Imperialismus, Kolonialismus und Postkolonialismus in Deutschland

Willkommen zur Abteilung „Kolonialismus“. Schwerpunkt dieser Übersicht ist die Entstehung von Kolonien deutscher Staaten seit der Frühen Neuzeit – zur Aufklärung, um weitere Forschung zu ermöglichen und als erster Überblick für interessierte Laien. – M. Baier, 27.12.2021

Zielsetzung der Abteilung „Kolonialismus“

Als Ergänzung zu den Kulturbeziehungen des deutschsprachigen Raums ist diese Chronik des Imperialismus und Kolonialismus gedacht. Sie hat folgende Ziele:

  • Die (eigenständige) Literatur zum Thema für interessierte Laien zu sichten und Forschungstendenzen offenzulegen;
  • als Ausgangspunkt weiterer Recherchen zu dienen;
  • die Entwicklung des kolonialistischen Denkens und seiner Folgen darzustellen;
  • Kolonialromantiker in der deutschen Öffentlichkeit mit den überlieferten Tatsachen zu konfrontieren.
  • Die Sammlung wird ständig erweitert. Sollten Fehler auftreten, Fakten fragwürdig geworden sein oder nicht mehr aktuell, nutzen Sie bitte das Kontaktformular.

Probleme und Richtlinien der Kolonialforschung von und für Laien

Wo Kolonien in bewohntem Gebiet eingerichtet werden, widerfährt den Kolonisierten dabei in den allermeisten Fällen Unrecht. Eine Sichtweise, die solches Unrecht außer Acht lässt, ist fragwürdig.

  • Wer sich mit historischen Quellen aus der Kolonialzeit befasst, sollte bei der Übernahme ihrer Begrifflichkeit behutsam vorgehen. Viele Begriffe aus dem Wortschatz der Kolonisatoren sind außerhalb der Wissenschaft heute nicht mehr akzeptabel. Auch Bildwerke, auf denen Kolonisierte als Opfer dargestellt und in ihrer Würde herabgesetzt werden, dürfen nicht mehr unkommentiert im Netz verbreitet werden.
  • Laienhistoriker haben die akademische Forschung oft durch intensive Recherchen und eigene Sammeltätigkeit gefördert. Es steht der institutionalisierten Wissenschaft schlecht an, sie als „Amateurhistoriker“ oder „Hobbyhistoriker“ zu verunglimpfen. Methodische Mängel dürfen und sollen dagegen offengelegt werden.
  • Innerhalb der identitären und neurechten Bewegung wird das Kaiserreich mit seinen Kolonien oft selektiv, nur technisch, verzerrend oder beschönigend dargestellt. Kolonialrevisionisten und Kolonialromantikern sollte die Wissenschaft auf der Grundlage von Tatsachen entgegentreten.
  • Die Perspektive der Kolonisierten wird oft übergangen, weil das Quellenmaterial oft aus der Hand der Kolonisatoren stammt. Heute wird dagegen auch in ehemaligen Kolonialgebieten zur Geschichte des Kolonialismus geforscht. Diesem Umstand sollten Forschende Rechnung tragen.

Typische Legitimationsgründe kolonialen Handelns

 Die Beschäftigung mit kolonialistischem Denken muss früh ansetzen: Immer dort, wo Kolonisatoren und Kolonisierte aufeinandertreffen, entsteht ein Machtgefälle, das nach Legitimation verlangt.

  • Mission: Der vermeintliche Auftrag, Andersgläubige zum Christentum zu bekehren, bereitet in vielen Fällen die politische Inbesitznahme voraus. In vielen späteren Schutzgebieten waren zuvor deutsche Missionsgesellschaften tätig (Herrnhuter, Steyler, Basler, Rheinische Mission).
  • Entwicklung: Wer sich als kulturell höherstehend empfindet, kann sich versucht fühlen, eigene Kulturstandards zu Universalien zu erklären und anderen aufzuzwingen. Auch technische Fortschritte werden in den Kolonien ungefragt und zum Teil gegen Widerstände durchgesetzt.
  • Rassismus: Die willkürliche Einteilung der Menschheit in Rassen geht in der Regel mit der Bewertung des jeweils Anderen einher. Aus eigener Sicht „Höherwertige“ leiten oft aus diesen vermeintlichen Naturtatsachen eine Vormundschaft über „Minderwertige“ ab, die in eine unbegrenzte Verfügungsgewalt mündet.
  • Militärische Erfordernisse: Im kolonialen Kontext gibt es sowohl Kooperation als auch Konkurrenz unter den Kolonialmachten. Die Einrichtung von Flottenstützpunkten (Garnisonen, Kohlenstationen) dient vorgeblich der eigenen Sicherheit, setzt aber oft eine Eroberung und Besetzung des Geländes voraus.
  • Wirtschaftsförderung: Zuweilen werden Schutzgebiete auf Antrag von Kaufleuten und Plantagenbesitzern eingerichtet. Die Kolonien werden wirtschaftlich erschlossen und zugunsten des Mutterlandes ausgebeutet.

Kontext

Unterpunkte