird der Duft zu einem Leitmotiv der Naturlyrik. Insbesondere bei Storm ist die Vielzahl der Gerüche auffällig. Die Jahrhunderte währende Dominanz des Sehens und Hörens ist gebrochen, die wesenslose Luft wird körperlich. In Storms Waldweg (1850) steht zunächst eine Weihe im Duft des Himmels, dann tritt der Erzähler in die Fülle der Waldgerüche ein: „Herbstblätterduft und Tannenharzgeruch / Quoll mir entgegen schon auf meinem Wege“. Varianten des Duftmotivs sind Nebel und Wolken.
  • Drinnen und draußen: Ein häufiges Motiv des Realismus ist die Trennung des Draußen vom Drinnen. Das mag das Drinnen eines Hauses sein oder die Umhüllung durch den Garten- oder Waldraum.
  • Licht und Goldglanz: In zahlreichen Gedichten des Realismus spielen Licht und Reflexion eine wichtige Rolle – gelegentlich scheint es, als ob das Wesen der Dinge selbst Strahlen aussende. So heißt es in einem Gedicht aus Gottfried Kellers Zyklus Abend (1846): „Von rotem Golde trieft das Sommerland“. Die Lichtsymbolik in Texten des Realismus unterstreicht einerseits, dass unser Wahrnehmen von der Beleuchtung der Dinge abhängt, geht darüber aber hinaus. Licht betont den Zusammenhang der Dinge – die nicht mehr in ihrer „Mannigfaltigkeit“ erscheinen, sondern durch das Licht zur Einheit verbunden sind. Den harmonisierenden Goldglanz fügen letztlich der ästhetisch geschulte Blick des Künstlers und seine sorgfältig komponierte Darstellung hinzu, es überhöht die Wirklichkeit, ohne sie mit der Phantasie zu verbinden.

Naturlyrik des Naturalismus

Otto Julius Bierbaum - Arno Holz - Johannes Schlaf - Bruno Wille - Julius Hart

  • Großstadt und Natur: Die Erfahrung des Großstadtlebens lässt Natur zu einem fernen Wunschtraum werden. Das geschieht beispielsweise bei Arno Holz, in Durch die Friedrichstraße aus dem ersten Heft des Phantasus: „Ein grüner Wiesenplan, / ein lachender Frühlingshimmel, / ein weisses Schloss mit weissen Nymphen. // Davor ein riesiger Kastanienbaum, / der seine roten Blütenkerzen / in einem stillen Wasser spiegelt!“ (1898). Ähnlich idyllisch nimmt sich die Natur der Kleingärten in Kleine, sonnenüberströmte Gärten gegen die ferne Industrie aus: „Kleine, sonnenüberströmte Gärten / mit bunten Lauben, Kürbissen und Schnittlauch. // Noch blitzt der Thau. // Ueber den nahen Häuserhorizont ragen Thürme. // Durch das monotone Geräusch der Neubauten, /ab und zu, / pfeifen Fabriken, / schlagen Glocken.“ Zur Behandlung industrieller Landschaften kommt bald eine neue Perspektive, die sich mit dem Sekundenstil verbindet: der Blick aus dem fahrenden Zug, etwa in Julius Harts Vom Westen kam ich, das den Sprecher von weitem auf die Großstadt blicken lässt, während Naturbilder in rascher Folge vorbeiziehen: „Durch den Nebelschwall / des grauenden Septembermorgens jagen / des Zuges Räder, und vom dumpfen Schall / stöhnt, dröhnt und saust’s im engen Eisenwagen... / Zerzauste Wolken, winddurchwühlter Wald / und braune Felsen schießen wirr vorüber, / dort graut die Havel, und das Wasser schwallt, / die Brücke, hei! dumpf braust der Zug hinüber“.
  • Wiedergeburt und Seelenwanderung: Durch die Begegnung mit hinduistischem und buddhistischem Gedankengut wird auch in der Naturlyrik die Idee aufgegriffen, Naturwesen könnten Seelen sein – und Seelen künftige Naturwesen. In Metamorphosen aus den Erlebten Gedichten von Otto Julius Bierbaum (1892) spielt der Sprecher mit der Idee, sich an eine Vergangenheit als Schmetterling zu erinnern. In Bruno Willes Heue wird der Sprecher zum See, in dem sich der Mond spiegelt.
  • Konstatieren und Deuten des Sichtbaren: Naturalistische Naturlyrik versucht, die Natur möglichst genau zu erfassen. Dazu tragen Neologismen bei, die das Gesehene hyperpräzise wiedergeben. Dazu gehört auch eine neue Präzision im Benennen – Tier- und Pflanzenspezies werden genau bezeichnet. Der Sprecher wird bei Arno Holz zum Deuter der Phänomene, erkennt in Spiegelungen und Wolkenbildungen mythische Wesen: „Kein Laut! / Nur die Pappeln flüstern ... // Der alte Tümpel vor mir schwarz wie Tinte, / um mich, über mir, von allen Seiten, / auf Fledermausflügeln, / die Nacht, / und nur drüben noch, / zwischen den beiden Weidenstümpfen, / die sich im Dunkeln wie Drachen dehnen, / matt, fahl, verröchelnd, / ein letzter Schwefelstreif. // Auf ihm, scharf, eine Silhouette: ein Faun, der die Flöte bläst.“ (Kein Laut).
  • Der Élan vital: Abgeleitet von Henri Bergson werden in naturalistischer Lyrik oft die Lebenskräfte dargestellt, die aufbrechenden Knospen, das Pflanzenwachstum. Bei Arno Holz ist – parallel zum Spiel von Kindern – das Schwellen der Knospen beschrieben: „Aus allen Büschen / brechen ja schon die Knospen!“. Reim und Strophe verstellen den Blick auf das ursprüngliche Streben; zugunsten freier Rhythmen, die dieses Streben hervorbringt, wird das Metrum aufgegeben. Bei Holz ist das Organ, das diesen Rhythmus empfängt, das Herz, das sich dem Kosmos öffnet oder Teil des Kosmos wird: „Ich strecke mich selig ins silberne Gras / und liege da / das Herz im Himmel!“ (Hinter blühenden Apfelbaumzweigen). Eine sich im vegetativen Wachstum äußernde „Kraft“ beschreibt auch Otto Julius Bierbaum in Frühlingsabend (1892): „Das junge Feld vor mir. Es wächst in ihm, / Die Säfte steigen stetig auf zum Halm, / Kein Wind bewegt die stille, grüne Kraft.“ Zuweilen wird die Natur in ihrem Lebensdrang erotisiert, beispielsweise in Julius Harts Der Frühling glüht durch die Lüfte: „Geöffnet ist der Schoß der Erde, / nackt liegt sie noch in welkem Struth, / und liebesschauernd dehnt sie zitternd / sich in der neuen jungen Glut“.
  • Naturgefühl und Körper: Insbesondere bei Arno Holz wird Natur nicht mehr nur betrachtet oder empfunden, sondern mit den Organen des Körpers gefühlt. Die Natur dringt in den Körper ein, füllt das Herz aus, bewegt das Blut. Bei Arno Holz heißt es: „Nun bin ich fern / von jeder Welt, / ein sanftes Roth erfüllt mich ganz, / und deutlich spür ich, / wie die Sonne mir durchs Blut rinnt – / minutenlang.“ Diese ganzheitliche Erfahrung der Natur hinterlässt auch im Sprechen ihre Spuren, das insofern naturalistisch ist, als es Störgeräusche und Pausen nachbildet, die Register mischt, dabei auch Umgangssprache zulässt, und spontane Sprechmuster nachahmt mit ad-hoc-Bildungen oder Neologismen wie bei Bruno Wille in Herbstabend: „Mit qualmigmatter Rotglut säumt / Der Himmel sich; großleuchtend taucht / Der Mond empor“. Neben Oxymoron, Hyperbel und Neologismus ist die Synästhesie, die Mischung verschiedener Sinneseindrücke, ist ein vielgebrauchtes Mittel der Naturaneignung. Johannes Schlaf schreibt in Sommer (aus der Sammlung Helldunkel): „Ich sinke / In Farben und Sommerwärme, / Duftschwere, schwüle, summende Sommerwärme.“ In drei Versen werden hier Riechsinn, Gehör, Sehsinn, Gewichtssinn und Temperatursinn aktiviert. Das rhapsodische Verfahren eines freirhythmischen Sprechens, scheinbar ohne rhetorische Lenkung, stammt von Walt Whitman, dessen Leaves of Grass Schlaf übersetzt hat.
  • Skepsis gegen die künstlerische Form: Im Sinne der Formel „Kunst = Natur – X“ wird die demütige Verbeugung des Sprachkünstlers vor der unsagbaren und unnachahmlichen Schönheit der Natur zum Topos: „Die Sonne scheint, / ein Vogel singt, / ich bücke mich / und pflücke eine kleine Wiesenblume. // Und plötzlich weiss ich: ich bin der ärmste Bettler! // Ein Nichts ist meine ganze Herrlichkeit / vor diesem Thautropfen, / der in der Sonne funkelt“. Der Tautropfen ist ein Symbol für die unerreichbare Vollendung der Natur. Die Auseinandersetzung mit der Natur ist oft der Versuch, die Grenzen des individuell Sagbaren und poetisch Machbaren zu überschreiten – ein Grund dafür, warum Vers, Strophe, Reim und Metrum aufgegeben werden. Eine besonders oft gesuchte Herausforderung sind Motive wie spiegelnde Wasserflächen und Gewölke, aber auch Blütenduft; Dinge, die sich der sprachlichen Festlegung entziehen und deswegen eine andere Darstellungsweise als die gewohnte provozieren. Besonderes Gewicht hat das sorgfältig gewählte oder erfundene Wort in Sätzen, deren Wortstellung den Vorgängen nachempfunden ist, die sie beschreiben. Arno Holz betont in Revolution der Lyrik, ein Satz wie „Der Mond steigt hinter blühenden Apfelbaumzweigen auf“ referiere bloß, umgestellt stelle er dar: „Hinter blühenden Apfelbaumzweigen steigt der Mond auf.“ Was ist anders? Hier erscheinen auch im Leseprozess zunächst die Zweige vor dem Mond. 

Naturlyrik der Jahrhundertwende

Dehmel – George – Nietzsche – Rilke – Morgenstern – Hofmannsthal - Dauthendey

  • Lichtmalerei und Impressionismus: Wie in der zur Abstraktion übergehenden Landschaftsmalerei des Spätimpressionismus (Pissarro, Monet, Seurat) werden Lichtmotive betont: die Färbung der Schatten, das Spiel des Sonnenlichts mit der Natur, Motive des Sonnenauf- und –untergangs. Durch die Lichtwirkung nehmen die Gegenstände andere Farben an, etwa bei Dehmel: „durch die morgenroten Bäume / steigt der blaue Nebel auf“ (Der Fluss, aus: Wein und Welt, 1896). Ähnlich atmosphärisch klingt Sommerabend: „fern dampft der See; in Dünsten goldig flimmernd / verschwimmt der Sonne letzte rote Spur; / die zarten Wolken wallen hoch und schimmernd.“ Die Wiederentdeckung der Lichtstimmung führt zu einer Häufung von Motiven des Dufts, Dampfs, Nebels, wie beispielsweise in Dehmels Abendnebel (1896): „Bang schweigt die Flur, kaum wagt die stille Nacht / zu nahen dieser Stille, – jeder Hauch / im feuchten Korne wie ertrunken, – / erdrückt vom Himmel, florumsunken / die dunkeln Weiden wie erstarrter Rauch, – / wie furchterstickt das Blatt am Strauch, – – / und dumpf aufschluchzend wünsch’ ich mir den Tod.“ Eng verwandt mit dem impressionistischen Verfahren sind die Augenblicksaufnahmen in vielen Gedichten Rilkes: Ein plötzlicher Wandel erfasst die Natur und damit auch das empfindende Ich – so etwa die Anfangszeilen des Gedichts Vor dem Sommerregen aus den Neuen Gedichten (1907): „Auf einmal ist aus allem Grün im Park / man weiß nicht was, ein Etwas, fortgenommen“.
  • Ekstatische Naturerfahrung: Selbst einfach Naturgeräusche wie Vogellaute können in der Lyrik einen synästhetischen Rausch freisetzen, etwa in Max Dauthendeys Amselsang, bei dem sich der Gesang in exotische Bilder verwandelt: „Purpurne Inseln in schlummernden Fernen. / Silberne Zweige auf mondgrüner Au. / Goldene Lianen auf zu den Sternen, / Von zitternden Welten / Sinkt Feuertau“ (1893). Besonders bei Dehmel erinnert die ekstatische Naturbeschreibung an Motive des Sturm und Drang, etwa, wenn im letzten Stück des kurzen Zyklus Natur und Sehnsucht: „ Oh, ich lechze nach Gewittern! / komm, Geliebte! eile! eile!“. Die rauschhafte Erfahrung der Natur verbindet sich mit der Hingabe an den Élan vital, der sich in der Fülle der Erscheinungen als verbindendes Streben äußert: „Oh Natur! was soll mein Stammeln, / seh’ ich alles Dich verknüpfen: // wie es sich ins Herz mir gießt, / all das Große, all das Kleine, – / wie’s mit mir zusammenfließt / in das übermächtig Eine!“.
  • Natur und Erotik: Von einer Natur, die selbst den Puls des Lebens spüren lässt, ist es zu einer Erotisierung der Landschaft nicht weit. Das Begehren bedient sich dabei oft des Naturbilds und hebt durch Personifikation und zweideutige Metapher die Grenzen zwischen Gegenstand und Bild so weit auf, dass der wilhelminische Leser keine Decodierungsarbeit leisten muss – ein Beispiel ist Dehmels Pfauenpaar in Venus Natura: „So stand er kreisend, sich die Henne kirrend, / und bannte sie zu feierlicher Schau; / starr federte das goldne Grün und Blau / des steilen Schweifes, vor Erregung klirrend.“ Insbesondere der Frühling wird in alter Tradition als Zeit der Erotik gefeiert. Max Dauthendey schreibt in einem kurzen Text aus Reliquien (1897): „Nie sangen die Vögel so lüstern. / Sonne und Winde flüstern / Von weichen, wonnigen Frauen, / Alle Bäume hangen voll Küsse, / Alle Lippen müssen verlangen, / Der Frühling ist hungersäend / Über die Erde gegangen.“ In einem Gedicht aus der Sammlung Lusamgärtlein (1909) soll sich die Liebesbereitschaft der blühenden Bäume auf das angesprochene Du übertragen: „Komm zu den hellen verliebten Bäumen, / Die alle Wege jetzt hochzeitlich säumen! / Sollst dich ins Licht zu ihnen stellen, / Lächelnd wird spielend sich zu dir gesellen, / Daß auch dir die Blicke verliebt aufglühen. – / Eilt euch, eil’ dich, die Bäume blühen!“. Die Natur wird dabei in Anlehnung an den Demeter-Mythos als fruchtbare Muttergottheit begriffen: „Die gelbe Kornau / Durchschreitet ein schwangeres Weib, / Matt über dem schwellenden Leib / Die Hände gefaltet, / Träge die Brüste. / Satte Korndüfte gären, / Samenschwer rauschen die Ähren.“
  • Wasser, Weiher, Sumpf, Regen, Tau: Wie in der mythologisierenden Landschaftskunst des Jugendstils, des Symbolismus und der Präraffaeliten ereignen sich Liebesszenen an oder sogar in Gewässern. In Dehmels Die zweite Nacht begleiten die Naturumstände den Liebesakt, dem ein Bad im Tümpel vorausgeht: „Und dann, o komm – oh flieh! denn dann: / wir hatten Schooß in Schooß geruht: / von einer gelben Blüte rann, / du sahst es nicht, / im bleichen Licht / ein Tropfen Blut – Dein Tropfen Blut.“ Bei Max Dauthendey heißt es in Die Welle aus Ultra Violett (1893): „Pfauengrüne Gluten in der Luft. Über dem Meere Heliotropdüfte. Kochender Atem stockt. Die Wasser stauen sich. In der brünstigen zyanenblauen Dämmerung eine Frau, mit feuchtem Leib aufgestiegen, ein zauderndes Neigen und Schwingen in ihrem Körper, es wogt noch flüssig jedes Glied.“ Auch Regen und Tau werden oft mit dem Begehren verknüpft. Bei Hugo von Hofmannsthal, in Regen in der Dämmerung, heißt es: „Der wandernde Wind auf den Wegen / War angefüllt mit süßem Laut, / Der dämmernde rieselnde Regen / War mit Verlangen feucht betaut.“
  • Nacktheit: Um 1900 bildet sich in Mitteleuropa eine neue Form direkter Naturerfahrung heraus, die erst vor dem Hintergrund der körperfeindlichen Sittenstrenge des Wilhelminismus und der Naturferne des Großstadtlebens verständlich ist: die Freikörperkultur. Nicht nur in der Kunst (Manet, Waterhouse, Stuck) finden sich nun öfter nackte Körper in der freien Natur, sondern auch in der Lyrik. Max Dauthendey hat dem Motiv des nackten Menschen in der Natur einen kurzen Zyklus gewidmet, der 1893-96 entstand und 1897 mit dem Langgedicht Phallus gedruckt wurde: Die schwarze Sonne. Im dritten Stück (Hohe graue Buchen ragen) heißt es: „In dem schattenfeuchten Wald leuchten Leiber, nackte Glieder, / Matt die Männer, matt die Frauen liegen nieder, in die Blätter eingescharrt, / Ausgeschüttet funkelt Haar rot und dunkel. / Braune müde Männernacken schmiegen sich an Frauenbrüste. / Lüsteweich Frauenaugen.“
  • Unmögliche Natur: Wie die Stillebenmalerei des Goldenen Zeitalters, wenn auch mit anderer Zielsetzung, schafft die Kunst sich eine zweite Natur, etwa in Georges Vogelschau: „Weisse schwalben sah ich fliegen“. Dazu werden unvereinbare Naturdinge zusammengestellt, etwa Pfauen, die in Max Dauthendeys Faulbaumduft in einem winterlich frierenden Park auftreten: „Weiß der Park, ein Korallenhain. / Eisfäden schneiden den See. / Grün gleißen Pfauen im Sternenschein / Auf ätherblauem Schnee.“ (1893). Auffällig sind die gesucht wirkenden Adjektive, die den Naturbildern kostbare Farben zuschreiben – Farben, die wiederum an die Edelsteinfarben und Blattgoldgründe der Dekadenzmalerei und des Jugendstils erinnern (Franz von Stuck, Gustav Klimt). Zu den Bildern des Unmöglichen, die sich in der Lyrik um 1900 finden, gesellt sich die unfruchtbare oder tote Blumen ebenso wie der tote oder totgesagte Park bei Stefan George. Die Natur, die sich zuletzt als künstlich erweist, findet sich als Nachklang noch in Christian Morgensterns humoristischer Lyrik. In Morgensterns Im Park schleicht sich der Sprecher an ein vermeintliches Reh an, das sich zuletzt als Kunstprodukt erweist: „Nun schlich ich mich leise - ich atmete kaum - / gegen den Wind an den Baum, / und gab dem Reh einen ganz kleinen Stips. / Und da war es aus Gips.“ Geradezu ein Musterbeispiel für die poetischen Kunstgärten des Ästhetizismus entwirft Hugo von Hofmannsthal in Mein Garten (1891): „Schön ist mein Garten mit den goldnen Bäumen, / Den Blättern, die mit Silbersäuseln zittern, / Dem Diamantentau, den Wappengittern, / Dem Klang des Gong, bei dem die Löwen träumen.“ Den „andern Garten“, den der Sprecher darüber fast vergisst, ist der mit seinen Gerüchen und Geschmäckern sinnlich erfahrbare Garten der wirklichen Natur. Zuweilen sind die Kunstgärten auch Traumgärten, etwa in Hofmannsthals Erlebnis, in dem der Sprecher in eine Traumwelt versinkt: „Wie wunderbare Blumen waren da / Mit Kelchen dunkelglühend! Pflanzendickicht, / Durch das ein gelbrot Licht wie von Topasen / In warmen Strömen drang und glomm.“ Ähnliche Traumgärten finden sich verschiedentlich bei Stefan George, beispielsweise im Buch der hängenden Gärten (1898): „Hain in diesen paradiesen / Wechselt ab mit blütenwiesen / Hallen · buntbemalten fliesen. / Schlanker störche schnäbel kräuseln / Teiche die von fischen schillern · / Vögel-reihen matten scheines / Auf den schiefen firsten trillern / Und die goldnen binsen säuseln – / Doch mein traum verfolgt nur eines.“
  • Dinggedicht und ästhetisierte Natur: Wo nicht gleich eine gänzlich künstliche Natur erschaffen wird, veredelt der Lyriker die bestehenden Naturdinge zu Kunstobjekten: „Die andre bricht mit blassen feinen Fingern / Langstielige und starre Orchideen, Zwei oder drei für eine enge Vase... / Aufragend mit den Farben die verklingen, / Mit langen Griffeln, seltsam und gewunden, / Mit Purpurfäden und mit grellen Tupfen, / Mit violetten, braunen Pantherflecken / Und lauernden, verführerischen Kelchen, / Die töten wollen“ (Die Töchter der Gärtnerin). Anders ist das Verfahren Rilkes, der in seinen Dinggedichten das Phänomen zum Anlass nimmt, Bildwelten anzuschließen, ohne den Gegenstand selbst zu verwandeln – typischerweise durch den Vergleich. In Blaue Hortensie aus den Neuen Gedichten heißt es über das Blütenblau der Hortensie: „wie in alten blauen Briefpapieren / ist Gelb in ihnen, Violett und Grau“.
  • Landschaften des Verfalls: Die von Baudelaire, Huysmans und Swinburne angeregte Dekadenzdichtung bedient sich einer Reihe von Naturbildern, die Tod und Eros, Ekel und Anziehung, Hässlichkeit und Schönheit in paradoxen Bildern verbinden. In Max Dauthendeys Vollmond heißt es: „Kranke Kallablüten leuchten. / Von den bleichen Bechern rinnet / Goldnes Öl in sanften Strömen. // Warmer Moder, / Nackte Schädel. / Über weiße Marmorwüsten / Fliehen lautlos / Schwarze Schwäne.“ Max Dauthendey versucht im Zyklus Stimmen des Schweigens, aus dem auch das vorher genannte Gedicht stammt, Geruchsempfindungen zu versprachlichen und die widerstreitenden Empfindungen zu illustrieren: „Wachsbleich fließt die Sommernacht. / Auf erddunkeln faulen Lachen / Bleisüß rosigblaue Irishäute“ (Jasmin). Mit einem Bild des in die Landschaft projizierten Bild des Lebensüberdrusses, des Taedium vitae, beginnt Hugo von Hofmannsthals Stille: „Trübem Dunst entquillt die Sonne, / Zähen grauen Wolkenfetzen... / Häßlich ist mein Boot geworden, / Alt und morsch mit wirren Netzen.“ Das Melancholie-Motiv findet sich in vielen Gedichten des späten 19. Jahrhundert, das empfundene Ende eines langen Jahrhundert, das Fin de siècle, spiegelt sich in einer ermatteten, vergehenden Natur. In Stefan Georges Ob schwerer nebel in den wäldern hängt aus dem Jahr der Seele (1897) klingt die Schwermut aus einer winterlichen Gebirgslandschaft: „Wenn gras und furche auf dem pfad versteinen · / Gehäufter reif die wipfel beugt · versteh / Zu lauschen auf der winterwinde weh / Die mit den welken einsamkeiten weinen.“

Bibliographie

Mittelalter und frühe Neuzeit

  • Schneider, Ludwig: Die Naturdichtung des deutschen Minnesangs. Berlin: Junker u. Dünnhaupt, 1938 (Neue deutsche Forschungen. Abteilung Deutsche Philologie; 6: Neue deutsche Forschungen; 175)

Aufklärung und Empfindsamkeit

  • Kupffer, Imogen: Das irdische Vergnügen in Gott von Barthold Hinrich Brockes: Eine Untersuchung zu Wesen und Entwicklung der Naturlyrik (Diss. Univ. Göttingen). Göttingen: 1956
  • Ketelsen, Uwe-Karsten: Die Naturpoesie der norddeutschen Frühaufklärung: Poesie als Sprache der Versöhnung: Alter Universalismus und neues Weltbild. Stuttgart : Metzler, 1974 (Germanistische Abhandlungen; 45) (Habil. Univ. Köln)

Romantik, Vormärz, Biedermeier und Restauration

  • von Bormann, Alexander: Natura loquitur: Naturpoesie und emblematische Formel bei Joseph von Eichendorff. Tübingen: Niemeyer, 1968 (Studien zur deutschen Literatur; 12) (Diss. Univ. Berlin)
  • Kraus, Gerhard: Naturpoesie und Kunstpoesie im Frühwerk Friedrich Schlegels. Erlangen: Palm & Enke, 1985 (Erlanger Studien;64) (Diss. Univ. Erlangen-Nürnberg)

Klassische Moderne (Jahrhundertwende – 1945)

  • Schug, Dietrich: Die Naturlyrik Georg Brittings und Wilhelm Lehmanns. Erlangen: 1963 (Diss. Univ. Erlangen-Nürnberg)
  • Arendt, Christine: Natur und Liebe in der frühen Lyrik Brechts. Frankfurt am Main: Lang, 2001 (Hamburger Beiträge zur Germanistik; 35)

Lyrik nach 1945

  • Haupt, Jürgen: Natur und Lyrik: Naturbeziehungen im 20. Jahrhundert. Stuttgart: Metzler, 1983
  • Ohde, Horst: Die Magie des Heilen: Naturlyrik nach 1945. In: Hansers Sozialgeschichte der deutschen Literatur vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart, von Rolf Grimminger ; 10: Literatur in der Bundesrepublik Deutschland bis 1967. München et al.: Hanser, 1986, S. 349-367
  • Kim, Yong-Min: Vom Naturgedicht zur Ökolyrik in der Gegenwartspoesie: Zur Politisierung der Natur in der Lyrik Erich Frieds. Frankfurt am Main e. a. l.: Lang, 1991 (Bochumer Schriften zur deutschen Literatur; 23) (Diss. Univ. Bochum, 1990)
  • Schwarz-Scherer, Marianne: Subjektivität in der Naturlyrik der DDR: 1950-1970. Frankfurt am Main: Lang, 1992 (Bochumer Schriften zur deutschen Literatur; 28) (Diss. Univ. Bochum)
  • Kohlroß, Christian: Theorie des modernen Naturgedichts : Oskar Loerke, Günter Eich, Rolf Dieter Brinkmann. Würzburg: Königshausen & Neumann, 2000 ( Reihe Literaturwissenschaft; 303) (Diss. Univ. Mannheim)
  • Kopisch, Wendy Anne: Naturlyrik im Zeichen der ökologischen Krise: Begrifflichkeiten, Rezeption, Kontexte. Kassel : Kassel Univ. Press, 2012 (Univ. Diss. Göttingen)

Allgemeine Darstellungen

  • Heise, Hans-Jürgen: Natur als Erlebnisraum der Dichtung: Essays. Düsseldorf: Erb, 1981
  • Heukenkamp, Ursula: Die Sprache der schönen Natur: Studien zur Naturlyrik. Berlin: Aufbau, 1984 (2. Aufl.)
  • Kontemeniotou, Christina: Die Entwicklung der Naturlyrik von der Aufklärung bis zum Expressionismus. Ann Arbor, MI: UMI, 2001 (Diss. Univ. Halifax, Nova Scotia, Dalhousie)
  • Billen, Josef; Hassel, Friedhelm: Undeutbare Welt: Sinnsuche und Entfremdungserfahrung in deutschen Naturgedichten von Andreas Gryphius bis Friedrich Nietzsche. Würzburg: Königshausen & Neumann, 2005
  • Kittstein, Ulrich: Deutsche Naturlyrik: Ihre Geschichte in Einzelanalysen. Darmstadt: WBG (Wiss. Buchgesellschaft), 2009

Darstellungen für den Schulgebrauch

  • Fritsch, Gerolf: Das deutsche Naturgedicht: Der fiktionale Text im Kommunikationsprozess. Stuttgart : Metzler, 1978 (Zur Praxis des Deutschunterrichts; 11)
  • Stephan, Günter: Lektürehilfen Naturlyrik: Gattungs- und epochenspezifische Aspekte. Stuttgart: Klett, 1989
  • Dorst, Anja Josefine: Naturlyrik im Längsschnitt. Aachen: Bergmoser und Höller, 2006 (Deutsch betrifft uns; 2006,4)
  • Blecken, Gudrun: Textanalyse und Interpretation zu Naturlyrik vom Mittelalter bis zur Gegenwart: Alle erforderlichen Infos für Abitur, Matura, Klausur und Referat. Hollfeld: Bange, 2012
  • Krause, Günter: Naturlyrik: Für Oberstufe und Abitur. Stuttgart: Klett Lerntraining, 2014
  • Hellwig, Michael: Naturlyrik. Aachen: Bergmoser und Höller, 2015 (Deutsch betrifft uns; 2015,2)
  • Anastassoff, Elke ; Kretzschmar, Bernd (Hrsgg.): Natur und Mensch in der deutschsprachigen Lyrik vom Sturm und Drang bis zur Gegenwart: Leitthema Lyrik ab Abitur 2016. Stuttgart: Landesinstitut für Schulentwicklung (LS), 2016

Einzelne Autoren

  • Herbst, Helmut (Hrsg.): „O welche Welt vor meinen Füssen!“ : Karl Mayers Naturlyrik. Tübingen: Silberburg-Verl., 1994
  • Wenzel, Johannes: Spiel und Traum: Naturlyrik bei Ludwig Friedrich Barthel. Marktbreit : Heimatkundliches Museum, 1992

Sammelbände

  • Mecklenburg, Norbert (Hrsg.): Naturlyrik und Gesellschaft. Stuttgart : Klett, 1977 (Literaturwissenschaft, Gesellschaftswissenschaft; 31)
  • Vonhoff, Gert: Naturlyrik: Über Zyklen und Sequenzen im Werk von Annette von Droste-Hülshoff, Uhland, Lenau und Heine. Frankfurt am Main (e. a. l.): Lang, 1998 (Historisch-kritische Arbeiten zur deutschen Literatur; 23)

Anthologien

  • Czechowski, Heinz (Hrsg.): Zwischen Wäldern und Flüssen: Natur und Landschaft in vier Jahrhunderten deutscher Dichtung. Halle (Saale): Mitteldt. Verlag, 1965
  • Marsch, Edgar (Hrsg.): Moderne deutsche Naturlyrik. Stuttgart: Reclam, 1980 (Reclams Universal-Bibliothek; 9969)
  • von Bormann, Alexander (Hrsg.): Die Erde will ein freies Geleit: Deutsche Naturlyrik aus sechs Jahrhunderten. Frankfurt am Main: Insel, 1984
  • Fingerhut, Margret und Karlheinz (Hrsgg.): Naturlyrik: Für die Schule. Frankfurt am Main: Diesterweg, 1984
  • Heukenkamp, Ursula (Hg.): Komm! Ins Offene: Deutsche Naturgedichte des 18. Jahrhunderts. Leipzig: Reclam, 1985 (Reclams Universal-Bibliothek; 1084)
  • Schütz, Günter (Hrsg.): Naturlyrik vom Barock bis zur Gegenwart: Mit Materialien. Stuttgart : Klett, 1985
  • Lobentanzer, Elisabeth (Hrsg.): Deutsche Naturgedichte. Stuttgart: Reclam, 1987 (Reclams Universal-Bibliothek; 15001: Arbeitstexte für den Unterricht)
  • Kleßmann, Eckart (Hrsg.): Die vier Jahreszeiten : Ein poetischer Gang durch das Jahr. Stuttgart: Reclam, 1991 (Reclams Universal-Bibliothek; 40009: Reclam Lesebuch)
  • Grimm, Gunter E. (Hrsg.): Deutsche Naturlyrik: Vom Barock bis zur Gegenwart. Stuttgart: Reclam, 1995
  • Raab, Peter (Hrsg.): Naturlust. Freiburg im Breisgau : Herder, 1996 (Herder-Spektrum; 4442)
  • Andreas-Grisebach, Manon (Hrsg.): Worte sind Vögel - mit ihnen davonfliegen: Naturgedichte aus fünf Jahrhunderten. Frankfurt am Main: Haag + Herchen, 1999
  • Bode, Dietrich (Hrsg.): Schläft ein Lied in allen Dingen: Naturlyrik. Stuttgart: Reclam, 2003 (Reclams Universal-Bibliothek; 18254)
  • Bode, Dietrich (Hrsg.): Blumen, Gärten, Landschaften: Bilder und Gedichte. Stuttgart : Reclam, 2004
  • Gnüg, Hiltrud (Hrsg.): Gespräch über Bäume: Moderne deutsche Naturlyrik. Stuttgart: Reclam, 2013 (Reclams Universal-Bibliothek; 19003)