Atmung beim Sprechen und Schauspielern

Einführung

Die Kunst des richtigen Atmens ist für Sprecher und Schauspieler von großer Bedeutung. Sie entscheidet über das Stimmvolumen, die Ausdauer beim Sprechen und die Nachhaltigkeit der Stimmpflege. Variationen Atmung bietet außerdem viele Möglichkeiten des Ausdrucks: Erschöpftes Keuchen, gepresstes Atmen bei Anspannung, tiefes und flaches Atmen - die Nuancen sind vielfältig.

Zentrale Erkenntnisse

  • Atemzustände: Beim Atmen lassen sich drei Zustände unterscheiden: Einatmen, Atempause und Ausatmen.
  • Atemtechnik: Eine natürliche Form des Atmens, die wir bei Säuglingen beachten, ist die Bauchatmung. Bei der Kopfatmung bleibt die Atemluft im Rachen-Nasen-Raum. Bei der Brustatmung verengt sich der Brustkorb durch die Zwischenrippenmuskeln. Bei der Bauch- oder Zwerchfellatmung zieht sich das Zwerchfell zusammen und entspannt sich wieder.
  • Atembewusstsein: Atmen ist ein weitgehend unbewusst ablaufender Vorgang, den wir uns bewusst machen können. In verschiedenen Kulturen und Religionen spielen die Beobachtung des Atems und die Atemkontrolle eine wichtige Rolle, etwa im Hinduismus (Yoga) oder in der chinesischen Tradition (Qi Gong).
  • Atmung und Sprache: Unsere Stimmbänder werden von der ausströmenden Atemluft bewegt – so entstehen Vokale. Konsonanten werden an unterschiedlichen Stellen im Hals-, Rachen- und Nasenraum gebildet: durch das Unterbrechen und Vorbeileiten des Atemstroms.
  • Atmung und Haltung: Die Körperstellung beeinflusst die Form und das Volumen unserer Atmungsorgane.
  • Atmung und Emotion: Emotionen beeinflussen unser Atemverhalten: der Atem stockt uns, wir können erst einmal ausatmen oder seufzen schwermütig. Durch die Art unseres Atmens können wir unser Befinden mitteilen.
  • Zusammensetzung des Atems: Die Zusammensetzung unseres Atems verrät viel über die Person, deren Atem wir wahrnehmen. Die Chemie der Atemluft beeinflusst uns, bewusst oder unbewusst.
  • Atmung und Gesundheit: Auch unser körperlicher Zustand wirkt sich auf unser Atmen aus: Kurzatmigkeit im Alter, Asthma, Erstickungsanfälle, der rasselnde Atem bei einer Bronchitis – all das lässt sich im Theater wiedergeben. Zahlreiche Atemtherapien versuchen das Wohlbefinden durch gezielte Übungen zu verbessern.
  • Atemluft: Die Zusammensetzung der Atemluft beeinflusst unseren Zustand und unser Verhalten. In frischer Waldluft atmen wir anders als auf einer Verkehrsinsel in der Großstadt.

Atemübungen

  • Gähnen: Gähnen Sie mit gezieltem Einatmen! Locken Sie dabei Ihren Sprechapparat!
  • Seufzen: Seufzen Sie, indem Sie die Schultern beim Einatmen anheben und beim Ausatmen fallenlassen!
  • Flüstern: Lesen Sie einen Text flüsternd oder mit starker Behauchung vor. Das schult zum einen Ihre Artikulation, zum anderen Ihre Atemtechnik.
  • Ingressives Atmen: Manche Laute (z. B. im Arabischen) sind ingressiv, das heißt: Der Vokal wird erzeigt, wenn der Luftstrom nach innen gleitet. Versuchen die Silben „ki“, „hu“ und „jo“ ingressiv zu erzeugen. Vorsicht, die Übung belastet die Stimmbänder massiv!
  • Atembogen: Texte in einem Atemzug vorzutragen erfordert Kondition und Konzentration, fördert aber die Fähigkeit zu schnellem und fehlerfreiem Lesen.
  • Atempausen: Lesen Sie einen Verstext, sprechen Sie dabei jeden Vers in einem Atembogen. Atmen Sie am Versende durch die Nase ein.
  • Bauchatmung: 1 - Halten Sie die Hand an den Bauch. Lassen Sie Luft durch die Nase einströmen, solange sich der Bauch weiter hebt. 2 – Legen Sie sich hin. Legen Sie sich ein Buch auf den Bauch. Versuchen Sie, das Buch durch Ihre Bauchatmung anzugeben. 3 – Stemmen Sie die Hände in die Hüfte, wo der letzte Rippenbogen endet. Fassen Sie Ihre Hüfte, solange die Atemluft entweicht. 4 – Atmen Sie durch die (mehr oder minder) geschlossene Faust ein.
  • 4-7-8-Technik (nach Andrew Weil): Atmen Sie vier Sekunden durch die Nase ein. Halten Sie die Atemluft für sieben Sekunden. Atmen Sie dann mit leichtem Geräusch aus.
  • Schnüffeln: Atmen Sie viermal scharf durch die Nase scharf ein und lassen Sie die Atemluft dann etwa 8 Sekunden lang entweichen.
  • Wechselatmung (Anuloma Viloma): Atmen Sie durch das linke Nasenloch acht Sekunden lang ein, halten Sie dann den Atem vier Sekunden an, ehe Sie durch das rechte Nasenloch acht Sekunden ausatmen. Fahren Sie fort, beginnen Sie nun rechts!
  • Hecheln: In der Geburtsvorbereitung wird trainiert, die Wehen durch bestimmte Atemtechniken zu lindern. Dazu kann regelmäßiges, langes Einatmen durch die Nase und stoßweises Ausatmen durch den leicht geöffneten Mund helfen.
  • Om-Am-Übung: Kombinieren Sie das Entweichen der Atemluft nach dem Einatmen durch die Nase mit den dunklen Vokalen A und O. Lassen Sie die Vokale nach dem erschöpfenden Ende des Ausatmens in einem M ausklingen.
  • S, F, SCH: Atmen Sie durch die Nase ein. Lassen Sie die Luft als S, SCH oder F entweichen.
  • Feueratem (Kapalabhati): Diese Übung stammt aus dem Yoga und folgt auf das Anfangsmantra. Sie kombiniert ein Kontrahieren der Bauchdecke beim Einatmen mit dem Auswölben der Bauchdecke beim entspannten Ausatmen. 1 – In den ersten fünf bis acht Runden dauern Aus- und Einatmen etwa 3-4 Sekunden. 2 - Dann atmet man 20-100 Mal scharf ein, etwa eine halbe Sekunde lang. Die Luft strömt etwa 3-4 Sekunden aus. 3 – Atmen Sie zwei Mal ruhig ein und aus, atmen Sie dann erneut ein und nutzen Sie drei Viertel ihres Lungenvolumens. Halten Sie die Atemluft 20-120 Sekunden. Konzentriere dich bei geschlossenen Augen auf den Punkt übe der Nasenwurzel und zwischen den Brauen. Atmen Sie erneut zweimal normal. Wiederholen Sie den Vorgang drei Mal.
  • Atem und Sitzhaltung: Sitzen Sie aufrecht, halten Sie das Kinn gerade. Senken Sie die Schultern, heben Sie das Brustbein, bringen Sie das Becken nach vorne. Öffnen Sie die Schenkel, lassen Sie die Füße nach außen zeigen.