Basilikum

Ocimum Basilicum L.

Lamiaceae (Lippenblütler)

 William Holman Hunt: Isabella and the Pot of Basil, 1868, Ö / L, 184 x 116, Newcastle: Laing Art Gallery

I - Trivialnamen:

Basilienkraut, Braunsilge, Deutscher Pfeffer, Königskraut, Krampfkräutl, Suppenbasil, Herrenkraut, Hirnkraut, Josefskräutlein, Königsbalsam, Pfefferkraut

II - Etymologie:

βασιλικός, ή, όν = königlich > lat. basilicus > nhd. Basilikum

III - Weitere Sprachen:

NL: basilicum, bazielkruid, baziel, koningskruid --- ENGL: basil --- ESTN: basiilik --- FRZ: basilic, pistou, l’herbe royale --- FRIAUL: basili --- IT: basilico --- POLN: bazylia --- PORT: basílico, manjericão --- UNG: bazsalikom --- RUSS: базилик --- VENEZ: basegò --- SCHWED: basilika – ALB: borziloku --- RUM: busuioc --- WAL: brenhinllys --- BASK: albaraka --- SPAN: albahaca, alhábega, albacar --- AMH: besobila --- ARAB: ar-rihan --- TÜRK: reyhan --- UZB: rayhon --- ARM: shahaspram --- GEORG: shashkvlavi --- ASSAM: tuloxi --- ARAM: hauk --- BENG, URDU, HINDI, PUNJ: tulsi --- CHIN: jiǔ céng tǎ, luó lè --- KANT: gáu chàhng taap, lòh lahk --- EWE: bebusui (O. gratissimum) --- GÄL: lus-rìgh --- GUJ: sabje --- HMONG: tchow ze tang --- INDON: indring, kermangi, selasih --- MALAYS: kemangi, daun selaseh, selasi jantan --- JAP: bajiru, mebōki --- KASACH: nasıbaygül --- KHMER: chi neang vong --- KOR: pejil, naruk --- TAGAL: sulasi, balanoi --- TAMIL: tiviragandam, tirunirrippachai --- THAI: Horapa, Horapha; kaprao (O. tenuiflorum); phak itu, maenglak (O. citriodorum); yira, kaprao-chang (O. gratissimum)

IV - Sprache:

Sprichwörter: Κι αν ο βασιλικός μαραθεί την μυρουδιά την κρατεί. (ngr.: Auch wenn der Basilikum welkt, seinen Duft behält er. = Wenn man auch älter wird, behält man doch seinen Wert.)

V - Literatur:

LIEBESSYMBOL. In Giovanni Boccaccios Decamerone (E 1349-1353, ED 1470) wird der Diener Lorenzo, Geliebter der Kaufmannstochter Elisabetta, von ihren Brüdern umgebracht. Das Mädchen findet den Körper des Getöteten und versenkt dessen abgetrennten Kopf in einem Topf, den sie mit „salernitanischem Basilikum“ (basilico salernitano) bepflanzt. Die Pflanze gedeiht, bewässert von Elisabettas Tränen. Die Brüder entdecken den Kopf und fliehen nach Neapel, während Elisabetta an ihrer Trauer stirbt. --- Als Liebespflanze taucht Basilikum auch 1894 in Le Lys rouge von Anatol France auf, wo Quentin der Thérèse einen Zweig Basilikum überreicht: „Elle allait partir. Il lui fit signe d’attendre un peu. Il cueillit avec soin un brin de basilic et le lui offrit.” (Kap. XVIII). --- John Keats nimmt in seiner Ballade Isabella; or, The Pot of Basil Bezug auf Boccaccio (LII, 413-316): „She wrapp’d it up; and for its tomb did choose / A garden-pot, wherein she laid it by, / And cover’d it with mould, and o’er it set / Sweet Basil, which her tears kept ever wet.” ( John Keats: Poetical Works. London: Macmillan, 1884, Nr. 38) Im türkischen Volksmärchen vom Basilienmädchen befragt ein Bey ein junges Mädchen, wie viele Blätter eine Basilikumpflanze habe – sie beschämt ihn mit der Gegenfrage, wie viele Sterne es am Himmel gebe (Wolfram Eberhard, Pertev Nailî Boratav: Typen türkischer Volksmärchen. Wiesbaden: Steiner 1953, S. 228) --- In Denis Diderots Roman Jacques le Fataliste (E 1773, ED 1796) zeigt der Herr seinem Knecht Jacques, woran er erkenne, dass dessen Pariser Geliebte Agathe bereit ist, ihn zu empfangen – an einem Topf Basilikum am Fenster („ Un pot de basilic mis en dehors est le signal convenu“). --- B. HEILKRAUT. Bei einem Krankenbesuch in Gustav Freitags Roman Die verlorene Handschrift (Buch I, Kap. 5) unterhalten sich Ilse und der bettlägrige Benz darüber, einen Blumenkasten am Fenster anzubringen. Ilse sagt: „[…] ‚aber Basilikum muß auch dabei sein.‘“ (Gustav Freytag: Gesammelte Werke. Band 6, Leipzig/ Berlin [o.J.], S. 103). --- C. RITUALPFLANZE. Theodor Gottlieb von Hippel schildert in seinem Roman Kreuz- und Querzüge des Ritters A bis Z (II, 147: Tabor), dass zum Initiationsritus beim Tabor-Orden das Verbrennen eines Basilikumtopfes gehöre (Theodor Gottlieb von Hippel: Kreuz- und Querzüge des Ritters von A bis Z. Zwei Theile, Theil 2, Leipzig 1860, S. 228, 230). --- D. PFLANZE DES SÜDENS. Emmanuel Geibel lässt das lyrische Ich seiner Elegie Charmion (Emanuel Geibel: Werke, Band 2, Leipzig und Wien 1918, S. 283) in einen südlichen Duftgarten eintreten, in dem auch Basilikum wächst: „Wohl, ich gehorche dem Blick, und du führst mich ins duftende Gärtchen, / Wo der Granatbusch prangt, wo das Basilikum sprießt, / Und Hesperiens Baum uns im Schatten empfängt, mit der Fülle / Goldener Äpfel zugleich, silberner Blüten geschmückt.“ In Kurt Kluges Roman Der Herr Kortüm (1938) wird ein Hummergericht dezent mit Basilikum gewürzt(Kap. 57). --- Ferdinand Gregorovius berichtet in seinen 1877 erschienenen Wanderjahre in Italien (Kap. 94) von Spinnerinnen, die in Ana-Capri am Meer sitzen und ihrer Arbeit nachgehen: „Fast alle hatten sie einen Strauß in der Hand oder einen Zweig Basilikum, durch die Blume zu bitten; Antoniella aber hielt den prächtigsten Strauß vor sich von Basilikum, Nelken, purpurroten Rosen und Myrten, mit einem bunten Band kunstvoll in Schleifen zugebunden.“ --- Als Versatzstück des Italienmotivs findet sich Basilikum noch in Hugo von Hofmannsthals 1899 publizierter Reitergeschichte (Kap. 1), wo die Hauptfigur eine Dame in einem Zimmer mit Gartenfenstern erblickt, „worauf ein paar Töpfchen Basilikum und rote Pelargonien“ zu sehen sind. (Hugo von Hofmannsthal: Das Märchen der 672. Nacht / Reitergeschichte / Erlebnis des Marschalls von Bassompierre. Frankfurt a. M.: Fischer, 1998).

 VII - Bildende Künste:

Von William Holman Hunt wird die aus Boccaccio bekannte klagende Elisabetta vor dem Basilikumtopf dargestellt (Isabella and the Pot of Basil, 1868, Ö / L, 184 x 116, Newcastle: Laing Art Gallery).

VIII - Darstellende Künste und Musik:

Das persische Wiegenlied Gole Reyhan (farsi: لالایی گل ریحان ) spricht das Kind als „süßen Basilikum“ an: „Ich gehe zum Feld und pflücke Blumen / Die Blüte des süßen Basilikums.“

IX - Audiovisuelle Medien:

Sir Basil ist eine Figur aus der englischen Kinderserie The Herbs (Drehbuch: Michael Bond, Regie: Ivor Wood; 12.2.1968-6.5.1968, BBC).

X - Verwendung:

Gewürzpflanze (italienische Küche), getrocknet oder frisch, oft mit Tomaten und in Pestos; auch in der georgischen Gewürzmischung khmeli-suneli --- Verwendung der Duftstoffe in der kosmetischen Industrie --- Bestandteil von Kräuterlikören (Basilikummazerat und –destillat) --- Einsatz des Destillats oder der Droge (bei Appetitlosigkeit , Blähungen, Wurmbefall und Magengeschwüren) --- in Portugal als Liebesgabe im Topf an Johannis und St. Antonius --- im Hinduismus ritueller Gebrauch von Tulsi (Ocimum tenuiflorum) als heilige Pflanze des Vishnu, aber auch an Shiva-Tempeln oder als Türschmuck von Privathäusern--- als Altarschmuck und zur Bereitung von Weihwasser in der Orthodoxie --- in Europa und Indien als Grabbeigabe --- als Ladenschmuck und Amulett in Mexiko, ausgehängt im Schaufenster --- im alten Ägypten und Griechenland als Schlüssel zum Jenseits --- im spanischen Bolaños de Calatrava als Gegenstand des Basilikumfestes, der Fiestas de la Albahaca --- in Bétera (Spanien) als Weihabe an die Virgen de Asunción --- in Alicante zur Abwehr von Fliegen (unter der Bezeichnung alhábega) --- in afrokubanischen Riten: über den Kopf des Mediums gehalten als Ritualpflanze

XI - Verbreitete Unterarten:

Ostindischer Baumbasilikum (O. gratissimum) --- Tulsi, Heiliger Basilikum (O. tenuiflorum)

XII - Lektüre:

  • Hiltunen, Raimo: Basil: the genus Ocimum. Amsterdam [u.a.] : Harwood Academic Publ., 1999
  • Maag, Thuri u. Theres Berweger: Basilikum : viel mehr als ein Küchengewürz []. Weil der Stadt: Hädecke, 2006

XIII - Links:

 

Kontext