Veilchen

Viola odorata L.

Violaceae

I - Trivialnamen:

BAIR: veigerl, PLATTDT: vijöölken

II - Etymologie:

LAT. viola > AHD: fiol > MHD: vīol, vīole, vial, vīel, veiel > heute übliche Deminutivbildung ab 1570 bezeugt: Veilchen

III - Weitere Sprachen:

ALTGR: ἴον --- RU: фиалка --- TSCHECH: fialka --- DÄN, SCHWED: viol --- E: violet --- UNGAR: ibolya --- IT: violetta --- SPAN: violeta --- AZERI: bənövşəsi --- NEUGR: βιολέτα --- ESTN: kannike --- FINN: orvokit --- KROAT: ljubica --- KASACH: шегіргүл --- KURD: binevş --- LIT: našlaitė --- LETT: vijolīte --- NIEDERL: viooltje --- RUM, PORT: viola --- VIETN: chi hoa tím --- TÜRK: kokulu menekş (Viola odorata)

IV - Sprache:

[1] blau wie ein Veilchen sein = sehr betrunken, [21] ein Gemüt wie ein Veilchen haben = naiv sein, [1] wie ein Veilchen im Verborgenen blühen = trotz großer Vorzüge unentdeckt bleiben, [4] ein Veilchen haben = ein blaues Auge haben --- E: to be a shrinking violet = sehr schüchtern sein

V - Literatur:

LIT: VEILCHEN PFLÜCKEN: Friedrich Hebbel (Epigramm): „Veilchen habʼ ich gepflückt, nun will ich zum Strauße sie reihen, / Da entfallen sie mir, und es zerstreut sie der Wind. / Leichter pflücke ich neue und frische, als daß ich sie sammle, / Denn die Wiese ist reich, aber ich sammle sie doch. (Friedrich Hebbel: Sämtliche Werke. 1. Abteilung: Werke: Gedichte, Epigramme und Vermischtes, Nr. 7: Buntes. Berlin [1911 ff], S. 374) --- Theodor Storm (Gedicht): „Die Kinder haben die Veilchen gepflückt, / All, all, die da blühten am Mühlengraben. / Der Lenz ist da; sie wollen ihn fest / In ihren kleinen Fäusten haben.“ (Theodor Storm: Sämtliche Werke in vier Bänden. Band 1: Gedichte (Ausgabe 1885): 1. Buch: Mai. Berlin und Weimar, 1978, S. 149. --- Wilhelm Waiblinger in seiner Ode An die Veilchen des Albanersees pflückt die von ihm personifizierten Veilchen nicht: „Ach, ich pflück' euch nicht! Als ein trüber Fremdling / Wandl' ich nur in eurer bescheidnen Heimath, / Meine Liebe suchend, die mit des Lebens / Blüthen verschwunden.“ (Wilhelm Waiblinger: Gedichte aus Italien, Band 2: Oden und Elegien aus Rom, Neapel und Sicilien, Leipzig 1893/1895, S. 12-14)

VEILCHEN IN DER LIEBE: Eine Spinnerin gießt im süditalienischen Volksmärchen O das Veilchen ihre Veilchen und singt dazu ein Veilchen-Ritornell: „O das Veilchen! das Veilchen!“ (Kaden, Waldemar: Unter den Olivenbäumen. Süditalienische Volksmärchen. Leipzig: Brockhaus 1880, S. 186-19)--- Achim von Arnim / Clemens Brentano: Des Knaben Wunderhorn: Ich hört ein Sichlein rauschen (Gedicht): „Du hast ein Mägdlein worben / In Veilchen und im Klee“ (III,1-2) --- Achim von Arnim / Clemens Brentano: Des Knaben Wunderhorn: Knabe und Veilchen (Gedicht), dasselbe in Hoffmann von Fallerslebens Gedicht Knabe und Veilchen (August Heinrich Hoffmann von Fallersleben: Kinderlieder, Hildesheim/New York 1976, S. 6)

VEILCHEN ALS GRABBEFLANZUNG UND GRABBEIGABE: Joachim Heinrich Campe: Schenk auch du ein Tränchen mir (Gedicht): „Und pflückte mir ein Veilchen auf mein Grab.“ (I,2) --- Clara Müller-Jahnke erblickt in ihrem Gedicht Traum sich selbst als „Königin“, die ihr Kind zu Grabe trägt: „Vor meinen Blicken schwankte auf und nieder / im halben Dämmerlicht ein schmaler Sarg, / mit Veilchen rings besteckt und weißem Flieder.“ (Clara Müller-Jahnke: Gedichte, Berlin [1910], S. 274) --- Hermann von Gilm: Ein Grab (Gedicht): „Es liegen die Veilchen dunkelblau / auf einem Grab im Abendtau“ (I,1-2).

VEILCHEN ALS UNSCHULDSSYMBOL: Arthur Schnitzler setzt in seinem Roman Therese das Veilchen-Motiv geschickt ein, um durch den Kontrast das Verruchte der Folgehandlung herauszustellen: „Gegenüber, vor einem Ringstraßen-Café, saßen die Gäste im Freien und sonnten sich. Ein blasses Kind bot Theresen Veilchen zum Kauf an. Sie nahm einen kleinen Strauß. Ein Vorübergehender flüsterte ihr etwas ins Ohr, eine völlig unverblümte Aufforderung in so unverschämten Worten, daß sie nicht einmal wagte, sich umzuwenden.“ (Arthur Schnitzler: Gesammelte Werke. Die erzählenden Schriften, 2 Bände, Band 2, Frankfurt a.M. 1961, S. 681) --- Dasselbe Motiv findet sich schon in Johann Ludwig Wilhelm Gleims An Phyllis: „Phyllis, unter diesen Buchen / Will ich junge Veilchen suchen / Komm, und suche sie mit mir!“ (Johann Wilhelm Ludwig Gleim: Ausgewählte Werke: Neue Gedichte, Leipzig 1885, S. 187) --- Geradezu kokett setzt Paul Heyse im Brautlied das Veilchen ein: „Welch ein Klagen ist fröhlicher, / Als in Myrten um Veilchen klagen?“. Die Myrte, das Hochzeitssymbol, ersetzt die verlorene Unschuld, die Veilchen. (Paul Heyse: Gesammelte Werke, 3 Reihen in 15 Bänden, Reihe 1, Band 5, Stuttgart 1924, S. 169) --- Auch in Frank Wedekinds Dreiakter Frühlingserwachen deuten die Veilchen, die Wendla im Wald pflückt, auf ihre Entjungferung hin: „Warum hast du dich aus der Stube geschlichen? – Veilchen suchen! – Weil mich Mutter lächeln sieht. – Warum bringst du auch die Lippen nicht mehr zusammen? – Ich weiß nicht. – Ich weiß es ja nicht, ich finde nicht Worte ... / Der Weg ist wie ein Pelücheteppich – kein Steinchen, kein Dorn. – Meine Füße berühren den Boden nicht ... Oh, wie ich die Nacht geschlummert habe! / Hier standen sie. – Mir wird ernsthaft wie einer Nonne beim Abendmahl. – Süße Veilchen!“ (II, 6) --- --- Als Symbolpflanze der Unschuld dient das Veilchen in Otto Roquettes Wenn die ersten Veilchen blühen: „Wenn die ersten Veilchen blühn / Ist die Rosenzeit nicht fern.“ (Otto Roquette: Gedichte, Stuttgart 1880, S. 14) --- Luise Hensel lässt in ihrem Gedicht Veilchen das lyrische Ich die Unschuldsformel auf sich selbst an: „Auch ich kam aus dem grünen Haus, / Mein Duften dir zu weihʼn. – / Nimmst du mich auf in deinen Strauß? / Bin ich dir nicht zu klein?“ (Louise Hensel: Lieder. Paderborn 1879, S. 435)

DAS SCHÜCHTERNE UND DAS VORWITZIGE VEILCHEN: In William Shakespeares Sonnet XCIX bezichtigt der Sprecher das Veilchen des Diebstahls, um der Geliebten ein Kompliment zu machen: „The forward violet thus did I chide: / Sweet thief, whence didst thou steal thy sweet that smells, / If not from my love's breath?“ (1-3) --- In August Wilhelm Schlegels Sonett Sinnbilder wird ein Veilchen, das Sinnbild der später erwähnten Schüchternheit, zum Rosenstrauch, der erblühten Liebe (August Wilhelm von Schlegel: Sämtliche Werke Band 1, Leipzig 1846, S. 322)

VEILCHEN FÜR DIE EWIGKEIT: In Peter Altenbergs Skizze Blumen verhöhnen die Fresien den Veilchenstrauß, weil er vertrockne – der Erzähler lässt jedoch durchscheinen, dass er durch den Dichter verewigt werde (Peter Altenberg: Märchen des Lebens. Berlin 7–81924, S. 184) --- Adalbert von Chamisso: Märzveilchen (Gedicht)

VEILCHENDUFT: Das Kinderbuch Vom Veilchen, das nicht duftete. Ein Märchen von Klaus Bourquain und Ingeborg Meyer-Rey (Berlin: Kinderbuchverlag, 1982) erzählt von einem Veilchen ohne Duft.

VEILCHEN ALS LIEBESGABE: In Adolph L’Arronges Drama Hasemann’s Töchter(1908) sorgt ein vergessenes Veilchenbukett für einige Verwicklungen. --- Eine Abweisung erfährt auch das lyrische Ich in Am 5ten May 1816 von Ernst Schulz: „Die ersten Veilchen, die entsprossen, / Du nahmst sie an und danktest still; / Doch heut ist deine Thür verschlossen, / Da ich die letzten bringen will.“ (Ernst Schulze: Sämmtliche poetische Schriften, Band 3, Leipzig 1819–1820, S. 177) --- Die Liebesgabe kann auch mit der Geliebten gleichgesetzt werden, wie in Friedrich Schillers Epigramm C. G. aus den Xenien: „(Friedrich Schiller: Sämtliche Werke, Band 1, München 31962, S. 315). --- „Viele Veilchen binde zusammen! Das Sträußchen erscheinet / Erst als Blume; du bist, häusliches Mädchen, gemeint.“

VEILCHENAUGEN: Heinrich Heine: Die blauen Frühlingsaugen (Gedicht) --- Ders.: Neue Gedichte, Nr. 33: „Morgens send ich dir die Veilchen, / Die ich früh im Wald gefunden, / Und des Abends bring ich Rosen, / Die ich brach in Dämmrungstunden.“ (Heinrich Heine: Werke und Briefe in zehn Bänden. Band 1, Berlin und Weimar 1972, S. 229) --- Ders.: Buch der Lieder, Lyrisches Intermezzo, Nr. 30: „Die blauen Veilchen der Äugelein, / Die roten Rosen der Wängelein, / Die weißen Lilien der Händchen klein, / Die blühen und blühen noch immerfort, / Und nur das Herzchen ist verdorrt.“ (Heinrich Heine: Werke und Briefe in zehn Bänden. Band 1, Berlin und Weimar 21972, S. 84) --- Nikolaus Lenau: Das Veilchen und der Schmetterling (Gedicht) --- Johann Wolfgang von Goethe: Das Blümlein Wunderschön (Gedicht): „Ich stehʼ verborgen und gebückt / Und mag nicht gerne sprechen, / Doch will ich, weil sichʼs eben schickt, / Mein tiefes Schweigen brechen.“

VEILCHEN ALS FRÜHLINGSSYMBOL: Mascha Kaléko: Nennen wir es „Frühlingslied“ (Gedicht): „Veilchen tun, als hättʼ es nie zuvor / Laue Luft und blauen Duft gegeben.“ (II,4-5) --- --- Karl Krolow: Naturgeschichte (Gedicht): „Goethes Veilchen / dauert im Papierbukett“ (IV) --- Christian Adolph Overbeck: Fritzchen an den May (Gedicht): „Komm, lieber May, und mache / Die Bäume wieder grün, / Und laß mir an dem Bache / Die kleinen Veilchen blühn!“ (I) --- Ludwig Christian Hölty: Mailied (Gedicht): „Der Anger steht so grün, so grün, / Die blauen Veilchenglocken blühn / Und Schlüsselblumen drunter.“ (I, 1-3) --- Ludwig Christoph Heinrich Hölty: An ein Veilchen: „Entpflückt die Schöne / Dich dem Rasen, die Brust mit dir zu schmücken, / O dann schmiege dich an ihr Herz, und sag ihr, / Daß die Tropfen, in deinem blauen Kelche, / Aus der Seele des treusten Jünglings floßen, / Der sein Leben verweinet, und den Tod wünscht.“ (Ludwig Christoph Heinrich Hölty: Sämtliche Werke. Band 1, Weimar 1914, S. 97, 3 ff.) --- Theodor Storm: Oktoberlied (Gedicht): „Der Frühling kommt, der Himmel lacht, / Es steht die Welt in Veilchen.“ (V, 3-4)

VEILCHEN ALS SYMBOL DER BESCHEIDENHEIT: Elise Sommer: Das Veilchen (Gedicht): „Einsam entblühst du, Veilchen, der Erde / grünlockigem Schoosse, / Dein ätherischer Hauch würzet verborgen die Luft.“ (1-2) --- Dieselbe: An ein Veilchen (II): „Holde Lenzverkünderin, / Mit dem treuen zarten Sinn, / Lass gerührt dich pflücken! / Dieses Liedchen weihʼ ich dir, / Dafür sollst du freundlich mir / Nun den Busen schmücken!“ (Elise Sommer: Gedichte, Frankfurt a.M. 1813, S. 226, 279) --- Dieselbe: Das Veilchen (Gedicht, II): „Hier streuʼt mein liebes trautes Veilchen, unter Blätter / Und Gras versteckt, den süßesten Geruch; / In stiller Größe trotzt es jedem Sturm und Wetter, / Und lebt sich selbst, und ist sich selbst genug.“ (Elise Sommer: Poetische Versuche, Marburg 1806, S. 18) --- Als Symbol der Bescheidenheit auch bei Georg Philipp Harsdörffer: Das Veilchen (Gedicht): „Wer die Veielblumʼ betrachtʼ, / Nimmt der Demuth Bild in Acht / Mit viel trefflichen Gaben. / Die nun auf der Erden liegen, / Sich in Dornenschatten schmiegen, / Werden endlich erhaben.“ (Auserlesene Gedichte von Georg Philipp Harsdörffer, Johann Klaj, Sigmund von Birken, Andreas Scultetus, Justus Georg Schottel, Adam Olearius und Johann Scheffler, Leipzig 1826, S.4) --- --- Aus den Kinderliedern Hoffmann von Fallerslebens stammt das Gedicht Veilchen (I) mit dem Motiv der Bescheidenheit: „Veilchen, wie so schweigend, / Wie so still dich neigend / In das grüne Moos! / Veilchen, sag was sinnst du, / Sag mir, was beginnst du, / Scheinst so freudenlos?“ (August Heinrich Hoffmann von Fallersleben: Kinderlieder, Hildesheim/New York 1976, S. 34) --- Vergleichbar ist ein kurzes Gedicht Ludwig Tiecks mit dem Titel Veilchen (Ludwig Tieck: Gedichte. Teil 2, Heidelberg 1967, S. 144).

VEILCHEN UND MELANCHOLIE. Ein vom Frost bedrohtes Veilchen endet in Johann Georg Jacobis Gedicht An ein Veilchen, im Februar (III) an der Liebsten Brust: „Mußt sterben, Veilchen! weil du mußt, / Alt einen Tag; o weh! / So stirb an meines Mädchens Brust, / Daß ich dich sterben seh.“ (Johann Georg Jacobi: Sämmtliche Werke. Band 3, Zürich 1819, S. 15) --- Die Melancholie des Dichters veranaschaulicht Jacobi in seinem Gedicht An Lenetten, der den Untertitel „Ueber ein im Oktober von ihr gefundenes Veilchen“ trägt. Das Veilchen wird mythologisierend auf die Tränen Amors zurückgeführt. Es überlebt jedoch den Herbst: „Und es lebt noch, wenn die Farben / Jedes Blumenbeets erstarben; / Dann, des Herbstes auch sich freuend, irrt / Deine Schöne hier, wo rauhe Winde schwärmen, / Bricht das Veilchen, und es wird / Sich an ihrem Busen wärmen.“ (Johann Georg Jacobi: Sämmtliche Werke. Band 2, Zürich 1819, S. 181) --- Noch in Otto Julius Bierbaums Gedicht Kälte ist der Melancholie-Gestus zu spüren: „Meine armen Veilchen sind erfroren, / Liegen nun im Schnee vorm Fenster draußen, / Naß und duftlos. Meine holde Hoffnung / Ist gestorben.“ (Otto Julius Bierbaum: Gesammelte Werke. Band 1: Gedichte, München 1921, S. 187) --- Friedrich Rückert: Das Veilchen ist aufgeblüht (Gedicht, aus den Kindertotenliedern): Blühen in der Kälte, ohne zu duften: Melancholie --- Georg Trakl: Im Frühling (Gedicht): „Balde an verfallener Mauer blühen / Die Veilchen, / Ergrünt so stille die Schläfe des Einsamen.“ (III) --- Agnes Miegel: Heimweh (Gedicht): „Und blaue Veilchen blühten auf allen Hügeln bis zur See. / In meiner Heimat Feldern / liegt in den Furchen noch der Schnee.“ (II)

VEILCHENBUKETTS AM BUSEN: Einen Veilchenstrauß im Decolleté der Liebsten zeigt Christian Felix Weißes Gedicht An ein Veilchen (II): „Mein Veilchen, laß die Schmeicheleyen / Des jungen Zephyrs dich nicht reuen, / Du unsrer Gärten erste Zier! / Dich soll ein schöner Loos beglücken; / Den schönsten Busen sollst du schmücken, / Und alle Grazien mit dir.“ (Christian Felix Weiße: Scherzhafte Lieder, Leipzig 1758, S. 79) --- Dasselbe Motiv greift Heinrich Christian Boie in seinem Gedicht Das Veilchen auf: „Von Moos und Blättern fast erdrückt / Kroch einst der Demut Bild dies Veilchen nah der Erde, / Das für die schönste Brust gepflückt / Aus der vergeßensten der Blumen Stolz nun werde.“ (Heinrich Christian Boie: Beitrag zur Geschichte der deutschen Literatur im 18. Jahrhundert von Karl Weinhold, Halle 1868, S. 288).

DIE VEILCHEN NAPOLEONS . In Christian Dietrich Grabbes Drama Napoleon oder Die Hundert Tage sagt Vitry zu Chassecoeur: „Ja, ja, Vater Veilchen spielte um die Welt, und wir waren seine Croupiers. […] VITRY. Na, still, nur still – In unsrem schönen Frankreich blühn jeden Lenz das Veilchen, der Frohsinn und die Liebe wieder neu, – Veilchenvater kommt auch zurück.“ Gemeint ist Napoleon, „Père la Violette“. --- Darauf ebenfalls Bezug nimmt Margarete Holms 1985 Luebbe erschienener historischer Roman Veilchen für Napoleon.

WEITERE VEILCHENTEXTE: Matthias Claudius: Stand ein jungen Veilchen (Gedicht) --- Max Dauthendey: Mein Zimmer duftet königlich fein (Gedicht): „Mein Zimmer duftet königlich fein, / Veilchenprinzessinnen zogen ein.“ (I,1-2) --- Franz von Dingelstedt: Märzveilchen (Gedicht) --- Karl Egon Ebert: Das erste Veilchen (Gedicht) --- Joseph von Eichendorff: Müde kehrt ein Wandersmann zurück (Gedicht): „Warum weinst du, holde Gärtnersfrau? / Weinst du um die Veilchen dunkelblau?“ (III,1-2) --- Salomon Geßner: Die Viole (Gedicht) --- Johann Wolfgang von Goethe: Das Blümlein Wunderschön: Das Veilchen (Gedicht) --- Johann Wolfgang von Goethe: Ein Veilchen auf der Wiese stand (Gedicht) --- Johann Wolfgang von Goethe: Felsweihe (Gedicht): „Veilchen bring ich dir, / getragen junge Blüten zu dir“ (I, 1-2) --- Johann Wolfgang von Goethe: Und mein liebes Veilchen blüht (Gedicht) --- Johann Elias Schlegel: Das Veilchen (Gedicht)

VII - Bildende Künste:

BOTANISCHE STUDIEN: Ein Studienblatt Leonardos von 1483 zeigt neben anderen Blumen auch eine Veilchenblüte. --- VEILCHENVERKÄUFERIN: Eine Veilchenverkäuferin zeigt Henri de Toulouse-Lautrecs Lithographie Kauft meine Veilchen von 1895 (23,5 × 17,3 cm). --- PERSONIFIZIERTE VEILCHEN: Eine farbige Lithographie von Cecily Mary Barker zeigt The dog violet Fairy, eine Fee im Gewand eines Hundsveilchen (Viola canina). Die Illustration entstammt dem 1923 London by Blackie veröffentlichten Flower Fairies of the Spring --- Motivisch verwandt ist Raoul Larches Bronzeskulptur Les Violettes (1904). Sie zeigt ein junges Mädchen, das zwei Kinder schützend umfasst – alle drei Figuren sind personifizierte Veilchen. --- Personifiziert sind bereits Jean Ignace Isidore Gérard Grandvilles Veilchen aus den Fleurs animées von (1846-1847). --- VEILCHENSTILLEBEN: Der Albrecht Dürer zugeschriebene Veilchenstrauß von 1505, ausgeführt in Deck- und Wasserfarben auf Pergament (Albertina, Wien) stammt wohl nicht von Dürer. Karl Burkerts Roman Die unsterblichen Veilchen (Feuchtwangen, 1928) nimmt auf das vorgebliche Dürer-Bild Bezug.--- Antoine Vollons Miniatur Violes aus der Philipps Collection (Ö / L, 9,5 x 12,75 cm) zeigt ein Veilchenbukett auf einem Buch bei einer Chinoiserie-Vase. Edouard Manet Bouquet des violes (Ö / L, 27 x 22 cm, Privatslg.) zeigt einen Veilchenstrauß und einen Fächer. Das in impressionistischer Zeit beliebte Motiv des Veilchenstraußes findet sich auch 1882 bei Henri Toulouse-Lautrec (Violes, Ö/H, 24 x 19 cm, Dallas Museum of Fine Arts, Dallas, Texas, USA) und Walter Sickert. --- Auch von Konstantin Korovin gibt es ein Veilchen-Stilleben – allerdings flankieren die Veilchenbuketts hier eine Vase mit roten Rosen (1912, Ö/L, Moskau: Tretyakov-Gallerie). --- VEILCHENSTRÄUSSE ALS ATTRIBUT: Stefan Lochners Madonna mit dem Veilchen hält ein Veilchenbukett in den Händen (Öl und Tempora auf Holz, vor 1450, 211 x 110 cm, Köln: Kunstmuseum des Erzbistums). --- Ein Veilchensträußchen hält Berthe Morisot auf Edouard Manets Berthe Morisot With a Bouquet of Violets (1872, Ö / L, 55 x 40 cm, Paris: Grand Palais, Musée dʼOrsay). --- Eine Kindergruppe im Wald zeigt Ferdinand Waldmüllers Kinder im Walde oder Veilchenpflückerinnen (Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, 1858, Öl auf Holz, 62,4 × 79 cm). Auch ein Veilchenmädchen hat Waldmüller gemalt. --- Einen Halbakt in klassizistischem Gewand zeigt John William Godards Tondo Violets, sweet violets (Ö / L) --- Fritz Erlers Die ersten Veilchen zeigt eine Dame in Schwarz, die – mit dem Blick zum Betrachter – ein Veilchensträußchen an ihre Brust hält (1901, Ö / H, 69 x 93 cm, Museum Georg Schäfer) --- Vergleichbar ist Maria Oakey Dewings Girl with Violets (1877, Ö / L, Privatslg.) – das Mädchen in weißem Kostüm hält schüchtern die Hände gefaltet, ihren Ausschnitt ziert ein Veilchenstrauß. --- VEILCHENKRÄNZE: Mit Veilchen bekränzt ist das sich träumerisch zurücklehnende Mädchen auf Godards With Violets Wreathed And Robe Of Saffron Hue von 1902 (Ö / L, Privatsammlung, 69 × 54 cm). --- John William Godwards Ionian Dancing Girl von 1902 zeigt ein Mädchen in ionischem Gewand mit einem Veilchenkranz (Ö / L, 137,1 x 83,8 cm, Slg. William O. Brisben). --- VEILCHENKETTE: Auf der Ophelia des präraphaelitischen Malers John Everett Millais (1851-52, Ö / L, 76,2 × 111,8 cm, London: Tate Britain) fällt erst auf den zweiten Blick eine Veilchenkette aufm, die den Hals der im Seerosenteich treibenden Ophelia aus Shakepeare Hamlet ziert. --- Die Beliebtheit des Veilchens bei den Präraphaeliten belegt James Dromgole Lintons Violets oder The Violetʼs Messag von John Everett Millais. --- VEILCHENERNTE: Eines der wenigen Gemälde, das wirtschaftliche Aspekte der Veilchenkultur belegt, ist Henry Herbert La Thangues Gemälde von 1913. Eine Arbeiterin schüttet eine Bütte nach der Veilchenernte aus.

VIII - Darstellende Künste und Musik:

Das von Mozart (K. 476) am 8.6.1785 in Wien komponierte Lied Das Veilchen geht auf Goethe zurück (Ein Veilchen auf der Wiese stand, s. o.). --- Volksetymologisch wird die Herkunft der Begriff Viola auf die Veilchen zurückgeführt, die an der Stelle entsprossen, wo Orpheus im Mythos seine Laute ablegt. --- Die Operette Euryanthe von Carl Maria von Weber (1786-1826) basiert auf Gerbert de Montreuils Versroman Roman de la Violette (1227-1229)– die Hauptfigur Euriaut trägt von Geburt an ein Mal, das einem Veilchen gleicht. --- Robert Stolz (1880-1975) komponierte das Singspiel Wenn die kleinen Veilchen blühen (1923, Libretto: Bruno Hardt-Warden, UA 1. 4.1932, Prinzessin-Theater, Den Haag). --- Emmerich Kálmán komponierte die Musik zu der Operette Das Veilchen vom Montmartre (Libretto: Julius Brammer and Alfred Grünwald, UA Wien, Johann-Strauß-Theater, 21.3.1930). Darin verlieben sich drei Künstler in die Pariser Straßensängerin Violette Cavallini, das „das Veilchen vom Montmartre“. --- Johann Abraham Peter Schulz komponierte zum Text Johann Georg Jacobis das Lied Sagt, wo sind die Veilchen hin, das in der Sammlung Lieder im Volkston, bey dem Claviere zu singen in Berlin bei Decker 1785 erschien (Deutsches Volksliedarchiv Freiburg: V 3/2064). --- Ein irisches Volkslied mit dem Titel A Bunch of Violets spielt mit der Symbolik des Veilchens als Liebesblume: „They were only a bunch of violets, a bunch of violets blue / Fresh and fair and fragrant like diamonds on the dew. / Fresh and fair and dainty as he pressed them to his heart / He smiled and said where eʼer heʼd roam, from them he neʼer would part.” --- Ein Volkslied aus Luxemburg lässt nach dem Veilchen auch die anderen Veilchen sprechen – sie wollen gepflückt sein: „Und nun hatten alle Blümchen, / All zusammen eine Bitt'; / Überall ertönt' ein Stimmchen: / ‚Nimm auch mich zum Liebchen mit!‘“ (Warker, N.: Wintergrün. Sagen, Geschichten, Legenden und Märchen aus der Provinz Luxemburg. Arlon: Willems, 1889/90, S. 133-134).

IX - Audiovisuelle Medien:

Das Veilchen vom Potsdamer Platz ist ein Spielfilm von J. A. Hübler-Kahla, die Hauptrolle des Blumenmädchens spielte Rotraut Richter (1936). --- In Die Veilchen der Kaiserin, einem Musical unter der Regie Richard Pottier (1952) wird die Blumenmalerin Violetta von der als Veilchenfreundin bekannten Kaiserin Eugenie protegiert. --- Violets Are Blue ist ein romantisches Drama von Jack Fisk (1986, Columbia Pictures) mit Sissy Spacek and Kevin Kline. --- In Manhattan spielt Purple Violets, Beziehungskomödie von Edward Burns (2007) über vier College-Absolventen.

X - Verwendung:

MYTHOS: Möglicherweise haben Veilchen im römischen Totenkult um den kleinasiatischen Gott Attis, einen Sohn der phrygischen Göttin Kybele, eine Rolle gespielt. Als der besagte Attis die Tochter des Midas, des Königs von Pessinus, ehelichen soll, erscheint Kybele bei der Hochzeit und treibt Attis in den Wahnsinn, worauf er sich selbst entmannt. Aus dem Blut, das dabei zu Boden tropfte, entstanden Veilchen. --- Veilchenkränze wurden in Griechenland bei Banketten getragen. Sie sollten vor Trunkenheit schützen. Veilchenkränze sollen in Athen auch Dreijährige als Amulett und zum Dank an die Götter getragen haben. --- Unter den Tritten der jedes Jahr im Frühling in die Oberwelt zurückkehrenden Aphrodite sollen Veilchen entsprossen sein. --- Veilchen waren dem Ares, aber auch der Aphrodite geweiht und eine geschätzte Votivgabe. --- Einem Mythos zufolge geht das Veilchen auf eine von Helios verfolgte Tochter des Atlas zurück, die zum Schutz vor dem Gott in ein Veilchen verwandelt worden sei. --- Hera und Zeus sollen auf einem Brautbett aus Veilchen gelegen haben. --- Hephaistos soll sich seiner Gattin Aphrodite durch Veilchenduft angenehm gemacht haben. --- Zeus soll die in eine Kuh verwandelte Io durch eine eigens geschaffene Veilchenwiese belohnt haben. --- Eine weitere Verwandlungssage stammt aus Sachsen (Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Dresden: Schönfeld, 1874, Band 2, S. 171). Diese Sage, Das Veilchen vom Czorneboh, sei ihrer Kürze wegen ganz wiedergegeben: „Als noch das Wendenland im heidnischen Aberglauben versunken war, da verehrten die Sorben einen Götzen, Czorneboh, von dem der Berg den Namen hat, weil er hier oben ein prächtiges Schloß bewohnte. Derselbe hatte aber ein liebliches Töchterlein, das er höher schätzte, als alle seine Schätze. Wie nun aber das Christenthum sein Licht auch in diese Gegend trug, da wußte er, daß sein Reich auf dieser Welt zu Ende war, und als das Kreuz zum ersten Male auf dem Berge erglänzte, da war der Götze zu Stein geworden und mit ihm sein stolzes Schloß, sein reizendes Töchterlein aber ward in ein bescheidenes Veilchen verwandelt. Alle 100 Jahre einmal in der Walpurgisnacht erwacht die Jungfrau zum Leben, und wem es beschieden ist, das Veilchen in diesem Augenblicke zu pflücken, der erhält die holde Jungfrau mit allen Schätzen ihres Vaters.“

PARFÜMERIE: Im 17. und 18. Jh. waren Veilchenparfüms und Veilchenpomaden populär (Vera Violetta, Roger et Gallet). Das Duftveilchen (viola odorata)wurde in der Parfümherstellung verwendet, häufig jedoch durch ein Absolue aus der florentinischen Schwertlilie (Iris germanica ‚Florentina‘) und ab 1885 durch synthetische Duftstoffe ersetzt. In Italien, Frankreich und Nordafrika werden Veilchen zur Gewinnung von Veilchenblattöl nach wie vor angepflanzt.

KÜCHE: In der Küche wurden (und werden) frische oder kandierte Veilchen zur Dekoration genutzt (Violettes de Toulouse), die Blüten auch zur Herstellung von Veilchenessig. Der französische Veilchensirup wurde in England und den USA zur Herstellung von Scones und Marshmallows verwendet. Als Beigabe zum schwarzen Tee werden sie als Veilchentee konsumiert oder aromatisieren Liköre wie den Parfait dʼAmour. Bereits Nero soll mit Veilchen dekorierte und parfümiertes Gletschereis gekostet haben.

FLORISTIK: Bereits die Griechen legten eigene Veilchengärten an. --- Im alten Iran waren Veilchen ebenfalls geschätzte und eigens kultivierte Zier- und Liebespflanzen. --- Bis 1930 waren langstielige Zuchtsorten des Veilchens beliebte Schnittblumen für Veilchenbuketts, die der Verehrer der von ihm verehrten Person auch unauffällig überreichen konnte

MODE: Veilchen wurden von Damen vor allem im 18. Jh. im Dekolleté getragen. --- Im ausgehenden 19. Jahrhundert wurden Veilchenbuketts vor allem in England auch von Herren am Revers getragen.

MEDIZIN: Medizinisch wird das Veilchen gegen Ekzeme eingesetzt; eine Wirkung gegen Krebs wird vermutet. Die sogenannte Veilchenwurzel, das man zahnenden Kindern reicht, ist allerdings ein Teil des Rhizoms einer Iris.

BRAUCHTUM: Ein Veilchenfest wird seit etwa 1960 im französischen Tourrettes-sur-Loup gefeiert. --- Aus der Bretagne ist das Aussäen von Veilchen als Ritus zum Herbeiholen des Frühlings bekannt. --- In Mecklenburg sollten die ersten drei Veilchen des Jahres gegen diverse Krankheiten helfen. --- Das Pflücken von Hundsveilchen (und das Riechen an den Blüten) war in manchen Gegenden tabuisiert; angeblich löse es Wahnsinn aus, man bekomme davon Flöhe oder Sommersprossen.

CHEMIE: Veilchenfarbstoffe werden seit dem 19. Jh. zur Herstellung von Lackmuspapier genutzt.

POLITISCHES SYMBOL: Das Veilchen war im 19. Jh. das Emblem der Anhänger Napoleons, der auch als „Corporal Violette“ und zu Zeiten seines Kaisertums als „Père la Violette“ bekannt war. Seine Frau Josephine Beauharnais soll ein mit Veilchen geschmücktes Hochzeitskleid getragen haben. Weitere bekannte Veilchenliebhaber waren Johann Wolfgang Goethe (der Veilchensamen zur Aussaat versandte) , Winston Churchill, Marie Louise von Österreich, Winston Churchill, Elisabeth von Österreich, Alphonsine Plessis (Dumasʼ Kameliendame) und Ci Xi (die Kaiserinmutter des letzten chinesischen Kaisers).

XI - Verbreitete Unterarten:

Viola odorata (Duftveilchen) --- Viola canina (Hundsveilchen) ---- Viola alba (Parma-Veilchen)

XII - Lektüre:

  • NHV (Hg.): Veilchen: Viola odorata. Das Buch zur Heilpflanze des Jahres. Bonn: NHV-Verlag, 2008
  • Köhlein, Fritz: Viola: Veilchen, Stiefmütterchen, Hornveilchen. Stuttgart: Ulmer, 1999
  • Coon, Nelson /Georgian Giffen: The Complete Book of Violets. Lancaster: Gazelle Book Services, 1978

XIII - Links:

  • Wolfgang Brandt / Maria Mail-Brandt : Gartenveilchen - die Homepage für VeilchenliebhaberInnen. Unter: http://www.gartenveilchen.de/. (Bearbeitungsstand: 10.09.2014, Zugriff: 11.04.2015)

Astel, Arnfried: Blutig blüht das Veilchen. Pflanzen und ihre Mythen. Vortragsmitschrift, Vortrag gehalten auf einer Versammlung der Grünen, Saar, am 24.6.1990. Unter: Ders.: Sand am Meer: http://www.zikaden.de/navigation/gesondert.html