Schüler mit Epilepsie

Hinweis: Diese Merkmalsliste soll lediglich über Merkmale einer Epilepsie informieren, eine Diagnose kann nur der fachkundige Arzt stellen.

Erkennungsmerkmale von Epilepsie

Ein Schüler mit Epilepsie …

  • bleibt öfter krankheitsbedingt dem Unterricht fern.
  • nimmt häufig Medikamente, zu deren Nebenwirkungen Müdigkeit und Konzentrationsmängel gehören können.
  • leidet an unterschiedlichen Formen von Krampfanfällen bis zum Grand Mal von etwa fünf Minuten Dauer.
  • erlebt kurze Bewusstseinspausen (Petit Mal).
  • wird nicht immer als Epileptiker erkannt, was zu Fehldeutungen bezüglich der Ausfallserscheinungen führen kann!
  • unterliegt Leistungsschwankungen, die ohne Kenntnis der Krankheit als Faulheit fehlgedeutet werden.
  • wirkt (in Bezug auf seine Krankheit) unauffällig.
  • erscheint im Vergleich mit Gleichaltrigen zuweilen als leichter reizbar, labiler und unruhiger.
  • hat in bestimmten Phasen ein erhöhtes Mitteilungsbedürfnis und ist motorisch unruhig.
  • kann nie sicher sein, ob und wann ein Anfall kommt – die Vorahnung kommt in der Regel nur 10 Sekunden vor Beginn des Anfalls.

Handlungsmöglichkeiten

Lehrkräfte sollten bei einem Anfall

  • Ruhe bewahren!
  • den Zeitpunkt des Anfallsbeginns registrieren!
  • den Betroffenen liegen lassen!
  • um den Patienten herum Platz freimachen oder ihn aus der Gefahrenzone ziehen (Rautek-Griff)!
  • beengende Kleidungsstücke lockern und öffnen!
  • nach dem Anfall den Patienten in die stabile Seitenlage nach links bringen und betreuen, bis er wieder ganz wach ist!
  • das Anfallsende registrieren!
  • den Kopf möglichst auf eine weiche, aber flache Unterlage betten!
  • keine Gegenstände in den Mund stecken!
  • niemals zuckende Gliedmaßen festhalten!
  • nie versuchen , den Mund zu öffnen, um den Epilepsiekranken zu beatmen!
  • keine Stimulationsversuche unternehmen durch Schläge, Wasser oder ähnliche Mittel!

Generelle Handlungsmöglichkeiten

  • Ausführliches Gespräch mit den Eltern!
  • Kontakt zum Neurologen oder Epileptologen halten!
  • Den Schüler als Menschen behandeln, nicht als „den Epileptiker“!
  • Den Schüler darin unterstützen, Kontrolle über seine Krankheit zu erlangen!
  • Dem Schüler helfen, das Verhalten der Mitschüler in Bezug auf einen Anfall zu verstehen!
  • Offener, wertschätzender Umgang, weder Bloßstellen noch Mitleid!
  • Klausuren (wenn möglich) in anfallarme Zeiten legen!
  • Abklären, wann und unter welchen Umständen Medikamente gereicht werden dürfen!
  • Notfallpläne an alle relevanten Personen weitergeben!
  • Auf Veränderungen im Lern-, Leistungs- und Sozialverhalten achten!
  • Angaben zu Anfällen zur Weitergabe an die Eltern und Ärzte dokumentieren!
  • Sensibilisierung des Schülers für seine Vorahnung (Aura), die einen Anfall einleitet!
  • Informationen zu Schulungsprogrammen bereithalten (MOSES, Flip & Flap, famoses oder pepe).
  • Die notwendigen Informationen an die anderen Lehrkräfte in der Klasse und die Schulleitung weitergeben!
  • Der Schüler erhält einen Sitzplatz ganz vorne im Klassenraum, aber keinen Fensterplatz!
  • Der Schüler wird (gerade bei kürzeren Absencen) erneut aufgerufen!
  • Das Kind hat die Möglichkeit, schwache schriftliche Leistungen durch starke Unterrichtsleistungen auszugleichen!
  • Im Sport- oder Werkunterricht oder bei Unterrichtsgängen und Mehrtagesfahrten werden die notwendigen Vorsichtsmaßnahmen getroffen, um eine Gefährdung des Kindes zu vermeiden.
  • Bei Ausflügen besondere Vorsicht bei folgenden Aktivitäten: Radfahren, Schwimmen, Klettern! Im Sportunterricht vermeiden: Boxen, Kopfbälle!
  • Bei Photosensibilität: Vorsicht bei schnell aufeinander folgenden Lichtblitzen!

Literatur

  • Menzel, Dirk / Wiater, Werner (Hgg.): Verhaltensauffällige Schüler. Symptome, Ursachen und Handlungsmöglichkeiten. Bad Heilbrunn: Julius Klinkhardt, 2009 (Schor, Bruno / Schweiggert, Alfons, S. 110 ff.)
  • Knorr, Philipp: Förderschwerpunkt Autismus - 30 Tipps für Lehrkräfte von Schülern mit Autismus- Spektrum- Störungen. Autismus, 69, S.12-15.

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