George Pantow: Niederländer, Indonesier, Winnender

Biographie

George Pantow kommt 1932 im heute indonesischen Atjeh zur Welt, als ältester von fünf Söhnen des manadonesischen Berufssoldaten Boeang Karel Pantow und seiner manadonesischen Ehefrau Dora Pantow geb. Tumbelaka. 1936 bis 1942 verbringt er die Vorkriegszeit an wechselnden Orten im damals noch niederländischen Indonesien – er spricht und schreibt Niederländisch. Die japanische Besatzung Niederländisch-Ostindiens (1942-1945) erlebt er unter anderem in Bandung und Tjimahi, wohin er in der Nachkriegszeit (1945-1948) zurückkehrt, ehe der Vater nach Padang versetzt wird. Die neuen Machtverhältnisse berauben ihn seiner Sprache: „Nach der Unabhängigkeit Indonesiens hatte ich plötzlich ein Kommunikationsproblem. Ich wurde meiner Sprache beraubt. Sich der niederländischen Sprache zu bedienen galt als unpatriotisch, wenn nicht als verräterisch. Aber Indonesisch war mir fremd“ (Pantow, 2013). Mit den Behörden verkehrt er später zum Teil auf Deutsch, was ihm nicht nur Sympathien einbringt (Pantow, 2013). Von 1950 an absolviert er seine Schulzeit in Bandung, an der Middelbare School Sint Alysius und erlangt das niederländische Abitur, ehe er eine einjährige Ausbildung zum Fabrikassistenten bei BPM/SHELL in Prabumulih und Pladju durchläuft. 1954 kehrt er zurück nach Bandung und arbeitet zunächst bei Gemeentelijk Electriciteitsbedrijf Bandoeng en Omstreken (GEBEO), ehe er ein Regierungsstipendium erhält, das ihn nach Den Haag und Aachen bringt. In Aachen nimmt er ein Studium an der Technischen Hochschule auf. 1955 wechselt er an die Technischen Hochschule Stuttgart, wo er 1960 Christa Oesterle heiratet. Pantow weigert sich, von Deutschland aus an Suhartos Säuberungsaktionen teilzunehmen, was schließlich zu seiner Ausbürgerung führt. Mehrere Wohnsitzwechsel folgenn (Ludwigsburg, Schmiden und Fellbach). 1974 schließt er das in Stuttgart begonnene Referendariat mit der Assessorprüfung für das Höhere Lehramt an beruflichen Schulen ab.

Bezug zu Winnenden

1975 ziehen George Pantow und seine Frau nach Winnenden. Zunächst wirkt er als Lehrer in Stuttgart, bis er 1977 bis 1979 Schulungsleiter bei Kärcher wird. 1979 tritt er eine Stelle als Lehrer an der Sonderberufsschule für Hör- und Sprachgeschädigte der Paulinenpflege an, die er bis zum Ruhestand (2007) ausfüllt. Nach einer schriftstellerisch produktiven Zeit stirbt George Pantow am 10.9.2016 im hohen Alter von 84.

Werk

Im Gürtel aus Smaragd

Pantow beginnt zu schreiben, als ihm sein Sohn Ulrich zum Geburtstag ein selbst hergestelltes Tagebuch schenkt. Es enthält die Widmung: „Für meinen Vater, der nicht weiß, dass er so gut erzählen kann.“ Der Prosaband Im Gürtel aus Smaragd, geschrieben aus der Sicht eines Soldatenkinds in Niederländisch-Indien, versammelt „tragische Geschichten aus der Zeit vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg, aber humorvoll geschrieben und gespickt mit komischen Situationen“ (Pantow, 2013). Zunächst erscheint Anak Kompeni, dann der zweite Band, Niemandskind. Bald folgen die niederländischen Übersetzungen De dode tjeleng und Hollandse hond. Pantows Liebesroman Marie und Joost schildert das zufällige Zusammentreffen zweier junger Leute. Das Auslegerboot des Häuptlingssohns Joost von Tomboa prallt mit dem Auslegerboot der Häuptlingstochter Marie von Tonkea zusammen. Beide erleben zwei Sonntage auf einer verlassenen Vulkaninsel und verlieben sich ineinander. Denn bricht jedoch ein Stammeskrieg aus, der die zwei auseinanderreißt. Pantows „modernes Märchen“ Prinzessin Neila verstrickt Prinz Bernd von Fuchsenfelde und Prinzessin Neila, um deren Hand er anhält, in eine abenteuerliche Handlung. Neila schickt den Prinzen zum Beweis seines Mutes auf eine ferne Insel, wo er drei gefährliche Drachen vernichten muss und einen Zauberstab rauben. Allerdings kommt es anders als erwartet, und Prinz Bernd erlebt auf der Insel die Überraschung seines Lebens (Pantow, 2013).

Die Anak-Kantschil-Reihe

Auch die Anak-Kantschil-Reihe entsteht beim Erzählen. Der Enkel lässt sich gerne Geschichten aus Indonesien erzählen, bei denen Pantow seine Figuren in ausweglose Lagen bringt. Erst die indonesische Trickster-Figur, der Kantschil, ermöglicht einen Ausweg. Kantschils sind geweihlose Zwerghirsche, nicht wesentlich größer als eine Katze. In den Volkserzählungen Indonesiens übernimmt er eine „ähnliche Rolle wie Reinecke Fuchs in Europa“ (Pantow, 2013). Mit diesem verbindet ihn seine Schläue, wenngleich ihm dessen Bosheit fehlt. Als Beispiel möge der dritte Band dienen, Anak-Kantschil und die Holzfäller: Anak-Kantschil, der Zwerghirsch, und Kutilan, die Waldamsel, befinden sich gerade auf Futtersuche, als der furchteinflößende Tiger Harimau Anak-Kantschil überfällt. Hilfe erhält er von Badsching, dem Hörnchen, wodurch er den Angriff überlebt. Sein Freund, der junge Elefant Gadschah-Muda, ist dagegen in von rücksichtslosen Holzfällern gefangengenommen worden, während er nach einem Heilmittel für seine kranken Elter sucht.

Bibliographie

Anak-Kantschil-Reihe (8 Bde.)

  • Pantow, George: Anak-Kantschil und das Geheimnis: Abenteuer eines kleinen Zwerghirsches. Winnenden: G. Pantow, 2012 (Selbstverlag / Norderstedt, BoD)
  • Pantow, George: Anak-Kantschils Geheimauftrag. Winnenden: G. Pantow, 2007 (Selbstverlag / Norderstedt, BoD), nl. Ausg.: Anak-Kantjils geheime opdracht, Bd. 1
  • Pantow, George: Anak-Kantschil und das Menschenkind. Winnenden: G. Pantow, 2012 (Selbstverlag / Norderstedt, BoD), Bd. 2
  • Pantow, George: Anak-Kantschil und die Holzfäller. Winnenden: G. Pantow, 2007 (Selbstverlag / Norderstedt, BoD), Bd. 3
  • Pantow, George: Anak-Kantschil und die Seepiraten: Abenteuer eines Zwerghirsches. Winnenden: G. Pantow, 2012 (Selbstverlag / Norderstedt, BoD), Bd. 4
  • Pantow, George: Anak-Kantschil in der Fremde: Abenteuer eines kleinen Zwerghirsches. Winnenden: G. Pantow, 2008 (Selbstverlag / Norderstedt, BoD), Bd. 5
  • Pantow, George: Anak-Kantschil und der See der Göttin: Abenteuer eines kleinen Zwerghirsches. Winnenden: G. Pantow, 2007 (Selbstverlag / Norderstedt, BoD), Bd. 6
  • Pantow, George: Anak-Kantschil in der Steinzeit: Abenteuer eines kleinen Zwerghirsches. Winnenden: G. Pantow, 2012 (Selbstverlag/ Norderstedt, BoD), Bd. 7
  • Pantow, George: Anak-Kantschil in Kreidonien: Abenteuer eines kleinen Zwerghirsches. Winnenden: G. Pantow, 2012 (Selbstverlag / Norderstedt, BoD), Bd. 8
  • Pantow, George: Anak-Kantschil und die Waldgeister. Winnenden: G. Pantow, 2007 (Selbstverlag / Norderstedt, BoD)
  • Pantow, George. Anak-Kantschil und der Tempel: Abenteuer eines kleinen Zwerghirsches. Winnenden: G. Pantow, 2008 (Selbstverlag / Norderstedt, BoD)

Weitere Werke

  • Pantow, George: Winnenden: G. Pantow, 1998 (Selbstverlag), nl. Ausg.: Hollandse hond
  • Pantow, George: Im Gürtel aus Smaragd. Anak kompeni. Winnenden: G. Pantow, 1996 (Selbstverlag), nl. Ausg.: De dode tjèlèng
  • Pantow, George: Prinzessin Neila. Winnenden: G. Pantow, 2007 (Selbstverlag / Norderstedt, BoD)
  • Pantow, George: Marie und Joost. Eine Liebe am Rand des Pazifiks. Winnenden: G. Pantow, 2007 (Selbstverlag/ Norderstedt, BoD)

Über George Pantow und sein Werk

  • Kreja, Nicole: Von Geistern und Zauberbohnen. In: Waiblinger Zeitung, 24.8.1996
  • Munder, Regina: Königin Beatrix dankt einem Zeitzeugen. In: Winnender Zeitung, 13.1.2006
  • George Pantow liest Tiergeschichten aus dem Dschungel. In: Aus Blickpunkt, Do, 29.11.2007