Ausdrucksfehler und Stilfehler: Sammlung

1-9

24/7: Schon im Englischen ist der Ausdruck „twenty-four seven“ umgangssprachlich. Erst recht im Deutschen! Wir sagen stattdessen: „rund um die Uhr“, „dauernd“ oder „unablässig“.

100 %: Selbst wer das Prozentrechnen nur im Ansatz beherrscht, der ahnt: In der Natur gibt es kaum Hundertprozentiges. Wo man tatsächlich hundert Prozent meint, darf man es schon so schreiben („Die Quote wurde zu 100 % erfüllt“). Wer aber lediglich andeuten will, dass etwas voll und ganz zutrifft, sagt besser: „durch und durch“ oder „vollauf“.

A

Alleinig: „Alleinig“ ist ein Adjektiv, das nur attributiv verwendet werden kann („Die alleinige Schuld liegt bei ihm“); falsch ist: „Er wird alleinig beschuldigt“.

Anführungszeichen: In Aufsätzen verwendet man Anführungszeichen zum Zitieren. Punkt. Zwei Stilfehler kann man nämlich mit den beliebten „Gänsefüßchen“ machen. Das eine Vergehen ist es, mit Anführungszeichen Ironie anzudeuten – das wirkt ziemlich so, als hielte man den Leser für zu „intelligent“, um die Ironie auch so bemerken. Das zweite Problem tritt auf, wenn man eine Wendung in Anführungszeichen setzt, weil man nicht recht weiß, welche Formulierung richtig wäre – oder schon ahnt, dass die gewählte Formulierung nicht passt.

Argument: Ein Argument bringt man vor, man führt es an; das Argument ist aber kein Text, in dem etwas steht oder in dem man etwas behauptet. Die Formulierung, „in“ einem Argument werde etwas behauptet, ist falsch.

Autor und Erzähler: Nehmen wir an, ein dreizehnjähriger Gymnasialschüler schreibt in seiner Kurzgeschichte: „Ich bin eine grüne Giraffe.“ Zwar ist der Schüler zweifellos der Autor der Geschichte, aber niemand käme auf die Idee, ihm zu unterstellen, er sei grün oder eine Giraffe. Niemand wird glauben, er habe das ernstlich behauptet! Auch, wenn es merkwürdig klingt: Der Ich-Erzähler ist in diesem Fall eine grüne Giraffe (oder zumindest jemand, der das von sich sagt). Beim Interpretieren verwechseln viele das „Ich“ im Text mit dem Ich des Autors. In fiktionalen Texten ist das falsch. Es gibt natürlich Ausnahmen: In einer Autobiographie ist der Autor in der Regel auch der Ich-Erzähler. Ansonsten müssen wir zwischen Autor und Erzähler trennen. Der Autor hat eine Idee, entwirft eine Handlung, schmückt sie aus, schreibt den Text nieder. Der Erzähler führt uns die Welt vor, die der Autor erfunden hat!

B

Beinhalten: Abgesehen davon, dass der Glottis-Stopp hier gerne übersehen wird (Wer hält hier wessen Bein?): Ein Gedicht „beinhaltet“ keine Verse, es besteht aus ihnen - oder setzt sich daraus zusammen!

Beschreiben: Wer beschreibt, stellt sichtbare Vorgänge dar und die äußere Gestalt eines Dings. Aus diesem Grund ist die Wendung „äußerliche Beschreibung“ umständlich.

Besitzen: Wer etwas besitzt, der sitzt gewissermaßen darauf – deshalb ist das schlichtere Verb „haben“ oft die bessere Wahl. Fragwürdig sind solche Konstruktionen: „Der Vers besitzt drei Jamben.“ Ein Vers kann gar nichts besitzen, also auch keine Versfüße. 

Bestärken: Man kann jemanden in seiner Meinung bestärken, wenn man ihm Belege liefert; eine Sache lässt sich nicht bestärken. Es kann sein, dass ein Stilmittel die Wirkung eines anderen verstärkt, wenn beispielsweise Anaphern den Gleichlauf des Parallelismus deutlicher hervorheben. Eine Stilmittel verstärkt aber nicht eine Aussage, es hebt sie hervor oder lässt sie eindringlicher wirken. Das Verb bekräftigen hingegen bezieht sich den Bereich der Argumentation: Ich bekräftige, was ich eben gesagte habe, indem ich es in anderen Worten und mit einigem Nachdruck wiederhole und damit bestätige.

Bringen: Das Verb „bringen“ verführt zu gefährlichen Konstruktionen. Ein umgangssprachlicher Ausdruck ist „rüberbringen“ – unbedingt vermeiden! Auch „anbringen“ klingt oft deplaziert. Der Schlosser bringt Türklinken an, der Hund ein Stöckchen – aber Argumente, die bringt man höchstens umgangssprachlich an! Auch ungut: „Der Autor bringt eine Anapher“.

D

Dialog: Man kann einen Dialog führen, einen Dialog eröffnen oder sich im Dialog befinden – in einen Dialog „verfallen“ kann man nicht.

Dieser / Jener: Was tun mit Demonstrativpronomina? Die Frage ist schwierig. eine Beantwortung dieser fällt schwer. Eine solche Handhabung der Pronomina als nachgestellte Verweiswörter ist stilistisch unschön.

Direkt: Wenn der Verfasser unmittelbar zum nächsten Argument übergeht, gelangt er wieder direkt zur Sache: Aber „direkt“ überzeugend ist das noch nicht, denn „direkt“ sollte nicht als Gradadverb verwendet werden.

Drum, dran, drein: Diese Formen sind umgangssprachlich!

Durch oder wegen: Wer sich „durch“ seine Klugheit auszeichnet oder „durch“ Betrügereien zum Ziel kommt, hat ein Mittel verwendet. Wenn er „wegen seiner Klugheit“ nicht durchfällt oder „wegen seiner Betrügereien“ auffällt, dann hatte das einen Grund!

E

Enallage: Die Enallage ist ein Stilmittel, das den Bezug eines Adjektivs einem anderen Wort zuordnet – aus dem „Lachen ihrer blauen Augen“ wird das „blaue Lachen ihrer Augen“. Wie viele Stilmittel tritt die Enallage auch als Logikfehler auf: „Es entsteht ein altes Bild einer Frau“, „Sie wird angenehm beschrieben“.

Egal: Egal, heißt es, sei achtundachtzig – wie man es eben dreht und wendet. Das Wort „egal“ ist umgangssprachlich, statt „Es ist ihr egal“ schreibt man besser: „Es ist ihr gleichgültig“. Auch das unpersönliche „Es ist egal“ ersetzt man besser durch die Wendung: „Es spielt keine Rolle“ oder „Es ist bedeutungslos“. Dir doch egal? Dem Lehrer nicht!

Endeffekt: Die Formulierung „im Endeffekt“ ist umgangssprachlich. Besonders drollig ist, wenn aus dem Effekt ein Defekt wird: „im Enddefekt“.

Epochal: Wenn etwas „epochal“ ist, dann hat es die ganze Epoche geprägt, ein epochales Werk, ein epochales Ereignis. Falsch ist deshalb die Formulierung, der Text gehöre „epochal“ in die Romantik. Der Text ist typisch für die Epoche der Romantik oder ist in der Romantik entstanden. Falsch ist wiederum die Wendung, der Text sei in der „Romantikepoche“ entstanden.

Eventuell: Mit „eventuell“, „irgendwie“ und „sozusagen“ deuten hilflose Schüler ihre Angst vor klaren Begriffen an. Es könnte ja falsch sein! Was „evtl.“ bloße Mutmaßung ist, nimmt den Schüler aber nicht aus der Schusslinie. Eine falsche Vermutung ist aber ebenso falsch wie eine falsche Behauptung oder eine falsche Feststellung. Irren kann man sich immer – man muss nicht eigens darauf hinweisen!

Exposition: Ein Stück beginnt mit einer Exposition, die Exposition eröffnet das Stück und bereitet die weitere Handlung vor. Eine Exposition kann in das Stück einführen, eine „Exposition in das Stück“ gibt es dagegen nicht.

Extra: Nur in der Umgangssprache wird „extra“ als Adverb verwendet („Das hat er extra gemacht“). In Aufsätzen schreibt man so etwas „extra“ nicht, sondern sucht ein passenderes Adverb oder eine passende Wendung („eigens zu diesem Zweck“, „vorsätzlich“).

F

Farben: Eine orangene Blüte gibt es, eine „lilane“ nicht. Man kann stattdessen schreiben: Eine lila Blüte, eine lilafarbene Blüte, eine Blüte in Lila. Bei Pink ist es ähnlich: „pinkfarbene“ Blüten sind denkbar, „pinke“ sind stilistisch fragwürdig, „pinkene“ sind unzulässig.

G

Ganz: Um aufs Ganze zu gehen: „das Ganze“ ist meistens ein Stilfehler und zeugt von Nachlässigkeit. Man hätte dem Leser erklären können, was „das Ganze“ ist. 

Genitiv: Der deutscher Genitiv ist schon wegen seiner Formenvielfalt und Rektion schwierig. Deshalb schreiben Schüler manchmal „der Autor von dieser Erzählung“ oder gar „dem Autor seine Erzählung“. Ma kann es aber auch übertreiben mit der Liebe zum Genitiv: „Des Autors Erzählung“ klingt überkandidelt. Es heißt: „Die Erzählung des Autors“ – damit ist alles klar.

H

Handelt darum: Richtig wäre „handelt von“, wenn es um handlungsbezogene Texte geht. Falsch ist auch: „handelt über“. Genauso falsch ist: „Im Buch handelt es von…“.

Hauptprotagonisten: Protagonisten sind bereits Hauptfiguren, das Wort ist also tautologisch.

Heftig: Man kann jemanden heftig umarmen oder heftig gegen die Tür pochen, wenn man etwas aber „heftig“ findet, weil es einen empört oder aufwühlt, dann verwendet man die Umgangssprache! Das ist dann echt heftig lockt den Rotstift an!

Herr Grass und Frau Bachmann. Immer dann, wenn jemand nicht schon lange tot, aber dennoch wichtig ist, will man siezen. Die Anrede „Herr Soundso“ oder „Frau Soundso“ wirken in Klausuren aber ziemlich deplatziert, ebenso wie die Verwendung des Vornamens („Günter schreibt“ / „Ingeborg verwendet viele Stilmittel“). Man verwendet den vollen Namen oder nur den Nachnamen: „Günter Grass schreibt“, „Bachmann führt aus“.

Hinten, unten, vorne, neben: Hinter dem Wort, vorne im Satz, in der unteren Strophe: Texte sind Kunstwerke, die man beim Lesen wahrnimmt, also: in zeitlicher Folge. Natürlich kann man Texte auch räumlich wahrnehmen, so, wie sie auf dem Papier oder dem Bildschirm erscheinen. Ein „oben“ und „unten“ gibt es bei Figurengedichten durchaus, hier kann es wichtig sein, wo genau ein Wort auftaucht. Normalerweise interessieren wir uns aber nicht dafür, wie der Text gesetzt ist – das entscheidet ja oft genug der Verleger oder sogar der Drucker. Dann ist es albern, Ortsangaben wie „im Satz darüber“ oder im „Wort daneben“ zu machen.

J

Job: Um einen „Job“ zu haben, muss man nicht notwendigerweise einen Beruf erlernt haben. Insbesondere dann, wenn es um Hochqualifizierte in verantwortungsvoller Position geht, solltest du die umgangssprachliche Bezeichnung „Job“ nicht anwenden. Man spricht dann eher von einer „Stelle“, wenn es um den Arbeitsplatz geht, oder vom „Beruf“, wenn es um Tätigkeit geht!

K

Kandidaten: Kandidaten, Pappenheimer oder Kollegen: So heißen die, die wir alle nur allzu gut kennen. Schreiben darf man das aber nicht, zumindest nicht im Aufsatz. Das ist umgangssprachlich!

Kaputt. Woher das Wort „kaputt“ kommt, ist unklar. Gegenstände, die man nicht mehr reparieren kann, dürfen kaputt sein. Städte sind zerstört, nicht „kaputt“. Menschen sind ebenfalls nicht „kaputt“, sondern völlig erschöpft oder ausgelaugt.

Kindisch – kindlich: In den „Lesebuchgeschichten“ bedient sich Borchert manchmal eines Tons, der kindlich erscheint – die Textstellen klingen, als ob ein Kind spräche. Das ist gerade nicht kindisch! Kindisch verhält sich, wer wider besseren Wissens Dinge sagt oder tut, die nicht dem Reifestand eines Erwachsenen entsprechen.

Klamotten. Weil auch in der Literatur nicht nur Nackte auftreten, kommt man öfters in Verlegenheit, das zu benennen, was sie anhaben – also: was sie tragen. In der Regel: Kleidung! Umgangssprachlich ist dagegen das Wort „Klamotten“!

Klein und gering: Gering sind manche Summen und Maße, auch eine Anzahl kann gering sein. Eine Dauer ist kurz, nicht „klein“. Dasselbe gilt für Pausen in literarischen Texten. Einen „kleinen Wendepunkt“ (im Vergleich zum entscheidenden Wendepunkt) kann es auch nicht geben.

Klappen: Ein Versuch oder ein Wagnis kann gelingen – nur umgangssprachlich „klappt“ es!

Klassisch: Wie andere Epochenbegriffe („tragisch“, „komisch“) hat „klassisch“ eine weitere Bedeutung: „Klassisch“ ist, was große Klasse ist und in langer Zeit bewährtes Allgemeingut werden konnte. In Aufsätzen sollte man darauf achten, dass dieses schöne Adjektiv die Korrektoren in der Regel an die literarische Klassik denken lässt. Weil das Wort in seiner weiteren Bedeutung wertend ist, vermeidet man es besser ganz.

Klauen: Wer sich etwas unter den Nagel reißt, dem fällt es in seine Klauen – er klaut es ungeniert. Das Verb „klauen“ gehört einer niedrigen Stilschicht an, auch das Wort „Ideenklau“ hat etwas Saloppes. Besser: Man entwendet, raubt oder stiehlt!

Komisch: Wir kennen sie alle –Typen, die uns komisch vorkommen, und die wir des halb überhaupt nicht komisch finden. Mit anderen Worten: das Adjektiv „komisch“ hat zwei Bedeutungen. Eine davon ist umgangssprachlich: „komisch“ ist, was merkwürdig, seltsam, befremdlich ist. Die andere Bedeutung gilt in der Fachsprache: „komisch“ ist, was zum Lachen reizt, was Komik bewirkt. Wo unklar ist, was man meint, sollte man „komisch“ im Sinne von seltsam durch Synonyme ersetzen; auch in Fachtexten ist es besser, wenn man nur das Erheiternde „komisch“ nennt.

Komplett: Ein Teeservice kann „komplett“ sein, die meisten Sachverhalte sind aber zur Gänze, völlig, gänzlich oder vollkommen wahr oder falsch.

Konversation: Ein Gespräch ist keine Konversation! Konversation treibt oder macht man, Gespräche führt man! Gespräche sind lehrreich und gefühlsnah, Konversationen sind unterhaltsame Plauderei. Im Englischen ist das anders: Eine „conversation“ kann durchaus Tiefgang haben.

Krass: Man mag ein krasser Egoist sein oder sich krass ausdrücken – das Wort „krass“ sollte man aber vermeiden, wenn man etwas extrem gut oder äußerst erstaunlich findet. Dann ist „krass“ umgangssprachlich! Echt krass, Alter!

Kreieren: Alle Schaffensfeude erlahmt, liest der Korrektor das Verb „kreieren“. Sieht aus wie Holländisch, ist es aber nicht. Anstelle des gespreizten „kre-ieren“ sagt man besser „schaffen“ oder „entwickeln“.

Kurzprosa: Man kann es nicht oft genug sagen – „Kurzprosa“ ist ein der Regel nicht zählbar, sondern ein Einzahlwort (ein Singularetantum). Man kann also nicht sagen: „Diese Kurzprosa stammt von Kafka.“ Richtig wäre dann: „Diese Kurzgeschichte / Parabel / Anekdote (usw.) stammt von Kafka.“ Die Formulierung „Kurzprosatext“ ist ein Notbehelf. Etwas anderes ist es, von „der Kurzprosa der Jahrhundertwende“ oder von „Kafkas Kurzprosa“ zu sprechen, wenn man alle kurzen Prosatexte von Kafka meint oder die gesamte Kurzprosa aus der Zeit um 1900.

L

Laufen: Im Schwäbischen verwendet man statt des Verbs „gehen“ das Verb „laufen“ – damit ist aber im hochdeutschen Standard ein rasches Gehen oder gemächlicheres Rennen gemeint. Es heißt auch nicht: „Er musste laufen“. Stattdessen schreibt man: „Er musste zu Fuß gehen.“ Es heißt übrigens auch nicht „geloffen“, sondern „gelaufen“.

Letzten Endes: Diese Formulierung ist tautologisch. Es müsste heißen: „schließlich“, „letztlich“, „am Ende“. Falsch ist auch: „schlussendlich“.

Leserfragen: Wer den Leser ins Spiel bringt, sollte sich davor hüten, Belanglosigkeiten zu produzieren. Die eine Gefahr birgt vor allem der Schlusssatz einer Erörterung: „Was stimmt, das soll der Leser selbst entscheiden.“ Das tut er sowieso! Man darf sich aber nicht um eine eigene Meinung herummogeln und den Leser um klare Aussagen prellen. Ähnlich liegt die Sache in folgendem Satz: „Damit will der Autor den Leser zum Nachdenken bringen.“ Selbst wenn wir die Absichten des Verfassers zu kennen glauben, ist der Satz banal: Jede Lektüre regt zum Denken an.

Level: In Computerspielen kann man ein bestimmtes Level erreichen – auch stilistisch strebt man ein „Level“ an. Das heißt dann aber Standard, Rang oder Niveau.

Lyrisches Ich: Das lyrische Ich ist nicht das Ich des Autors. Wenn Goethe ein Liebesgedicht an Friederike Brion schreibt, dann ahnt sie: dieses „Ich“, das ist „Goethe“, das „Du“, das bin ich selbst. Als kluge Frau weiß sie aber auch: „Ich“ ist im Gedicht nur, wer gerade spricht, und „du“, das ist diejenige, an die er dabei denkt. Auch wenn wir heute dasselbe Gedicht einer geliebten Person vortragen, sprechen wir als „Ich“ – und das „Du“ steht uns entzückt (oder verärgert) gegenüber. Das „Ich“ ist eben nur eine Maske, die wir uns aufsetzen. Manchmal steht uns das Ich im Gespräch auch gegenüber, wie ein Fremder, der ja auch „Ich“ sagt: Im Gedicht können ja auch Berge, Vögel oder Götter „ich“ sein!

M

Machen und Tun: Das Machen schließt in der Standardsprache ein, dass man etwas herstellt oder ein Ergebnis erzielt - wie im Englischen. Das ergebnislose Tätigsein, bei dem uns eher die Art der Aktivität interessiert, drücken wir mit „tun“ aus. Der Autor beschreibt, was der Protagonist tut, nicht was er „macht“.

Mal: „Komm mal rüber, mach es nochmal, ich hab erstmal genug“ – das ist einwandfreie Umgangssprache. In einer Klausur schreiben wir aber: „einmal“, „noch einmal“, „erst einmal“!

Mental: Das Adjektiv „mental“ ist im Sportlerjargon (oder -slang?) über den Atlantik zugewandert. Es ersetzt die angestammten Begriffe „seelisch“ und „geistig“, selbst dem Fremdwort „psychisch“ setzt es zu, und zwar so, dass man hinterher nicht mehr weiß, welches davon gemeint war. Es heißt „seelische (oder: psychische) Gesundheit“, nicht „mentale Gesundheit“! Goethes Zauberlehrling will sein Werk mit „Geistesstärke“ verrichten, und nicht mit „mentaler Stärke“.

Monolog: Ein Monolog wird gehalten oder gesprochen, ausgeschlossen ist, dass er sich „abspielt“.

N

Nervig: Noch zu Goethes Zeit konnte jemand nervige Arme haben, ohne jemandem auf die Nerven zu fallen. Er war schlichtweg muskulös. In unseren genervten Zeiten finden wir alles Mögliche nervig – und das nervt uns dann. Es stört uns, wir sind gereizt! Alle Modewörter, die auf dem physiologischen Fachbegriff „Nerv“ beruhen, sollten wir vermeiden!

Nicht wirklich: Ist er glücklich? Not really! Nicht wirklich! Man spürt: Diese Formulierung ist eine Entlehnung aus dem Englischen. Wenn jemand im Deutschen „nicht wirklich glücklich“ ist, dann ist er es nur umständehalber oder überhaupt nicht.

Normale Menschen: Was „normal“ ist, wer will das entscheiden? In der Regel ist das Wort „normal“ eine Floskel, die Hilflosigkeit beim Unterscheiden verrät. Es gibt Soldaten – und Zivilisten (nicht „normale Menschen“). Es gibt Kranke – und Gesunde (nicht „normale Menschen“). Es gibt Heterosexuelle – und Homosexuelle (und andere mehr, aber nicht „normale Menschen“).

O

Option: Man hat die Wahl – oder mehrere Wahlmöglichkeiten. Das Fremdwort „Option“, aus dem Englischen eingewandert, sollte man vermeiden. Vor allem dort, wo es um etwas Wichtiges geht, steht man vor einer schweren Entscheidung, man kann nicht leichthin zwischen „Optionen“ wählen.

P

Partizipien. Es gibt zwei Sorten von Partizipien: die den Text unnötig spreizenden Partizipien der Gegenwart („spreizend“) und die vom Autor ungeschickt ausgewählten Partizipien der Vergangenheit („ausgewählt“). Sowohl die nordischen Sagas als auch die altgriechischen Epen enthalten wunderschöne Partizipien, die ganze Sätze einsparen. Schüler sollten vorsichtig sein – Wendungen wie „die schülererbrachten Leistungen“ wirken sehr befremdlich.

Passieren: Das Verb „passieren“ hat immer etwas Alltägliches. Passieren können nur kleine Dinge: Ist etwas passiert? Ja, ein Missgeschick. Bei den größeren Wechselfällen des Lebens verwendet man die Verben „widerfahren“ oder „geschehen“.

Perfekt: Was so vollkommen ist, dass man mein, man könne nichts mehr daran verbessern, das ist perfekt. Perfektion ist selten, dem sollte man entsprechen, indem man statt „perfekt“ lieber fehlerlos, tadellos oder vollendet sagt. Insbesondere die umgangssprachliche Verwendung von „perfekt“ sollte man in Aufsätzen mitbedenken („perfekter Trick“). Unschön ist auch die platte Übertragung von „Nobody is perfect“: „Niemand ist perfekt“.

Positiv: Positiv ist das, was gegeben oder vorhanden ist. Ein Befund ist positiv, weil jemand feststellt, dass etwas der Fall ist: Man ist krank (HIV-positiv) oder hat mit einer elektrisch geladenen Leitung zu tun. Unschön und unpräzise ist die Verwendung der Adjektive positiv und negativ als blasse Ersatzwörter für „gut“ und „schlecht“.

Punkt: Einem Punkt kann man nicht zustimmen, aber „in einem Punkt“ kann man mit jemandem einer Meinung sein. Der Punkt ist nämlich – halt, das ist ein Anglizismus („The point is“), bitte vermeiden!

R

Realisieren: Im Englischen verwendet man das Verb „to realize“, wenn man etwas erkennt oder dessen gewahr wird. Wenn wir im Deutschen etwas realisieren, dann verwirklichen wir es. Ein Projekt kann man realisieren, zu dem nur die Idee bereitstand, oder ein Gebäude, das bisher nur als Entwurf vorlag.

Redselig und redegewandt. Wer die Kunst der freien Rede beherrscht, darf sich beredt nennen oder redegewandt. Wer gerne redet, aber oft, ohne etwas zu sagen, den nennt man redselig oder verschwatzt. Gar nicht möglich ist das Adjektiv „redsam“.

Raffung: Der Begriff der Raffung stammt aus der Sprache der Erzählanalyse. Von „Raffung“ spricht man, wenn ein Geschehen schneller erzählt wird, als es dauert. Im Video gibt es etwas Ähnliches: den Zeitraffer. Man formuliert am besten so: „Die Handlung wird in starker Raffung wiedergegeben.“ Oder so: „Das Geschehen wird gerafft dargestellt.“ Falsch ist: „Der Text hat eine Raffung.“

S

Sachen: Wenn jemand von „Sachen“ spricht, sollte darauf achten, was er damit meint: Gegenstände? Aspekte? Oft wird das Wort umgangssprachlich verwendet („Solche Sachen passieren halt!“). In vielen Wendungen verwendet man eher das Wort „Ding“: „Es gibt Dinge, die unerklärlich sind.“

Schlau: Das Adjektiv „schlau“ bezieht sich nicht auf Weisheit oder Klugheit, sondern auf die recht verbreitete Fähigkeit, seine Mittel (auch unsaubere) so anzuwenden, dass man zum Erfolg kommt. Jemand ist schlau, wenn er die Züge des anderen vorausberechnet und eigene sorgfältig plant. Die sprichwörtliche Schläue des Fuchses besteht darin, trotz Maschendraht und Mistgabel an sein Huhn zu kommen.

Schmeißen: Wer etwas „schmeißt“, dem ist völlig gleichgültig, wo es hinfällt. Das Schmeißen ist ein recht temperamentvolles, ungerichtetes Schleudern. Es kommt vor allem in der Umgangssprache vor: „Schmeiß dein Zeug nicht überall rum!“, heißt es dann, oder: „Er hat sich vor den Zug geschmissen.“ In vielen Fällen ist „werfen“ die bessere Alternative.

Schwer und schwierig: Die Adjektive „schwer“ und „schwierig“ sind im Deutschen gerecht unter den Redewendungen aufgeteilt. Aller Anfang ist schwer, vor allem dem, dem die Sache schwerfällt oder der aus schwierigen Verhältnissen kommt. Manchmal sind die Unterschiede sehr fein: Es kann schwierig sein, etwas zu definieren, man kommt nur schwer (nicht: „schwierig“) zu einer sachgerechten Definition.

Simpel: Mit der wertenden Beschreibung eines Texts als „simpel“ sollte man sich zurückhalten. Es gibt auch raffiniert kalkulierte Einfachheit.

Sinn und Sinnlichkeit. Der Sinn in „Sinnabschnitt“ bezieht sich auf die inhaltliche Bedeutung des Abschnitts. Die Genitivkonstruktion („Sinnes-“) verwendet man für einen der Sinne des Menschen, wie bei „Sinneswahrnehmung“ oder „Sinnestäuschung“.

So ein: Es muss richtig (und nicht umgangssprachlich) heißen: „ein solcher“, nicht: „so ein“!

Sozial: Wer sich für andere einsetzt, freigiebig und großzügig ist, den nennt man in der Umgangssprache „sozial“. Die Psychologie nennt ein solches Verhalten aus gutem Grund „prosozial“. Warum? Unser Verhalten ist nie ganz frei von sozialen Zwängen und Erwartungen, es ist immer sozial. Deswegen sollte man nicht schreiben, der Protagonist habe sich „sozial“ verhalten. Vielleicht war er ja rücksichtsvoll oder hilfsbereit?

Stattfinden: Es ist schon erstaunlich, was alles stattfinden kann: Feste, Sitzungen, Kriege, Fußballspiele, Abschlussbälle. Allerdings gibt es auch Dinge, die niemals „stattfinden“ können: Wendepunkte in einer Erzählung beispielsweis (denn die Handlung kommtzu einem Wendepunkt). Auch eine „Raffung“ im Erzähltext findet nicht statt (es wird stattdessen gerafft erzählt), und eine „Beschreibung“ erst recht nicht (es wird beschrieben).

Stress: Es kann schon sein, dass uns Überlastung und Überreizung unter Stress setzen, dass wir gestresst sind und alles stressig finden. Diese Begriffe beschreiben eine sehr moderne Haltung. In der Beschreibung älterer Texte sollten wir sie vermeiden. Nach unserem Gefühl ist Kafkas Josef K. aus dem „Prozess“ schon gestresst, wir könnten aber auch sagen: Er ist rastlos, steht unter Druck, leidet unter der Ungewissheit seines Zustands. Gänzlich unmöglich sind im Deutschaufsatz Wendungen wie „herumstressen“ oder „Stress haben“.

Super. Spätestens seit Superman ist alles super. Superweiß, supergünstig, super geil. Dem Wort haftet in den meisten Fügungen etwas Umgangssprachliches an und sollte vermieden werden. 

T

Teilweise: Vor dem Wort „teilweise“ muss man teilweise warnen! Immer dann sollte es vermieden werden, wenn man nicht erklären möchte, zu welchen Teilen man die Sache für gut hält und zu welchen Teilen man sie ablehnt.

Thema und Thematik

Titel: Texte haben eine Überschrift, Werke einen Titel. Überschriften informieren den Leser also, um welche Art von Text es sich handelt, zuweilen auch, worum es geht: „Klassenarbeit Nr. 2: Diktat“. Künstlerische und wissenschaftliche Werke haben einen Titel: Der Titel eines Gedichts von Eichendorff lautet „Sehnsucht“. Titel verraten, unter welcher Perspektive der Inhalt zu sehen ist. Einen Namen haben Texte nie!

Toll: Man möchte toll werden oder tollwütig, wenn man im Erörterungsaufsatz so etwas liest: „Es hat sich etwas Tolles entwickelt“! Das Adjektiv „toll“ ist dort umgangssprachlich, wo es „sehr gut“ bedeutet. Alternativen sind „großartig“, „wunderbar“ oder „hervorragend“

U

Unkompliziert. Ganz klar – ein Text, der nicht kompliziert ist, ist einfach. Wenn er ganz furchtbar einfach ist, ist er simpel. Unkompliziert sind Vorgänge, Handlungen und Charaktere, Werke jedoch nicht!

Ursachen und Gründe: Warum geschieht etwas? Entweder, weil es durch etwas anderes angestoßen wird – dann hat es eine Ursache. Oder es ist Teil eines übergeordneten Plans und Willens, dann gibt es Gründe dafür.

Unterstützen: Irgendwann einmal begreift jeder Deutschschüler, das Stilmittel nicht nur funktionslose Ornamente sind. Dann schlägt die große Stunde des Verbs „unterstützen“! Anaphern, Metaphern, Alliterationen und Ellipsen – alle „unterstützen“ die Aussage des Texts. Was sie eigentlich tun, unterschlägt der Schreiber. Wer die Wirkung von Stilmitteln erklärt, sollte schon genau überlegen, worin sie besteht!

V

Vergleich: Wer A gegen B hält und Unterschiede feststellt oder Gemeinsamkeiten, der vergleicht. Vergleiche kann man anstellen, aber nicht „ziehen“.

Verlag: So mancher Schriftsteller wird bei einem Verlag vorstellig und hofft, sein Werk möge in diesem Verlag erscheinen – oder bei einem anderen! Selbst ein tiefschürfendes Werk erscheint nie unter einem Verlag!

Verwirrung: Literarische Texte können natürlich verwirrend sein. In einem Aufsatz sollte man sich mit dem Urteil zurückhalten, ein Text sei „verwirrend“. Möglicherweise liegt es ja doch nicht am Text, sondern eher am Leser!

Von: Wann immer man den Genitiv verwenden kann, sollte man es tun. Der Schummel-Genitiv mit „von“ („der Text von Martenstein“) gilt als Stilfehler.

Vorschein: Genauso, wie Metaphern aus dem Nichts auftauchen können, kommen sie „zum Vorschein“. Was man zum Vorschein bringen will oder was zum Vorschein kommt, muss zuvor im Dunkel geruht haben, als etwas Vergessenes oder Verlorenes.

W

Was: „Ich mir dir mal was verraten – sowas hab ich noch nie erlebt!“ Man spürt, einen solchen Satz kann man durchaus dem besten Kumpel zurufen, aber schreiben sollte man so etwas nicht!

Wirklichkeitsebenen: Die Wirklichkeit ist das eine, die erfundene Welt das andere, der Text das dritte. Verwechseln sollte man diese Ebenen nie! Besonders schön ist: „Der Protagonist ist in Zeile 7 verstorben.“ Nein! Vermutlich ist der Protagonist verstorben, und das stand im Text in Zeile 7!

Z

Zeilen und Verse: Eine Zeile ist die gedruckte (meist waagrechte) Reihe von Buchstaben und Wörtern in einem Text, so, wie man sie auf dem Papier sieht: „In Zeile sieben ist ein Druckfehler!“. Ein Vers ist die rhythmische Einheit, zu der die Wörter in einer Zeile zusammenspielen: „Der siebte Vers ist ein jambischer Dreiheber.“ Wenn Verse übermäßig lang sind, müssen sie manchmal zweizeilig gesetzt werden.

Zieht sich durch: Viele Formulierungen mit dem Verb „ziehen“, die in Aufsätzen verwendet werden, sind oft problematisch, etwa die Behauptung, etwas „ziehe sich durch den ganzen Text“. Was eine Sache „durchzieht“, das ist meistens etwas Schlechtes. Ganz besonders kurios ist es, wenn sich ein auktorialer Erzähler „durch den gesamten Text zieht“.

Zukunft: Die abgegriffene Wendung, die „Jugend sei die Zukunft des Landes“, solltest du vermeiden. Erkläre lieber, was sie herausfordert!

Zusammenhang: Wie A mit B zusammenhängt, versteht man, wenn man den Zusammenhang erkennt. Zusammenhänge kann man herstellen, aber nicht „ziehen“.