Nachwirkungen der Kolonialzeit in Weimarer Republik und im Dritten Reich (1920-1945)

1920

Theodor Setz, der letzte Gouverneur Südwestafrikas, wird Leiter der Kolonialgesellschaft. --- 1.4.: Das Reichskolonialamt wird aufgelöst. --- Paul von Lettow-Vorbeck veröffentlicht das von Walter von Ruckteschell verfasste Jugendbuch Heia Safari! und Meine Erinnerungen an Ostafrika. --- Leo Frobenius verlegt sein Afrika-Archiv nach München. Es heißt mittlerweile „Forschungsinstitut für Kulturmorphologie“. --- In Leipzig erscheint der erste Band des von Heinrich Schnee herausgegebenen Deutschen Kolonial-Lexikons.

1921

Mit dem Samoa-Gesetz wird der Grundbesitz deutscher Siedler in Samoa dem neuseeländischen Staat übertragen. --- Leo Frobenius veröffentlicht den ersten Band seiner zwölfbändigen Sammlung Atlantis. Volksmärchen und Volksdichtungen Afrikas. Heinrich Schnee veröffentlicht im Leipziger Verlag Quelle & Meyer Braucht Deutschland Kolonien?

1922

16.9.: Auf Betreiben der Kolonialgesellschaft schließen sich die deutschen Kolonialvereine zur Kolonialen Reichsarbeitsgemeinschaft (KORAG) zusammen. --- Der Kolonialkriegerbund wird gegründet. Erster Vorsitzender ist General Georg Maercker. --- Felix & Sarotti in Berlin entwickeln den „Sarotti-Mohr“. --- Vor der Hamburger Universität wird das Wissmann-Denkmal neu errichtet. --- Der Deutsche Städtetag empfiehlt, Straßen und Plätze nach kolonialen Orten zu benennen. Heinrich Schnee veröffentlicht im Leipziger Verlag Quelle & Meyer Die deutschen Kolonien unter fremder Mandatherrschaft. --- Johann Philipp Glock veröffentlicht Es war einmal: Ein Kameruner Immortellenkranz.

1923

10.8.: Die Deutschen in Südwestafrika veranstalten erstmals eine Gedenkfeier an den Sieg beim Waterberg. Auch die Hereros veranstalten eine Gedenkveranstaltung. --- Deutsche Firmen dürfen sich wieder im britischen Westafrika niederlassen.

1924

1.4.: Das Auswärtige Amt erhält eine Kolonialabteilung. --- Heinrich Schnee veröffentlicht eine Abhandlung mit dem Titel Die koloniale Schuldlüge. --- Franz Ritter von Epp wird Leiter des Kolonialkriegerbunds. --- Der Afrikaforscher Diedrich Westermann gründet den Akademischen Kolonialbund. --- Die KORAG setzt einen Kolonialen Jugendausschuss ein, der die Jugendzeitschrift Jambo herausgibt. --- Der Deutsch-Togo-Bund wird von ehemaligen Mitarbeitern deutscher Missionare und von Angestellten der Kolonialherren gegründet. --- Deutsche Pflanzer erwerben über einen Strohmann ehemals deutsche Besitzungen am Kamerunberg zurück. --- In Berlin erscheint Georg Maerckers Unvergessenes Heldentum – das Kolonisationswerk der deutschen Schutztruppe und Marine. --- Rochus Schmidt veröffentlicht in Berlin Hermann von Wissmann und Deutschlands koloniales Wirken. --- Ehemalige Gouverneure der Kolonien (u. a. Heinrich Schnee, Theodor Seitz und Wilhelm Heinrich Solf veröffentlichen im Berliner Verlag Deutsche Volksgemeinschaft die Streitschrift Deutschland braucht Kolonien!

1925

Hans Zache gibt für den Kolonialkriegerbund in Berlin den Band Das deutsche Kolonialbuch heraus. --- Berengar von Zastrow veröffentlicht im Berliner Verlag Deutsche Volksgemeinschaft die Streitschrift Deutschland braucht Kolonien! --- Emil Sembritzki veröffentlicht Deutsche Kolonialklänge und Grenzmarkengesänge. --- Ludwig und Charlotte Deppe veröffentlichen den Erinnerungsband Um Ostafrika.

1926

10.2.: In Berlin gründet sich die „Liga gegen koloniale Unterdrückung“. --- 31.7.-4.8.: In Hamburg findet eine „Hamburger Kolonialwoche“ statt. --- Die Deutsche Kolonialgesellschaft gibt das Buch Deutschland in den Kolonien heraus. --- Hans Grimm veröffentlicht Volk ohne Raum. --- Im Berliner Verlag Stollberg erscheint Georg Engels Deutschland in den Kolonien: Ein Buch deutscher Tat und deutschen Rechtes. --- Arthur Dix veröffentlicht für die „Werbestelle ‚Wieder Kolonien‘“ in Berlin Was Deutschland an seinen Kolonien verlor.

1927

1.5.: Die Koloniale Frauenschule Rendsburg wird eröffnet. --- Schüler der Kolonialschule Witzenhausen nehmen an einem Parteitag der NSDAP teil. --- In Stuttgart erscheint der von Willy Bolfinger und Hans Rauschnabel herausgegebene Band Jambo Watu! Das Kolonialbuch der Deutschen.

1928

Der „Bund deutscher Kolonialpfadfinder“ wird gegründet. --- Franz Xaver Ritter von Epp tritt in die NSDAP ein.

1929

Der linksliberale Abgeordnete Wilhelm Külz gründet den „Bund für koloniale Erneuerung“. --- Julius Curtius, der auf Gustav Stresemann folgende Außenminister, ist Mitglied der Deutschen Kolonialgesellschaft. ---Reichsbankpräsident Hjalmar Schacht und Ludwig Kastl als Vertreter der deutschen Industrie fordern ohne Absprache mit Berlin, dass die Reparationszahlungen von der Rückgabe der Kolonien abhängig gemacht werden müssten.

1930

Heinrich Schnee wird Vorsitzender der Deutschen Kolonialgesellschaft (bis 1936). --- Die „Jungkoloniale Arbeitsgemeinschaft“ wird gegründet.

1931

Vor dem Geburtshaus von Carl Peters in Neuhaus wird ein Gedenkstein errichtet. --- Konrad Adenauer wird stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Kolonialgesellschaft. --- Der preußische Bildungsminister untersagt Kolonialwerbung an den Schulen. --- Das Jugendamt der Deutschen Kolonialgesellschaft wird eingerichtet. --- Der Bund Deutscher Kolonial-Jugend veröffentlicht ein Liederbuch.

1932

In Bremen wird das Kolonialehrenmal in Form eines Elefanten eingeweiht.

1933

30.3.: Adolf Hitler und Heinrich Schnee als Leiter der Deutschen Kolonialgesellschaft kommen zu einer Unterredung zusammen. --- Mai: SS-Oberführer Bauszus füht in Südwestafrika die Gleichschaltung durch. --- Aug.: In Südwestafrika werden NS-Organisationen verboten. --- Auf Betreiben des Reichskolonialbunds kommt es im Deutschen Reich zu zahleichen Ehrungen ehemaliger Kolonialoffiziere durch Straßenbenennungen. In München wird durch die Umbenennung von 29 Straßen das „Kolonialviertel“ geschaffen. --- Leo Frobenius veröffentlicht seine Kulturgeschichte Afrikas. --- Heinrich Schnee und Anton Mayer geben im Potsdamer Verlag Volk und Heimat Das Buch der deutschen Kolonien heraus. Erwin Barth von Wehrenalp veröffentlicht im Berliner Etthofen-Verlag Deutschland greift über den Äquator: Ein Buch von Deutschlands Kolonien, einst und jetzt.

1934

Franz von Epp wird Leiter des Kolonialpolitischen Amts der NSDAP. --- 28.8.: In Südwestafrika werden NSDAP und HJ verboten. --- Mohamed Husen tritt in Die Reiter von Deutsch-Ostafrika als Askari auf. --- Leo Frobenius ´übernimmt in Frankfurt die Leitung des Städtischen Völkermuseums.

1935

März: In Südwestafrika wird die „Deutsche Front“ gegründet. --- 19.3.: Hjalmar Schacht versucht in einem Schreiben an Hitler dessen Ambitionen in Sachen Ostkolonisation umzulenken auf die Tropen. --- 13.-16-6.: In Freiburg findet die „Deutsche Kolonialtagung“ statt. --- Senta Dinglreiter veröffentlicht ihren Reiseroman Wann kommen die Deutschen endlich wieder?, der die Kolonialzeit verklärt. --- Walter von Schoen veröffentlicht im Deutschen Verlag in Berlin Auf Vorposten für Deutschland: Unsere Kolonien im Weltkrieg. --- August Hauer veröffentlicht in Berlin Kriegserlebnisse eines Arztes in Deutsch-Ostafrika.

1936

4.2.: Hitler fordert vom Vereinigten Königreich die Abtretung zweier Kolonien. --- Erich Student veröffentlicht in Berlin Kameruns Kampf, 1914-1918. --- Paul Ritter veröffentlicht im Berliner Verlag Die Brücke zur Heimat den Band Kolonien im deutschen Schrifttum: Eine Übersicht über deutsches koloniales Schrifttum unter Berücksichtigung nur volksdeutscher Autoren. Der Cigaretten-Bilderdienst in Dresden gibt den Bildband Deutsche Kolonien heraus.

1937

Hugo Grothe gibt unter dem Titel Braucht Deutschland Kolonien? acht Aufsätze zur Kolonialfrage heraus, die bei Schröder in Berlin erscheinen.

1938

Der Reichskolonialbund hat etwa eine Million Mitglieder. --- Die Lettow-Vorbeck-Kaserne in Hamburg-Wandsbek erhält ein „Askari-Relief“. --- Walter Heichen veröffentlicht bei Weichert in Berlin den von Karl Mühlmeister illustrierten Band Helden der Kolonien: Der Weltkrieg in unseren Schutzgebieten. --- Bei Hase & Köhler in Leipzig erscheint Elmar V. von Rudolfs Unsere Kolonien: Wie wir unsereKolonien erwarben; wie wir ihren Reichtum erschlossen, was sie heute für Deutschland bedeuten. Der Reichskolonialbund veröffentlicht Koloniale Lieder und Gedichte.

1939

14.2.: Die Reichspressekonferenz weist die Zeitungen an, statt von „ehemaligen Kolonien“ nur noch von „deutschen Kolonien“ zu berichten. --- 5.-13.3.: In Aalen findet die „Kolonialausstellung“ Deutschland braucht Kolonien statt. Weitere Stationen sind Bopfingen und Ellwangen. --- Mai: Die NSDAP legt einen Kolonialhaushalt auf und will in Buckow Kolonialbeamte ausbilden. --- Die drei deutschsprachigen Zeitungen Südwestafrikas verschmelzen zum „Deutschen Beobachter“. --- In Hamburg entsteht das Deutsch-Ostafrika-Kriegerdenkmal. --- Hans Ulrich von Wangenheim veröffentlicht bei Junker und Dünnhaupt in Berlin Kolonien des Dritten Reiches: Gedanken über die Erfordernisse und Möglichkeiten ihrer Gestaltung. --- Ilse Steinhoff veröffentlicht bei Limpert in Berlin Deutsche Heimat in Afrika: Ein Bildbuch aus unseren Kolonien. --- Georg Forkenbeck veröffentlicht bei Erlach in Wels Deutschland muss Kolonien haben! Der Weisse in der farbigen Welt, Kolonialproblem und deutsche Weltanschauung. --- Bei Triltsch in Würzburg erscheint der erste Band der Forschungen zur Kolonialfrage (bis Dez. 1943). --- Der Reichskolonialbund veröffentlicht in Aachen den Band Deutsche Jugend - Deutsche Kolonien: Was unsere Jugend wissen muss über deutsche Arbeit in unseren Kolonien. --- Im Bielefelder Verlag publiziert Fritz Pferdmenges Velhagen & Klasing den Band Unsere Kolonien.

1940

22.3.: Die NSDAP veröffentlicht einen „Kolonialkatechismus“. --- Außenminister Ribbentrop lässt Pläne für ein deutsches Mittelafrika ausarbeiten. --- 10.7.: Hans Frank, der Gouverneur Polens, wird über den Madagaskar-Plan informiert: Dorthin sollen die europäischen Juden deportiert werden. Im August wird ein Dossier dazu angefertigt: Reichssicherheitshauptamt: Madagaskar-Projekt. --- Der Zoologe und Geograph Otto Schulz-Kampfhenkel wirbt bei Heinrich Himmler um die Besetzung der französischen Kolonien in Südamerika. --- Bei Enßlin & Laiblin in Reutlingen gibt der Reichskolonialbund die Reihe Die Kolonien rufen! heraus. Darin erscheinen Titel wie Alfred Feuersteins Wir fliehen nach Deutschland, Josef S. Vieras Die Tangaschlacht, Anton Lunkenbeins Die Mine im Urwald und zwei Biographien von Paul Burg zu Hermann von Wissmann und Gustav Nachtigal.

1941

April: An einer eigens dazu eingerichteten Schule werden Ordnungspolizisten für die Kolonien ausgebildet. --- Der nationalsozialistische Hetzfilm Carl Peters. Ein deutsches Schicksal wird gedreht. --- Der Reichskolonialbund hat 2,1 Millionen Mitglieder. --- Erich Rob Petersen veröffentlicht in Berlin Hans Dominik. Kameruns großer Soldat. --- Bei Weller in Berlin erscheint Hans Ernst Pfeiffers Unsere schönen alten Kolonien. --- Martin Huzel veröffentlicht bei Belser in Stuttgart Der militärische Schutz von Kolonien und der Einsatz Farbiger gegen Weiße im Kriege.

1942

Josef S. Viera veröffentlicht bei Hugendubel in München den Band Ein Kontinent rückt näher über deutsche Kolonien in Afrika.

1943

26.1.: Das NS-Regime setzt wegen der Kriegswende in Russland alle kolonialpolitischen Aktivitäten und löst entsprechende Ämter auf Anweisung Martin Bormanns auf. --- 15.2.: Das Kolonialpolitische Amt wird endgültig liquidiert. --- Die Ufa produziert den Film Germanin. Geschichte einer kolonialen Tat mit Luis Trenker als Tierfänger Hans Hofer.

1944

Fast alle deutschstämmigen Siedler werden aus Südwestafrika ausgewiesen.