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18. Aug.. 2017

Albanisch-deutsche Kulturbeziehungen


Albanien als Thema der deutschen Literatur - und leider viel zu wenig Deutschland als Gegenstand albanischen Kulturschaffens. Vielleicht findet sich ja ein netter Albaner, der diese Lücke schließt?
Kategorie: Germanistik
Erstellt von: pangloss

Albanisch-deutsche Beziehungen - es ist zum Verzweifeln! Vermutlich dürfte man bis zum Beginn der osmanischen Zeit vereinzelt auf Quellen stoßen, mir ist das in der Kürze der Zeit nicht gelungen (nimmt man von Harff aus). Ein Problem ist die Variationsbreite der Benennung - nun, was sind sie denn nun? Illyrer? Epiroten? Skiptaren? Schkiptaren? Albanier? Albanesen? Albaner? Ein anderes Problem ist die Isolation des albanischen Kulturraums in der Zeit der osmanischen Herrschaft; Albaner gelangen zwar in entlegene Winkel des Osmanenreichs (Ägypten, Trapezunt), aber Texte in albanischer Sprache entstehen kaum und gelangen auch nicht in den Westen. Während der Diktatur Enver Hoxhas ist an eine freie Kulturbegegnung ebenfalls nicht zu denken.

Was prägt das Albanerbild deutscher Autoren? Zunächst ist es Skanderbeg ("Georg Castriot"), dessen Abwehrkampf gegen die Osmanen halb Europa mit unverhohlener Begeisterung verfolgt. (Weswegen in einigen Texten "Skanderbeg" ein Pferdename ist, enzieht sich meiner Kenntnis jedoch.)  Dann beginnt man die Albaner aber bald (nach ihrer Islamisierung) als willfährige Helfer der Türken und Unterdrücker der Griechen zu sehen; Goethe in seinen Griechisch-epirotischen Heldenliedern verfährt so. Irgendwann um 1830 herum wird das "albanesische Gewand" modern, das auch die Griechen tragen - und das auch deutsche Schriftsteller durchaus wahrnehmen. Trotzdem, es fallen Texte ins Auge, die Albanien der Kulturlosigkeit zeihen. Erst mit der Liga von Prizren ändert sich das; vermehrt findet Albanien zur Jahrhundertwende auch Liebhaber. Die beiden Weltkriege führen zu einer Neuentdeckung und Neubeschreibung Albaniens, leider oft auch mit chauvinistischem Unterton. Mit dem Aufstieg der Albanologie (besonders in  Österreich-Ungarn und in München, dann aber vor allem in Ostdeutschland) begibt man sich auf Augenhöhe.

Wäre es so nur geblieben! Trotz bedeutendem Zustrom aus Albanien, dem Kosovo und Mazedonien seit 1990 stößt die Kultur Albaniens außerhalb eng begrenzter Zirkel auf Unverständnis oder Ablehnung. Ein Beispiel? Klickt man bei Wikipedia auf "Albaner in Deutschland" stößt man auf eine geradezu bestürzend eintönige Mischung von Terroristen, Boxern, Fernsehsternchen - nur wenige Albaner in seriösen Branchen haben es in diese Liste geschafft. Das ist bedauerlich. Vielleicht trägt unsere Chronologie zur Neubewertung bei? Shprësoj!