Schulverweigerung, Schulschwänzen, Absentismus

Schulverweigerung und Schulschwänzen rechtzeitig erkennen

Der Schüler / Die Schülerin …

  • kommt nach dem Pausenbesuch zu spät
  • kommt zu spät in den Unterricht und nennt fragwürdige Gründe
  • fehlt besonders in Randstunden und im Nachmittagsunterricht
  • hat auffällig oft Arzttermine während der Schulzeit
  • fälscht Entschuldigungen
  • verlässt in Pausen und Hohlstunden das Schulgelände
  • berichtet von häuslichen Problemen
  • wird beim Fehlen von seinen Eltern unterstützt
  • hat oft langfristige Atteste mit unterschiedlichen Diagnosen
  • sucht Gründe, den Unterricht zu verlassen (Toilettenbesuch, vergessenes Material).
  • dehnt Aufenthalte außerhalb des Klassenzimmers werden ausgedehnt.
  • leidet unter einer generalisierten Angststörung, Schulangst oder einer Schulphobie
  • provoziert es, aus dem Unterricht verwiesen zu werden.
  • verstößt gegen zahlreiche Klassenregeln.
  • verweigert jede Form von Mitarbeit, gerade in Partner- und Gruppenarbeit
  • verlässt den Unterricht verfrüht
  • protestiert, wenn er ermahnt wird
  • wirkt interesselos und untätig
  • sucht Kontakt zu anderen Schulverweigerern
  • gerät oft in Streit mit Klassenkameraden und opponiert gegen den Lehrer
  • wird ausgegrenzt, ist ein Opfer von Mobbing
  • fehlt häufig entschuldigt wegen unklaren Symptomen
  • fehlt unentschuldigt
  • hat Probleme mit bestimmten Lehrkräften
  • fehlt oft wegen Übelkeit oder einer schwer erkennbaren Verletzung und bleibt auffällig lange zu Hause
  • macht seine Hausaufgaben nicht oder nur teilweise
  • kommt unvorbereitet und ohne Arbeitsmittel in den Unterricht
  • legt den Kopf auf den Arbeitstisch
  • nimmt Arbeitsblätter nicht an oder wirft sie weg
  • wird von den Eltern gebraucht (Trennungsangst der Eltern, Mitarbeit im elterlichen Betrieb, Betreuung der Geschwister, Pflege erkrankter Familienmitglieder)
  • hat persönliche Probleme (Krankheit, Beziehungsprobleme, Trennung der Eltern, Todesfall)
  • wird vom Elternhaus nicht unterstützt (kein Sportzeug, kein Pausenbrot, keine finanziellen Beiträge, mangelhafte Ausstattung, kein Interesse der Eltern an Gesprächen oder Elternabenden, verwahrloste Erscheinung und mangelnde Hygiene, fehlende Entschuldigungen, Eltern bleiben Terminen fern)

Prävention

Es gibt eine klare, allen Beteiligten bekannte Richtlinie zum Umgang mit Präsenzproblemen, ein schulisches Konzept:

  • Anwesenheitskontrolle
  • Dokumentation
  • Umgang mit Versäumnissen
  • Verfahren der Rückführung (Ritual)

Die Haltung der Schule zu Schulverweigerung ist

  • verständnisvoll (keine Entwertung des Schülers)
  • offen (keine Tabuisierung)

An der Schule sind Zuständige für Schüler mit Präsenzproblemen benannt, mit folgenden Aufgaben:

  • Expertise im Bereich der Schulverweigerung
  • Weitergabe der Informationen an Eltern und Kollegen
  • Führen von Gesprächen mit Eltern und Schülern
  • Kontakte zu außerschulischen Institutionen

Die Lehrer kennen Anzeichen für Präsenzprobleme:

  • Leistungsabfall
  • Häufung von Fehlzeiten, auch in einzelnen Fächern
  • Zuspätkommen
  • Hohe Anzahl von ärztlichen Attesten
  • Auffälliges Sozialverhalten, Unterrichtsstörungen
  • Passive Haltung zum Unterricht
  • Psychosomatische Beschwerden
  • Mangelnde Integration im Klassenverband
  • Neuzugänge (vor allem: Wiederholer)

Fehlzeiten werden sofort

  • festgestellt
  • dokumentiert
  • weitergeleitet
  • analysiert
  • bearbeitet

Die Lehrer kennen das Phänomen der Schulverweigerung:

  • Erscheinungsformen
  • Ursachen
  • Möglichkeiten der Prävention
  • Formen der Intervention

Intervention

  • Es besteht ein intensiver Kontakt mit den Eltern.
  • Die Eltern überprüfen die Ruhezeiten des Schülers.
  • Es wurde ein Förderplan für den Schüler erstellt.
  • Der Schüler erhält Arbeitsaufträge, wenn er fehlt.
  • Der Schüler wird sofort nach seiner Rückkehr auf sein Fehlen angesprochen.
  • Die Gründe für die Schulverweigerung wurden analysiert.
  • Es besteht Kontakt zu externen Unterstützern (Jugendsozialarbeit, Jugendamt, Schulpsychologe, Ortspolizei).
  • Der Schüler wurde über die Konsequenzen seines Fehlens aufgeklärt.
  • Der Schüler erhält Unterstützungsangebote für seine speziellen Bedürfnisse.
  • Der Schüler hat eine Vertrauens- und Bezugsperson an der Schule.
  • Es gibt klare Absprachen über Gesprächstermine mit dem Betreuer.
  • Die Schullaufbahn des Schülers wurde geprüft.
  • Es gibt eine Übersicht darüber, was der Schüler nachholen muss.
  • Es kann ein Weck- und Abholdienst organisiert werden.
  • Bemühungen des Schülers werden gewürdigt und ggf. belohnt.
  • Die Schule hält durch Telefonanrufe oder Hausbesuche Kontakt bei Phasen des Fehlens.
  • Besonders an heiklen Tagen (vor den Ferien, Nachmittagsunterricht) wird auf die Präsenz besonders geachtet.

Literatur

  • Claßen, Albert / Karin Nießen: Was tun bei Schulverweigerung? Motive erkennen – Schüler erreichen und zurückholen. Mülheim a. d. Ruhr: Verlag an der Ruhr, 2015
  • Stamm, Margrit: Die Psychologie des Schulschwänzens. Rat für Eltern, Lehrer und Bildungspolitiker. Bern: Huber, 2008
  • Menzel, Dirk / Wiater, Werner (Hgg.): Verhaltensauffällige Schüler. Symptome, Ursachen und Handlungsmöglichkeiten. Bad Heilbrunn: Julius Klinkhardt, 2009, insbesondere die Beiträge S. 383 (Ricking)

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