Das Spiel mit Masken

Menschen tragen aus den unterschiedlichsten Gründen Masken – um sich zu schützen, um sich zu verhüllen oder um böse Geister abzuwehren; vor allem trägt man Masken im Theater. Allerdings bilden nicht alle Theaterschulen im Spiel mit der Maske aus. Dennoch bleibt die Maske ein wichtiges Stilmittel.

Welche Arten von Masken gibt es im Theater?

Seit der Antike sind Masken im Theater ein häufig wiederkehrendes Element. Man unterscheidet:

Nach dem Material:

  • Schminkmasken, die mit Schminkfarben aufgetragen werden; sie kommen in Ritualen schon sehr früh vor und sind heute die dominante Form; in professionellen Theatern und im Film werden die Schauspielerinnen und Schauspieler von Maskenbildnerinnen und Maskenbildern geschminkt, die „Maske machen“; zu ihrem Arbeitsgebiet gehören auch Frisuren;
  • Hohlformmasken aus Gips, Holz oder Leder, die das Gesicht umschließen und bedecken; für sie ist in der Regel der Kostümbildner oder die Kostümbildnerin zuständig.

Nach der Form:

  • Ganzmasken, die das gesamte Gesicht und zuweilen auch den Kopf und die Halspartie bedecken;
  • Halbmasken, die den Mund zum Sprechen freilassen; sie kommen im Venezianischen Karneval vor, aber auch in der Basler Fasnacht.

Nach dem Verwendungszusammenhang:

  • Alltagsmasken, die auch im Alltag eingesetzt werden (Schal, Sonnenbrille);
  • Neutralmasken, die zur Vereinheitlichung der Schauspieler verwendet werden;
  • Totenmasken, die bei Bestattungen aufgelegt wurden, beispielsweise in den Anden und in Ägypten);
  • Schamanische Masken, die im schamanischen Ritual die Verwandlung in ein Tier oder eine Gottheit ermöglichen;
  • Apotropäische Masken, die als Schreckmasken böse Mächte abwehren;
  • Schutzmasken, die den Träger vor Hitze, Frost, Austrocknung oder Splittern schützen;
  • Kosmetische Masken, die aus gesundheitlichen Gründen oder zur Steigerung der Attraktivität aufgelegt werden;
  • Anonymisierende Masken, die unkenntlich machen, wie die im Barock beliebte Cachenez-Maske oder die venezianische Moretta muta, eine Ganzmaske aus schwarzem Samt ohne Mundschlitz; bei Verbrechen oder Demonstrationen werden beispielsweise Sturmhauben oder Guy-Fawkes-Masken getragen, um das Inkognito zu wahren.

Welche Funktionen können Masken erfüllen?

  • Masken können akustische Zwecke erfüllen, etwa dann, wenn das Mundloch einen Schalltrichter bildet;
  • Viele Masken erfüllen expressive Zwecke, sie dienen dem Gefühlsausdruck und machen Emotionen weithin sichtbar;
  • Masken machen einen schnellen Rollenwechsel möglich, der auch einen Geschlechtswechsel möglich macht oder die Verwandlung in einen Gott.
  • Masken machen – zum Beispiel in der Verwechslungskomödie – plötzliche Enthüllungen möglich.
  • Masken können durch Verhüllung Spannung schaffen, wenn eine wichtige Figur inkognito die Bühne betritt;
  • Masken können typisieren, sie weisen die auftretende Figur einer bestimmten sozialen Gruppe oder einem theaterüblichen Typus zu.
  • Masken können auch Konformität herstellen, aus einer Gruppe ein einheitliches Kollektiv formen.

Wo sind Masken besonders üblich?

Masken spielen in vielen Theaterkulturen eine wichtige Rolle. In einigen sind sie nahezu unverzichtbar:

  • Im Theater der griechischen und römischen Antike tragen die Schauspieler typisierte Masken (aus dem lateinischen „persona“ (von. personare = hindurchklingen) leitet sich das Wort „Person“ her.
  • In der italienischen Commedia dell’arte tragen traditionell zwei Figurengruppen Masken: die zanni (Figuren aus dem einfachen Volk, etwa Arlecchino) und die vecchi (die Alten, etwa Pantalone); unmaskiert sind die stärker charakterisierten amorosi (die Verliebten).
  • Auch in der englischen Masque sind im 17. Jahrhundert Masken üblich.
  • Im ostasiatischen Theater tragen die Figuren häufig Masken, etwa im japanischen Nō-Theater und in der Chinesischen Oper (Xìqǔ).
  • Auch in Süd- und Südostasien gibt es oft maskentragende Figuren, etwas der Affe Hanuman in Theaterformen mit Bezug zum Sanskritepos Ramayana), im ostindischen Chhau oder im nepalesischen Mahakali pyakhan.

Theaterpraxis: Ideen

  • Maskenproduktion: Die Schauspieler fertigen sich eigene Masken.
  • Körperausdruck: Masken bedecken das Gesicht, Emotionen müssen durch Haltung und Gestik ausgedrückt werden.
  • Schminken: Die Mitspielenden schminken sich gegenseitig.
  • Dynamische Masken: Die Mitspielenden tragen veränderliche Masken (aus Stoff, Folie oder Papier) und nehmen je nach Maskengestalt eine andere Rolle ein.
  • Überraschen: Die Mitspielenden üben das gekonnte Maskieren und Demaskieren auf der Bühne.
  • Maskenpantomime: Die Mitspielenden reagieren mimisch und gestisch auf eine Maske. Der Träger oder die Trägerin versucht von den Reaktionen abzulesen, wer verkörpert wird.
  • Objet trouvé: Mit Hosengummis schnallen sich die Mitspielenden beliebige Dinge ins Gesicht und setzen diese improvisierten Masken im Spiel ein.
  • Maskenwechsel: Alle Schauspielenden tragen eine Maske und reichen ihre Maske jeweils weiter.

 Bibliographie

Theorie

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  • Weihe, Richard: Die Paradoxie der Maske. Geschichte einer Form. München: Fink, 2004
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Praxis

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  • Serger, Adalbert: Maskenbilden und Schminken: für Amateurtheater und Laienspiel. Aachen: Meyer und Meyer, 1986 (Theater-Spiel; 5)
  • Riemer, Christoph: Vom Maskenbau zum Maskenspiel: Eine Entdeckungs- und Verwandlungsreise. Kiel: Moby Dick Verl., 1986
  • Marks, Dieter; Schneider, Sabine: Maskenbau und Maskenspiel. Offenbach: Burckhardthaus-Laetare-Verl., 1988
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  • Hellmich, Julius: Maskengestaltung: Theater, Film, Fernsehen. Leipzig: Fachbuchverl., 1991