Zum Verfassen eines Werkvergleichs mit Außentext

Zur Einführung

Dieser kleine Leitfaden geht auf einen Wunsch aus meiner Kursstufen-Gruppe zurück. Er soll an einem Beispiel alle 2019 aktuellen Werke verbinden; da es sich um einen Zweiervergleich handelt, stammt der Außentext aus dem „Steppenwolf“ (was auch urheberrechtliche Gründe hat – Hesse ist noch nicht lange genug tot). Grundlage des Aufsatzes ist folgender Abschnitt aus der 2. Vigilie von E. T. A. Hoffmanns „Der goldne Topf“: „Nun nun,“ fuhr der Bürgersmann fort, … ein toller Zwiespalt, den er vergebens beschwichtigen wollte. Den Gesamttext findest du hier.

Wann ist es sinnvoll, im Abitur den Werkvergleich zu wählen?

Die Interpretation mit Werkvergleich bieten gegenüber Kurzprosa-Interpretation und Gedichtvergleich gewisse Vorteile – jedenfalls ehrgeizigen und fleißigen Zeitgenossen. Die Textgrundlage ist hinreichend bekannt (oder sollte es sein), außerdem kann man Ansätze zur Deutung im Unterricht erarbeiten. Außerdem lässt sich die Struktur des Interpretationsaufsatzes ebenso gut einüben wie geläufige Standardformulierungen. Allerdings setzt der Werkvergleich eine umfassende Kenntnis der Vergleichswerke voraus, einigermaßen lückenlose Präsenz im Unterricht (samt aufmerksamer Mitarbeit), zusätzliche Kenntnisse zur Rezeption und Deutung der Texte und ein solides Repertoire an Fachbegriffen.

Zur Vorbereitung

Für manche Schüler erscheint eine Vorbereitung auf Deutsch-Klausuren überflüssig. Spätestens im Abitur ist eine systematische Vorbereitung aber durchaus angebracht. Zur Vorbereitung solltest du dir mindestens zwei Wochen Zeit nehmen:

  • die Werke im Überblick noch einmal lesen (auf Randbemerkungen achten);
  • auch die Zusatztexte in deinen Werkausgaben lesen (Nachwort, Anmerkungen etc.);
  • deine Unterrichtsmaterialien sichten und durcharbeiten;
  • eine Zusammenfassung des Inhalts lesen (Sekundärliteratur, verlässliche Internetquellen);
  • Stilmittel wiederholen;
  • dramen- und erzähltechnische Fachbegriffe einüben;
  • mindestens einen weiteren Übungsaufsatz einreichen;
  • dir das Gerüst eines Interpretationsaufsatzes einprägen, vielleicht als (mentale) Checkliste;
  • deine letzten Arbeiten auf Fehlerquellen durchsehen.

Die Aufgabenstellung

In der Regel wird dir eine zweiteilige Aufgabenstellung vorgelegt. Der erste Aufgabenteil ist der Interpretationsteil. Zum einen müsstest du die Textstelle in den Werkzusammenhang einordnen („Ordnen Sie … ein!“). Zum anderen sollst du eine Textstelle aus den Schwerpunktlektüren analysieren und interpretieren („analysieren und interpretieren Sie“).

Der zweite Teil ist der Werkvergleich. Er verlangt eine vergleichende Betrachtung zweier Texte. Vergleichsaspekte liefert der Außentext. Es kann sich um einen Werkauszug handeln, um ein Zitat aus der Sekundärliteratur oder um einen Auszug aus Fremdtexten ohne direkten Werkbezug. 

Der Schwerpunkt liegt meist auf der zweiten Teilaufgabe!

A - „Ordnen Sie die Textstelle in den Handlungsgang ein. Erschließen Sie die jeweiligen Textstellen, analysieren und interpretieren Sie!

B - Zeigen Sie anhand des folgenden Zitats aus dem „Tractat“, inwiefern Faust und Anselmus als Gegenfiguren zur Lebenswelt des Bürgers konzipiert sind!

Intensiv leben kann man nur auf Kosten des Ichs. Der Bürger nun schätzt nichts höher als das Ich (ein nur rudimentär entwickeltes Ich allerdings). Auf Kosten der Intensität also erreicht er die Erhaltung und Sicherheit, statt Gottbesessenheit erntet er Gewissensruhe, statt Lust Behagen, statt Freiheit Bequemlichkeit, statt tödlicher Glut eine angenehme Temperatur. Der Bürger ist deshalb seinem Wesen nach ein Geschöpf von schwachem Lebensantrieb, ängstlich, jede Preisgabe seiner selbst fürchtend, leicht zu regieren. Er hat darum an die Stelle der Macht die Majorität gesetzt, an die Stelle der Gewalt das Gesetz, an die Stelle der Verantwortung das Abstimmungsverfahren.

Die Erschließung des Texts

Für den Erfolg des Aufsatzes ist die Vorarbeit, das Konzipieren, wesentlich. Voraussetzung dafür ist eine systematische Erschließung des Texts – durch Anmerkungen, Hervorhebungen und Gliederungshilfen. Anschließend empfiehlt es sich, in Stichworten und Stichwortsätzen das Gerüst der Arbeit aufzubauen. Das entlastet dich beim Formulieren. Wer seine Gedanken erst beim Schreiben entwickelt, riskiert eine gewisse Unordnung und vermindert die Lesbarkeit seines Aufsatzes.

Allgemeine Vorbereitungen

  • Für Arbeitsschritte, die nicht auf dem Aufgabenblatt vollzogen werden, legst du ein strukturiertes Konzept an!
  • Erstelle einen Zeitplan und lege genug Schreibmaterial bereit – sechs Stunden reichen für ungefähr 30 Seiten!
  • Hebe die Operatoren hervor! Was genau wird verlangt? Wo liegt der Schwerpunkt?
  • Nummeriere die Zeilen! So triffst du beim Zitieren nicht daneben!
  • Verschaffe dir einen Überblick, wo im Werk die Textstelle zu finden ist!
  • Lies den Text kursorisch durch – notiere Ersteindrücke!
  • Halte unbedingt fest: Wozu dient die Textstelle? Worauf zielt sie?

Die Einleitung vorbereiten

  • Finde eine Möglichkeit, wie der Leser zu dem Problem hingeführt wird, das die Textstelle behandelt. Notiere deine Idee!
  • Ermittle die Handlung der Textstelle – und ihre Funktion! Stelle beides dar!
  • Schau im Impressum oder im Nachwort nach, wann der Text erschienen ist – und wo!

Die Einordnung vorbereiten

  • Lies dir die Textstelle gründlich durch. Hebe hervor, welche Figuren eingeführt werden müssen!
  • Stelle heraus, welche Abschnitte Querverweise zu früheren Textstellen enthalten! Achte darauf, dass du diese Stellen in der Hinführung thematisierst!
  • Zeichne ein logisch schlüssiges Pfeildiagramm aller Handlungsschritte, die zur Textstelle hinführen!

Den Hauptteil vorbereiten

  • Gliederung: Unterteile den Text, nummeriere die Abschnitte mit römischen Ziffern. Unterscheide dabei Textsorten (Schilderung, Erzählszene…), achte auf Zeitsprünge, Perspektiv- und Ortswechsel. Halte fest, wo gedehnt oder gerafft wird! Halte fest, was jeweils geschieht!
  • Einführung in die Textstelle: Bestimme den Erzähler, zeige, wo und zu welcher Zeit die Textstelle spielt. In welcher Situation befinden sich die Protagonisten?
  • Einzelanalyse: Orientiere dich daran, was die Funktion der Textstelle für das Gesamtwerk ist. Worum geht es? Folgen Sie der inhaltlichen Entwicklung, beschreiben Sie den Text genau! Orientieren Sie sich an einem Finderaster für Prosa! Bauen Sie ihre Entdeckungen aus!

Den Schluss vorbereiten

  • Verbinde deine Deutung der Szene mit einer Deutung des Gesamttexts!
  • Fasse zusammen, warum der Textabschnitt von Bedeutung für den Leitaspekt des Vergleichsteils ist.
  • Halte fest, welche Ereignisse a) unmittelbar folgen, b) durch die Textstelle vorbereitet werden.
  • Zeige, welche Funktion die Stelle hat a) für den Leser, b) für den Text.
  • Ermittle, welche neuen Erkenntnisse oder Entwicklungen der Text bietet.
  • Zeige, inwiefern die Textstelle Auskunft gibt über Epochentypisches oder Textsortenspezifisches oder die Technik des Autors!

Den Vergleichsteil vorbereiten

  • Notiere dir die bibliographischen Daten des anderen Vergleichswerks!
  • Hebe die bibliographischen Daten des Außentexts fest!
  • Unterstreiche die im Außentext vorgestellten Vergleichsaspekte und formuliere sie trennscharf!
  • Schreibe dir zu jedem Vergleichsaspekt auf, a) was die Werke verbindet und b) was sie trennt. Eine tabellarische Darstellung ist sinnvoll.
  • Versuche für den Schlussteil, die Unterschiede zu begründen, die sich aus dem Vergleich ergeben. Halte außerdem fest, worin die Bedeutung des zentralen Vergleichsaspekts liegt – für die Zeitgenossen, für die Gegenwart, für die Literatur.

Die Einleitung

Ein Interpretationsaufsatz beginnt sinnvollerweise mit der Überschrift. Es genügt, wenn du festhältst, dass es sich um eine Interpretation mit angeschlossenem Werkvergleich handelt und den Ausgangstext benennst in diesem Fall – E. T. A. Hoffmanns „Der goldne Topf“. Wenn der Titel dadurch nicht allzu barock, allzu überladen wirkt, kann man noch den Vergleichsaspekt nennen:

Anselmus und Faust: Gegenentwürfe zum bürgerlichen Dasein: Interpretation zu E. T. A. Hoffmanns „Der goldne Topf“ im Vergleich mit Goethes „Faust“

Üblicherweise führst du thematisch zur Textstelle hin. Sowohl im Interpretationsteil als auch im Vergleichsteil soll es um Bürgerlichkeit gehen. Darauf zielst du mit der Hinführung.

Die Regeln der bürgerlichen Gesellschaft können Halt gewähren, sie können aber auch einengen oder ausgrenzen. Wer die ungeschriebenen Regeln des guten Benehmens verletzt, wird daher leicht zum Außenseiter.

Nun wird es Zeit, zum Werk überzuleiten und im Basissatz die bibliographischen Angaben zu liefern. Das sind zunächst der vollständige Name des Autors, seine Lebensdaten, der Werktitel (mitsamt dem Untertitel) und das Erscheinungsjahr. Wer philologisch sauber arbeitet, nennt weitere Daten: das Entstehungsjahr, den Verlagsort und den Verlag des ersten Erscheinens, die Erscheinungsweise (falls der Text beispielsweise zunächst in einem anderen Medium erschienen ist). Bei Bühnenwerken sollte man Ort, Bühne und Datum der Erstaufführung nennen. Von einer Zuweisung zu einer bestimmten Epoche rate ich ab, willkommen (aber nicht obligatorisch) sind Hinweise zur Bedeutung des Werks.

So ergeht es auch Anselmus, dem Protagonisten von E. T. A. Hoffmanns „Der goldne Topf“. Dieses 1813 begonnene Erzählung erscheint 1814 bei C. F. Kunz in Bamberg als dritter Band der vierbändigen Reihe „Fantasiestücke in Callots Manier“. Es behandelt in Form eines „Märchens aus der neueren Zeit“ die Geschicke des Studenten Anselmus, der sich aus seiner bürgerlichen Existenz zunehmend löst und sich zuletzt ins utopische Atlantis aufmacht. Die vorliegende Textstelle stammt aus der zweiten Vigilie und zeigt Anselmus noch ganz unter dem Eindruck seiner Begegnung mit dem Phantastischen.

Die Einordnung in den Werkzusammenhang

Die Einordnung in den Werkzusammenhang verlangt keine vollständige Inhaltsangabe (und erst recht keine Nacherzählung). Allerdings soll der Leser verstehen…

  • wie der Text insgesamt aufgebaut ist
  • welche Ereignisse die Textstelle zwingend voraussetzt,
  • welche Figuren die Handlung prägen
  • und wie sich das in der Textstelle verarbeitete Thema entwickelt.

Die Einordnung sollte straff sein und dennoch das jeweils Wesentliche bieten - im Präsens.

Hoffmanns „Der goldne Topf“ ist in zwölf Vigilien eingeteilt, denen kurze Hinweise zum Inhalt der Vigilien vorausgehen. Diese Einteilung in „Nachtwachen“, vermutlich von Bonaventuras gleichnamigem Werk übernommen, stellt den Bezug zum Phantastischen her und legt dem Leser nahe, eine nächtliche Entstehung des Werks anzunehmen. Schon zu Beginn der ersten Vigilie erregt Anselmus öffentliches Aufsehen, als er auf dem Weg zu feiertäglichen Vergnügungen über den Korb eines vermeintlichen Apfelweibs stolpert. Diese belegt ihn mit einem Fluch, der ihn im Verlauf der Handlung ereilen wird. Zunächst aber muss er lediglich den Schaden begleichen. Ohne finanzielle Mittel bleibt ihm nun nichts übrig, als sich unter einem Holunder auszustrecken. Dort blickt er, noch halb im Traum, in die Augen eines bezaubernden Schlangenwesens. Was er nicht ahnt: Es handelt sich Serpentina, die Tochter des Archivarius Lindhorst, der ihm zuletzt den Übertritt nach Atlantis ermöglicht. Der Beginn der zweiten Vigilie, dem zu interpretierenden Textauszug, zeigt Anselmus noch völlig im Bann dieses magischen Erlebnisses, das eine Welt jenseits bürgerlicher Horizonte andeutet.

Der Analyseteil

Der Analyseteil soll dreierlei leisten: Erstens solltest du den Aufbau der Textstelle vorstellen, zweitens wirst du die wesentlichen Rahmenbedingungen ermitteln und dann, drittens, die Textstelle unter dem Blickwinkel des Vergleichsthemas untersuchen. Zunächst will der Leser wissen, in wie viele Teile der Text zu gliedern ist und wie diese Teile rhetorisch zusammenhängen. Bei Erzähltexten folgt die Gliederung dem Wechsel des Themas, der Textsorten, der Schauplätze, der erzählten Zeit. Bei Dramen ist es oft ein Auftritt, der zusätzlich zur Gliederung beiträgt. Für jeden Abschnitt bestimmst du knapp:

  • die Textsorte (Prosa: Beschreibung, Erzählerbericht, innerer Monolog; Drama: Dialog, Monolog)
  • die Funktion des jeweiligen Abschnitts für den gesamten Textauszug;
  • den Umgang (Zeilenangaben in Klammer);
  • die wesentlichen Handlungsschritte;
  • erzähl- oder dramentechnische Besonderheiten, die den gesamten Abschnitt prägen.

Im Anschluss an die Erfassung solcher Grundbedingungen des Erzählens untersuchst du den Text nun genauer. Es empfiehlt sich, den Vergleichsaspekt dabei als Leitfaden zu verwenden. Gegenstand der Untersuchung kann sein:

  • die innere Handlung der Textstelle (Ziele und Reaktionsmuster der Figuren, Zusammenhänge der geschilderten Ereignisse);
  • die stilistische Gestaltung der Textstelle (Stilmerkmale, rhetorische Figuren);
  • die bildliche Ausgestaltung der erzählten Welt (Raum, Zeit, Figuren) und damit verbundene Symbole;
  • motivische Zusammenhänge mit dem Gesamttext.

 Der Textauszug lässt sich in drei Abschnitte gliedern.

Der erste Abschnitt (Z. 1-8), der die zweite Vigilie in medias res eröffnet, bietet eine kurze Erzählszene: Anselmus wird unweit des Elbufers von spazierenden Bürgern bemerkt, als er eben im Begriff ist, den Holunderbaum zu umfassen. Dabei wird der Kontrast zwischen dem phantasierenden Studenten und dem bürgerlichen Publikum überdeutlich. Der „Bürgersmann“ (Z. 1) ist seiner betonten Geruhsamkeit eine Karikatur bürgerlicher Lebensformen. Seine Ausgeglichenheit und die Gespreiztheit seiner Umgangsformen („wenn es der Herr mir erlaubt“, Z. 4) trägt ebenso dazu bei wie die „Pfeife“ (Z. 6), das Symbol bürgerlicher Gemütlichkeit. Auch stilistisch macht der Erzähler deutlich, wie bedächtig der Biedermann wirkt – etwa durch das Hyperbaton, das in Zeile 3 den Satz dehnt. Das Kichern der „Bürgermädchen“ (Z. 7) macht deutlich, dass Anselmus sich zum Gespött der wohlanständigen Gesellschaft gemacht hat.

Im zweiten Abschnitt (Z. 8-15) berichtet der auktoriale Erzähler in leichter Raffung, wie sich der beschämte Anselmus der peinlichen Situation entzieht – ein gedehnter Gedankenbericht in Form einer Selbstbetrachtung schließt sich an. Was ihn eben noch bezaubert hat, hält er nun (veranlasst durch die Reaktion seiner bürgerlichen Umwelt für „tolles Zeug“ (Z. 18). Den Spott der Mädchen spürt er noch im Davoneilen geradezu körperlich, was der Vergleich mit „lauter spitzigen Dornen und glühenden Nadeln“ (Z. 16) deutlich macht. Anselmus löst sich also zunächst aus der Bezauberung durch die magische Welt und betrachtet sein vermeintliches Selbstgespräch mit „innerliche[m] Abscheu“ (Z. 19).

Der dritte Abschnitt (Z. 15-45) führt die Textstelle zu ihrem Höhepunkt: In der einführenden Erzählszene trifft Anselmus auf Konrektor Paulmann, dessen Töchter und Registrator Heerbrand. Diese ermöglichen ihm eine Elbüberfahrt. Aus der Beschreibung eines Feuerwerks entwickelt sich die Schilderung eines magischen Erlebnisses: Anselmus erblickt erneut Serpentina, was ihn so bewegt, dass er nur durch das beherzte Eingreifen des Fährmanns daran gehindert wird, über Bord zu stürzen. Die Ereignisse führen in der bürgerlichen Gesellschaft zu begreiflicher Bestürzung. [etc.]

Der Schluss des Analyseteils

Den Schluss des Analyseteils eröffnest du, indem du die Deutung des Textauszugs an die Deutung des Gesamttexts anschließt; dabei zeigst du, inwiefern der Textabschnitt von Bedeutung für den Leitaspekt des Vergleichsteils ist. Begründe dann, warum die Textstelle wichtig ist, also: welche Funktion die Stelle für den Leser hat und für die Handlungsentwicklung. Dabei solltest du zeigen, welche neuen Erkenntnisse oder Entwicklungen der Textauszug bietet. Vom Thema hängt es ab, ob es sich anbietet, Informationen über Epochentypisches oder Textsortenspezifisches oder die Technik des Autors einfließen zu lassen.

Die Textstelle greift das im Werk immer wieder angespielte Motiv des Fehltritts auf – nach dem Fehltritt, der ihm den Fluch der Rauerin einträgt, macht ihn der Fehlgriff um den Holunderstamm zum Gespött seiner bürgerlichen Umgebung. Zum ersten Mal wird deutlich, was das Außenseitertum des Anselmus begründet und was ihn vom biederen Bürgersmann abgrenzt: Zum einen seine Neigung zum Phantasieren, zum anderen seine übergroße Sensibilität, die es ihm ermöglicht, seine Umgebung mit gesteigerter Intensität wahrzunehmen. Nur Anselmus, der Poet, hat das zweite Gesicht – den Blick in die Welt des Magischen. Hier beginnt seine Entwicklung vom Sonderling zum Dichter, die ihn aus dem Kreis seiner bürgerlichen Freunde hinaushebt und ihm zum Bürgerrecht in Atlantis verhilft. Die Textstelle entspricht damit Hoffmanns Konzept eines „Wirklichkeitsmärchens“: Mitten im Alltag offenbart sich das Magische; es ist aber nur dem Dichtergemüt zugänglich. Anders als in der Frühromantik der Gebrüder Schlegel durchdringt die Poesie also nicht mehr alle Welt, sondern bietet einen Ausweg aus bürgerlicher Enge in die Utopie.

Der Vergleichsteil

Der Vergleichsteil beginnt mit einem Gelenkteil. Er verbindet den Schluss des Interpretationsteils mit dem Vergleichsteil. Einführend solltest du im Vergleichsteil…

  • Die Verbindung zum Interpretationsteil herstellen;
  • Das zweite Vergleichswerk kurz einführen;
  • Die bibliographischen Daten des Außentexts nennen;
  • ihn in Bezug auf beide Vergleichswerke setzen;
  • daraus Kriterien für den Vergleich gewinnen, indem du den Außentext analysierst und Vergleichsaspekte unterscheidest.

Nicht nur in Hoffmanns „Der goldne Topf“, sondern auch in Johann Wolfgang Goethes Drama „Faust. Der Tragödie erster Teil“ bilden bürgerliche Figuren den Hintergrund, vor dem man die Protagonisten als Gegenfiguren verstehen kann. „Faust“, 1773 begonnen und 1806 vollendet, erschien 1808 in Cottas Ausgabe der Werke Goethes. Uraufgeführt wurde das Gesamtdrama allerdings erst 1876 von Otto Devrient in Weimar. In „Faust“ ringt der Universalgelehrte Heinrich Faust um einen Lebenssinn, der über angelesenes Wissen und magisches Spektakel hinausweist. Es überrascht nicht, dass er dadurch ebenso wie Anselmus seine bürgerliche Umgebung verlässt. Beide Figuren sind also Gegenentwürfe zum bürgerlichen Lebensmodell, das Hermann Hesse 1927 im „Tractat vom Steppenwolf“ anprangert. Er umschreibt drei Wesenszüge des Bürgerlichen: Konformität und Mangel an Selbstbestimmung, das Streben nach Sicherheit, die Vermeidung intensiver Erlebnisse zugunsten des Mittelmaßes. Inwiefern verhalten sich also sowohl Faust als auch Anselmus geradezu konträr zu diesen Wesenszügen?

Nach dieser Einführung solltest du die beiden Texte anhand der Vergleichsaspekte gegeneinander abgrenzen. Das gelingt am besten, wenn du …

  • zunächst den Vergleichsaspekt nennst,
  • Parallelen und Übereinstimmungen aufzeigst,
  • Und dann Unterschiede benennst.

Ein lückenloses Belegen deiner Aussagen ist im gegebenen Zeitrahmen (im Gegensatz zum Analyseteil) nicht möglich und für die Argumentation auch nicht nötig. Wichtig ist jedoch, dass du dich zur Begründung deiner Aussagen direkt auf den Text beziehst – eine Absicherung zentraler Ergebnisse wird erwartet.

Im Hinblick auf konformes, regelbewusstes Verhalten zeigen sich zunächst überraschende Parallelen zwischen Anselmus und Faust. Beide akzeptieren zumindest grundlegende bürgerliche Normen und zeigen, dass sie das Wertesystem der bürgerlichen Gesellschaft verinnerlicht haben. Anselmus gerät allenfalls durch seine Exzentrik in Konflikt mit bürgerlichen Normen, an die er sich sonst durchaus hält. Sein Anderssein empfindet er (wie in der analysierten Textstelle, Z. 9) als schmerzlich. Auch Faust verteidigt beim Osterspaziergang die Sitten des einfachen Volks gegen die Kritik seines Famulus Wagner. Hier zeigen sich allerdings deutliche Unterschiede: Während Anselmus keine bewussten Regelverletzungen begeht, zeigt Faust im Verlauf des Dramas, dass er den Wertekodex seiner Umgebung bewusst hinter sich lässt: Er verführt und schwängert Gretchen, nachdem er den Tod ihrer Mutter in Kauf genommen hat.

Was den Aspekt der Sicherheitsorientierung betrifft, so wird deutlich, dass sowohl Faust als auch Anselmus auf der Suche nach Sinn ihre bürgerliche Identität aufgeben. Faust geht einen Pakt mit dem Teufel ein und verlässt die äußere Sicherheit seiner Gelehrtenstube, um intensiver zu leben. Anselmus gibt der Sehnsucht nach Serpentina nach, schlägt mit der Hand seiner Verlobten auch die Sicherheit bürgerlicher Verhältnisse aus, um fortan in der poetischen Utopie zu leben. Zudem suchen beide das Risiko. Anselmus gerät in den Konflikt seines Dienstherrn mit der Rauerin und begibt sich dabei mehrfach in Gefahr. Faust ficht ein Duell mit Gretchens Bruder Valentin aus. Ganz begeben sich die beiden Protagonisten jedoch nicht ins Ungewisse: Anselmus tauscht die Sicherheit einer bürgerlichen Karriere gegen eine im Kontext fantastischen Erzählens ebenso sichere Existenz in Atlantis ein. Auch bei Faust scheint eine Rückkehr in den Studiersaal jederzeit möglich.

Beide Figuren streben dabei nach intensivem Lebensgenuss. Anselmus geht völlig auf in der magischen Welt Serpentinas, die ihm, dem ungeschickten Studenten, als dichterische Utopie erscheint. Mit besonderer Hingabe erlebt er als Kopist des Archivarius und Gutsherr in Atlantis die synästhetischen Reize seiner Begegnung mit der Magie. Auch Faust strebt nach intensivem, geradezu rücksichtlosem Lebensgenuss, der ihn von Auerbachs Keller zur Walpurgisnacht führt. Hier wird jedoch deutlich, was Faust von Anselmus unterscheidet: Ihm gelingt es nicht, im Daseinsgenuss aufzugehen. In seiner Welt ist Entgrenzung und Ekstase nur im Augenblick möglich. Faust bleibt trotz seiner hymnischen Begeisterung gegenüber Gretchen zuletzt skeptisch und distanziert. In beiden Fällen sind Scheitern und Gelingen intensiven Lebensgenusses allerdings nicht davon abhängig, ob sich die Figuren aus ihrer bürgerlichen Umwelt lösen können.

Der Schluss des Vergleichsteils

Der Schluss des Vergleichsteils bietet eine zusammenfassende und vertiefende Begründung der Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Behandlung des Leitaspekts. Eine Begründung könnte sich auf das poetische Gesamtkonzept der Werke beziehen, auf die Leitgedanken der jeweiligen Vergleichswerke oder auf die Bedingungen der Epoche eingehen. Er sollte herausstellen, was die Unterschiede bewirkt. Denkbar ist auch, dass man auf die anhaltende Relevanz der Texte eingeht.

Zusammenfassend lässt sich festhalten: Anselmus scheint der Bürgerlichkeit zu entgleiten, Faust interagiert mit Bürgerlichen, ohne selbst einer zu sein. Im Grunde sind beide von Anfang an nicht Teil der bürgerlichen Gesellschaft: Faust steht als Universalgelehrter über ihr, Anselmus bleibt ihr als Sonderling fremd. Beide Werke jedoch beziehen ihre Spannung aus dem Kontrast des begabten Außenseiters zum Bürgertum und sind damit Projektionsfiguren des literarischen Publikums. Sie bieten eine Rechtfertigung für das unbürgerliche Daseins des Dichters und Künstlers, denen die Ziele des bürgerlichen Lebens im beginnenden 19. Jahrhundert nicht genügen und die sich lösen aus der Enge bürgerlicher Wohlanständigkeit. Wer sich persönlich und künstlerisch weiterentwickeln will, so kann man folgern, muss einen anderen Weg finden als den, den die Gesellschaft vorgibt.

Musteraufsatz (im Hauptteil gekürzt)

Anselmus und Faust: Gegenentwürfe zum bürgerlichen Dasein: Interpretation zu E. T. A. Hoffmanns „Der goldne Topf“ im Vergleich mit Goethes „Faust“

Die Regeln der bürgerlichen Gesellschaft können Halt gewähren, sie können aber auch einengen oder ausgrenzen. Wer die ungeschriebenen Regeln des guten Benehmens verletzt, wird daher leicht zum Außenseiter. So ergeht es auch Anselmus, dem Protagonisten von E. T. A. Hoffmanns „Der goldne Topf“. Dieses 1813 begonnene Erzählung erscheint 1814 bei C. F. Kunz in Bamberg als dritter Band der vierbändigen Reihe „Fantasiestücke in Callots Manier“. Es behandelt in Form eines „Märchens aus der neueren Zeit“ die Geschicke des Studenten Anselmus, der sich aus seiner bürgerlichen Existenz zunehmend löst und sich zuletzt ins utopische Atlantis aufmacht. Die vorliegende Textstelle stammt aus der zweiten Vigilie und zeigt Anselmus noch ganz unter dem Eindruck seiner Begegnung mit dem Phantastischen.

Hoffmanns „Der goldne Topf“ ist in zwölf Vigilien eingeteilt, denen kurze Hinweise zum Inhalt der Vigilien vorausgehen. Diese Einteilung in „Nachtwachen“, vermutlich von Bonaventuras gleichnamigem Werk übernommen, stellt den Bezug zum Phantastischen her und legt dem Leser nahe, eine nächtliche Entstehung des Werks anzunehmen. Schon zu Beginn der ersten Vigilie erregt Anselmus öffentliches Aufsehen, als er auf dem Weg zu feiertäglichen Vergnügungen über den Korb eines vermeintlichen Apfelweibs stolpert. Diese belegt ihn mit einem Fluch, der ihn im Verlauf der Handlung ereilen wird. Zunächst aber muss er lediglich den Schaden begleichen. Ohne finanzielle Mittel bleibt ihm nun nichts übrig, als sich unter einem Holunder auszustrecken. Dort blickt er, noch halb im Traum, in die Augen eines bezaubernden Schlangenwesens. Was er nicht ahnt: Es handelt sich Serpentina, die Tochter des Archivarius Lindhorst, der ihm zuletzt den Übertritt nach Atlantis ermöglicht. Der Beginn der zweiten Vigilie, dem zu interpretierenden Textauszug, zeigt Anselmus noch völlig im Bann dieses magischen Erlebnisses, das eine Welt jenseits bürgerlicher Horizonte andeutet.

Der Textauszug lässt sich in drei Abschnitte gliedern.

Der erste Abschnitt (Z. 1-8), der die zweite Vigilie in medias res eröffnet, bietet eine kurze Erzählszene, bei der sich der auktoriale Erzähler im Hintergrund hält: Anselmus wird unweit des Elbufers von spazierenden Bürgern bemerkt, als er eben im Begriff ist, den Holunderbaum zu umfassen. Dabei wird der Kontrast zwischen dem phantasierenden Studenten und dem bürgerlichen Publikum überdeutlich. Der „Bürgersmann“ (Z. 1) ist seiner betonten Geruhsamkeit eine Karikatur bürgerlicher Lebensformen. Seine Ausgeglichenheit und die Gespreiztheit seiner Umgangsformen („wenn es der Herr mir erlaubt“, Z. 4) trägt ebenso dazu bei wie die „Pfeife“ (Z. 6), das Symbol bürgerlicher Gemütlichkeit. Auch stilistisch macht der Erzähler deutlich, wie bedächtig der Biedermann wirkt – etwa durch das Hyperbaton, das in Zeile 3 den Satz dehnt. Das Kichern der „Bürgermädchen“ (Z. 7) macht deutlich, dass Anselmus sich zum Gespött der wohlanständigen Gesellschaft gemacht hat.

Im zweiten Abschnitt (Z. 8-15) berichtet der auktoriale Erzähler in leichter Raffung, wie sich der beschämte Anselmus der peinlichen Situation entzieht – ein gedehnter Gedankenbericht in Form einer Selbstbetrachtung schließt sich an. Was ihn eben noch bezaubert hat, hält er nun (veranlasst durch die Reaktion seiner bürgerlichen Umwelt für „tolles Zeug“ (Z. 18). Den Spott der Mädchen spürt er noch im Davoneilen geradezu körperlich, was der Vergleich mit „lauter spitzigen Dornen und glühenden Nadeln“ (Z. 16) deutlich macht. Anselmus löst sich also zunächst aus der Bezauberung durch die magische Welt und betrachtet sein vermeintliches Selbstgespräch mit „innerliche[m] Abscheu“ (Z. 19).

Der dritte Abschnitt (Z. 15-45) führt die Textstelle zu ihrem Höhepunkt: In der einführenden Erzählszene trifft Anselmus auf Konrektor Paulmann, dessen Töchter und Registrator Heerbrand. Diese ermöglichen ihm eine Elbüberfahrt. Aus der Beschreibung eines Feuerwerks entwickelt sich die Schilderung eines magischen Erlebnisses: Anselmus erblickt erneut Serpentina, was ihn so bewegt, dass er nur durch das beherzte Eingreifen des Fährmanns daran gehindert wird, über Bord zu stürzen. Die Ereignisse führen in der bürgerlichen Gesellschaft zu begreiflicher Bestürzung. [etc. – ab hier gekürzt].

Nicht nur in Hoffmanns „Der goldne Topf“, sondern auch in Johann Wolfgang Goethes Drama „Faust. Der Tragödie erster Teil“ bilden bürgerliche Figuren den Hintergrund, vor dem man die Protagonisten als Gegenfiguren verstehen kann. „Faust“, 1773 begonnen und 1806 vollendet, erschien 1808 in Cottas Ausgabe der Werke Goethes. Uraufgeführt wurde das Gesamtdrama allerdings erst 1876 von Otto Devrient in Weimar. In „Faust“ ringt der Universalgelehrte Heinrich Faust um einen Lebenssinn, der über angelesenes Wissen und magisches Spektakel hinausweist. Es überrascht nicht, dass er dadurch ebenso wie Anselmus seine bürgerliche Umgebung verlässt. Beide Figuren sind also Gegenentwürfe zum bürgerlichen Lebensmodell, das Hermann Hesse 1927 im „Tractat vom Steppenwolf“ anprangert. Er umschreibt drei Wesenszüge des Bürgerlichen: Konformität und Mangel an Selbstbestimmung, das Streben nach Sicherheit, die Vermeidung intensiver Erlebnisse zugunsten des Mittelmaßes. Inwiefern verhalten sich also sowohl Faust als auch Anselmus geradezu konträr zu diesen Wesenszügen?

Im Hinblick auf konformes, regelbewusstes Verhalten zeigen sich zunächst überraschende Parallelen zwischen Anselmus und Faust. Beide akzeptieren zumindest grundlegende bürgerliche Normen und zeigen, dass sie das Wertesystem der bürgerlichen Gesellschaft verinnerlicht haben. Anselmus gerät allenfalls durch seine Exzentrik in Konflikt mit bürgerlichen Normen, an die er sich sonst durchaus hält. Sein Anderssein empfindet er (wie in der analysierten Textstelle, Z. 9) als schmerzlich. Auch Faust verteidigt beim Osterspaziergang die Sitten des einfachen Volks gegen die Kritik seines Famulus Wagner. Hier zeigen sich allerdings deutliche Unterschiede: Während Anselmus keine bewussten Regelverletzungen begeht, zeigt Faust im Verlauf des Dramas, dass er den Wertekodex seiner Umgebung bewusst hinter sich lässt: Er verführt und schwängert Gretchen, nachdem er den Tod ihrer Mutter in Kauf genommen hat.

Was den Aspekt der Sicherheitsorientierung betrifft, so wird deutlich, dass sowohl Faust als auch Anselmus auf der Suche nach Sinn ihre bürgerliche Identität aufgeben. Faust geht einen Pakt mit dem Teufel ein und verlässt die äußere Sicherheit seiner Gelehrtenstube, um intensiver zu leben. Anselmus gibt der Sehnsucht nach Serpentina nach, schlägt mit der Hand seiner Verlobten auch die Sicherheit bürgerlicher Verhältnisse aus, um fortan in der poetischen Utopie zu leben. Zudem suchen beide das Risiko. Anselmus gerät in den Konflikt seines Dienstherrn mit der Rauerin und begibt sich dabei mehrfach in Gefahr. Faust ficht ein Duell mit Gretchens Bruder Valentin aus. Ganz begeben sich die beiden Protagonisten jedoch nicht ins Ungewisse: Anselmus tauscht die Sicherheit einer bürgerlichen Karriere gegen eine im Kontext fantastischen Erzählens ebenso sichere Existenz in Atlantis ein. Auch bei Faust scheint eine Rückkehr in den Studiersaal jederzeit möglich.

Beide Figuren streben dabei nach intensivem Lebensgenuss. Anselmus geht völlig auf in der magischen Welt Serpentinas, die ihm, dem ungeschickten Studenten, als dichterische Utopie erscheint. Mit besonderer Hingabe erlebt er als Kopist des Archivarius und Gutsherr in Atlantis die synästhetischen Reize seiner Begegnung mit der Magie. Auch Faust strebt nach intensivem, geradezu rücksichtlosem Lebensgenuss, der ihn von Auerbachs Keller zur Walpurgisnacht führt. Hier wird jedoch deutlich, was Faust von Anselmus unterscheidet: Ihm gelingt es nicht, im Daseinsgenuss aufzugehen. In seiner Welt ist Entgrenzung und Ekstase nur im Augenblick möglich. Faust bleibt trotz seiner hymnischen Begeisterung gegenüber Gretchen zuletzt skeptisch und distanziert. In beiden Fällen sind Scheitern und Gelingen intensiven Lebensgenusses allerdings nicht davon abhängig, ob sich die Figuren aus ihrer bürgerlichen Umwelt lösen können.

Zusammenfassend lässt sich festhalten: Anselmus scheint der Bürgerlichkeit zu entgleiten, Faust interagiert mit Bürgerlichen, ohne selbst einer zu sein. Im Grunde sind beide von Anfang an nicht Teil der bürgerlichen Gesellschaft: Faust steht als Universalgelehrter über ihr, Anselmus bleibt ihr als Sonderling fremd. Beide Werke jedoch beziehen ihre Spannung aus dem Kontrast des begabten Außenseiters zum Bürgertum und sind damit Projektionsfiguren des literarischen Publikums. Sie bieten eine Rechtfertigung für das unbürgerliche Daseins des Dichters und Künstlers, denen die Ziele des bürgerlichen Lebens im beginnenden 19. Jahrhundert nicht genügen und die sich lösen aus der Enge bürgerlicher Wohlanständigkeit. Wer sich persönlich und künstlerisch weiterentwickeln will, so kann man folgern, muss einen anderen Weg finden als den, den die Gesellschaft vorgibt.