Erotische Literatur: Eine Chronologie

-600c

Sappho verfasst auf Lesbos ihre Liebeslieder.

-411

In der Lysistrate des Aristophanes verweigern die Frauen ihren kriegsbegeisterten Männern den Beischlaf, um sie zum Frieden zu zwingen.

-250c

Sotades von Maroneia begründet die „sotadische Literatur“

-30c

Elephantis schreibt ihre von Tiberius geschätzte Liebeskunde.

1c

Ovis verfasst seine Ars Amatoria.

60c

Petronius schildert im Satyricon den sexuell versagenden Helden Eumolpos, der nicht einmal von der schönen Kirke zu verführen ist.

100c

Martial veröffentlicht zahlreiche erotische, zum Teil recht drastische Epigramme. --- Zeitgleich wettert Juvenal in der IX. Satire gegen passive Homosexualität. --- Sabellus verfasst seine Liebeskunst.

160c

Lukian verfasst seine Hetärengespräche (gr. Ἑταιρικοὶ διάλογοι).

170c

In den Metamorphosen (lat. Metamorphoseon libri XI) schildert Apuleius das Abenteuer, das der Ich-Erzähler in Eselsgestalt mit einer Müllerin erlebt.

200c

Longos verfasst den Liebesroman Daphnis und Chloe (gr. Δάφνις καὶ Χλόη).

250c

Das Kamasutra entsteht als Leitfaden der Liebeskunst, überwiegend für Frauen. Weitere, später entstehende Unterweisungen in der Liebeskunst sind das Ratimanjari, das Ratirahasya, das Ratiramana, das Ratiratnapradipika und das Ratishastra.

900c

Die in Byzanz redigierte Anthologia Graeca enthält vereinzelt erotische Epigramme (etwa von Dioskorides, Meleagros und Straton).

1126

Guillaume IX. d’Aquitaine hinterlässt 11 Minnelieder mit erotischen Bezügen.

1186

Andreas Capellanus verfasst sein dreibändiges Traktat De amore libri tres (Von der Liebe).

1230

Jean de Meun verfasst den Roman de la rose: Der Ich-Erzähler dringt in einen Rosengarten ein und unterwirft sich der Minnelehre Amors.

1270

Jean de Meun setzt seinen Rosenroman fort.

1401

Christine de Pisan und Jean Gerson (in seinem Traicté d’une vision contre le Ronmant de la Rose) wenden sich gegen Jean de Meuns Rosenroman.

1420c

Abū ʿAbdallāh Muḥammad an-Nafzāwī verfasst Der duftende Garten zur Erbauung des Gemüts (arab.ar-Rauḍ al-ʿāṭir fī nuzhat al-ḫāṭir), eine Sexuallehre für die gehobene Gesellschaft des Hafsidenreichs.

1425

Antonio Beccadelli veröffentlicht den Hermaphroditus, den er Cosimo de’ Medici widmet.

1524

Marcantonio Raimondi wird von Klemens VII wegen erotischer Kupferstichen ins Gefängnis geworfen. Aretino ergänzt 1527 Raimondis Bilder um obszöne Schweifsonette.

1526

Antonio Vignali verfasst die Cazzaria, Dialoge dreier Penisse.

1534

Pietro Aretinos Dialogo nel quale la Nanna insegna a la Pippa erscheint.

1558

Pierre Boaistuau veröffentlicht unter dem Titel Histoires des amans fortunez das Heptaméron, eine Sammlung zumindest teilweise erotischer Erzählungen nach dem Vorbild Boccaccios – als Autorin gilt Margarete von Angoulême, die Königin Navarras.

1580

In der Spätzeit der Ming-Dynastie entsteht das Jīn Píng Méi (dt. Die Pflaumenblüte in der goldenen Vase), ein Sittenroman mit erotischen Szenen.

1592

Der Jesuit Thomas Sanchez veröffentlicht das moraltheologische Traktat De matrimonii, das über Jahrhunderte als anstößig verfemt ist.

1622

Die erotische Anthologie Le parnasse des poètes satyriques erscheint. Vergebens wehrt sich Théophile de Viau gegen den Abdruck seines Titelkupfers.

1632

François de Maynard, das spätere Gründungsmitglied der Académie Française, trägt etwa 40 erotische Gedichte zum Cabinet satyrique bei.

1657

Gédéon Tallemant des Réaux schildert in seinen anekdotischen Histoirettes auch erotische Begebenheiten.

1660

Roger de Bussy-Rabutin verfasst die Histoire amoureuse des Gaules. --- In Frankreich entstehen die Dialogwerke École des filles und Académie des Dames.

1665

Pierre de Bourdeille veröffentlicht seine Vies des dames galantes et des dames illustres.

1668

Gatien Sandriz du Courtil legt in La France galante das Privatleben Louis‘ XIV. offen.

1678

Die Madame de La Fayette veröffentlicht ihren Roman La Princesse de Clèves.

1704

Antoine Gallands Übertragungen der Erzählungen aus Tausendundeiner Nacht beginnen zu erscheinen.

1710

Alexis Piron verfasst seine Ode à Priape.

1734

Claude-Prosper Jolyot de Crébillon veröffentlicht Tanzaï et Néadarné.

1741

1.1.: Die Uraufführung des Balletts bei Madame Lacroix wird von der Polizei beendet. --- Die Histoire de Dom Bougre, Portier des Chartreux stellt den Schauplatz, ein Kloster, als eine Lasterhöhle dar.

1748

Diderot veröffentlicht Les Bijoux indiscrets. --- John Cleland publiziert die Memoirs of a Woman of Pleasure, die Lebensbeichte der Prostituierten Fanny Hill. --- Der Marquis d’Argens veröffentlicht den Roman Thérèse philosophe.

1755

Charles-François Racot de Granvals Stück Le Tempérament wird herausgegeben.

1763

Crébillon veröffentlicht Le Hasard du coin du feu. Dialogue moral.

1768

In Christoph Martin Wielands Musarion, oder die Philosophie der Grazien führt die liebreizende Musarion den Jüngling Fanias zur Vernunft.

1769

Mit Le Pornographe führt Restif de la Bretonne den Begriff des Pornographischen in die französische Sprache ein.

1773

Grandvals La Nouvelle Messaline erscheint.

1775

Andréa de Nerciats Roman Félicia ou mes fredaines erscheint.

1782

Choderlos de Laclos veröffentlicht Les Liaisons dangereuses.

1783

Mirabeau veröffentlicht seinen Essay Erotika Biblion in elf Kapiteln, die je einer Frage der Moral oder einer Form der Sexualität gewidmet sind.

1784

In der Londoner pornographischen Zeitschrift L’espion anglais erscheint die Apologie de la secte Anandryne, ou Exhortation d‘une jeune tribade.

1785

Als Insasse der Bastille schreibt der Marquis de Sade die Les Cent Vingt Journées de Sodome.

1787

Felix Nogaret veröffentlicht seinen Arétin françois. --- Die Infortunes de la vertue des Marquis de Sade erscheinen. --- Friedrich Gustav Schillings Denkwürdigkeiten des Herrn von H., eines teutschen Edelmanns erscheinen in Rom.

1788

Christoph Martin Wieland übersetzt Lukians Hetärengespräche.

1790

Goethe veröffentlicht die Venezianischen Epigramme – darunter sind explizit homoerotische Texte. --- In Frankreich erscheint Quarante manières de foutre, dédiées au clergé de France, ein fiktiver Briefwechsel zwischen Nonnen. --- Franz Kratter veröffentlicht die zweibändige Lebensgeschichte des Schleifermädchens aus Schwaben.

1791

Der Marquis de Sade veröffentlicht Justine ou les Malheurs de la vertu.

1795

Der Marquis de Sade veröffentlicht den Roman La Philosophie dans le boudoir.

1796

In Nicolas Edme Restif de la Brétonnes fiktionalen Autobiograohie Monsieur Nicolas versetzt sich der Protagonist durch erotische Lektüre in Erregung.

1822

Francis Place und andere treten für Empfängnisverhütung ein.

1824

Friedrich Karl Forberg veröffentlicht mit einer Beischrift De Figuris Veneris Beccadellis Hermaphroditus mit Apophoreta.

1826

Leo XII. verbietet den Gebrauch von Kondomen. --- Wilhelm von Humboldt plant eine Geschichte der Abhängigkeit im Menschengeschlechte, die auch eine „Geschichte der Hurerei“ enthalten sollte.

1827

Karl Ernst von Baer entdeckt die Eizelle.

1829

Die Mémoires Saint-Simons erscheinen fast 70 Jahre nach seinem Tod.

1832

Friedrich Wilhelm Bruckbräu veröffentlicht den zweibändigen erotischen Roman Rosa's Gardinenseufzer, nachgehaucht.

1833

Als Ergebnis einer Wette entsteht Alfred de Mussets erotischer Roman Gamiani.

1837

In Paris veröffentlicht A. J. P. Parent-Duchatelet mit De la prostitution de la ville de Paris die erste große Abhandlung über käufliche Liebe.

1838

Friedrich Adolf Wilde beschreibt erstmals ein Okklusivpessar für Frauen.

1843

Der Wiener Gynäkologe Heinrich Kaan veröffentlicht in Leipzig seine Psychopathia sexualis.

1857

Der französische Psychiater Bénédict Augustin Morel postuliert in seinem Traité des dégénérescences die Gegenerationshypothese, die sexuelles Fehlverhalten erklären soll.

1864

Karl Heinrich Ulrichs veröffentlicht seine Forschungen über das Räthsel der mannmännlichen Liebe. Diese und weitere seiner Schriften werden in einigen deutschen Staaten verboten. Ulrichs glaubt, mit den „Urningen“ (Homosexuellen) ein drittes Geschlecht entdeckt zu haben.

1869

Karl Maria Kertbeny agitiert in Preußen mit Flugblättern für eine Änderung des Homosexualitätsparagraphen §152. Im Jahr zuvor prägt er den Begriff der Homosexualität. --- John Stuart Mill fordert in The Subjection of Women eine rechtliche und soziale Gleichstellung der Frau.

1873

Rudolf Hercher gibt in Paris die erotischen Briefe des Aristainetos aus dem 5. Jh. heraus.

1875

Der letzte Band der Trilogia dell’amore des italienischen Arzts und Anthropologen Paolo Mantegazza erscheint. --- Der Zoologe und Anatom Oskar Hertwig mikroskopiert erstmals die Befruchtung einer Eizelle.

1879

Der Dermatologe Albert Neisser entdeckt mit der später nach ihm benannten Neisseria gonorrhoeae den Erreger der Gonorrhoe (Tripper). --- Erstmals erscheint die kurzlebige Zeitschrift The Pearl. Journal of Facetious and Voluptious Reading. --- In der Zeitschrift Le Voltaire erscheint ein erster Teildruck von Émile Zolas Roman Nana.

1881

Der Arzt Wilhelm Mensinga erfindet das Okklusivpessar für Frauen.

1885

Sir Richard Burton übersetzt das Ananda Ranga des Kalyanmalla ins Englische, eine erotische Unterweisung für Eheleute.

1886

Richard von Krafft-Ebing veröffentlicht seine sexualwissenschaftliche Fallsammlung Psychopathia sexualis. --- Leopold von Sacher-Masoch wird in Paris triumphal gefeiert.

1892

Clelia Duel Mosher beginnt an der University of Wisconsin ihre Forschungen zur Sexualität der Frau. In Umfragen zeigt sich, dass Frauen entgegen den Erwartungen der Zeit ihrer Sexualität positiv gegenüberstehen.

1893

In England erscheint die Romance of Lust. --- Der Flagellantenroman Gynecocracy erscheint anonym. --- Der Oscar Wilde zugeschriebene masochistische Roman Teleny or The Reverse oft he Medal wird herausgegeben.

1895

Pierre Louÿs veröffentlicht die erotische Gedichtsammlung Les Chansons de Bilitis.

1896

Pasquale Penta gibt mit dem Archivio dele psicopatie sessuali die erste sexualwissenschaftliche Zeitschrift Italiens heraus. --- Adolf Brand beginnt mit der Herausgabe der Homosexuellenzeitung Der Eigene.

1897

Mit dem Wissenschaftlich-humanitären Komitee gründet Magnus Hirschfeld die erste Schwulenorganisation der Welt. Sie bemüht sich darum, den Strafrechtsparagraphen 175 abzuschaffen.

1899

Das Jahrbuch für sexuelle Zwischenstufen erscheint erstmals (bis 1923). Der Herausgeber ist Magnus Hirschfeld. --- Albert Moll veröffentlicht seine Untersuchungen über die Libido sexualis. Oscar Mirbeaus erotischer Roman Le jardin des supplices erscheint. --- Mit der verzerrten Figur des Blech in Der Lar rächt sich Wilhelm Raabe an dem homosexuellen Verleger Adolf Glaser.

1900

In Leipzig erscheint Elisarion von Kupffers Monographie Lieblingsminne und Freundesliebe in der Weltliteratur.

1902

Alfred Blaschko und Albert Neisser gründen in Berlin die Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten.

1904

Magnus Hirschfelds statistische Erhebungen zur Verbreitung der Homosexualität werden gerichtlich unterbunden. --- In Paris erforscht Eugen Steinach in Rattenversuchen die Wirkungsweise von Sexualhormonen.

1905

Fritz Schaudinn entdeckt das Bakterium Treponema pallidum, den Erreger der Syphilis. --- Der Schweizer Psychiater Auguste Forel setzt sich in Die sexuelle Frage für eine grundlegende Reform des Sexualstrafrechts ein. --- Helene Stöcker gründet mit dem Dermatologen Max Marcuse den Bund für Mutterschutz. --- Der Wiener Psychiater Sigmund Freud entwickelt in Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie ein Modell zur Herausbildung des Geschlechtstriebs. --- Sagitta (d. i. John Henry Mackay) beginnt mit der Herausgabe seiner Bücher der namenlosen Liebe.

1906

Gemeinsam mit Sahachiro Hata entwickelt Paul Ehrlich das Syphilismittel Salvarsan. --- Felix Salten verfasst den erotischen Roman Josefine Mutzenbacher. Die Lebensgeschichte einer wienerischen Dirne, von ihr selbst erzählt.

1907

Der Berliner Arzt Erwin Bloch veröffentlicht seine Studie Das Sexualleben unserer Zeit. Er gibt der modernen Sexualwissenschaft ihren Namen.

1908

John Henry Mackays Flugblatt Gehör! – Nur einen Augenblick wird an 1200 Vorsteher von evangelischen Jünglingsvereinen verschickt.

1909

Albert Moll publiziert in Abgrenzung zu Freud seine Studie Das Sexualleben des Kindes.

1910

Magnus Hirschberg führt den Begriff „Transvestit“ ein.

1913

Heinrich Zille verfasst seine Hurengespräche. --- Magnus Hirschfeld, Iwan Bloch und Albert Eulenberg gründen in Berlin die erste „Ärztliche Gesellschaft für Sexualwissenschaft und Eugenik“. --- Albert Moll gründet ebenfalls in Berlin die „Internationale Gesellschaft für Sexualforschung“.

1914

Magnus Hirschfeld veröffentlicht seine umfangreiche Studie Die Homosexualität des Mannes und des Weibes. --- Die Zeitschrift für Sexualwissenschaft wird durch Iwan Bloch und Albert Eulenburg neu begründet.

1919

Magnus Hirschfeld gründet am Tiergarten in Berlin das erste „Institut für Sexualwissenschaft“.

1920

23.12.: Im Kleinen Schauspielhaus in Berlin wird Arthur Schnitzlers Skandalstück Reigen uraufgeführt.

1921

Magnus Hirschfeld organisiert in Berlin die erste „Internationale Tagung für Sexualreform auf sexualwissenschaftlicher Grundlage“.

1923

Max Marcuse veröffentlicht das Handwörterbuch der Sexualwissenschaft mit Beiträgen namhafter Sexualforscher.

1924

In Eugen Ludwig Gattermanns Der Herzog von Aosta verliebt die Titelfigur sich in einen jungen und armen Geiger.

1925

Bruno Vogels aufklärerischer Roman Alf erscheint.

1926

Im Plenarsaal des Reichstags findet die Eröffnungssitzung des „1. Internationalen Kongresses für Sexualforschung“ statt. --- Hendrik van de Velde publiziert sein Aufklärungsbuch Die vollkommene Ehe. --- Friedrich Radszuweit beginnt mit der Herausgabe der Homosexuellenzeitung Insel, Magazin der Einsamen. --- Posthum werden Pierre Louÿsʼ Schlüsselroman Trois filles de leur mère und das obszöne Erziehungsbuch Manuel de civilité pour les petites filles à l‘usage des maisons d‘éducation veröffentlicht.

1927

Herbert Lewandowski veröffentlicht in Dresden seine Monographie Das Sexualproblem in der modernen Kunst und Literatur. --- Paul Englischs grundlegende Geschichte der erotischen Literatur erscheint.

1928

In Kopenhagen wird die „Weltliga für Sexualreform“ gegründet, Die Präsidentschaft teilen sich Magnus Hirschfeld, Auguste Forel und Havelock Ellis. --- D. H. Lawrence veröffentlicht Lady Chatterley’s Lover. --- George Bataille veröffentlicht den erotischen Roman Histoire de l‘œil.

1929

Der Ethnologe Bronislaw Malinowski schildert in seiner Studie Das Geschlechtsleben der Wilden in Nordwest-Melanesien das freie Geschlechtsleben der Südseeinsulaner als Gegenbild westlicher Einstellungen. --- Der französische Richter René Guyon beginnt mit der Arbeit an seinen Studien der Sexualethik, in denen er freie sexuelle Selbstbestimmung für jedermann fordert.

1930

Magnus Hirschfeld schließt seine fünfbändige Geschlechtskunde ab. Seine folgende Weltreise führt ihn ins amerikanische Exil.

1931

Hans Dietrich (d. i. Hans Dietrich Hellbach) veröffentlicht Die Freundesliebe in der deutschen Literatur, die erste Studie über das Motiv der mann-männlichen Beziehung in der deutschen Germanistik.

1933

6.5.: Nationalsozialisten verwüsten Hirschfelds Institut für Sexualwissenschaft. Zahlreiche Sexualwissenschaftler fliehen nach der folgenden Bücherverbrennung auf dem Opernplatz ins Ausland. --- John Woolsey spricht James Joyces Ulysses vom Verdacht frei, es handle sich um Pornographie.

1936

Wilhelm Reich veröffentlicht im dänischen Exil seine von Marx und Freud beeinflusste Schrift Die Sexualität im Kulturkampf.

1942

Wilhelm Reich postuliert in Die Funktion des Orgasmus das Wirken einer Orgon-Energie. --- Felix Batsy veröffentlicht Jungfrauen. Psychologische Novellen.

1947

Alfred C. Kinsey gründet an der Indiana University das Institute for Sex Research.

1948

Alfred C. Kinsey veröffentlicht den ersten „Kinsey-Report“, Sexual Behavior in the Human Male.

1949

Simone de Beauvoir fordert in Le deuxième sexe ein Ende der Benachteiligung von Frauen. --- Mit dem Band Sexus eröffnet Henry Miller seine Romantrilogie The Rosy Crucifixion.

1951

Clellan S. Ford und Frank A. Beach veröffentlichen ihre Studie Patterns of Sexual Behavior, die 200 Ethnien im Bezug auf ihr Sexualverhalten vergleicht.

1953

Alfred C. Kinseys zweiter „Kinsey-Report“ erscheint: Sexual Behavior in the Human Female. Auf religiösen und politischen Druck hin werden Kinsey die Mittel für weitere Forschungen vorenthalten. --- Harry Benjamin führt den Begriff „Transsexualität“ ein.

1953

Maurice Girodias gründet mit der Olympia Press den englischsprachigen Verlag erotischer Belletristik, in dem William S. Burroughs’ Naked Lunch und Vladimir Nabokovs Lolita erscheinen.

1954

Der Pauline Réage zugeschriebene, aber von Anne Declos verfasste Roman L’Histoire d’O erzählt von der totalen Unterwerfung einer Frau unter ihren Liebhaber.

1955

John Money prägt im Rahmen seiner Beschäftigung mit Transsexualität und Hermaphroditismus das Begriffspaar „sex“ und „gender“.

1959

Emmanuelle Arsan veröffentlicht den ersten ihrer Emmanuelle-Romane.

1960

23.6.: Die Food and Drug Administration der USA lassen mit Enovid die erste Antibabypille zu.

1962

Jean-Claude Forest veröffentlicht im französischen V-Magazine den Comic Barbarella mit seiner an Brigitte Bardot erinnernden Titelheldin. --- Im Playboy erscheint erstmals der anzügliche Cartoon Little Annie Fanny.

1963

Betty Friedan veröffentlicht ihr femistisches Werk The Feminine Mystique.

1965

Montgomery Hyde veröffentlicht seine History of Pornography. --- In Frankreich erscheint die erotische Comic-Serie Scarlett Dream.

1966

Marcus Steven veröffentlicht in London seine Studie The Other Victorians über die Bedeutung der englischen Pornographie im 19. Jahrhundert. --- Betty Friedan organisiert die National Organization for Women (NOW). --- William H. Masters und Virginia Johnson erforschen in Human Sexual Response das Wechselspiel von Körper und Psyche beim Geschlechtsakt. --- Der von Guy Peellaert gezeichnete und von Pierre Bartier getextete Eroticcomic Les aventures de Jodelle erscheint.

1968

Die englische Soziologin Mary McIntosh löst mit The Homosexual Role den Streit zwischen Essentalisten aus (Homosexualität ist ein biologischer Zustand) und Konstruktivisten (Homosexualität wird zugeschrieben). --- In Mailand erscheint Valentina, ein erotischer Comic des italienischen Zeichners Guido Crepax. --- Jean Van Hammes erotischer Comic Epoxy erscheint.

1969

Theo van den Boogaard veröffentlicht im niederländischen Magazin Aloha den erotischen Comic Ans en Hans krijgen de Kans. --- Hermann Schreiber publiziert die Studie Erotische Texte. Sexualpathologische Erscheinungen in der Literatur

1970

Mit ihrer Studie Human Sexual Inadequacy schaffen Masters und Johnson die Grundlagen für eine neue Sexualtherapie. --- John Atkins veröffentlicht den ersten Band von Sex in Literature. --- Der Zeichner Georges Pichard und der Autor Georges Wolinski verfassen den erotischen Comic Paulette.

1971

Der amerikanische Psychiater Richard Green gründet die International Academy of Sex Research. --- Rolf Kauka gibt das erotische Comicmagazin Pip heraus.

1973

Die amerikanischen Soziologen John Gagnon und William Simon veröffentliche n ihr Buch Sexual Conduct: The Social Sources of Human Sexuality. Sie interpretieren sexuelles Verhalten als unbewusstes Verfolgen von Scripts.

1974

Hans Lehfeldt initiiert den ersten Weltkongress der Sexologie.

1975

Die WHO veröffentlicht den Bericht Education and Treatment in Human Sexuality: the Training of Health Professionals. --- Hans Mayers umfassende Studie Außenseiter behandelt im 140 Seiten umfassenden Kapitel „Sodom“ homosexuelle Außenseiter. --- Der schwedische Autor Inger Edelfeldt beschreibt in Jim im Spiegel die Selbstfindung eines homosexuellen Jugendlichen.

1976

In San Francisco wird das Institute for Advanced Study of Human Sexuality eröffnet. Erster Dekan ist Wardell C. Pomeroy. --- Anaïs Nin veröffentlicht in Delta of Venus fünfzehn erotische Kurzgeschichten.

1977

Cécile Beurdeley versammelt in seinem Prachtband L’amour bleu homosexuelle Szenen aus der Kunst und Literatur.

1979

Joachim S. Hohmannn veröffentlicht den Band Der heimliche Sexus. --- Volker Ott publiziert die erste umfangreiche Monographie zur Homosexualität in der Literatur: Homotropie und die Figur des Homotropen in der Literatur des 20. Jahrhunderts. --- Robert K. Martin veröffentlicht The Homosexual Tradition in American Poetry.

1980

Erich von Götha veröffentlicht den Erotik-Comic The Troubles of Janice.

1981

In amerikanischen Großstädten werden erste HIV-Infektionen bekannt. --- In Deutschland wird das Transsexuellengesetz erlassen. --- David Galloway und Christian Sabisch veröffentlichen die Anthologie Calamus. Männliche Homosexualität in der Literatur des 20. Jahrhunderts. --- Nach der Öffnung des „Enfer“ der Bibliothèque National durch Mitterand erfolgen zahlreiche Neudrucke erotischer Literatur des 17. Und 18. Jahrhunderts.

1982

Manfred Herzer gibt in Berlin die Bibliographie zur Homosexualität heraus, die chronologisch den Zeitraum von 1466 bis 1975 erfasst. --- Ebenfalls in diesem Jahr erscheint Ian Youngs Bibliographie The Male Homosexual in Literature. --- Dietrich Molitor und Wolfgang Popp geben das Lexikon homosexuelle Belletristik heraus.

1983

Henry Miller veröffentlicht das Opus pistorum.

1984

Giovanni dall’Ortos Bibliographie Leggere omosessuale erscheint. --- Im Glamour International Magazine erscheint Vittorio Giardinos erotischer Comic Little Ego, der sich stilistisch an Winsor McCays Little Nemo anlehnt.

1985

Mit dem bei der Eremiten-Presse in Düsseldorf erschienenen Band Im Dampfbad greift nach mir ein Engel eröffnet Detlev Meyer seine Trilogie Biographie der Bestürzung.

1986

Mario Vargas Llosas Stück La Chunga wird in Lima uraufgeführt.

1987

Tomas Vollhaber veröffentlicht seine Studie Das Nichts. Die Angst. Die Erfahrung. Untersuchung zur zeitgenössischen Schwulenliteratur.

1988

Joachim Campe veröffentlicht Andere Lieben. Homosexualität in der deutschen Literatur. --- Benoîte Groult publiziert den Roman Les vaisseaux du cœur (dt. Salz auf unserer Haut).

1989

Die European Federation of Sexology wird gegründet.

1990

Im Reichstag und in der Charité wird die III. Internationale Konferenz für Sexualwissenschaft veranstaltet. --- Paul Derks publiziert seine Arbeit Die Schande der Päderastie zur homosexuellen Literatur zwischen 1750 und 1850.

1991

Beim Lesewettbewerb im Rahmen der Verleihung des Ingeborg-Bachmann-Preises löst der Schweizer Autor Urs Allemanns mit dem Prosatext Babyficker eine heftige Kontroverse aus.

1992

Liu Dalin und drei Mitautoren führen eine große Studie zum Sexualverhalten im modernen China durch. --- Der schwule Autor Aldo Busi veröffentlicht das Manuale del perfetto Gentilomo in der ironisch gebrochenen Tradition des Cortigiano Baldassare Castigliones. --- Dominique Dussidour veröffentlicht Les Mots de l’amour.

1993

Jean-Jacques Pauvert gibt den Band Théâtre érotique français du XVIIIe siècle heraus. ---Die Literary Review vergibt erstmals den Bad Sex in Fiction Award.

1994

Am Robert-Koch-Institut in Berlin richtet Erwin J. Haeberle ein öffentlich zugängliches Archiv der Sexualwissenschaft ein. --- Gabriele Bartz, Claudio Lange und Alfred Karnein veröffentlichen Liebesfreuden im Mittelalter. Kulturgeschichte der Erotik und Sexualität in Dokumenten und Bildern.

1995

In der Ruine des Schlosses La Coste in der Provence, das einst dem Marquis de Sade gehört hatte, inszeniert der Komponist Marius Constant die Oper Sade-Teresa des Bataille-Schülers Pierre Bourgeade. --- Thomas Hettches Roman Nox erscheint.

1997

Die Abbildung von Courbets L’Origine du monde, der Darstellung eines unbekleideten weiblichen Unterleibs, in einer Berliner Tageszeitung löst einen Skandal aus. --- Mario Vargas Llosa veröffentlicht den erotischen Roman Los cuadernos de don Rigoberto.

2001

Das Magnus-Hirschfeld-Archiv an der Humboldt-Universität in Berlin wird eröffnet. --- Der Autor Rochus Hahn und der Zeichner Toni Greis veröffentlichen den erotischen Comic Alraune. --- Catherine Millet veröffentlicht die erotische Autobiographie La vie sexuelle de Catherine M.

2002

Das Hirschfeld-Archiv bietet erste E-Learning-Kurse für Sexualwissenschaft an.

2005

Im Verlag Schwarzer Turm erscheint der erotische Comic Arsinoë von Rochus Hahn. --- An der Boston University erscheint erstmals das von Studenten herausgegebene Erotikmagazin Boink.

2006

Bei Routledge in London erscheint die Encyclopedia of Erotic Literature, herausgegeben von Gaëtan Brulotte. --- Henri Filippini gibt bei La Musardine in Paris die Encyclopédie de la bande dessinée érotique heraus. --- Marie Darrieussecq veröffentlicht den Roman Truismes (dt. Schweinerei), in dem sich die Heldin wegen ihrer erotischen Dienstleistungen allmählich in ein Schwein verwandelt. --- S. Mulchandani veröffentlicht Erotic Literature of Ancient India.

2009

Wakō Honna veröffentlicht bei Shogakukan den erotischen Manga No-Zo-Ki-A-Na.

2011

E. L. James (d. i. Erika Leonard) veröffentlicht den 2015 verfilmten Bestseller Fifty Shades of Grey.