Gerhard Rühle: Autor, Studentenführer, SS-Mann

Auch Winnenden hatte seine Täter: Neben Profiteuren in der Wirtschaft gab es auch Denunzianten und geistige Brandstifter. Einer von ihnen ist der Jurist, Autor und SS-Obersturmbannführer Gerhard Rühle, der in Winnenden zur Welt kam. Weitere Verbindungen nach Winnenden gibt es nach dem derzeitigen Stand der Dinge nicht.

Gerhard Rühle

Der gebürtige Winnender Gerhard Rühle erlangt im NS-Staat als Jurist, Autor und Reichstagsabgeordneter einige Bedeutung. Rühle kommt am 23. 3.1905 in Winnenden zur Welt und verlebt dort seine Kindheit, ehe die Familie Winnenden verlässt. In den Jahren 1912 und 1913 besucht er zunächst die Volksschule in Uchtspringe bei Stendal, dann von 1913 bis zum März 1915 die Vorschule des Stadtgymnasiums in Halle anschließend bis zum 7.3.1924 das Reformrealgymnasium in Halle. Im April 1924 beginnt Rühle als Mitglied der Burschenschaft Rhenania München ein Studium der Rechtswissenschaften und der Volkswirtschaft an den Universitäten München, Halle und Frankfurt a.M., das er im April 1928 abschließt. Am 14. 4.1925 tritt er in die NSDAP ein und trägt die Mitgliedsnummer 694. Schon am 1.8.1925 wird er stellvertretender Ortsgruppenleiter und Schriftführer der Ortsgruppe Halle a. d. Saale der NSDAP. Ab 1926 ist Rühle aktiver SA-Mann in Halle, am 16.2.1926 tritt er in die SS ein (Nr. 290). Im April 1926 wird er Mitglied der NS-Hochschulgruppe des NSDStB. Rühles Rolle in der NSDAP erweist sich zunächst als Karrierehindernis im preußischen Justizdienst. Das ändert sich mit Hitlers Aufstieg und dem zunehmenden Einfluss der Nationalsozialisten. Am 30. 6.1932 wird Rühle Reichsführer des NSDStB und gibt die Zeitung Der Deutsche Student heraus, das Organ des NSDStB. Nun beschleunigt sich Rühles Aufstieg in der Ämterhierarchie des NS-Staats. Schon 1935 wird Rühle Amtsleiter im Reichsrechtsamt der NSDAP und tritt 1937 wieder in die SS ein. Kurz darauf ist Rühle SS-Hauptsturmführer, im Jahr darauf SS-Sturmbannführer, 1941 SS-Obersturmbannführer und zuletzt 1942 SS-Standartenführer. 1944 gründet Rühle mit Gustav Adolf Steengracht von Moyland, Franz Alfred Six und Paul Carell eine Antijüdische Auslandsaktion, um der aufkommenden Unruhe in Europa wegen der Shoah entgegenzutreten. Am 5. Juni 1949 begeht Gerhard Rühle in Innsbruck Suizid.

Werk

Gerhard Rühle war Hauptautor der Schriftenreihe Das Dritte Reich (1933–1939) bzw. Das Großdeutsche Reich (1940), einer Dokumentation über Vorbereitung und Aufbau des nationalsozialistischen Deutschlands und Österreichs.

Bibliographie

  • Rühle, Gerd (Hrsg.): Das Dritte Reich: Dokumentarische Darstellung des Aufbaues der Nation. Berlin: Hummel, 1936-1940. Vorband: Die Kampfjahre 1918 – 1933 (1936); Teil 1: Das erste Jahr: 1933 (1934); Teil 2: Das zweite Jahr 1934 (1935); Teil 3: Das dritte Jahr: 1935 (1936); Teil 4: Das vierte Jahr: 1936 (1937); Teil: 5: Das fünfte Jahr: 1937 (1938); Teil 6: Das sechste Jahr: 1938 (1939); Teil 7: Die Kampfjahre : 1918 - 1933 (1940); Teil 8: Die österreichischen Kampfjahre: 1918 - 1939 (1940)
  • Rühle, Gerd; Ristow, Ernst: Rasse und Sozialismus im Recht. Berlin: Deutsche Rechts- und Wirtschafts-Wiss. Verlagsgesellschaft 1936 (Deutsche Rechtsbücherei, Band 4)
  • Rühle, Gerd: Kurmark: Geschichte eines Gaues. Berlin: Lindemann, 1934
  • Rühle, Gerd: Wilhelm Kube. Leipzig: Verlag Weicher, 1933