Analyse von Wahlspots

Wahlspots gibt es bereits sei den Fünfzigern – die erste Kampagne mit medialer Unterstützung in Form von Wahlspots war die Eisenhower-Kampagne im Präsidentschaftswahlkampf 1952.Seitdem ist die Bedeutung von Wahlspots zunehmend gestiegen. Die öffentlich-rechtlichen Sender sind zur Ausstrahlung von Parteienwerbung verpflichtet, dürfen aber keinen Einfluss auf die Inhalte nehmen. Die Privatsender müssen Wahlspots zum Selbstkostenpreis ausstrahlen. Bei strafrechtlich relevanten Inhalten kann ein Sender sich einer Ausstrahlung verweigern – es kommt dann nicht selten zum Prozess, die Hürden für eine Unterdrückung von Wahlwerbung sind in Deutschland recht hoch. Wie andere Formen von Werbung folgt Wahlwerbung dem AIDA-Prinzip:

  • A = Attraction: Wie mache ich meine Wählerschaft auf mich aufmerksam?
  • I = Interest: Wie schaffe ich es, dass die Hinschauenden sich länger mit mir befassen?
  • D = Desire: Wie wecke ich das Verlangen danach, meine Partei zu wählen?
  • A = Action: Wie bereitet mein Clip die konkrete Wahlentscheidung vor?

Zunehmend werden Wahlwerbespots direkt für die sozialen Medien und die Verwertung im Internetwahlkampf konzipiert.

Aufbau und Gewichtung

  • Wie ist der gesamte Clip aufgebaut? Ist ein Bauprinzip erkennbar?
  • Welche Gewichtung haben themenbezogene Botschaften, personenbezogene Botschaften, parteienbezogene Botschaften?
  • Welche Bedeutung kommt dem Ende zu?
  • Wie lang ist der Clip?
  • Wie lang sind die einzelnen Elemente?

Inhaltliche Analyse

  • Welche Inhalte aus dem Parteiprogramm bildet der Clip ab?
  • Welche Inhalte spielen dagegen keine Rolle?
  • Welche Bedürfnisse des potentiellen Wählers werden angesprochen?
  • Welche Kernthemen der jeweiligen Partei werden angesprochen?
  • Wie geht der Clip mit dem Image der Partei um?
  • Wo werden Probleme benannt?
  • Wo werden Ängste ausgelöst?
  • Wo verspricht der Clip Lösungen?
  • Wie wird der politische Gegner einbezogen?
  • Welche Beziehung entsteht beim Betrachter zu den Menschen im Clip?
  • Wo wird emotionalisiert?
  • Wo werden Kontraste eingesetzt?
  • Mit welchen sozialen Bewegungen solidarisiert sich der Clip?
  • Wie zeigt die Partei Zugänglichkeit und Bürgernähe?

Text

  • Wie wird die Zielgruppe angesprochen?
  • Wie oft taucht der Parteiname auf?
  • Wird ein Slogan vorgestellt?
  • Welche Schrifttype wird eingesetzt?
  • Welche Begriffe sind für das Framing wichtig?
  • Welches Gewicht haben Euphemismen und Dysphemismen?
  • Wo werden Signal- und Fahnenwörter eingesetzt?
  • Wo wird Umgangssprache eingesetzt?
  • Welche Rolle spielen Wir-Sätze?
  • Wie komplex ist der Satzbau?
  • Welche Stilmittel fallen auf?
  • Wie passt der Text zum Bild?

Mis-en-Scène

  • Werden die Parteifarben verwendet? Welche anderen symbolischen Farben gibt es?
  • Wie werden Kandidaten in Szene gesetzt?
  • Welche verschiedenen Vertreter sozialer Gruppen sind repräsentiert?
  • Welche Geschlechterrollen sind vorgegeben oder werden hinterfragt?
  • Welche Rolle spielen symbolische Tätigkeiten oder Requisiten?

Kameraperspektive

  • Wie lässt der Clip den potentiellen Wähler ins Bild schauen? Welche Rolle spielen Aufsicht und Untersicht?
  • Wie verbindet die Kameraperspektive Betrachter und Gegenstand?
  • Welchen Figuren folgt die Kamera bei Schwenk und Fahrt?
  • Welche Personen werden durch Zoom und Einstellungsgröße mit Bedeutung aufgeladen?

Schnitt, Montage, Animation

  • Für welches Medium wird produziert?
  • Welche Filmästhetik wird imitiert?
  • Wo wird ein Split-Screen-Verfahren eingesetzt? Warum?
  • Wo sind besonders viele Schnitte gesetzt? Wo sind Einstellungen länger?
  • Wo wird mit überraschenden Schnitten gearbeitet? Warum?
  • Wo werden erkennbar Filter eingesetzt?
  • Welche Symbolik deuten Zeitraffer und Zeitlupe an?
  • Welche Effekte erzielen Blenden – Einblendungen und Überblendungen, Kreisblende und Abblenden?

Ton

  • Welche Stimmung transportiert die Hintergrundmusik?
  • Wo werden Geräusche künstlich verstärkt?
  • Welche Textteile sprechen Männerstimmen, welche Frauenstimmen?
  • Wird Dialekt eingesetzt?
  • Wann sprechen die Kandidaten selbst? Warum?

Wirkung

  • Wie gelingt es dem Clip am Anfang, die Wählerschaft über sieben Sekunden lang zu fesseln?
  • Welche Zielgruppe ist besonders angesprochen?
  • Welche möglichen Zielgruppen bleiben außen vor?
  • Was soll der Zielgruppe im Gedächtnis bleiben?

Kontext