Ludwig Uhland in Winnenden

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Bild: Franz Kugler: Ludwig Uhland, 1832

Leider ist der gebürtige Tübinger Ludwig Uhland (1787-1862) auch unter Schwaben längst nicht mehr so bekannt, wie er es einst war und wie er es verdient hätte. Noch zur Mitte des 20. Jahrhunderts war Uhland durch seine Gedichte und ihre Vertonungen fast jedem Schulkind ein Begriff. Bekannt sind eine gute Handvoll seiner Texte zumindest älteren Schwaben immer noch. Sie erinnern sich an Uhland beim Besuch der Wurmlinger Kapelle („Droben stehet die Kapelle“), wenn der Frühling aufzieht („Die linden Lüfte sind erwacht“), bei Beerdigungen („Ich hatt’ einen Kameraden“) oder Besäufnissen („Bei einem Wirte wundermild“). Auch zwei seiner Balladen sind noch einzelnen Lesern bekannt: die Schwäbische Kunde mit ihrem berüchtigten Ende und Des Sängers Fluch. Wäre die Stuttgarter Uhlandshöhe nicht, man würde Uhland außerhalb Tübingens wohl bald vergessen. Das wäre schade! Nicht nur als Lyriker, auch als Abgeordneter und Philologe hat Uhland große Verdienste erworben.

Bezug zu Winnenden

Uhland ist in Winnendens Straßenbild und in seiner Schullandschaft verewigt. Die Uhlandstraße mündet als Parallelstraße der Schillerstraße in den Mörikeweg, die ursprünglich Schwaikheimer Ludwig-Uhland-Gemeinschaftsschule hat die Schülerschaft der ehemaligen Robert-Boehringer-Schule übernommen.

Uhlands wichtigster Bezug zu Winnenden ist der am 20.3.1787 in Vaihingen geborene Karl Ludwig Friedrich Roser, der ab 1804 dem Kreis der Tübinger Studienfreunde angehörte. Sein Vater war ab 1793 Oberamtsmanns in Winnenden, Roser verbrachte einen Großteil seiner Jugend in Winnenden (Merkur, S. 577. Nach dem Abschluss des rechtswissenschaftlichen Studiums und der Beeidigung als Anwalt unternimmt Roser zunächst eine längere Bildungsreise und zieht zuletzt nach Stuttgart, wo er Luise Vischer, die Stieftochter des Hofrats Pistorius heiratet. Uhland, den Roser im Haus der Familie Pistorius einführt, verlobt sich mit der jüngeren Schwester, Emilie Auguste, die er 1819 heiratet. Uhland und Roser sind also verschwägert und leben zeitweilig unter einem Dach. Der naturwissenschaftlich interessierte Roser hält sich zur Erholung regelmäßig in Winnenden auf, wo er in regem Austausch mit dem Oberamtsarzt Christmann steht, der als Botaniker dilettiert (Jahreshefte, S. 31). Für Uhland hört sich Roser in Winnenden nach Stoff um für Uhlands Sagensammlung und nach den Weinpreisen – der Winnender Wein werde „gelobt“, wie er an Julius von Hartmann schreibt.

Bild: Die Sängerrunde am Weinsberger Thurm. In: Die Gartenlaube. Heft 1, 1866, S. 4–8, mit koloriertem Stich von Heinrich von Rustige). Zu sehen ist der Seracher Dichterkreis, hier im Garten des Kernerhauses in Weinsberg. Von links: Theobald Kerner, Nikolaus Lenau, Gustav Schwab, Graf Alexander von Württemberg, Karl Mayer, Justinus Kerner, Friederike Kerner, Ludwig Uhland, Karl August Varnhagen von Ense.

Auch der Zusammenbruch Nikolaus Lenaus führt Uhland nach Winnenden. Die beiden hatten sich bereits im September 1831 bei Lenaus Aufenthalt in Tübingen kennengelernt, durch die Vermittlung von Gustav Schwab. Gemeinsam mit den Schwabs besuchen Uhland und Lenau die Wurmlinger Kapelle (Am 30.9. 1844 unterrichtet Justinus Kerner Karl Mayer und Uhland über Lenaus Zustand. Beim Besuch von Karl Mayer kündigt Lenau einen Besuch bei Uhland in Tübingen an. Uhland, der auf der Durchreise mehrfach in Winnenden haltmacht, besucht Lenau er im März 1847. Lenau muss wohl kaum ansprechbar gewesen sein. Im Gespräch mit seinem Wärter hat er sich jedoch sehr erfreut über Uhlands Besuch gezeigt, folgt man Mayers Aussage: „Mein Uhland war da!“. Anastasius Grün erwähnt in seinen „Lebensgeschichtlichen Umrissen“ eine Nachricht Uhlands mit ähnlichen Folgen: „Ein kurzes sinnvolles Billet Uhlands machte dem Kranken große Freude (Lenau: Werke, S. 75) – es könnte sich um den Brief vom 16.11.1844 handeln. Am 21.11. antwortet Lenaus Schwager Schurz an Karl Mayer „Dein und Uhland’s ungemein sinniger Brief haben unserem Bruder außerordentliche Freude gemacht. Ihr bauet Euch wahrlich Stufen im Himmelreich, wenn ihr Niembsch von Zeit zu Zeit wieder mit einigen Worten erquicken wollt. Ein Brief ist für ihn, wie für den Wanderer ein frischer Trunk im Schatten nach langem staubigem sonnevollem Wege“ (Mayer, in: Lenau: Briefe, S. 191). Ludwig Uhland, ohnehin nicht gerade für seine überschäumende Freude am Briefeschreiben bekannt, hält sich in der Folge zurück, obgleich er Lenau in den ersten Jahren der Freundschaft zwei Gedichte gewidmet hatte (An Lenau; Die Freunde).

Bibliographie

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Jahreshefte des Vereins für vaterländische Naturkunde in Württemberg, 19. Jg., Stuttgart: Ebner & Seubert, 1863

Schwäbischer Merkur, II. Abt., 1. Bl., 1862

Nikolaus Lenau: Lenaus sämtliche Werke, hrsg. v. Anastasius Grün. Stuttgart: Cotta / Kröner, 1882, I, 1, S. 75

Mayer, Karl: Nicolaus Lenau’s Briefe an einen Freund, hrsg. v. Karl Mayer. Stuttgart: Mäcken, 1852, 2. Aufl.