Chronik Magstadts

Ortsgeschichte Magstadts

1110

Warmunt de Magstat schenkt dem Kloster Hirsau eine Hube bei Ossweil. Vermutlich besitzen auch die Grafen von Hildrizhausen Güter in Magstadt.

1204

Burckhard von Magestat ist mit einem Gut bei Ittershausen (Degerloch) nachgewiesen.

1261

Conradus miles de Magestat dictus Lode ist als Ministeriale Rudolf von Tübingen bezeugt.

1273

„Albertus dictus de Brihe“ ist als Pfarrer (rector ecclesiae) in Magstadt bezeugt.

1290

Burckhard Börstingen aus Magstadt (möglicherweise Burgherr im Brühl) veräußert für 38 Pfund Heller die Zehntrechte an seinem Lehen Magstadt an das Kloster Bebenhausen. In Magstadt begütert sind auch die Grafen von Weißenstein bei Pforzheim.

1292

Die Bebenhausener Zisterzienser kaufen den Magstadter Besitz des Grafen Gottfried von Tübingen auf.

1295

Berthold von Weißenstein verkauft ein Gut in Magstadt an das Kloster in Maulbronn.

1301

Hugo von Magstadt vermacht dem Chorherrenstift Sindelfingen seine Zinseinkünfte aus dem Anwesen beim Unteren Tor.

1319

Heinrich und Adelheid Berstinger verpfänden ihren Hof dem Kloster Bebenhausen.

1360

Das Chorherrenstift Sindelfingen bezieht Abgaben aus Magstadt.

1366

Das Kloster Herrenalb erwirbt den Hof der Mechthild Tussel in Magstadt.

1381

Als erster Gewerbetreibender ist Contz Rademacher bezeugt – er entrichtet aus seiner Mühle am Erbach Zins. Über dem Erbach (Mühlgraben) erhebt sich auch ein Badehaus.

1388

Conradt von Magstadt aus Weil der Stadt fällt in der Schlacht von Döffingen.

1392

Graf Eberhard von Württemberg entschädigt das Kloster Bebenhausen für den Abriss des Bebenhäuser Klosters mit dem Widumhof der Magstadter Pfarrkirche und deren Patronat (1395 bestätigt durch Papst Bonifaz IX.).

1403

Die Bauern Magstadts stiften die Frühmesspfründe.

1407

Hans von Magstadt ist Bürger und Spitalpfleger in Weil der Stadt (erneut: 1436).

1427

Heinrich aus Magstadt wird Abt in Herrenalb (bis 1452).

1430

Das Kloster Hirsau besitzt Güter in Magstadt, ebenso die Stuttgarter Chorherren.

1436

Graf Ludwig von Württemberg vermacht seiner Gemahlin Mechthild Böblingen, Sindelfingen und 22 Dörfer – Teil des Wittums ist auch Magstadt.

1441

Burkhard von Nippenburg verkauft Leibeigene in Magstadt an die Herrschaft Württemberg.

1452

Die Dorfgemeinde gründet die Heiligkreuzkaplanei.

1455

Cuntz Peler ist als erstes Dorfoberhaupt Magstadts bezeugt.

1471

Bernhard Rockenbauch aus Magstadt wird Abt in Bebenhausen.

1472

Johann Rockenbauch aus Magstadt studiert in Freiburg.

1481

Das Kloster Bebenhausen erwirbt den Magstadter Großzehnten.

1483

Albrecht von Magstadt aus Markgröningen, dessen Sohn und einen Schwiegersohn stellen für das Kloster Hirsau einen Mannbrief aus.

1488

Das Kloster Hirsau verkauft seine Magstadter Feldlehen an Bebenhausen.

1490

Mit dem Bau der spätgotische Wehrkirche in Magstadt wird begonnen.

1494

Matthias Rockenbauch promoviert in Tübingen zum Magister Artium.

1496

Eberhard im Barts Witwe Barbara Gonzaga erhält – unter anderen Dörfern – auch Magstadt zu ihrer Versorgung.

1511

Der Neubau der Magstadter Kirche wird vollendet.

1514

Armer Konrad. Am 16.6. versammeln sich in Magstadt aufrührerische Bauern aus den umliegenden Dörfern – einige ziehen ins Remstal ab.

1522

Wegen „aufrührerischer Reden“ in der Augustiner-Klosterkirche zu Weil der Stadt wird der Magstadter Hans Müller in Böblingen inhaftiert.

1525

Bauernkrieg. Magstadter Bauern sind an der Brandschatzung der Neckarburg bei Neckartenzlingen beteiligt.

1535

Ambrosius Blarer ordnet von Böblingen aus die Kirchenverwaltung im Amt neu – der Magstadter Pfarrer tritt zurück, ein Protestant ersetzt ihn. Jakob Kegel ist als Schulmeister in Msgstadt bezeugt.

1545

145 steuerpflichtige Bürger Magstadts zahlen die Türkensteuer.

1551

Anton Reuchlin, ein Neffe Johannes Reuchlins, wird Pfarrer in Magstadt.

1556

Das Böblinger Forstlagerbuch gibt einen Überblick über die Wälder um Magstadts Hölzertal.

1581

Der Schulmeister Albert Leicht wird wegen Trunkenheit ins Ortsgefängnis gesteckt.

1593

Der Weinanbau in Magstadt kommt zum Erliegen.

1602

Am 24.04. wird Margaretha Löffler auf Geheiß des Vogts Joß der Hexerei angeklagt und gefoltert – sie übersteht die Tortur. Nach einem Martyrium in ihrer neuen Heimat Malmsheim siedelt sie nach Weil der Stadt über.

1607

Martin Kling und Hans Maier errichten in Magstadt ein neues Rathaus, das auch die Schule beherbergt.

1616

An der Leonberger Straße wird ein neuer Friedhof angelegt.

1634

Magstadt beherbergt 889 Einwohner, sechs Jahre später sind es infolge des 30jährigen Krieges noch 80.

1661

In Magstadt wird die behördlich geforderte Sommerschule eingerichtet.

1675

Franzosenkriege. Am 2.11. werden in Magstadt 400 Pferde der kaiserlichen Artillerie einquartiert.

1687

Die Magstadter Schule erhält erstmals einen Provisor, einen Hilfslehrer, der beim Unterrichten von mittlerweile rund 90 Kindern helfen sollte.

1693

Franzosen plündern Magstadt und rauben die Kirchenglocken.

1707

Spanischer Erbfolgekrieg: Franzosen plündern Magstadt; die große Glocke wird zuvor vergraben, die mittlere im Hölzersee versenkt.

1722

Der Kirchenkonvent untersagt das sonntägliche Weintrinken in den zahlreichen Wirtschaften des Orts.

1741

Von Neubürgern fordert die Gemeinde Magstadt 200 Gulden, wenn sie sich im Ort niederzulassen beabsichtigen.

1745

Ein neues Pfarrhaus wird gebaut. Wegen des unvermeidlichen Wettstreits um das Brauttüchlein untersagt der Synodus den Bräuten, zum Altar vorzuschreiten.

1785

Die Gemeinde errichtet an der Kirchenmauer eine Hütte für die Feuerwehrspritze des Orts.

1787

Magstadt wird an eine über Schafhausen nach Calw führende Schotterstraße angebunden.

1794

Die Obrigkeit untersagt den Magstadtern, den Toten „Kränzlein“ ins Grab zu legen.

1795

Das Kegeln in den Magstadter Wirtschaften wird eingestellt.

1796

Am 20.7. lagern Franzosen in Magstadt. Im September sind österreichische Husaren vor Ort.

1797

Die Österreicher legen ein Magazin in Magstadt an.

1802

In Magstadt treffen sich chiliastisch denkende Pietisten zu Privatversammlungen – daneben gibt es eine Versammlung der Pregizerianer.

1807

Magstadt erhält eine Poststation, die auch für Weil der Stadt zuständig ist. Erster Posthalter ist Joseph Friedrich Wittich.

1812

Am 20.11. stirbt Vikar Eberhard Friedrich während Napoleons Russlandfeldzug; er war als Feldprediger des württembergischen Kontingents nach Russland beordert worden.

1813

Das Magstadter Postamt wird wieder aufgelöst.

1815

Missernten führen zu einer Hungersnot.

1817

Magstadt wird erneut zum Marktflecken erhoben.

1822

Das neue Schulhaus wird bezogen.

1831

Der kleine Kirchhof in der Ortsmitte wird für weitere Bestattungen geschlossen. Der Magstadter Pfarrer Johann Christian Faber veröffentlicht „Geschichte von Württemberg in Erzählungen auf jeden Tag im Jahr“.

1833

Die Gemeinde richtet eine aus dem Verkauf von Eichenholz gespeiste Eichenerlöskasse ein, um für Notzeiten gerüstet zu sein.

1838

Die Gemeinde richtet eine Hilfsleihkasse ein, die Schulden von Gemeindemitglieder an Dritte übernimmt (bis 1845, danach abgewickelt).

1839

In Magstadt bildet sich ein Gesangsverein. Wenig später kommt es zur Gründung eines Lesevereins.

1840

Johann Karl Hölder, Pfarrer in Magstadt, richtet eine Präparandenanstalt für angehende Lehrer ein.

1847

Eine erneute Hungersnot zwingt die Gemeinde dazu, Nahrung und Saatgut im Ausland anzukaufen.

1848

Am 26.03. marschieren 40 „ledige Burschen“ aus Magstadt auf Befehl des Böblinger Oberamts Richtung Calw, wo man revolutionäres „französisches Gesindel“ vermutet, was sich als Gerücht erweist. Am 27.03. wildern Einwohner Magstadts im Forst am Hölzersee. Auf königliche Verordnung wird am 2.4. eine zuletzt hundert Mann umfassende Schützenmannschaft eingerichtet. Nach ministerialem Erlass werden am 17.5. die Gelder der Eichenerlöskasse nicht an Bedürftige verteilt; nach heftigen Protesten der Einwohner wird das Militär angefordert. Die Gemeinderäte treten zurück, im Juni kommt es zu Neuwahlen.

1849

Eine Pockenepidemie sucht Magstadt heim.

1851

Einige Magstadter, darunter Georg Kettner und Johann Wilhelm Stahl, werden „zur Auswanderung nach Amerika begnadigt“. Insgesamt wandern bis zu 200 Magstadter aus und verzichten damit auf ihr Bürgerrecht. Magstadt erhält einen gewählten Pfarrgemeinderat.

1857

In Magstadt ist eine Korsettfabrik ansässig.

1858

Die Gemeinde verordnet dem Waldmeister eine „Waldbehandlungsanleitung“.

1861

Die alte Pfarrscheuer wird abgebrochen.

1870

Einige Dutzend Magstadter nehmen am Deutsch-Französischen Krieg teil. In einer Fabrik wird ein Lazarett eingerichtet.

1871

Ein „Krieger- und Militärverein“ wird gegründet, der die Ausrichtung der Sedansfeier übernimmt. Ungefähr gleichzeitig wird der Liederkranz Magstadt ins Leben gerufen. Eine Straße nach Renningen verschafft der Gemeinde Anschluss ans Schienennetz. Die Gewerbebank Magstadt wird gegründet.

1873

Ein hauptamtlicher Armenpfleger wird bestellt.

1875

In Magstadt wird eine sozialdemokratische Ortsgruppe gegründet.

1876

Die große Korsettweberei in Magstadt brennt ab.

1878

Am 30.09. wird das Neue Schulhaus eingeweiht.

1885

Magstadt richtet eine Feuerwehr ein.

1887

Das kirchliche Vermögen wird aus dem Ortsvermögen ausgegliedert.

1891

Die Drahtfabrik Carl Beisser eröffnet eine Niederlassung in Magstadt.

1894

Der Jungfrauenverein wird gegründet – im Jahr darauf folgt der Jünglingsverein.

1896

Magstadt richtet eine Kleinkinderschule ein – die erste Kindergärtnerin ist Schwester Maria Schüle.

1897

Eine Dampfmaschine der Brauerei Widmaier erzeugt den ersten elektrischen Strom in Magstadt. In Magstadt wird auf eine Anregung der Ortsgruppe des Deutschen Handwerkervereins eine Gewerbeschule gegründet. Im Gasthaus zur Traube gründet sich (7.11.) der Turnverein.

1898

Otto Mundinger gründet in der Weilemer Straße eine Buchdruckerei und Buchbinderei.

1905

Der Radfahrerclub Magstadt wird gegründet.

1908

Der Musikverein Magstadt wird gegründet.

1910

Die geistliche Schulaufsicht wird aufgehoben. Im Brühl entsteht ein Turnschuppen.

1915

Die Eisenbahnstrecke zwischen Böblingen und Magstadt ist betriebsbereit.

1916

Magstadt erhält Anschluss ans Stromnetz – die Petroleum-Straßenlaternen wird durch elektrische Straßenlampen ersetzt.

1918

Das Erdgeschoss des Neuen Schulhauses wird mit Kriegsgefangenen belegt. Bei Kriegsende sind von 423 Einberufenen aus Magstadt 80 tot oder vermisst. Am 30.11. nehmen erstmals acht Mitglieder eines Arbeiter- und Bauernrats an der Sitzung der bürgerlichen Kollegien teil.

1919

In März wird der Arbeitergesangverein Freiheit gegründet. Am 18.5. wird erstmals ein Gemeinderat gewählt – nun haben auch Frauen das aktive und passive Wahlrecht.

1921

Der Turnverein Magstadt schafft mit dem Sportplatz An den Buchen ein reguläres Fußballfeld.

1922

Am 14.1. gründet sich der Geflügel-Kaninchen-Zuchtverein.

1923

Der Liederkranz erhält einen gemischten Chor.

1924

Am 2.3. schließen sich Magstadter Handwerker zu einem Gewerbeverein zusammen, dem auch KPD-Mitglieder angehören.

1927

In Magstadt lassen sich zwei Industriebetriebe nieder: die Malzfabrik Dr. Karl Flik und das Pflanzensaftwerk Schoenenberger.

1928

Der Krankenpflegeverein muss wegen fehlender Mittel die Arbeit einstellen. Der Kleinkaliber-Schützenverein wird gegründet.

1932

Die Gewerbeschule muss wegen Schülermangels schließen. Im Juli erhalten die Nationalsozialisten in Magstadt weit über die Hälfte der Stimmen (586 von 1046). Am 27.7. gründet sich der Handharminika-Club.

1933

Machtergreifung Adolf Hitlers. Gründung des Vereins der Hundefreunde. Am 29.04. scheidet Schultheiß Bissinger nach massivem Druck der NSdAP-Ortsgruppe aus dem Amt.

1935

Am 1.4. wird mit der neuen Gemeindeordnung das Führerprinzip durchgesetzt. In Magstadt wird eine Ortsgruppe des DRK eingerichtet.

1936

Am Gollenberg wird die erste Arbeitersiedlung errichtet.

1941

Die Diakonissenschwester Marie wird am 15.11. durch die Nationalsozialistische Wohlfahrt veranlasst, die NSV übernimmt den Kindergarten.

1943

Am 15.3. deportieren SS-Männer Magstadter Sinti von ihren Arbeitsplätzen bei Daimler nach Auschwitz und in andere Vernichtungslager. Von 60 Sinti kehren nur 9 aus Konzentrationslagern nach Magstadt zurück.

1944

Am 10.9. greifen amerikanische Bomber gegen 11 Uhr Magstadt mit Spreng- und Brandbomben an. 51 Magstadter sterben, 5 sind vermisst, 209 obdachlos. Der Ort ist schwer getroffen, 129 Häuser sind total zerstört.

1945

Am 24.3. wird Magstadt von Sturzkampfbombern attackiert; der Angriff gilt einem Güterzug. In der Nacht vom 20.04. bis zum 21.04. vergewaltigen angetrunkene Soldaten des IV. Marokkanischen Regiments über 200 Magstadter Mädchen und Frauen. Am 7.7. lösen amerikanische Truppen die französischen Besatzer ab.

1946

Ausgebombte Pforzheimer sind in Magstadt einquartiert. In den nächsten Jahren kommen fast 1100 Vertriebene nach Magstadt, bis 1969 sind es 1831 Flüchtlinge, und die sich der Verein der Kriegsgeschädigten und der Bund vertriebener Deutscher kümmert.

1949

Am 24.2. wird der Obstbauverein Magstadt gegründet, am 6.11. der Gewerbe- und Handelsverein.

1952

Auf dem Gollenberg wird eine Turn- und Festhalle errichtet.

1953

Die Gollenbergschule wird eingerichtet. Bischof Carl-Joseph Leiprecht weiht die katholische Kirche „Zur Heiligen Familie“.

1955

In der Brunnenstraße 6 wird ein weiterer Kindergarten eingerichtet. Eine Flugsportgruppe gründet sich.

1956

Die Magstadter Kolpingfamilie wird gegründet.

1960

Magstadt wird an die Bodenseewasserversorgung angeschlossen.

1962

Bei der Talmühle wird eine Sammelkläranlage gebaut.

1965

Die Johannes-Kepler-Grund- und Hauptschule wird eingeweiht. Ein Feuerwehrgerätehaus wird gebaut.

1967

Der RV Magstadt richtet die deutschen Meisterschaften im Querfeldeinrennen aus.

1968

Magstadt erhält eine Aussegnungshalle. Der lange bestehende Krankenpflegeverein wird in Diakonieverein umbenannt.

1969

Der RV Magstadt veranstaltet die Weltmeisterschaft im Querfeldeinrennen.

1970

Der Angelsportverein Magstadt wird gegründet.

1977

Der Bogen-Club und die Sportschützengilde gründen sich.

1979

Ein Schachclub wird gegründet.

1980

Ein Modellsportverein wird gegründet.

1983

Ein Heimatgeschichteverein wird gegründet.

1985

Erstmals wird das Magstadter Fleckenfest begangen.

1988

Die erweiterte Ortsbücherei wird eingeweiht.

1989

Die ersten Asylbewerber treffen im April in Magstadt ein. Im November fährt der erste Trabi durch Magstadt.

1990

Die Wirbelstürme Vivian und Wiebke verheeren den Magstadter Forst.

1991

Das Wohngebiet Mühlbergle II wird erschlossen.

1995

In der Schulstraße und auf dem Oberen Marktplatz findet erstmals ein Wochenmarkt statt. Das Jugendforum wird gegründet.

1996

Im Neuen Schulhaus wird ein Jugendcafé eingerichtet.

1997

Der Bogen-Club Magstadt qualifiziert sich für die neu gegründete Bundesliga.