Handschrift oder Maschinenschrift

Handschrift im Zeitalter der Digitalisierung

Immer wieder wird über die Rolle der Handschrift in der Schule debattiert – nicht nur im Hinblick auf den Schrifterwerb in der Grundschule, sondern auch als Technik im Unterricht der weiterführenden Schulen. Dabei geht es angesichts der Digitalisierung nicht mehr um die Frage, welche Grundschrift die Lernenden pflegen sollten (Blockschrift oder Kursive), sondern ob überhaupt noch von Hand geschrieben werden sollte. Manuskripte und Typoskripte haben jeweils eigene Vorteile und Nachteile. Vor diesem Hintergrund werden zugunsten der Handschrift oft folgende Argumente angeführt:

Vorteile der Handschrift

Die Handschrift

  1. … ist ein Ausdruck der schreibenden Persönlichkeit;
  2. … macht Gedanken sichtbar;
  3. … schafft etwas Einzigartiges;
  4. … verrät Gefühle;
  5. … kann als Kalligraphie künstlerisch wertvoll sein;
  6. … kann ein Zeichen der Wertschätzung sein, zum Beispiel im handschriftlichen Brief;
  7. … spiegelt eine jahrtausendealte Schriftkultur;
  8. … ist sichtbarer Ausdruck einer Sprache und Kultur;
  9. … wird in Klausuren verlangt;
  10. … erlaubt eine differenzierte Diagnostik der Fein- und Grobmechanik;
  11. … erlaubt ein Gefühl für Schreibbewegungen, die vom ganzen Körper ausgehen;
  12. … hilft dabei, sich die Schreibung eines Worts einzuprägen;
  13. … fördert die Konzentration beim Schreiben;
  14. … erlaubt eine Medienpause;
  15. … erhöht die Unabhängigkeit von Geräten;
  16. … fördert das eigenständige Denken;
  17. … hilft beim Strukturieren von Texten;
  18. .. ermöglicht Spontaneität;
  19. … schult die Sensibilität für Fehler im eigenen Schriftbild;
  20. … ist archivierbar und beständiger als ihr digitales Gegenstück;
  21. … zeigt im Wandel der Jahre die persönliche Entwicklung;
  22. … ist sozial gerecht, weil keine Geräte angeschafft werden müssen.

Nachteile des händischen Schreibens

Die Handschrift

  1. … lässt sich nicht immer ohne Nachbearbeitung in digitale Systeme überführen;
  2. … gerade bei Fehlhaltungen kann die Schreibhand in Mitleidenschaft gezogen werden (Sehnenscheidenentzündung; dies tritt aber auch beim Maschinenschreiben auf;
  3. … beim Einsatz von Füllern oder Faserschreibern fällt viel Plastikmüll an;
  4. … die individuelle Handschrift erlaubt ein Zurückverfolgen anonymisierter Daten;
  5. … Texte aus Schülerhand sind unter Umständen schlechter lesbar, der Zeitaufwand beim Korrigieren ist größer;
  6. … Texte lassen sich (vor allem bei Mitschrieben) schlechter beim Vorbereiten der Klassenarbeit einsetzen;
  7. … beim händischen Abschreiben kommt es zu Übertragungsfehlern, die ein Korrekturprogramm automatisch beseitigt.

Bibliographie

  • Schulze Brüning, Maria-Anna: Wer nicht schreibt, bleibt dumm: Warum unsere Kinder ohne Handschrift das Denken verlernen. München: Piper, 2017
  • Becker-Mrotzek, Michael; Grabowski, Joachim (Hgg.): Schreibkompetenz in der Sekundarstufe: Theorie, Diagnose und Förderung. Münster: Waxmann, 2022
  • Scheerer-Neumann, Gerheid: Schreiben lernen nach Gehör? Freies Schreiben kontra Rechtschreiben von Anfang an. Seelze: Klett / Kallmeyer, 2020
  • Schenk, Christa: Lesen und Schreiben lernen und lehren: Eine Didaktik des Schriftspracherwerbs. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren, 2019 (11. Aufl.)
  • Jeuk, Stefan: Schriftsprache erwerben - Didaktik für die Grundschule. Berlin: Cornelsen, 2019 (5. Aufl.)