Schulische Fahrten – fair und ökologisch

Wer als Lehrer eine Klassenfahrt organisiert, ist überdurchschnittlich engagiert. Das ist eine gute Voraussetzung dafür, sich auch ökologischen und sozialen Herausforderungen des Reisens mit Schülern zu stellen. Zwar bieten die großen Anbieter mittlerweile zumindest Kompensationsmöglichkeiten (etwa CTS), von einer konsequent ökologischen Ausrichtung sind die Unternehmen aber meist weit entfernt. Zu groß ist die Konkurrenz um den jeweils günstigsten Preis. Auf den einschlägigen Buchungsportalen findet man als Lehrer kaum ökologisch-faire Angebote. Es kommt hinzu, dass die familiäre Reisepraxis vieler Schüler Nachhaltigkeit kaum vorsieht: Kurzurlaube mit dem Flieger sind durchaus verbreitet. Aus diesen Gründen tut man sich oft schwer dabei, Klassenfahrten konsequent an ökologischen und sozialen Kriterien auszurichten. Umweltverträgliches Reisen sollte angesichts des schulischen Bildungsauftrags dennoch ein wichtiges Anliegen sein – nicht nur in Zeiten ökologischer Jugendproteste.

Grundsätzliches

Schulische Fahrten sind Lernanlässe. Dieses Lernen sollte sich jedoch nicht nur auf Spracherwerb, landeskundliche Studien oder das Anfahren von Sehenswürdigkeiten beschränken. Ziel jeder Schulfahrt sollte sein, die Schüler für faires und ökologisches Reisen zu sensibilisieren. Dazu einige Empfehlungen:

  • Das Reisen und seine sozialen und ökologischen Folgen sollten im Vorfeld bereits Thema des Unterrichts gewesen sein.
  • Insbesondere vor Ferien mit reger Reiseaktivität bieten sich außerdem Projekte zur Sensibilisierung der Schüler an.
  • Vertreten Sie offensiv die ökologischen und sozialen Kriterien, die Sie anlegen!
  • Gewinnen Sie die Schulleitung und das Kollegium dafür, bei Schulfahrten ökologische Kriterien verbindlich einzuhalten!
  • Informieren Sie auch die Eltern über Ihre Zielsetzung, weil eventuell höhere Kosten entstehen!
  • Gegebenenfalls kann es hilfreich sein, die Teilnehmer eine Selbstverpflichtung zu ökologischem und fairem Handeln unterschreiben zu lassen!
  • Wichtig ist es, Schüler mit den kulturellen Gepflogenheiten vor Ort bekannt zu machen. Dazu eignet sich die von Brot für die Welt herausgegebene Broschüre Fair Reisen mit Herz und Verstand (http://fair-reisen.brot-fuer-die-welt.de/fileadmin/baukaesten/tourism-watch/downloads/fair-reisen.pdf).
  • Austauschprogramme mit Schulen in totalitären Staaten sollten intensiv vorbereitet werden. Dazu gehört, dass man Schüler über die Lage der Menschenrechte vor Ort informiert.

Der richtige Anbieter

Viele Anbieter von Studienfahrten bieten zu Lasten der beteiligten Unternehmen besonders günstige Preise. Deshalb sollten organisierende Lehrer kritisch nachhaken, wie das Unternehmen agiert. Sehr zu empfehlen ist das Informationsangebot der Organisation AKTE: https://www.fairunterwegs.org/. Auch die Seite von Tourism Watch ist hilfreich: https://www.tourism-watch.de/de.

  • Schafft der Anbieter Transparenz über seine Anstrengungen im sozialen und ökologischen Bereich?
  • Werden faire Löhne gezahlt? Insbesondere im Schiffsverkehr sind die Zustände oft problematisch, zudem sind die Arbeitsbedingungen schlecht.
  • Sind die Geschäftsbeziehungen mit den Partnern vor Ort langfristig angelegt?
  • Unterstützt der Anbieter zusätzlich soziale Projekte vor Ort?
  • Werden Umweltstandards eingehalten?
  • Gehören zum Angebot des jeweiligen Anbieters bewusst nachhaltige Hostels und Herbergen?
  • Fördern die Angebote den Artenschutz vor Ort?
  • Verzichtet der Anbieter auf besonders energieintensive Angebote?
  • Bietet der Anbieter eine Klimakompensation an, die im Idealfall bereits im Reisepreis enthalten ist?
  • Veröffentlicht das Reiseunternehmen einen Nachhaltigkeitsbericht?
  • Haben die Reiseleiter ein ökologisches Profil?
  • Trägt der Anbieter dazu bei, die Schüler für die ökologischen und sozialen Folgen der Fahrt zu sensibilisieren?

Bereiche umweltbewussten Reisens

Klimaschutz

Einer der größten Emittenten von klimawirksamen Gasen ist der Flugverkehr. Es liegt also nahe, auf Flugreisen soweit als möglich zu verzichten. Aber auch sonst lässt sich einiges tun, um den Klimawandel nicht weiter anzuheizen. Sinnvoll kann es sein, mit den Schülern im Vorfeld über die Klimafolgen von Flugreisen zu sprechen und die Emissionen mit einem der üblichen Klimarechner zu berechnen: WWF (https://www.wwf.de/themen-projekte/klima-energie/wwf-klimarechner/), Umweltbundesamt (https://uba.co2-rechner.de/de_DE/). Grundsätzlich sollte überprüft werden, ob sich bei Fahrten mit Bus- oder Bahnanreise und Unterbringung im ökologisch geführten Hostel dieselben pädagogischen Ziele nicht klimafreundlicher erreichen lassen.

  • Ist es wirklich notwendig, zu fliegen? Gibt es Alternativen – etwa Zugreisen?
  • Dasselbe gilt für längere Schiffsreisen – mit Schweröl betriebene Schiffe schädigen das Klima enorm.
  • Wenn geflogen werden muss: Welche Gesellschaft bemüht sich am meisten um Klimaschutz? Der atmosfair Airline Index hilft weiter: https://www.atmosfair.de/de/.
  • Lassen sich die Emissionen, die der Flug verursacht, kompensieren? Sehr oft wird bei der Kompensation allerdings nur Kohlenstoffdioxid berücksichtigt, nicht aber andere Schadstoffe wie Sulfate, Stickoxide und weitere klimawirksame Prozesse. Tipps zur freiwilligen Kompensation gibt die Deutsche Emissionshandelsstelle (DEHSt): https://www.dehst.de/DE/Klimaschutzprojekte-durchfuehren/Freiwillige-Kompensation/freiwillige-kompensation-node.html.
  • Lassen sich Ziele vor Ort auch erwandern oder mit dem Fahrrad erreichen?
  • Sind motorisierte Freizeitaktivitäten vor Ort auszuschließen?
  • Sind die Schüler angewiesen, möglichst wenig Gepäck mitzunehmen?
  • Wurden die Schüler informiert, die Klimaanlage vor Ort abzuschalten, wann immer es möglich ist?
  • Ist der Fahrer des Reisebusses bereit, bei längerem Halt den Motor auszuschalten?
  • Kann bei der Verpflegung auf Fleischprodukte verzichtet werden?

Umweltschutz

Wenn sich Schüler in ökologisch sensiblen Gebieten bewegen, benötigen sie Hilfestellungen zu umweltfreundlichem Verhalten. Das beginnt bei der Packliste. Grundsätzlich sollten Schulen auch über die Durchführung von Skifahrten nachdenken – hier lassen sich Schäden an der alpinen Umwelt durch vorsorgliches Handeln zumindest eindämmen.

  • Wenn Outdoorkleidung erforderlich ist und zugekauft werden muss – kennen die Schüler Anbieter von natürlichen, fair gehandelten Materialien?
  • Sind die Schüler besonders in Gebieten mit akuter Wasserknappheit um sparsamen Wasserverbrauch gebeten worden?
  • Führen Ski-Ausfahrten in schneesichere Gebiete, die sich mit umweltfreundlichen Gebieten erreichen lassen? Müssen Ski-Ausfahrten jährlich durchgeführt werden?
  • Lassen sich große Hotelanlagen (zum Teil mit beheizten Pools) vermeiden?
  • Wurden die Schüler darüber informiert, welche Souvenirs vor Ort die Umwelt schädigen?
  • Sind auf den Packlisten der Schüler wiederverwendbare Wasserflaschen vorgesehen?
  • Wurden die Schüler dazu angehalten, auf Aluminiumdosen zu verzichten?
  • Sind die Schüler gebeten worden, wiederaufladbare Batterien mitzunehmen und nicht vor Ort zu entsorgen?
  • Können die Schüler nachhaltige Pflege- und Hygieneprodukte mitbringen?
  • Hat jeder Schüler eine eigene Stofftasche dabei, damit keine Plastiktüten erforderlich sind und die Waren im Zielland nicht eigens verpackt werden?
  • Kann man mit den Schülern vor Ort bereits kleiner Müllsammelaktionen durchführen?
  • Lassen sich Aktivitäten in ökologisch besonders sensible Naturräume vermeiden?
  • Wurden die Schüler gebeten, auf den bestehenden Wegen zu bleiben – besonders in Mooren, im Gebirge und in den Dünen?

Konsum

  • Wurden die Schüler dafür sensibilisiert, dass sie internationale Ketten ohne Wertschöpfung vor Ort meiden sollten?
  • Bekommen die Schüler die Möglichkeit, Verpflegungen auf örtlichen Märkten oder in kleinen Familienbetrieben zu beschaffen statt in Supermärkten?
  • Wurden die Schüler gebeten, regionalen Lebensmitteln den Vorzug zu geben?
  • Gibt es vor Ort Produkte aus fairem Handel oder ökologischer Produktion?
  • Lassen sich Textilien und Kunsthandwerk direkt beim Erzeuger kaufen?
  • Wurden die Schüler gebeten, auf den Kauf von Fischprodukten zu verzichten?

Verhalten

  • Sozial schwache Viertel oder Slums sollte man zu Fuß erkunden, am besten in fachkundiger Begleitung: Wurden die Schüler für den Umgang mit Armut und Krankheit sensibilisiert? Sind die Schüler dafür sensibilisiert worden, wo und was nicht fotografiert werden sollte?
  • Lassen sich bei Fahrten Hilfsorganisationen oder soziale Einrichtungen vor Ort unterstützen? Ist ein Besuch möglich? Vielleicht sind die Schüler für einen Kuchenverkauf oder eine Sammelaktion zu gewinnen, wenn sie den Erlös direkt übergeben können?
  • Gibt es klare Anweisungen, wie die Schüler mit Dienstleistern vor Ort umgehen sollten? Ist allen klar, wie Respekt im konkreten Handeln aussieht? Auch bei Städtereisen sollte auf die Wohnbevölkerung und deren Alltag Rücksicht genommen werden.
  • Haben die Schüler ein nachhaltiges Kulturtraining für das Zielland erhalten?
  • Haben die Schüler Vorgaben für örtliche Kleidernormen erhalten?
  • Haben die Schüler die wichtigsten Wendungen in der Sprache des Ziellands erlernt?
  • Wurden Vorkehrungen getroffen, dass die Angebote im Gastland tierschutzkonform sind? Nicht besuchen sollte man Delfinarien und Streichelzoos. Wer Meeressäuger in sein Programm aufnehmen möchte, kann die Angebote der Dolphin and Whale Conservation (https://de.whales.org/) oder von OceanCare (https://www.oceancare.org/de/startseite/) in Anspruch nehmen.

Ressourcen